Welche Bedeutung hat die Konsolidierung für den Konzern?

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Unter Konsolidierung wird in der Wirtschaft allgemein die Zusammenführung von mehreren Teilen zu einem Ganzen verstanden.

Konzerne sind häufig sehr komplex in ihrer Struktur. Es handelt sich hier um die Zusammenfassung mehrerer, teilweise sehr unterschiedlicher Unternehmen, unter der einheitlichen Leitung eines Unternehmens. Im Rechnungswesen stellt sich dann die Frage nach dem Konzernabschluss. Für den Konzernabschluss müssen die einzelnen Jahresabschlüsse der verschiedenen Einzelunternehmen übernommen und konsolidiert werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, was unter Konsolidierung zu verstehen ist und warum das für einen Konzern so bedeutsam ist.

Konsolidierung im Konzern

In einem Konzern werden unterschiedliche Unternehmen miteinander verbunden. Jedes dieser Unternehmen erstellt selbst einen Jahresabschluss. Doch um beurteilen zu können, wie die Leistung eines Konzerns insgesamt aussieht, wird ein Konzernabschluss aufgestellt. Und das passiert in der Konsolidierung.

Der Konzernabschluss bezieht seine Informationen aus den Einzelabschlüssen der verschiedenen Unternehmen. Damit jedoch aus den Einzelabschlüssen ein Konzernabschluss erstellt werden kann, müssen konzerninterne Vorgänge aufgerechnet werden.

Bekannte Konzerne sind beispielsweise Apple, Microsoft, Amazon, Facebook oder auch Tesla. In Deutschland gehören zum Beispiel Volkswagen, Daimler oder auch BASF zu den größten Konzernen. Wer wissen will, wie erfolgreich der jeweilige Konzern am Markt war, betrachtet hierfür den jeweiligen Konzernabschluss.

Hinweis: Viele Konzerne veröffentlichen die Daten des Konzernabschlusses auf ihrer Homepage und stellen diese häufig auch in Grafiken und Übersichten vor. Wer sich als potenzieller Investor ein Bild machen will, kann hier bereits viele Informationen finden.
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Konsolidierung: Definition

Unter Konsolidierung wird in der Wirtschaft allgemein die Zusammenführung von mehreren Teilen zu einem Ganzen verstanden.

Bei Konzernen wird vor allem im Zusammenhang mit der Jahresabschlusserstellung von Konsolidierung gesprochen. Die Einzelabschlüsse verschiedener Tochtergesellschaften werden in einen Konzernabschluss zusammengeführt. Wichtig ist dabei die Aufrechnung konzerninterner Vorgänge für den Konzernabschluss.

Die gesetzlichen Verpflichtungen zur Aufstellung eines Konzernabschlusses ergeben sich in Deutschland vor allem nach dem Handelsgesetzbuch (§§ 290 ff. HGB). Besonderheiten müssen Unternehmen beachten, die ihre Jahresabschlüsse nach den Vorschriften der International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellen (müssen). An dieser Stelle soll jedoch auf die Abschlusserstellung und Konsolidierung nach IFRS nicht weiter eingegangen werden.

Konsolidierung: Häufig verwendete Synonyme

Wenn von der Konsolidierung gesprochen wird, werden auch häufig Begriffe verwendet, wie Aufrechnung, Vereinheitlichung oder auch Zusammenführung. Wenn also von der Zusammenführung der Einzelabschlüsse von Tochterunternehmen gesprochen wird, ist damit häufig der Konsolidierungsprozess gemeint.

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Bedeutung der Konsolidierung für Konzerne und Wirtschaft

Warum ist ein Konzernabschluss relevant? Natürlich können bereits viele Informationen aus den Jahresabschlüssen von den einzelnen Unternehmen gewonnen werden. Allerdings sind in eben diesen Abschlüssen auch konzerninterne Vorgänge berücksichtigt. Was ist damit gemeint?

Die verschiedenen Tochterunternehmen innerhalb eines Konzerns sind häufig miteinander verflochten. So erbringt beispielsweise ein Tochterunternehmen an ein anderes Tochterunternehmen Dienstleistungen. Oder es werden Darlehen zwischen den unterschiedlichen Tochtergesellschaften gewährt. Die verschiedenen Vorgänge sind in den jeweiligen Einzelabschlüssen enthalten. Das kann es erschweren, einen tatsächlichen Einblick zu gewinnen, wie erfolgreich die „reellen“ Geschäfte des Konzerns waren.

Beispiel: Tochterunternehmen A erzielt im Jahr 2020 Umsätze in Höhe von 260.000 Euro. Davon wurden 50.000 Euro durch Dienstleistungen an Tochterunternehmen B und 80.000 Euro durch Dienstleistungen an Tochterunternehmen C erzielt. Der Betrag von 260.000 Euro besteht also zur Hälfte aus konzerninternen Vorgängen.

