Intercompany-Verrechnung: Alles zur zwischenbetrieblichen Verrechnung

Viele Unternehmen agieren in komplexen Konzernstrukturen. Das macht das Finanzmanagement nicht einfacher, vor allem die Bedeutung von Intercompany-Verrechnungen ist in diesem Zusammenhang wichtig. Diese internen Transaktionen, die zwischen verschiedenen Einheiten innerhalb einer Konzernstruktur stattfinden, sind für die interne Abrechnung relevant und unterliegen bestimmten Anforderungen. In diesem Artikel erfahren Sie alles zur innerbetrieblichen Verrechnung.

Definition und Bedeutung: Was ist eine Intercompany-Verrechnung?
Intercompany-Verrechnungen sind Transaktionen zwischen Teilen desselben Unternehmensverbunds, beispielsweise Tochterunternehmen, Abteilungen oder anderen Legaleinheiten.
Eine Intercompany-Verrechnung kann zum Beispiel Warenlieferungen oder Dienstleistungen betreffen. Solche Verrechnungen zielen darauf ab, die interne Leistung fair und marktüblich zu bewerten, um die wirtschaftliche Performance korrekt darzustellen. Diese Verrechnungen sind für die Steueroptimierung und das Controlling innerhalb eines Konzerns entscheidend -- so können Sie als Unternehmer:in oder Finanzverantwortliche:r die Gewinnverteilung und damit die Steuerlast beeinflussen.
Die korrekte Handhabung solcher Transaktionen ist im Hinblick auf steuerliche Regelungen und internationale Transferpreisrichtlinien, die eine marktüblich Bewertung erfordern, besonders wichtig. Nicht konforme Verrechnungspreise können zu steuerlichen Nachforderungen führen. Daher ist eine transparente und dokumentierte Preisgestaltung innerhalb des Konzerns entscheidend -- so vermeiden Sie unnötige Risiken.
Wozu werden innerbetriebliche Verrechnungen vorgenommen?
Innerbetriebliche Verrechnungen haben im Rahmen des Finanzmanagements und der operativen Steuerung eines Gesamtverbunds mehrere Ziele. Sie ermöglichen eine effiziente Ressourcenallokation, unterstützen das Controlling bei der Bewertung und Steuerung der einzelnen Geschäftseinheiten und tragen zur Transparenz und Genauigkeit der finanziellen Berichterstattung bei.
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Effizienzsteigerung und Ressourcenallokation: Durch Intercompany-Verrechnungen können Unternehmen Ressourcen dort einsetzen, wo sie den größten Nutzen stiften. Sie ermöglichen eine interne Leistungsverrechnung, die sicherstellt, dass jede Einheit für die von ihr bezogenen Leistungen fair belastet wird.
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Controlling und Leistungsbewertung: Innerbetriebliche Verrechnungen sind ein wichtiges Instrument für das Finanzcontrolling, um die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Unternehmenseinheiten zu messen und zu vergleichen. Sie bieten eine detaillierte Grundlage für Analysen zur Profitabilität und Produkt- oder Geschäftsbereichseffizienz.
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Transparenz und Genauigkeit in der Finanzberichterstattung: Eine korrekte und nachvollziehbare Verrechnung interner Leistungen ist wichtig für die Genauigkeit der Finanzberichterstattung. So wird gewährleistet, dass die externen Abschlüsse des Unternehmens die wirtschaftlichen Verhältnisse korrekt wiedergeben.

Wie funktioniert eine Intercompany-Verrechnung?
Die Durchführung einer Intercompany-Verrechnung folgt einem strukturierten Prozess, der sicherstellt, dass alle Transaktionen zwischen den beteiligten Unternehmensteilen korrekt erfasst, bewertet und verbucht werden.
Zwar ist dieser Prozess nicht in jeder Unternehmensstruktur gleich, er folgt aber in der Regel grob folgendem Schema:
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Identifizierung von Intercompany-Transaktionen: Zu Beginn müssen Sie alle Transaktionen, die zwischen verschiedenen Einheiten Ihres Unternehmens stattfinden, identifizieren.
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Festlegung von Verrechnungspreisen: Für die erbrachten Leistungen legen Sie angemessene Verrechnungspreise fest. Diese sollten den Marktwerten entsprechen, um steuerliche Konsequenzen zu vermeiden. Die Bestimmung dieser Preise erfordert oft eine detaillierte Analyse der Transaktionen und Marktvergleiche.
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Dokumentation und Buchung: Die Transaktionen und die zugehörigen Verrechnungspreise dokumentieren Sie anschließend und verbuchen Sie in den jeweiligen Buchhaltungssoftwares der beteiligten Einheiten -- so stellen Sie die Nachvollziehbarkeit sicher und entsprechen den gesetzlichen Anforderungen.
