Bargeldreserve: Optimierung und Bedeutung für die Unternehmensfinanzen

Unternehmen müssen regelmäßig prüfen, ob sie über ausreichende Bargeldreserven verfügen. Bargeldreserven sind aus verschiedenen Gründen wichtig. Sie stärken beispielsweise die Liquidität. In welcher Höhe sollten Bargeldreserven gehalten werden? Und wie können sie eingesetzt werden? Hier ein Überblick:
Was ist eine Bargeldreserve?
Bei einer Bargeldreserve handelt es sich um liquide Mittel eines Unternehmens, die speziell für unvorhergesehene Ausgaben, finanzielle Notfälle oder Chancen vorgehalten wird. Es handelt sich also um eine Liquiditätsreserve oder auch eine kurzfristige Finanzreserve.
Hinweis: Der Begriff Liquiditätsreserve ist etwas umfassender und bezieht sich nicht ausschließlich nur auf die Bargeldreserve.
👉 In diesem Artikel erfahren Sie, wie Unternehmen Liquiditätsreserven aufbauen können.
Warum ist eine Bargeldreserve wichtig für Unternehmen?
Die Bargeldreserve ist ein Cash-Polster, das für verschiedene Situationen eingesetzt werden kann. Ob Krisenzeiten, anstehende Investitionen oder beispielsweise auch Wachstumsstrategien: Mit ausreichend Bargeld verfügen Unternehmen über einen finanziellen Sicherheitspuffer. Auf diese Weise wird die Unternehmensliquidität gestärkt und geschützt. Für die Finanzplanung und das Risikomanagement eines Unternehmens ist eine Bargeldreserve also sehr bedeutsam.
Rolle der Bargeldreserve in Krisenzeiten: Unternehmen brauchen Cash
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten sorgen viele Unternehmen für höhere Bargeldreserven. Für die Unternehmensliquidität spielt es eine wichtige Rolle, über ausreichend Bargeld zu verfügen. Das sorgt für Sicherheit und Flexibilität.
Das Geld kann beispielsweise eingesetzt werden, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Wenn es also kurzfristig zu Schwankungen kommt bei den Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens, sind ausreichend Mittel vorhanden, um handlungsfähig zu bleiben.
Hinweis: Mit sinkenden Umsätzen und unerwarteten Ausgaben kämpften beispielsweise viele Unternehmen während der Corona-Pandemie. Durch Bargeldreserven konnten sich viele Firmen über Wasser halten.
Die Zinswende hat zur Folge, dass auch Fremdfinanzierungen teurer geworden sind. Bargeldreserven können hier ebenfalls für Entlastung sorgen. So wird ggf. weniger Fremdkapital benötigt. Zudem wirken Bargeldreserven für Firmen als Sicherung bei der Finanzierung, die sich positiv auf Kreditwürdigkeitsprüfungen auswirkt. Bei Anlegern schaffen Bargeldreserven Vertrauen.
Wichtig: Bargeldreserven sorgen für Flexibilität. Unternehmen sollten über Reserven verfügen, damit auch bei unvorhersehbaren Ereignissen -- wie unerwarteten Ausgaben - ausreichend Mittel vorhanden sind, um die laufenden Kosten und notwendige Investitionen bezahlen zu können.
Bargeldreserve und Investitionsentscheidungen
Investitionen sind für Unternehmen unerlässlich. Nur so kann der Betrieb weiterentwickelt werden und wettbewerbsfähig bleiben. Aktuell investieren beispielsweise viele Firmen in neue Technologien. So kann die digitale Transformation vorangetrieben werden.
Investitionen sind jedoch auch mit entsprechenden Ausgaben verbunden. Bargeldreserven können hier für Entlastung sorgen. Sie bieten das notwendige finanzielle Polster. Wenn ein Unternehmen die erforderlichen Mittel für eine Investition bereits auf dem Bankkonto hat, dann kann es auch schnell handeln, wenn sich eine entsprechende Gelegenheit ergibt.
Bargeldreserve und Unternehmenswachstum
Mit Bargeldreserven können auch Expansionspläne vorangetrieben und (zumindest teilweise) finanziert werden. Zudem geben die Reserven dem Unternehmen Sicherheit -- denn Wachstumspläne sind häufig auch mit gewissen Risiken verbunden.
Gerade, wenn ein Unternehmen ins Ausland expandiert, können Währungsschwankungen mithilfe von Bargeldreserven abgefedert werden. Bargeld ist also bei langfristigem Wachstum des Unternehmens eine wichtige Stütze.
Beispiel: Sehr bekannt für ein enorm großes Bargeldvermögen ist der Konzern Apple. Wenn ein Unternehmen wie Apple über Bargeldreserven in Milliardenhöhe verfügt, kann es auch Expansionsstrategien schnell vorantreiben. Zudem verfügt es über ein finanzielles Polster, dass Sicherheit schafft. Apple ist mit dieser Vorgehensweise nicht allein. Auch beispielsweise Alphabet Inc. (Unternehmen Google) gehört zu den Firmen mit den meisten Barreserven weltweit.
