Welche Bedeutung hat die Konsolidierung für den Konzern?

Konzerne sind häufig sehr komplex in ihrer Struktur. Sie bestehen aus mehreren, teilweise sehr unterschiedlichen Organisationen unter der Leitung eines Unternehmens. Im Rechnungswesen stellt sich dann die Frage nach dem Konzernabschluss. Für diesen müssen die einzelnen Jahresabschlüsse der verschiedenen Einzelunternehmen übernommen und „konsolidiert“ werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Konsolidierung bedeutet und warum sie für einen Konzern so bedeutsam ist.

Konsolidierung in der Wirtschaft: Definition und Erklärung
Unter Konsolidierung wird in der Wirtschaft allgemein die Zusammenführung von mehreren Teilen zu einem Ganzen verstanden. Bei Konzernen wird vor allem im Zusammenhang mit der Jahresabschlusserstellung von Konsolidierung gesprochen. Die Einzelabschlüsse verschiedener Tochtergesellschaften werden in einem Konzernabschluss zusammengefasst.
Die gesetzlichen Verpflichtungen zur Aufstellung eines Konzernabschlusses sind in Deutschland im Handelsgesetzbuch (§§ 290 ff. HGB) geregelt. Wer Jahresabschlüsse nach den Vorschriften der International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellen muss, hat zudem weitere Besonderheiten zu beachten – diesen Aspekt klammern wir im Artikel allerdings aus.

