Net Working Capital: Definition, Berechnung und Interpretation im Detail

Das Net Working Capital ist eine wichtige Kennzahl in der Betriebswirtschaft und dient der Beurteilung der Liquidität eines Unternehmens. Wir zeigen Ihnen, was das Net Working Capital genau ist, wie man es berechnet und den Wert interpretiert.
Net Working Capital (NWC) einfach erklärt
Was versteht man unter Nettoumlaufvermögen?
Übersetzt heißt Net Working Capital (NWC) Nettoumlaufvermögen. Es bezeichnet also jenen Teil des Unternehmensvermögens, der kurzfristig zur Umsatzgenerierung bereitsteht, ohne, dass dazu Eigenkapital eingesetzt oder ein Kredit zurückbezahlt werden muss.

Es ist im Gegensatz zum gebundenen Kapital (z.B. Sachgüter wie Maschinen oder Produktionsanlagen) ungebunden und steht daher kurzfristig zur Verfügung.
Wie setzt sich das Nettoumlaufvermögen zusammen?
Das Nettoumlaufvermögen setzt sich zusammen aus:
- Lagerbeständen (Vorräte, Verbrauchsmaterial, etc.)
- kurzfristige Forderungen (z.B. an Kunden gestellte aber noch nicht beglichene Rechnungen)
- kurzfristig veräußerbare Wertpapiere (z.B. Aktien)
Net Working Capital wird immer wichtiger
Die Studie "Der Weg zu einem effektiven Net Working Capital Management" der Beratungsgesellschaft Horváth zeigt, dass das Thema auf der Top Management Agenda gelandet ist:
- 84 Prozent der befragten Unternehmen sehen den Bedeutungsanstieg des NWC in der unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung.
- 81 Prozent der befragten sehen Optimierungspotenziale in ihrem NWC-Management
- Viele Initiativen im NWC-Management bleiben unter den Erwartungen und erzielen Verbesserungen von weniger als 7 Prozent.
Der Grund, warum bisher viele Initiativen nicht erfolgreicher sind, liegt laut den Studienergebnissen vor allem im technologischen Bereich. So steuern und analysieren viele Unternehmen ihr NWC noch mit einfachen Tools, wie Excel (73 Prozent). Folgende Gründe wurden insbesondere benannt:
Mit modernen Tools, wie Agicap, kann Unternehmen bereits vieles erleichtert werden. So können zahleiche Kennzahlen automatisch generiert und analysiert werden. Mit einem modernen Tool für das Cashmanagement können DPO erhöht, DSO reduziert und der Cashflow verbessert werden.
Net Working Capital vs. Working Capital: Welche Bedeutung haben die Kennzahlen?
Im Gegensatz zum Working Capital, welches das komplette Betriebskapital (Umlaufvermögen) meint, sind die liquiden Mittel (z.B. Kassenbestände oder Barvermögen) sowie die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem Nettoumlaufvermögen herausgerechnet.
Unter kurzfristigen Verbindlichkeiten versteht man Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr, sowie Rückstellungen.
Durch die Berechnung des Nettoumlaufvermögens ermittelt ein Unternehmen seinen Nettofinanzbedarf. Die Kenntnis über diesen ist wichtig, damit das Unternehmen weiß, wieviel Mittel es während eines bestimmten Zeitraums bereitstellen muss, damit zumindest die Kosten gedeckt sind und kein Liquiditätsengpass entsteht.
Darüber hinaus lässt sich anhand dieser Kennzahl besser für die Zukunft planen, z.B. Investitionen bei Überschüssen und die Beantragung eines Kredits bei Defiziten.
Net Working Capital: Formel zur Berechnung
Zur Berechnung des Nettoumlaufvermögens gibt es zwei Formeln, die unterschiedlichen Aussagecharakter haben:
Setzt man das Umlaufvermögen mit der Summe aus liquiden Mitteln und kurzfristigem Fremdkapital ins Verhältnis, erhält man das Net Working Capital Ratio:
NWC Ratio = Umlaufvermögen / (liquide Mittel + kurzfr. Fremdkapital) x 100
Das Verhältnis gibt an, zu wieviel Prozent das kurzfristige Fremdkapital durch das Umlaufvermögen gedeckt ist. Man spricht auch vom sog. Liquiditätskoeffizienten.
Neben dem Net Working Capital Ratio kann man auch den Absolutwert berechnen:
NWC = Umlaufvermögen – liquide Mittel – kurzfr. Fremdkapital
Dieser Kennwert stellt den absoluten Überschuss des Umlaufvermögens dar.