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Ausgleich und Abstimmung: Nach der Buchung der Transaktionen gleichen Sie Forderungen und Verbindlichkeiten der beteiligten Einheiten ab. Dieser Schritt kann durch Netting-Verfahren erleichtert werden, bei denen gegenläufige Forderungen und Verbindlichkeiten verrechnet werden, um die Anzahl der notwendigen Zahlungen zu reduzieren.
Ansätze der Intercompany-Verrechnung
Oft sind auch Mitarbeiter:innen und deren Arbeitskraft bei Verrechnungen involviert. Es gibt verschiedene Ansätze für die Verrechnung solcher Transaktionen, die je nach Ziel und Struktur des Unternehmens variieren können:
- Fokussierung auf Mitarbeiter:innen: Hier werden die Einkünfte und Ausgaben des Projekts auf das Unternehmen übertragen, aus dem die Arbeitskräfte kommen. Dieser Ansatz ordnet die Kosten dem Unternehmen zu, aus dem der oder die Mitarbeiter:in stammt.
- Fokussierung auf Projekte: Die Gemeinkosten werden hier auf den Betrieb übertragen, der projektverantwortlich ist. Die Herkunft des oder der Mitarbeiter:in spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, zu wessen Projekt die Arbeit beigetragen hat.
- Nur Kosten: Diese Methode vermeidet die Übertragung zusätzlicher Gemeinkosten oder Einkommen und konzentriert sich stattdessen nur auf die direkten Kosten der geleisteten Arbeit oder der gelieferten Güter.
Software und Tools für die Intercompany-Verrechnung
Moderne ERP-Systeme und spezielle Softwares bieten umfassende Unterstützung für die Durchführung von Intercompany-Verrechnungen. Damit können Sie Transkationen effizient(er) erfassen, bewerten und verbuchen -- zudem werden interne Konten automatisiert abgestimmt.
Beispiele für solche Tools sind SAP Business One, insighTPro und finobis. Zudem gibt es spezialisierte Module innerhalb größerer ERP-Systeme.
Intercompany: Beispiele für Verrechnungen
Intercompany-Verrechnungen decken ein breites Spektrum an internen Transaktionen ab. Wir stellen Ihnen drei praxisnahe Beispiele vor, wann solche innerbetrieblichen Verrechnungen sinnvoll sind.
Warenlieferungen zwischen Produktions- und Vertriebseinheiten
Stellen Sie sich vor, ein Konzern besitzt zwei separate Einheiten -- eine Produktionsgesellschaft in Deutschland, die hochwertige Elektronikkomponenten herstellt, und eine Vertriebsgesellschaft in Frankreich, die diese Komponenten an B2B-Endkunden verkauft.
Die Produktionsgesellschaft liefert ihre Komponenten regelmäßig an die Vertriebsgesellschaft. Für diese internen Lieferungen stellt sie Verrechnungspreise in Rechnung, die sowohl die Produktionskosten als auch einen angemessenen Gewinnaufschlag berücksichtigen.
Diese Intercompany-Verrechnungen ermöglichen es, den Gewinn entsprechend der Wertschöpfung in beiden Ländern aufzuteilen. Das sorgt im Finanz- und Liquiditätsmanagement für Kostentransparenz.
Dienstleistungen innerhalb eines Konzerns
Nehmen wir für das zweite Beispiel an, eine zentrale IT-Abteilung innerhalb eines international agierenden Konzerns entwickelt eine Software, die von verschiedenen Tochtergesellschaften weltweit genutzt wird.
Für die Bereitstellung, Wartung und Weiterentwicklung dieser Software verrechnet die IT-Abteilung Kosten an die nutzenden Tochtergesellschaften. Die Tochtergesellschaften können durch diese Intercompany-Verrechnung ihre IT-Kosten genauer budgetieren und kontrollieren.
Interne Darlehen
Finanzierungen zwischen verschiedenen Konzernteilen, beispielsweise zur Vorfinanzierung von Projekten oder zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, sind ein weiteres Feld der Intercompany-Verrechnung.
Eine Finanzholding vergibt beispielsweise ein Darlehen an eine Tochtergesellschaft, die in der Immobilienbranche tätig ist, um den Kauf eines neuen Bürokomplexes zu finanzieren. Das interne Darlehen wird zu marktüblichen Konditionen vergeben, einschließlich eines Zinssatzes, der vergleichbaren externen Finanzierungen entspricht.
Die Intercompany-Verrechnung sorgt in diesem Fall dafür, dass die Finanztransaktion transparent und nachvollziehbar abgebildet wird -- das ist für die interne Bewertung und externe Berichterstattung wichtig.
Wie ist die Regelung der Steuer bei Intercompany-Verrechnungen?