Konsolidierung im Konzern
Um beurteilen zu können, wie die Gesamtleistung eines Konzerns aussieht, wird ein Konzernabschluss aufgestellt, der die Jahresabschlüsse aller verbundenen Unternehmen einbezieht. Dieser Vorgang wird als Konsolidation oder Konsolidierung im Unternehmen genannt.
Damit aus allen Einzelabschlüssen ein Konzernabschluss erstellt werden kann, müssen konzerninterne Vorgänge aufgerechnet werden.
Bekannte Konzerne sind beispielsweise Apple, Microsoft oder Tesla. In Deutschland gehören zum Beispiel Volkswagen und BASF zu den größten Konzernen. Wer wissen will, wie erfolgreich der jeweilige Konzern am Markt war, betrachtet hierfür den jeweiligen Konzernabschluss.
Hinweis: Viele Konzerne veröffentlichen die Daten des Konzernabschlusses auf ihrer Homepage und stellen diese häufig auch in Grafiken und Übersichten vor. Wer sich als potenzieller Investor ein Bild machen will, kann hier bereits viele Informationen finden. |
Konsolidierung: Synonyme und weitere Bedeutungen
Wenn von der Konsolidierung gesprochen wird, werden auch häufig Begriffe wie Aufrechnung, Vereinheitlichung oder Zusammenführung verwendet. Wenn also von der Zusammenführung der Einzelabschlüsse von Tochterunternehmen gesprochen wird, ist damit häufig der Konsolidierungsprozess gemeint.
Der Begriff kommt zudem in vielen anderen Bereichen vor – er beschreibt beispielsweise zudem die Umwandlung kurzfristiger in langfristiger Schulden. Auch an der Börse wird von Konsolidierung gesprochen, wenn sich der Aktienkurs eines Unternehmens nach einem starken Anstieg auf gleichbleibendem Niveau bewegt oder leicht sinkt.
Was bedeutet Konsolidierung für Konzerne und die Wirtschaft?
Warum ist ein Konzernabschluss relevant? Viele Informationen können bereits aus den Jahresabschlüssen der einzelnen Unternehmen gewonnen werden - allerdings sind darin auch konzerninterne Vorgänge berücksichtigt. Was ist damit gemeint?
Die verschiedenen Tochterunternehmen innerhalb eines Konzerns sind häufig miteinander verflochten. So erbringt beispielsweise ein Tochterunternehmen an ein anderes Dienstleistungen oder es werden Darlehen zwischen Tochtergesellschaften gewährt. Die verschiedenen Vorgänge sind in den jeweiligen Einzelabschlüssen enthalten. Das kann es erschweren, einen tatsächlichen Einblick zu gewinnen, wie erfolgreich die „realen“ Geschäfte des Konzerns waren.
Ein Beispiel: Tochterunternehmen A erzielt im Jahr 2020 Umsätze in Höhe von 260.000 Euro. Davon wurden 130.000 Euro durch Dienstleistungen an Tochterunternehmen B erzielt. Der Betrag von 260.000 Euro besteht also zur Hälfte aus konzerninternen Vorgängen.
Im Konzernabschluss bleiben sämtliche konzerninterne Verflechtungen außer Acht. Diese Daten sind für das eigene Management wichtig, beispielsweise um strategische Entscheidungen zu treffen, aber auch für Investor:innen oder Kreditgebende.
Konzernabschluss: Voraussetzung für die Konsolidierung der Finanzen
Der Konzernabschluss stellt also die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Konzerns vereinfacht gesagt so dar, als ob es sich um ein einziges Unternehmen handeln würde. In diesem Zusammenhang wird auch oft von Vollkonsolidierung gesprochen.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Einzelabschlüsse, die in den Konzernabschluss miteinbezogen werden sollen, auch vergleichbar sind. Diese Vergleichbarkeit gelingt nur, wenn die Abschlüsse vereinheitlicht werden, insbesondere im Hinblick auf den Stichtag, die Währung und die Bewertung (§ 308 HGB).
Ein Beispiel: Das Unternehmen B ist eine in der Schweiz ansässige, selbstständige Tochtergesellschaft des deutschen Konzerns A. Der Einzelabschluss von B wurde in der Währung CHF aufgestellt. Für den Konzernabschluss muss vor der Konsolidierung eine Währungsumrechnung erfolgen. Wie die Umrechnung zu erfolgen hat, ist im HGB (§ 308a) festgehalten.
Konsolidierungsmaßnahmen nach dem Handelsgesetzbuch (HGB)
Wenn die Einzelabschlüsse vereinheitlicht wurden, dann sind verschiedene Konsolidierungsmaßnahmen zu ergreifen. Die konzerninternen Vorgänge müssen dann praktisch eliminiert werden. Das Handelsgesetzbuch regelt die unterschiedlichen Konsolidierungsmaßnahmen, so beispielsweise
- Kapitalkonsolidierung (§ 301 HGB)
- Schuldenkonsolidierung (§ 303 HGB)
- Behandlung der Zwischenergebnisse (§ 304 HGB)
- Aufwands- und Ertragskonsolidierung (§ 305 HGB)
Konsolidierung auch im Liquiditätsmanagement
Die Konsolidierung innerhalb eines Konzerns ist nicht nur für das externe Reporting von Bedeutung. Auch das Management selbst benötigt entsprechende Daten – und zwar regelmäßig. Wie soll eine moderne Konzernsteuerung gelingen, wenn nur einmal im Jahr ein Konzernabschluss erstellt wird? Die Daten wären so viel zu schnell veraltet, um als Instrument für die Konzernsteuerung noch relevant zu sein.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Softwarelösungen wie Agicap, die es Ihnen ermöglichen, jederzeit eine Konsolidierung vorzunehmen. Eine „Konsolidierung in Echtzeit“ liefert auch für die Liquiditätsplanung wichtige Daten. Wenn das Liquiditätsmanagement auf konsolidierte Werte zurückgreifen kann, können zielgerichtete Maßnahmen erwogen werden.
Das Liquiditätsmanagement im Konzern kann durch konsolidierte Werte die Kennzahlen verschiedener Tochtergesellschaften vergleichen – oder eben auch die Kennzahlen für den Konzern insgesamt analysieren. So können Warnsignale frühzeitig erkannt werden oder auch Szenarien erstellt werden. Wenn Sie sich hier um eine gute Datenbasis bemühen, profitieren Sie auf Dauer von einer besseren Entscheidungsgrundlage.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur wirtschaftlichen Konsolidierung
Was versteht man unter Konsolidierung, was bedeutet konsolidiert?
Konsolidierung bezeichnet in der Wirtschaft allgemein die Zusammenführung mehrerer Teile zu einem Ganzen. Im Kontext von Konzernen bedeutet „konsolidiert“, dass die Jahresabschlüsse verschiedener Tochtergesellschaften zu einem einzigen Konzernabschluss zusammengeführt wurden.
Wann wird ein Unternehmen konsolidiert?
Ein Unternehmen wird konsolidiert, wenn es Teil eines Konzerns ist und dessen finanzielle Aktivitäten in den übergeordneten Konzernabschluss einfließen sollen. Beispielsweise werden Audi und Skoda als Tochtermarken für den Konzernabschluss der Muttergesellschaft Volkswagen konsolidiert. Die genauen gesetzlichen Anforderungen für die Konsolidierung sind in Deutschland im Handelsgesetzbuch (HGB) festgelegt.
Wie funktioniert die Konsolidierung?
Der Konsolidierungsprozess beginnt mit der Vereinheitlichung der Jahresabschlüsse aller Tochtergesellschaften, die in den Konzernabschluss einbezogen werden sollen. Dazu müssen die Abschlüsse hinsichtlich Stichtag, Währung und Bewertung vergleichbar gemacht werden. Danach erfolgt die eigentliche Konsolidierung - alle konzerninternen Vorgänge werden eliminiert. Das ermöglicht, dass ausschließlich die tatsächlichen Geschäftstätigkeiten zu sehen sind.
Nach dem Abschluss der einzelnen Konsolidierungsmaßnahmen wird der Konzernabschluss erstellt, der ein genaues Bild der „realen“ finanziellen Lage und Leistung des Gesamtkonzerns gibt.