Interpretation des Net Working Capital
Sollte das Net Working Capital hoch oder niedrig sein?
Die oberen Kennzahlen lassen sich nach deren Berechnung wie folgt interpretieren: Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, wie gut ein Unternehmen seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten nachkommen kann, ohne dabei in Zahlungsverzug zu geraten.
Ein Wert von 100% sollte dabei mindestens angestrebt werden. Das bedeutet, dass das Unternehmen sämtliche Verbindlichkeiten aus dem Umlaufvermögen begleichen kann und weder Eigenkapital aufbringen noch einen Kredit aufnehmen muss.
Liegt der Wert oberhalb von 100%, generiert das Unternehmen einen Überschuss an liquiden Mitteln, sodass es Rücklagen bilden oder Investitionen tätigen kann.
Je weiter nach unten sich der Wert bewegt, desto schlechter wirtschaftet ein Unternehmen und gerät früher oder später in Zahlungsnot, weil die Einnahmen nicht die Ausgaben decken.
Der Absolutwert liegt im Idealfall immer weit über 0. Das bedeutet, dass genügend Umlaufvermögen vorhanden ist, um den kurzfristigen Verbindlichkeiten nachzukommen.
Ist das Net Working Capital negativ?
Ist das Net Working Capital negativ, heißt das, dass zu wenig Umlaufvermögen zur Verfügung steht. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an und wird nicht gegengesteuert, droht die Zahlungsunfähigkeit.
Bei der Interpretation sollte man jedoch nicht den Schluss ziehen, dass je höher das Nettoumlaufvermögen ist, desto besser wirtschaftet das Unternehmen. Dies ist ein Trugschluss.
Ein Net Working Capital Ratio, das weit über dem empfohlenen Bereich von 120%-130% liegt, deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine Ressourcen suboptimal nutzt, z.B. durch ein unverhältnismäßig großes Lager, in dem sehr viele Vorräte vorgehalten werden.
Net Working Capital Management: Was ist ein gutes Net Working Capital Ratio?
Wenn Sie für Ihr Unternehmen die obigen Kennzahlen berechnet haben und diese nun interpretieren, stellen Sie vielleicht fest, dass Sie nicht im optimalen Bereich operieren. Abschließend wollen wir Ihnen einige Tipps geben, wie Sie Ihr Nettoumlaufvermögen noch besser für Sie arbeiten lassen.
Ist Ihr Nettoumlaufvermögen sehr hoch, liegt das vielleicht daran, dass Sie sich ein sehr großes Lager gönnen. Überprüfen Sie, ob das nötig ist, und ob Sie eventuell mit weniger Vorräten Ihr Tagesgeschäft ohne Einbußen bestreiten können.
In diesem Rahmen prüfen Sie auch, ob Sie mit Ihren Lieferanten kürzere Lieferintervalle vereinbaren können, damit Sie nicht mehr so viele Waren auf Vorrat halten müssen.
Ist Ihr Nettoumlaufvermögen negativ, prüfen Sie, ob das möglicherweise daran liegt, dass Sie Ihren Kunden zu lange Zahlungsziele einräumen und so lange auf Ihr Geld warten müssen. Verkürzen Sie gegebenenfalls die Fristen oder bieten Sie Skonti für Vorauszahler.
Liquiditätsplanung optimieren
Damit Sie stets den Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben haben, und damit erst zuverlässig Ihr Net Working Capital berechnen können, sollten Sie Ihre Liquiditätsplanung optimieren.
Eine engmaschige Planung und regelmäßige Aktualisierung Ihres Liquiditätsplans hat darüber hinaus den Vorteil, dass Sie so generell besser die Geldströme in Ihrem Unternehmen steuern und die verfügbaren Mittel optimal nutzen.
