Liquiditätsmanagement: So wird es richtig gemacht

Lesezeit: 5 Min
Das Liquiditätsmanagement hat die Aufgabe, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens jederzeit sicherzustellen.

Liquiditätsmanagement rückt immer mehr in den Fokus von Finanzverantwortlichen, denn vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es notwendig, die liquiden Mittel optimal zu steuern, damit keine Engpässe entstehen. Wir zeigen Ihnen hier, wie man dabei vorgeht und was ein effizientes Managen der Liquidität ausmacht.

Liquiditätsmanagement: Definition

Unter Liquiditätsmanagement versteht man die Überwachung, Kontrolle und Steuerung sämtlicher Geldströme, welche ein Unternehmen verlassen und einem Unternehmen zufließen. Die Liquidität gibt an, wie hoch die Barmittel (z.B. Konto- und Barguthaben) sind, mit welchen die laufenden Kosten gedeckt werden.

New call-to-action

Liquide Mittel werden zur Finanzierung des operativen Geschäfts verwendet, z.B. zur Bezahlung von Rechnungen und Angestellten. Damit ein Unternehmen langfristig profitabel ist, muss die Liquidität langfristig positiv sein, d.h. die Einnahmen müssen größer sein als die Ausgaben.

Sind die Ausgaben über einen längeren Zeitraum höher als die Einnahmen, muss ein Unternehmen auf seine Rücklagen zurückgreifen oder andere Vermögenswerte veräußern, um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Hält dieser Zustand länger an, entsteht ein Liquiditätsengpass und das Unternehmen gerät in Zahlungsschwierigkeiten.

Liquiditätsmanagement: Grundlagen

Das Liquiditätsmanagement hat die Aufgabe, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens jederzeit sicherzustellen. Finanzverantwortliche müssen dabei einen Überblick über folgende Dinge haben:

  • Die aktuelle Liquidität
  • Die zukünftige Liquidität

Ausgehend von der aktuellen Liquidität leiten Sie unter Einbeziehen der zukünftigen, erwarteten Geschäftsentwicklung die zukünftige Liquidität ab. Sie erstellen also einen Liquiditätsplan. Dieser soll sicherstellen, dass auch in Zukunft keine Engpässe entstehen und die liquiden Mittel optimal in Ihrem Unternehmen verteilt werden.

New call-to-action

Um einen Liquiditätsplan zu erstellen, benötigen Sie zunächst eine Übersicht über Ihre aktuelle und die vergangene Liquidität. Dazu ist es sinnvoll, sich eine Liquiditätstabelle über die vergangenen sechs Monate zu erstellen. In dieser erfassen Sie sämtliche Geldströme, welche Ihrem Unternehmen im jeweiligen Monat zugeflossen sind (Einnahmen) sowie aus Ihrem Unternehmen abgeflossen sind (Ausgaben).

Die einzelnen Einnahmen und Ausgaben lassen sich in Kategorien unterteilen, z.B.:

Einnahmen

  • Einkünfte aus Verkäufen
  • Einkünfte in Form von Gewinnen oder Renditen am Kapitalmarkt
  • Steuerrückzahlungen
  • Fördergelder
  • Auszahlung von Krediten

Ausgaben

  • Gehaltszahlungen an Angestellte
  • Bezahlungen an Lieferanten oder Dienstleister
  • Ausgaben für Software-Abos
  • Marketing- und Vertriebskosten
  • Allgemeine Betriebskosten (Strom, Wasser, Internet)
  • Mieten
  • Steuerzahlungen
  • Kredittilgungsraten

Eine Liquiditätstabelle kann dann so aussehen:

<
Cash Flow am Jahresanfang: 3.000€ Januar Februar
Einzahlungen
Einnahmen aus Verkäufen 5.000€ 6.000€
Einnahmen aus Investitionstätigkeiten 500€
Fördergelder 200€
Steuerrückerstattungen 1.000€
Andere Einnahmen 2.000€ 2.000€
Gesamte Einzahlungen 8.500€ 8.200€
Auszahlungen
Gehalts- und Lohnzahlungen 2.000€ 2.000€
Material- und Warenkosten 1.000€ 1.200€
Marketingausgaben 500€ 400€
Allgemeine Betriebskosten 500€ 500€
Software-Lizenzen 100€ 100€
Getätigte Investitionen 4.000€
Steuerzahlungen 500€
Gesamte Auszahlungen 4.100€ 8.700€
Monatssaldo 4.400€ -500€
Verfügbarer Cash = Cash aus Vormonat + Cash aus aktuellem Monat 7.400€ 6.900€

Der verfügbare Cash am Ende des Monats zeigt die Höhe der gesamten Liquidität an. Indem Sie Abschätzungen für die einzelnen Kategorien treffen, können Sie die Einnahmen und Ausgaben in die Zukunft projizieren und so einen Liquiditätsplan erstellen.

