Kennzahlen im Controlling: Übersicht, Beispiele und Vor- und Nachteile

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Kennzahlen im Controlling: Übersicht, Beispiele und Vor- und Nachteile

Kaum ein Instrument ist im Controlling so beliebt und häufig im Einsatz wie Kennzahlen. Sie sind für die Steuerung eines Unternehmens essenziell. Sie ermöglichen eine tiefergehende Analyse verschiedener Bezugsgrößen. Für Unternehmen ist es damit möglich zu messen, ob gesetzte Ziele erreicht wurden oder das Unternehmen gar in eine leichte Schieflage gerät.

Kennzahlen im Controlling: Definition und Synonym

Kennzahlen werden häufig auch als betriebliche Kennziffern bezeichnet. Nach gängiger Definition handelt es sich hierbei um die Zusammenfassung von quantitativen, d.h. in Zahlen ausdrückbaren Informationen (vgl. zum Beispiel Wirtschaftslexikon Gabler). Viele Kennzahlen werden auf Basis einer Formel berechnet.

Häufig fällt im Zusammenhang mit Kennzahlen der Begriff KPI (Key Performance Indicator). Auch KPIs sind Kennzahlen - aber solche, die sich darauf beziehen, ob bestimmte Unternehmensleistungen erreicht wurden. Deshalb sind KPI und Kennzahlen nicht immer synonym zu verwenden.

Arten von Kennzahlen: Absolute und relative Kennzahlen

In der Literatur wird häufig zwischen absoluten und relativen Kennzahlen unterschieden:

  • Eine absolute Kennzahl kann direkt der jeweiligen Datenquelle entnommen werden (zum Beispiel Umsatz).
  • Eine relative Kennzahl wird ermittelt, indem mindestens zwei absolute Kennzahlen miteinander ins Verhältnis gesetzt werden (zum Beispiel die Eigenkapitalquote).
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Einsatz von Kennzahlensystemen: Planung und Reporting

Kennzahlen können Schwachstellen und Entwicklungen offenlegen. Deshalb sind sie eine wichtige Unterstützung in Entscheidungsprozessen. Das Controlling setzt Kennzahlen vielfach ein, beispielsweise in der Planung oder auch im Reporting. Werden Kennzahlen kombiniert, können Kennzahlensysteme, wie zum Beispiel die Balanced Scorecard oder das Return on Investment-Kennzahlensystem, eingeführt werden.

Kennzahlen zur Unternehmensanalyse nutzen

Kennzahlen können im innerbetrieblichen Bereich, aber auch aus externer Sicht betrachtet werden. Gerade bei der Bilanzanalyse kommen beispielsweise Kennzahlen üblicherweise zum Einsatz. Potenzielle Investoren oder Kreditgeber fordern daher häufig Informationen, um bestimmte Kennzahlen interpretieren zu können.

Wertorientierte Kennzahlen

Wertorientierte Kennzahlen liefern Erkenntnisse, wie sich der Unternehmenswert entwickelt hat.

Wichtige Kennzahlen im Unternehmen: Übersicht

Welche Kennzahlen für ein Unternehmen wichtig sind, kann variieren. So spielen beispielsweise die Unternehmensgröße, -rechtsform und die Branchenzugehörigkeit eine Rolle. Ein produzierendes Unternehmen interessiert sich ggf. für andere Kennzahlen als ein Beratungsunternehmen.

Kennzahlen können differenziert werden, beispielsweise in

  • Rentabilitätskennzahlen
  • Liquiditätskennzahlen
  • Finanzierungskennzahlen

Aus folgender Übersicht können Sie beispielhaft Kennzahlen entnehmen, die sehr häufig zum Einsatz kommen:

Rentabilitätskennzahlen

Liquiditätskennzahlen

Finanzierungskennzahlen

  • Eigenkapitalquote
  • Fremdkapitalquote
  • Verschuldungsgrad

Weitere wichtige Unternehmenskennzahlen

  • Umschlagshäufigkeit
  • Debitoren- und Kreditorenkennzahlen
  • Anlagedeckung
  • Kapitalumschlag
  • Vorratsquote
  • Kennzahlen zur Gewinnverwendung
  • Market Value added
  • Economic Value added

Kennzahlen im Controlling: Vor- und Nachteile

Vorteile von Kennzahlen

Kennzahlen können die Geschäftsführung bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Sie können -- richtig angewendet -- konkrete, faktenbasierte Informationen liefern. Komplexe Zusammenhänge können hierdurch verständlich analysiert werden. Mit Kennzahlen können sowohl Stärken als auch Schwächen in einem Betrieb ermittelt werden. Sie können bereits frühzeitig auf mögliche Krisen des Unternehmens hinweisen und werden daher beispielsweise vor allem in der Liquidiätsplanung häufig eingesetzt.

Kennzahlen können zudem eingesetzt werden, um zu prüfen, ob gesetzte Ziele erreicht wurden. Gerade für das Management liefern sie wichtige Informationen zur Unterstützung von Entscheidungen und der Frage, ob Maßnahmen zu ergreifen sind. Ist das Working Capital zum Beispiel außergewöhnlich hoch, lohnt sich ein Blick auf die Lagerbestände. Müssen Lagerbestände verringert werden?

Nachteile von Kennzahlen

Nachteile beim Einsatz von Kennzahlen entstehen vor allem, wenn das Bewusstsein und Verständnis fehlen. Eine Kennzahl kann nur zu Erkenntnissen führen, wenn sie auch richtig eingeordnet und interpretiert wird.