Bargeldreserve vs. Bankguthaben
In welcher Form sollten Unternehmen ihre Bargeldreserven halten? Eine Bargeldreserve kann durchaus als Bankguthaben vorhanden sein. Doch es sind auch weitere Formen denkbar, wie beispielsweise Kassenbestände.
Wichtig: Ein sehr hohes Bankguthaben, dass als Bargeldreserve gehalten wird, kann zwar Sicherheit bieten. Allerdings können hierdurch auch Potenziale verschenkt werden. Geld auf dem Girokonto erzielt häufig kaum/keine Zinseinnahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen prüfen, in welcher Höhe sie Bargeldreserven halten wollen.
Bargeldreserve in der Bilanz
Die Leser eines Jahresabschlusses können sich über Bargeldreserven zum Bilanzstichtag informieren. So werden zum Beispiel Kassenbestände und auch das Bankguthaben ausgewiesen. Für mögliche Investoren oder Kreditgeber sind diese Bilanzpositionen deshalb sehr interessant.
Die entsprechenden Informationen sind auf der Aktivseite der Bilanz unter der Position „Umlaufvermögen" zu finden.
Bewertung von Bargeldreserven
Für eine Beurteilung, wie es um die Liquidität des Unternehmens insgesamt steht, reicht der Blick auf Kasse und Bankguthaben nicht aus. Hier müssen auch externe Stakeholder weitere Bilanzkennzahlen heranziehen, um genauere Erkenntnisse zu gewinnen.
Beispiel: Im Geschäftsjahr 01 verfügt ein Unternehmen über 25.000 Euro Bankguthaben und 5.000 Euro Kassenbestand. Im Geschäftsjahr 02 beträgt das Bankguthaben 18.000 Euro und der Kassenbestand 3.000 Euro. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass die Liquidität schrumpft. Es muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass das Unternehmen nun über eine schlechtere Liquidität verfügt. So können beispielsweise kurzfristige Forderungen vorhanden sein. Es müssen also weitere Daten analysiert werden.
Aufbau von Bargeldreserven
Gerade in wirtschaftlich guten Zeiten kann es von Vorteil sein, eine Bargeldreserve aufzubauen. Hierzu braucht es gezielte Maßnahmen. Dazu gehören beispielsweise u.a.
· Kostenmanagement: Durch Kostensenkungsmaßnahmen kann ein Unternehmen seine Liquiditätssituation verbessern.
· Liquiditätsplanung: Eine effektive Liquiditätsplanung trägt dazu bei, Liquiditätsüberschüsse zu erzielen. So können beispielsweise Überziehungszinsen vermieden und Bargeld gesichert werden.
· Risikomanagement: Die Identifikation von möglichen Krisen und Erstellung von Szenarien ist wichtig, damit Unternehmen notwendige Liquiditätsreserven berechnen können.
· Investitionsstrategie: Mit einer professionellen Investitionsstrategie können liquide Mittel effizient eingesetzt werden.
· Gewinnrücklagen: Ein Teil der erzielten Gewinne kann ggf. als Bargeldreserve gehalten werden.
· Working Capital Management: Mit effektivem Management im Bereich von Forderungen, Lagerbeständen und Verbindlichkeiten kann auch der Bargeldbestand erhöht werden.
Wie bestimmt ein Unternehmen die optimale Höhe seiner Bargeldreserve?
Das Liquiditätsmanagement eines Unternehmens muss den Liquiditätsbedarf ermitteln. Wenn darüber hinaus Liquiditätsüberschüsse erzielt werden, können diese (bzw. zumindest ein Teil der Überschüsse) für den Aufbau von Bargeldreserven eingesetzt werden. Doch wie hoch soll/darf das finanzielle Polster sein?
Es gibt keine Regel, dass beispielsweise x-Prozent der Umsätze als Bargeldreserve beiseitegelegt werden sollten. Jedes Unternehmen muss individuell entscheiden, wie hoch Bargeldreserven gehalten werden sollen. Voraussetzung dafür ist, dass es überhaupt über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Branchenzugehörigkeit. So können sich unterschiedliche potenzielle Risiken ergeben. Entsprechend kann das Bedürfnis nach Sicherheit unterschiedlich ausgeprägt sein. Aus diesem Grund müssen Unternehmen hier eine eigene Strategie entwickeln, die sowohl dem Wunsch nach Sicherheit als auch dem Ziel, Erträge zu erzielen, gerecht wird.
Zur effektiven Verwaltung der Bargeldreserve gehört es, dass regelmäßig geprüft wird, welche Mittel vorhanden sind -- und benötigt werden! Enorm hohe Bargeldreserven, die nicht zur Einnahmenerzielung eingesetzt werden, können auch Chancen ungenutzt verstreichen lassen. Dies gilt beispielsweise gerade im Bereich von Geldanlagen. Wenn Bargeldreserven als kurzfristige Investitionen eingesetzt werden, müssen auch steuerliche Folgen beachtet werden. Auf Zinseinnahmen fällt beispielsweise auch Abgeltungssteuer an. Das muss in der Finanzplanung berücksichtigt werden.
