Wie viele Rücklagen sollte man haben? So bestimmen Unternehmen ihre Liquiditätsreserven

Lesezeit: 10 Min

Unternehmen müssen sich immer für unterschiedliche Eventualitäten wappnen. Schnell kann es zu Extra-Ausgaben kommen oder Zahlungseingänge bleiben aus. Solche Situationen müssen finanziell bewältigt werden. Dazu gehört, dass ausreichend Geld zurückgelegt wird. Doch wie viele Rücklagen sollte man haben?

Rücklagen als Notgroschen für den Notfall

Mit Rücklagen sind finanzielle Mittel gemeint, die präventiv für Notfälle beiseitegelegt werden. Wenn also ein Unternehmen erfolgreich wirtschaftet und Überschüsse erzielt, kann ein Teil der Liquiditätsüberschüsse als Rücklage beiseitegelegt werden. Umgangssprachlich wird oft vom sog. Notgroschen gesprochen.

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Beispiel: Rücklagen kennt man auch aus dem Privatbereich. Überraschende Ausgaben für den Haushalt können den Geldbeutel belasten. Auch hier muss man entscheiden: Wie viel Geld sollte man sparen? Wie viel Bargeld sollte zuhause sein? Wie viel Geld sollte auf dem Girokonto sein? Unternehmen geht es hier ähnlich: Auch sie benötigen eine Rücklage für den Notfall. Auch sie müssen also hierfür „Geld sparen".

Im Rechnungswesen gibt es jedoch auch Rücklagen, die zwingend gebildet werden müssen. Je nach Rechtsform eines Unternehmens müssen beispielsweise gesetzliche Rücklagen bilanziert werden.

Tipp: Lesen Sie auch unseren Beitrag zu Liquiditätsüberschüssen und wie Sie mit diesen Ihre Rendite steigern.

Wie sollten Rücklagen in der Bilanz dargestellt werden?

In der Bilanz werden Rücklagen auf der Passivseite dargestellt unter der Position Eigenkapital. Hier findet man die Unterteilung

· Kapitalrücklage und

· Gewinnrücklagen

Die Gewinnrücklagen werden weiter unterteilt in

  1. gesetzliche Rücklage

  2. Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen

  3. satzungsmäßige Rücklagen

  4. andere Gewinnrücklagen

Wichtig: In der Bilanz werden sog. offene Rücklagen ausgewiesen. Nicht ersichtlich sind die sog. stillen Reserven.

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Wie können Unternehmen Rücklagen bzw. gespartes Geld effektiv für unerwartete Ausgaben einsetzen?

Rücklagen können nur dann effektiv gebildet und genutzt werden, wenn Unternehmen eine verlässliche Planung erstellen und den Überblick behalten. So müssen Unternehmen zunächst einmal ermitteln, welche Einnahmen und Ausgaben anstehen. Der Liquiditätsbedarf wird also kalkuliert.

Wie viele Rücklagen sollte man bilden? Finanzielle Rücklagen für Projekte und Krisensituationen

Im nächsten Schritt sollten Rücklagen ermittelt werden. Auch hier sollte strukturiert vorgegangen werden. So können Rücklagen für bestimmte Projekte gebildet werden. Falls also ein Projekt plötzlich doch mehr Kosten verursacht, können diese aus den Rücklagen gestemmt werden. Ein sog. Notfallfonds kann das Unternehmen insgesamt schützen.

Wie bestimmt ein Unternehmen die optimale Höhe seiner Rücklagen?

Wie beispielsweise gesetzliche Rücklagen zu bilden sind, ist für die Bilanzierung eindeutig geregelt. Doch schwieriger wird es, wenn es um die Liquiditätsplanung geht und die Frage, wie viele Rücklagen (freiwillig) gebildet werden sollten. Wie viel muss ein Unternehmen „auf der hohen Kante" haben?

Unternehmen müssen hier erst einmal ermitteln, wie viel Liquidität in den kommenden Monaten benötigt wird. Voraussetzung ist eine zuverlässige Liquiditätsprognose. Doch daran scheitert es in vielen Unternehmen leider noch. Dabei bieten moderne Tools bereits die Möglichkeit, zahlreiche Daten in Echtzeit automatisiert zu verarbeiten, Prognosen und Szenarien zu erstellen.

Hinweis: Wichtigstes Gebot muss ein, dass ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen immer nachkommen kann! Dafür müssen ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen. Nur so kann verhindert werden, dass ein Unternehmen in eine Insolvenz rutscht.

Wie viel Geld sollten Unternehmen zurücklegen?

Ist der Liquiditätsbedarf gedeckt, sollte der sog. Notgroschen gesichert werden. Hier gibt es kein Standardvorgehen oder keine einheitliche Regel. Es gibt also nicht „die optimale Rücklagenquote" für Firmen.

Wieviel Geld benötigen Unternehmen auf dem Girokonto?