Wird beispielsweise die Gesamtkapitalrentabilität eines Unternehmens für das Jahr 2020 mit 9 % ermittelt, sagt das zunächst nicht viel aus. Erst im Vergleich mit anderen Kennzahlen ergibt sich ein Bild: Wie war die Gesamtrentabilität im Vorjahr? Welche Werte werden bei anderen Unternehmen aus der Branche erzielt? Eine einzelne Kennzahl hilft also in der Regel noch nicht weiter. Kennzahlen werden häufig vergangenheitsorientiert entwickelt -- gerade die zeitliche Einordnung spielt also ebenfalls eine große Rolle.

Zudem wird häufig kritisiert, dass Kennzahlen nur quantitative Informationen zusammenfassen. In Entscheidungen sind aber durchaus auch qualitative Faktoren (oft auch „weiche Faktoren“ genannt) zu berücksichtigen. Das kann zum Beispiel im Bereich der Kundenbindung sein. Wenn ein Vertriebsmitarbeiter außergewöhnlich empathisch ist, kann dies nur schlecht in Kennzahlen ausgedrückt werden.

Beispiel: Welche Kennzahlen das Controlling für die Produktion einsetzt

In produzierenden Unternehmen ist die Ressourcenplanung von besonders großer Bedeutung. Das Controlling setzt deshalb entsprechende Kennzahlen ein, gerade beispielsweise beim Einsatz von Mitarbeitern, Material und Maschinen. Zudem muss regelmäßig analysiert werden, wie es um die Produktivität steht. So kommen beispielsweise folgende Kennzahlen häufig zum Einsatz:

  • Produktivität: Vereinfacht gesagt wird mit der Kennzahl Produktivität berechnet, wie das Verhältnis zwischen Output und Input ist. Das Unternehmen kann also ermitteln, wie viele Mittel es einsetzen muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Die Formel lautet also:

Produktivität = Output / Input

  • Produktionsfehlerquote: Mit der Produktionsfehlerquote lassen sich Rückschlüsse zur Qualität der Produktionsprozesse schließen. Ist sie außergewöhnlich hoch, sollten Abläufe und mögliche Fehlerquellen genauer geprüft werden. Die Formel zur Berechnung lautet:

Produktionsfehlerquote = Fehlproduktionen (Stückzahl) / Gesamtstückzahl

  • Overall Equipment Efficiency: Mit dieser Kennzahl wird die Gesamtanlageneffektivität ermittelt. Gibt es Produktionsverluste? Die Formel lautet:

Overall Equipment Efficiency = Verfügbarkeitsfaktor * Effizienzfaktor * Qualitätsfaktor

  • Produktionskosten: Wer etwas produziert, will auch wissen, wie viele Kosten je Einheit entstehen. Das ist sowohl für die Ressourcenplanung eine wichtige Information als auch für die Preisfindung. Denn am Ende soll das Produkt mit Gewinn vertrieben werden. Die Formel lautet vereinfacht (im Detail sollten verschiedene Produktvarianten betrachtet werden):

Produktionskosten = Produktionskosten / Anzahl der Produkte

Kennzahlen im Controlling zum Thema Nachhaltigkeit etablieren

Nachhaltigkeit hat sich in vielen Unternehmen als wichtiges Thema etabliert. So werden beispielsweise nachhaltig produzierte Produkte auch als solche beworben. Und viele Unternehmen sind verpflichtet, in ihren Jahresabschlüssen über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten. Wenn also Nachhaltigkeit ein Erfolgsfaktor wird, muss auch das Controlling genauer hinschauen und Kennzahlen entwickeln, wie zum Beispiel zu:

  • CO2-Einsparungen
  • Treibhausemmissionen
  • Energie- und Wasserverbrauch

Im Controlling werden Kennzahlen in Excel berechnet

Viele Controller pflegen und berechnen Kennzahlen in Excel. Bei wenigen Kennzahlen kann dies auch recht simpel und mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden. So werden beispielsweise Liquiditätsplanungen oder Bilanzanalysen häufig in Excel erstellt. Viele Unternehmen interessieren sich jedoch bereits für moderne Tools, um manuelle Arbeiten an lokal gespeicherten Dateien zu minimieren.

Ob Planung oder Reporting: Automatisierung und Vernetzung werden hier für Unternehmen immer wichtiger.

Wichtiges zu Kennzahlen kurz und knapp

Welche Kennzahlen sind am wichtigsten?

Unternehmen können wahre Massen an Kennzahlen ermitteln und sammeln. Doch welche Kennzahlen sind denn besonders wichtig? Hier gibt es keine Standardantwort. Für jedes Unternehmen können, je nach Geschäftstätigkeit, Branche und Größe, unterschiedliche Kennzahlen von großer Bedeutung sein. Es gibt jedoch bestimmte Kennzahlen, die besonders häufig zum Einsatz kommen (vgl. nachfolgend).

Was für Kennzahlen gibt es?

Es gibt zahlreiche Kennzahlen. Unterteilt werden können diese beispielsweise in absolute oder relative Kennzahlen.

Beispiele zu wirtschaftlichen Kennzahlen: Regelmäßig in der Praxis besonders bekannt sind:

  • Umsatz,
  • Verschuldungsgrad,
  • Eigenkapitalrentabilität,
  • Umsatzrentabilität,
  • Eigenkapitalquote,
  • Liquiditätskennzahlen, wie die Liquidität 1., 2. und 3. Grades.

Welche KPI gibt es?

KPI steht für Key Performance Indicator. Sie werden zwar häufig synonym zu Kennzahlen verwendet. Doch tatsächlich gibt es einen feinen Unterschied: KPIs messen den Erfolg eines Unternehmens. Wurden gesetzte Ziele erreicht? Beispielsweise im Bereich Kundenzufriedenheit.

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