Die steuerliche Behandlung von Intercompany-Verrechnungen ist ein komplexes Feld. Gerade bei global vernetzten Konzernen und Holdinggesellschaften spielen auch internationale Richtlinien eine Rolle. Zentrale Elemente sind hierbei die Transferpreisgestaltung und die Dokumentationspflichten, um die Angemessenheit der internen Verrechnungspreise zu belegen.
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Transferpreise
Transferpreise sind die Preise, die für Transaktionen zwischen verbundenen Unternehmensteilen eines Konzerns angesetzt werden.
Die grundlegende Regelung: Preise müssen dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen. Das heißt, sie sollten den Bedingungen entsprechen, die auch zwischen unabhängigen Dritten unter vergleichbaren Umständen vereinbart worden wären.
Das Ziel dahinter ist, dass Gewinne nicht künstlich in Niedrigsteuerländer verlagert werden, um die Steuerlast des Gesamtkonzerns zu minimieren.
Dokumentationspflicht
Um die Angemessenheit der Transferpreise zu belegen, sind Unternehmen in vielen Ländern zur Dokumentation verpflichtet. Dazu gehören in der Regel eine Transferpreisdokumentation und ein Country-by-Country-Reporting, welche die Aufteilung der Einkünfte, Steuern und Geschäftsaktivitäten auf die verschiedenen Länder, in denen der Konzern tätig ist, transparent machen.
Die Einhaltung dieser Transferpreisregelungen und die damit verbundenen Dokumentationspflichten stellen für viele Organisationen eine Herausforderung dar. Auch hier kommen immer wieder Softwarelösungen zum Einsatz, die für das Transfer Pricing Management und die Durchführung von Verrechnungspreisanalysen eingesetzt werden.
Zudem können Sie als Unternehmer:in Vorabvereinbarungen mit den Steuerbehörden (sogenannte Advance Pricing Agreements, APAs) treffen. Das schafft Rechtssicherheit und minimiert steuerliche Risiken.
Fazit: Intercompany-Verrechnung sind komplex, aber notwendig
Intercompany-Verrechnungen sind ein zentraler Bestandteil des Finanzmanagements in Konzernstrukturen. Damit stellen Sie eine transparente interne Abrechnung sicher und halten steuerliche Richtlinien ein.
FAQ: Meistgestellte Fragen zu Intercompany-Verrechnung
Was bedeutet IC in der Buchhaltung?
In der Buchhaltung steht „IC“ für „Intercompany“, oder sinngemäß auf Deutsch übersetzt: innerbetrieblich oder zwischenbetrieblich. Dieser Begriff bezieht sich auf Transaktionen zwischen verschiedenen Einheiten desselben Unternehmensverbunds. IC-Transaktionen erfordern eine spezielle Buchhaltung und Verrechnung.
Was versteht man unter Intercompany?
Intercompany beschreibt die Beziehung zwischen verschiedenen Geschäftseinheiten oder Tochtergesellschaften derselben Organisation. Dies beinhaltet jegliche Art von Transaktionen -- zum Beispiel den Austausch von Waren, Mitarbeiter:innen oder Lizenzen.
Was ist Intercompany-Geschäft?
Ein Intercompany-Geschäft bezeichnet eine geschäftliche Transaktion zwischen zwei oder mehreren Einheiten innerhalb desselben Konzerns. Dazu können Verkäufe, Dienstleistungen, Darlehen und andere finanzielle Transaktionen zählen, die intern verrechnet werden.
Was ist eine Intercompany-Rechnung?
Eine Intercompany-Rechnung belegt eine Transaktion und Verrechnung zwischen zwei Einheiten derselben Organisation. So werden interne Verkäufe oder Leistungen dokumentiert.
Was sind Intercompany-Umsätze?
Intercompany-Umsätze entstehen aus dem Verkauf von Gütern, Dienstleistungen oder der Bereitstellung von Ressourcen von einer Einheit an die andere desselben Unternehmenskonzerns. Diese beeinflussen die externen Umsatzerlöse nicht.
Was ist ein Intercompany-Vertrag?
Ein Intercompany-Vertrag ist eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Einheiten derselben Organisation, die die Bedingungen für interne Transaktionen festlegt. Solche Verträge regeln üblicherweise Preise, Lieferbedingungen und andere Konditionen, um sicherzustellen, dass alle Geschäfte internen Richtlinien sowie externen gesetzlichen und steuerlichen Anforderungen entsprechen.
Was ist Intercompany-Accounting?
Intercompany-Accounting bezeichnet den Prozess der Erfassung, Abstimmung und Konsolidierung von Transaktionen zwischen verschiedenen Einheiten innerhalb desselben Unternehmensverbunds.

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