Was Ihnen das Umlaufvermögen über Ihre Liquidität verrät

Lesezeit: 8 min.
Der Unterschied zwischen Anlagevermögen und Umlaufvermögen liegt in der Art und Weise, wie sie eingesetzt werden.

Vermögensgegenstände, die nicht dazu bestimmt sind, dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen, gehören zum Umlaufvermögen. Es handelt sich dabei um eine Bilanzposition, die auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen wird. Das Umlaufvermögen ist leider nicht gerade in aller Munde ist. Dabei handelt es sich doch um eine betriebswirtschaftlich relevante Kennzahl, die Ihnen viel über Ihre Zahlungsfähigkeit, also Ihre Liquidität, verraten kann. Außerdem dient sie als Grundlage, um weitere wichtige Kennzahlen zu errechnen.

Umlaufvermögen - Definition

Was ist Umlaufvermögen einfach erklärt?

Beim Umlaufvermögen handelt es sich um eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die auf der Seite der Aktiva in Ihrer Unternehmensbilanz zu finden ist. Der Begriff fasst alle Vermögensgegenstände zusammen, welche eher kurzfristig, also in unter einem Jahr, verwendet werden. Wenn Sie also öfter Schwierigkeiten mit Liquiditätsengpässen hatten oder eine solche Situation um jeden Preis vermeiden wollen, lohnt es sich für Sie, dieser Kennzahl mehr Beachtung zu schenken.

Umlaufvermögen: Englischer Begriff

Haben Sie auch mit internationalen Kund:innen zu tun oder genießen es, englischsprachige Fachliteratur zu lesen? Dann wird es Ihnen helfen, den gängigen englischen Begriff für das Umlaufvermögen zu kennen, der Current-Assets lautet.

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Umlaufvermögen vs. Anlagevermögen

Betriebliche Zweckbestimmung

Sowohl das Umlaufvermögen als auch das Anlagevermögen gehören zum Gesamtvermögen eines Unternehmens. Doch im Unterschied zum Umlaufvermögen verbleibt das Anlagevermögen langfristig im Unternehmen. Anlagevermögen und Umlaufvermögen unterscheiden sich also in der Art und Weise, wie sie eingesetzt werden. Entscheidend ist demnach die betriebliche Zweckbestimmung.

Beim Umlaufvermögen ist immer Bewegung im Spiel. Es wird genutzt, um ausstehende, kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken. Das Anlagevermögen hingegen ist etwas, das man langfristig im Unternehmen nutzen möchte.

👉 Beispiel: Eine Immobilie ist typischerweise als Anlagevermögen zu behandeln. Anders sieht es aus, wenn das Unternehmen einen gewerblichen Immobilienhandel betreibt. Dann ist vorgesehen, dass eine Immobilie nur kurz im Unternehmen verbleibt und weiter veräußert wird.

Anlage- oder Umlaufvermögen? Planmäßige Abschreibungen

Die klare Abgrenzung von Anlage- und Umlaufvermögen ist wichtig. Für Umlaufvermögen wird beispielsweise regelmäßig keine planmäßige Abschreibung vorgenommen. Beim Anlagevermögen werden Abschreibungen planmäßig gebucht.

Typische Beispiele für Umlaufvermögen: Vorräte, Forderungen, Wertpapiere, Kasse und Bankguthaben

Was gehört zum Umlaufvermögen?

Im Bilanzgliederungsschema nach § 266 Handelsgesetzbuch werden folgende Positionen aufgeführt:

  • Vorräte: Dazu zählen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen sowie fertige Erzeugnisse und Waren und geleistete Anzahlungen.
  • Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände: Dazu gehören insbesondere Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Doch auch Forderungen gegen verbundene Unternehmen, Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht und sonstige Vermögensgegenstände werden hier erfasst.
  • Wertpapiere: Anteile an verbundenen Unternehmen und sonstige Wertpapiere.
  • Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks.

Ist also Geld Umlaufvermögen?

Geld zählt zum Umlaufvermögen des Unternehmens und ist deshalb in der Bilanz unter dem Punkt „Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks“ beim Umlaufvermögen auszuweisen.

Bewertung von Umlaufvermögen

Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens werden regelmäßig mit den Anschaffungs- oder Herstellungskosten bewertet. Auch die Bewertung mit dem Teilwert ist denkbar, wenn die Anschaffungs- oder Herstellungskosten über dem Marktwert liegen (handelsrechtliches Niederstwertprinzip). Auch steuerrechtlich kann die Bewertung mit dem Teilwert erfolgen.

👉 Tipp: Für die Ausübung von Wahlrechten, Bewertungsfragen, Teilwertabschreibungen bei dauernden Wertminderungen und weiteren komplexen Zusammenhänge sollten Unternehmen mit Sorgfalt vorgehen und ggf. Beratung in Anspruch nehmen.

Umlaufvermögen - wo steht es in der Bilanz?

Wo das Umlaufvermögen in der Bilanz Ihres Unternehmens auftauchen sollte, ist gesetzlich festgelegt. In § 266 des Handelsgesetzbuchs (§ 266 HGB) ist festgehalten, dass es stets auf der linken Seite Ihrer Bilanz, also auf der Seite der Aktiva, notiert werden muss. Auf diese Weise können Sie eine genaue Bilanzanalyse vornehmen.