Generell wird häufig empfohlen, dass Unternehmen ausreichend Mittel beiseitelegen sollten, um Betriebskosten für drei bis sechs Monate decken zu können. Ob dieses Muster jedoch auf das Unternehmen passt, muss individuell entschieden werden. Und natürlich muss auch entschieden werden, ob das Geld auf dem Girokonto gespart werden sollte.

Geld ansparen und Zinseinnahmen generieren

Auch Liquiditätsreserven können strategisch aufgebaut und eingesetzt werden und als Geldanlagen noch Einnahmen liefern. So kann beispielsweise Geld auf einem Tagesgeldkonto Zinseinnahmen erzielen.

Welchen Einfluss haben Rücklagen auf die Liquidität und Finanzstabilität eines Unternehmens?

Rücklagen geben einem Unternehmen Sicherheit. So können unvorhergesehene Ausgaben gestemmt werden, ohne dass beispielsweise die Aufnahme eines Kredites notwendig ist. Verzögert ein Kunde die Bezahlung einer Rechnung, kommt das Unternehmen nicht direkt in Schwierigkeiten. Und natürlich gilt das auch für Steuernachzahlungen. Vor allem in unsicheren Zeiten können Rücklagen entscheidend zur Finanzstabilität beitragen.

In welchem Verhältnis sollten Rücklagen zum Umsatz oder Gewinn eines Unternehmens stehen?

Es gibt keine Faustregel, in welcher Höhe Rücklagen gebildet werden sollte -- abhängig von Umsatz bzw. Gewinn des Unternehmens. Die wichtigste Ausgangslage ist die Liquiditätsprognose. Je verlässlicher die Prognose ist (inkl. Umsatzerwartung/Gewinnerwartung), desto besser kann ermittelt werden, welche Mittel zur Verfügung stehen für eine Liquiditätsreserve. Das Unternehmen kann also berechnen, wie viel Geld es „sparen" sollte für Notfälle, damit wichtige Ausgaben (zum Beispiel Miete, Monatsgehälter usw.) weiterhin gedeckt sind.

Wie wirkt sich die Rücklagenbildung auf die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens aus?

Rücklagen wirken sich positiv aus bei der Kreditwürdigkeitsprüfung. Sie drücken aus, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich und in der Lage war, Geld beiseitezulegen. Allerdings: Zu hohe Liquiditätsreserven, die nicht nur Erzielung weiterer Einnahmen genutzt werden, können bei einem Investor bzw. Kreditinstitut auch Fragen aufwerfen. Hier kann auch eine Finanzberatung sinnvoll sein, um die optimale Balance zu finden.

Welche Rolle spielen Rücklagen in der langfristigen strategischen Planung eines Unternehmens?

Rücklagen sind wichtig für die langfristige strategische Planung eines Unternehmens. Sie tragen entscheidend zur Finanzstabilität ein und sorgen für finanzielle Flexibilität. Zudem können die Rücklagen für notwendige Investitionen oder auch Expansionspläne eingesetzt werden. Auch vorübergehende wirtschaftliche Krisen können dank dem sog. Notgroschen gemeistert werden.

Welche Unterschiede gibt es bei der Rücklagenbildung in verschiedenen Branchen?

Der Liquiditätsbedarf von Unternehmen kann -- allein aufgrund der Branchenzugehörigkeit -- sehr unterschiedlich sein. Entsprechend müssen auch Rücklagen gebildet werden. So haben produzierende Unternehmen regelmäßig hohe Ausgaben durch Energie- und Materialverbrauch, Personalkosten, Lieferkosten, Lagerkosten u.v.m. Das erhöht auch die finanziellen Risiken. Ein Dienstleistungsunternehmen kann hier ggf. einen wesentlich niedrigeren Liquiditätsbedarf vorweisen.

Je nach Unternehmensgröße, Branchenzugehörigkeit und weiteren Aspekten können sich verschiedene Sicherheitsbedürfnisse ergeben.

Wie können Rücklagen zur Risikominimierung beitragen?

Unternehmen, die über Rücklagen verfügen, können unvorhergesehene Kostensteigerungen oder Forderungsausfälle aus eigener Kraft abfedern. Auch wirtschaftliche Krisensituationen können mithilfe von Rücklagen besser verkraftet werden. Rücklagen können also vielfältige Risiken minimieren.

Gibt es steuerliche Aspekte, die bei der Bildung von Rücklagen zu beachten sind?

Die Bildung von Rücklagen ist ein wichtiger Schritt bei der Erstellung des Jahresabschlusses -- und zudem häufig komplex. So gibt es in der Bilanz und im Steuerrecht unterschiedliche Rücklagenarten. Sonderregelungen, wie zum Beispiel steuerfreie Rücklagen nach § 6b Einkommensteuergesetz, können erheblichen Einfluss auf die Steuerbilanz haben. Hier ist Beratung dringend erforderlich.

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