Wer wissen will, wie erfolgreich der Konzern insgesamt wirtschaftlich durch seine (Außen-)Geschäftstätigkeit war, der findet die Antwort auf diese Frage im Konzernabschluss. Sämtliche konzerninterne Verflechtungen bleiben dabei außer Acht. Diese Daten sind für das eigene Management wichtig, beispielsweise um strategische Entscheidungen der Zukunft zu treffen, aber auch für Investoren oder Kreditgeber.

Konzernabschluss: Voraussetzung für die Konsolidierung

Der Konzernabschluss stellt also die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Konzerns vereinfacht gesagt so dar, als ob es sich um ein einziges Unternehmen handeln würde. In diesem Zusammenhang wird auch oft von Vollkonsolidierung gesprochen.

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Einzelabschlüsse, die in den Konzernabschluss miteinbezogen werden sollen, auch vergleichbar sind. Diese Vergleichbarkeit gelingt nur, wenn die Abschlüsse vereinheitlicht werden, insbesondere im Hinblick auf den Stichtag, die Währung und die Bewertung (§ 308 HGB).

Beispiel: Das Unternehmen B ist eine in der Schweiz ansässige, selbstständige Tochtergesellschaft des deutschen Konzerns A. Der Einzelabschluss von B wurde in der Währung CHF aufgestellt. Für den Konzernabschluss muss vor der Konsolidierung eine Währungsumrechnung erfolgen.

Wie die Umrechnung zu erfolgen hat, gibt § 308a Handelsgesetzbuch (HGB) wie folgt vor:

„Die Aktiv- und Passivposten einer auf fremde Währung lautenden Bilanz sind, mit Ausnahme des Eigenkapitals, das zum historischen Kurs in Euro umzurechnen ist, zum Devisenkassamittelkurs am Abschlussstichtag in Euro umzurechnen. Die Posten der Gewinn- und Verlustrechnung sind zum Durchschnittskurs in Euro umzurechnen. Eine sich ergebende Umrechnungsdifferenz ist innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rücklagen unter dem Posten 'Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung' auszuweisen. Bei teilweisem oder vollständigem Ausscheiden des Tochterunternehmens ist der Posten in entsprechender Höhe erfolgswirksam aufzulösen.“

Konsolidierungsmaßnahmen nach dem Handelsgesetzbuch (HGB)

Wenn die Einzelabschlüsse vereinheitlicht wurden, dann sind verschiedene Konsolidierungsmaßnahmen zu ergreifen. Die konzerninternen Vorgänge müssen dann praktisch eliminiert werden. Das Handelsgesetzbuch regelt die unterschiedlichen Konsolidierungsmaßnahmen, so beispielsweise

  • Kapitalkonsolidierung (§ 301 HGB)
  • Schuldenkonsolidierung (§ 303 HGB)
  • Behandlung der Zwischenergebnisse (§ 304 HGB)
  • Aufwands- und Ertragskonsolidierung (§ 305 HGB)

Konsolidierung auch im Liquiditätsmanagement

Die Konsolidierung innerhalb eines Konzerns ist nicht nur für das externe Reporting von Bedeutung. Auch das Management selbst benötigt entsprechende Daten – und zwar regelmäßig. Wie soll eine moderne Konzernsteuerung gelingen, wenn nur einmal im Jahr ein Konzernabschluss erstellt wird? Die Daten sind dann viel zu schnell veraltet, um als Instrument für die Konzernsteuerung noch relevant zu sein.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Softwarelösungen, die es ermöglichen, dass eine Konsolidierung jederzeit möglich ist. Eine „Konsolidierung in Echtzeit“ kann natürlich auch für die Liquiditätsplanung wichtige Daten liefern. Wenn das Liquiditätsmanagement auf konsolidierte Werte zurückgreifen kann, können zielgerichtete Maßnahmen erwogen werden.

Das Liquiditätsmanagement im Konzern kann durch konsolidierte Werte die Kennzahlen verschiedener Tochtergesellschaften vergleichen – oder eben auch die Kennzahlen für den Konzern insgesamt analysieren. So können Warnsignale frühzeitig erkannt werden oder auch Szenarien erstellt werden. Wer sich hier um eine gute Datenbasis bemüht, kann auf Dauer von einer besseren Entscheidungsgrundlage profitieren.

Exkurs: Der Begriff Konsolidierung im Zusammenhang mit Börsen und Aktien Auch im Finanzwesen kommt der Begriff Konsolidierung regelmäßig zur Anwendung. Wenn es nach einem außergewöhnlich starken Kursanstieg zu einer sog. Seitwärtsbewegung oder tendenziell leichten Abwärtsbewegung des Kurses kommt, sprechen Finanzexperten oft von einer Konsolidierung. In diesem Zusammenhang ist also mit der Konsolidierung eine Stabilisierung gemeint.

Allerdings ist es nicht einfach, zu erkennen, ob gerade eine Konsolidierung des Aktienkurses vorliegt. Handelt es sich tatsächlich um eine Stabilisierung? Oder zeichnet sich eine Trendwende ab?

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