Rechnen Sie beispielsweise mit einer sinkenden Kundennachfrage, bilden Sie dies in geringeren Einnahmen aus Verkäufen ab. Sie erkennen dann schon frühzeitig, wie sich sinkende Einnahmen auf die gesamte Liquidität auswirken. So lässt sich einfacher abschätzen, ob oder wann ein Engpass entsteht, sodass Sie mehr Zeit haben, diesem vorzubeugen.

Liquiditätsmanagement: Software & Tools

Digitale Tools fürs Liquiditätsmanagement erleichtern das Erstellen einer Liquiditätsplanung erheblich. Anstatt dass Sie sich manuell eine Tabelle in Excel erstellen müssen, kommuniziert moderne Liquiditätsmanagement-Software direkt mit den Bankservern, wo Ihr Unternehmen seine Geschäftskonten hat.

Von dort ruft das Tool automatisch die ein- ausgehenden Transaktionen ab und ordnet diese in die dafür vorgesehenen Kategorien ein. Da dies alles in Echtzeit stattfindet, blicken Sie jederzeit auf eine aktuelle Liquidität. Tools wie Agicap aktualisieren basierend auf den aktuellen Kontodaten auch stets Ihre Liquiditätsplanung, sodass diese ebenfalls immer eine verlässliche Datenbasis bietet.

Liquiditätsmanagement: Maßnahmen im Ernstfall

Zeigt der Liquiditätsplan auf, dass in einigen Wochen oder Monaten ein Liquiditätsengpass droht, sollten Sie umgehend Maßnahmen einleiten, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Keinesfalls sollten Sie den Fehler begehen, abzuwarten und zu hoffen, dass es doch nicht so schlimm werden wird.

Es ist besser, jetzt Maßnahmen zu ergreifen und am Ende festzustellen, dass sie nicht nötig gewesen wären, als keine zu ergreifen und später festzustellen, dass man hätte früher tätig werden sollen. Sie müssen nicht gleich einen Bankkredit beantragen, sondern können zunächst interne Maßnahme ergreifen, um den eingehenden Cashflow am Laufen zu halten:

  • Verkürzen Sie die Zahlungsziele Ihrer ausgehenden Rechnungen: Je früher Ihre Kundschaft bezahlt, desto schneller haben Sie liquide Mittel zur Verfügung, um Ihren operativen Bereich damit zu versorgen
  • Mahnen Sie konsequent, sobald sich jemand in Zahlungsverzug befindet
  • Schaffen Sie Anreize für Ihre Kundschaft, im Voraus zu bezahlen, z.B. mit Rabatten oder dem Anbieten von Skonto
  • Kaufen Sie weniger Waren ein: Je weniger Sie vorfinanzieren müssen, desto mehr Cash haben Sie anderweitig zur Verfügung
  • Überprüfen Sie Ihre Prozesse auf Effizienz: Können Sie Produktionsprozesse optimieren, um Material zu sparen? Können Sie eine Marketingkampagne kostengünstiger durchführen? Können Sie Routineprozesse anstatt von Angestellten von Software abarbeiten lassen?

Liquiditätsmanagement in Unternehmen: So wichtig wie nie zuvor

Vor allem in wirtschaftlich unsicheren und turbulenten Zeiten kommt dem Liquiditätsmanagement eine noch höhere Bedeutung zu. Da die Liquidität die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sicherstellt, ist sie eine der wichtigsten Größen, die regelmäßig und engmaschig überwacht werden muss. Diese Kontrolle reduziert das Risiko für Zahlungsschwierigkeiten und eine Insolvenz drastisch.

Wie wir an den Maßnahmen im oberen Abschnitt gesehen haben, können Sie selbst im Vorfeld auch schon sehr viel dazu beitragen, die Liquiditätsbelastung gering zu halten. In Verbindung mit einem soliden Liquiditätsmanagement sind Sie damit auch für schwierige Zeiten sehr gut gewappnet.

New call-to-action

Melden Sie sich für unseren Newsletter an.

Das wird Ihnen auch gefallen