Aktiva Passiva
A. Anlagevermögen

B. Umlaufvermögen
. Vorräte
. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
. Wertpapiere
. Liquide Mittel

C. Rechnungsabgrenzungsposten
A. Eigenkapital

B. Rückstellungen

C. Verbindlichkeiten

D. Rechnungsabgrenzungsposten
Summe Aktiva Summe Passiva

Wofür ist das Umlaufvermögen wichtig?

Das Umlaufvermögen ist - wie Sie bereits wissen - das Vermögen, das Ihr Unternehmen kurzfristig nutzen kann. Wenn Sie nun wissen, wie hoch dieses in Ihrem Unternehmen ist, können Sie die** Produktion und Erstellung akkurater planen**. Denn auch Rohstoffe und Hilfsstoffe gehören zum Umlaufvermögen und dürfen aus diesem Grund niemals in Ihrer Bilanz auf der Seite der Aktiva fehlen.

Umlaufvermögen in der Bilanzanalyse

Haben Sie nun alle Posten parat, die zu Ihrem Umlaufvermögen gehören, können Sie sie nutzen, um im Rahmen Ihrer Bilanzanalyseweitere betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu errechnen. Diese dienen in erster Linie dazu, einschätzen zu können, wie viel gebundenes Kapital Sie haben. Wenn Sie dies wissen, können Sie sich entweder beruhigt zurücklehnen oder Sie können versuchen, eine gute Balance wiederherzustellen.

Kennzahlen berechnen

Die wichtigsten Kennzahlen, die Sie mithilfe des Umlaufvermögens berechnen können, sind die Vermögensintensität,** Umlaufintensität** und das Betriebskapital. Im Folgenden beschäftigen wir uns damit, welche Aussagekraft diese haben und wie man sie berechnet:

Vermögensintensität

Die Vermögensintensität bezeichnet die Relation von Ihrem Anlagevermögen zu Ihrem Umlaufvermögen. Was für ein Ergebnis Sie bei Ihrer Rechnung erhalten, hängt stark davon ab, in welcher Branche Ihr Unternehmen tätig ist. Wenn Ihr Unternehmen ein Produktionsbetrieb ist, dann haben Sie wahrscheinlich mehr Anlagevermögen. Im Handel oder auch bei Dienstleistungen ist das Umlaufvermögen oft höher.

Ein hoher Wert bei der Berechnung der Vermögensintensität bedeutet grundsätzlich weniger Liquidität. In einem solchen Fall ist viel Kapital im Anlagevermögen gebunden. Die benötigte Formel lautet:

👉 *Vermögensintensität = Anlagevermögen / Umlaufvermögen *

Umlaufintensität

Für die Berechnung der Umlaufintensität** setzen Sie das Umlaufvermögen dem Gesamtvermögen gegenüber**. Sie erfahren dann also, wie hoch der Anteil Ihres Umlaufvermögens am Gesamtvermögen ist.

Eine hohe Umlaufintensität ist gleichzusetzen mit geringer Kapitalbindung und damit einhergehend auch mit höherer Flexibilität.

Ihre Werte setzen Sie zur Berechnung in diese Formel ein:

👉 Umlaufintensität = Umlaufvermögen / Gesamtvermögen

Betriebskapital (Working Capital)

Wenn Sie die Höhe Ihres Betriebskapitals (Working Capital) kennen, wissen Sie, wie Unternehmensschulden bzw. kurzfristige Verbindlichkeiten in Ihrem Unternehmen finanziert werden. Hierfür wird die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten vom Umlaufvermögen abgezogen.

Erhalten Sie bei Ihrer Berechnung ein positives Ergebnis, werden in Ihrem Unternehmen die kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht ausschließlich über das Umlaufvermögen finanziert, sondern auch über das Anlagevermögen. Für die meisten Unternehmen ist dies ein gutes Verfahren.

👉 Betriebskapital = Umlaufvermögen - kurzfristige Verbindlichkeiten

Tipp: Kennzahlen immer im Blick

Mit modernen Tools, wie Agicap, behalten Sie wichtige Kennzahlen immer im Blick. Auf diese Weise können Sie zuverlässige Liquiditätsprognosen erstellen.

Auch das Forderungsmanagement lässt sich automatisieren. Dies führt zu einer erheblichen Zeitersparnis. Der Bereich Forderungen ist für Unternehmen aus Liquiditätssicht von großer Bedeutung. Wenn Forderungen zeitnah eingetrieben werden, macht sich dies auch beim Cashflow bemerkbar. Im Umlaufvermögen steckt also viel Potenzial, die eigene Liquidität durch gezielte Maßnahmen zu verbessern.

Fazit: Das Umlaufvermögen ist ein Lebensretter

Es ist wichtig zu wissen, was das Umlaufvermögen ist und wo es in der Bilanz notiert wird. Wenn Sie wissen, über wie viel Umlaufvermögen Sie verfügen, wissen Sie somit auch, wie viel Kapital Sie zur Deckung kurzfristiger Verbindlichkeiten haben. Wichtige Kennzahlen, die Sie im Rahmen Ihrer Bilanzanalyse mithilfe des Umlaufvermögens berechnen können, sind die Vermögensintensität, die Umlaufintensität und das Betriebskapital Ihres Unternehmens.

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