Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen erklärt

Lesezeit: 6 min.

Wenn Unternehmen andere Dienstleister beauftragen oder Produkte bestellen, dann müssen sie diesen Geschäftspartnern gegenüber Zahlungsverpflichtungen erfüllen. In der Bilanz findet man hierzu den Posten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Was versteht man hierunter genau? Und warum ist gerade diese Bilanzposition für das Liquiditätsmanagement so relevant?

Was sind Verbindlichkeiten?

Verbindlichkeiten sind Verpflichtungen, die ein Unternehmen gegenüber einem Gläubiger erfüllen muss. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert den Begriff wie folgt: „Verbindlichkeiten zählen zu den Schulden und sind - im Gegensatz zu Rückstellungen - prinzipiell dem Grunde und der Höhe nach gewiss."

Es muss sich um einen Vorgang handeln, bei dem überhaupt eine Verbindlichkeit entsteht. Wenn beispielsweise ein Unternehmen Waren bei einem anderen Unternehmen im Ladengeschäft erwirbt und direkt bar bezahlt, dann handelt es sich um keine Verbindlichkeit. Schließlich besteht dann keine offene Verpflichtung. Die Leistung und Gegenleistung müssen also zeitlich auseinanderfallen.

Die Verbindlichkeit muss zudem bereits gewiss sein. Es muss also klar sein, dass eine Verpflichtung besteht und auch der entsprechende Betrag. Handelsrechtlich wird vorgegeben, dass Verbindlichkeiten mit ihrem Erfüllungsbetrag anzusetzen sind (§ 253 HGB). Besonderheiten gelten bei langfristigen Verbindlichkeiten, die steuerrechtlich abzuzinsen sind -- doch diese werden an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt.

Hinweis: Für ungewisse Verbindlichkeiten sind Rückstellungen zu bilden.

Tipp: Ausführliche Informationen zu Verbindlichkeiten im Allgemeinen finden Sie auch hier.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in der Bilanz

Verbindlichkeiten müssen in der Bilanz ausgewiesen werden. Das Handelsgesetzbuch stellt nämlich klar (§ 247): „In der Bilanz sind das Anlage- und das Umlaufvermögen, das Eigenkapital, die Schulden sowie die Rechnungsabgrenzungsposten gesondert auszuweisen und hinreichend aufzugliedern."

In der Bilanz findet man die Verbindlichkeiten auf der Passivseite:

Passivseite der Bilanz
A. Eigenkapital
B. Rückstellungen
C. Verbindlichkeiten
D. Rechnungsabgrenzungsposten
E. Passive latente Steuern

Bei den Verbindlichkeiten ist eine weitere Aufgliederung vorzunehmen (vgl. § 266 HGB) in folgende (kompakt dargestellte) Positionen:


Verbindlichkeiten in der Bilanz

  1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
  2. Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen
  3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
  4. Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel
  5. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen
  6. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
  7. Sonstige Verbindlichkeiten

Die Buchhaltung muss also eine Einordnung vornehmen, um welche Art von Verbindlichkeit es sich handelt.

Bei Verbindlichkeiten unterscheidet man zudem zwischen kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten. Entscheidend für die Einteilung ist die sog. Restlaufzeit.

Als langfristig gelten Verbindlichkeiten, die eine Restlaufzeit von mehr als einem Jahr haben. Ist die Restlaufzeit kürzer, dann handelt es sich um kurzfristige Verbindlichkeiten. Der Unterschied wird vor allem gemacht aufgrund von steuerlichen Besonderheiten: Bei langfristigen Verbindlichkeiten muss in bestimmten Fällen eine Abzinsung von 5,5 Prozent vorgenommen werden.

In diesem Beitrag sollen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen genauer betrachtet werden.

Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Vorab sei an dieser Stelle darauf hingewiesen: Natürlich tritt auch ein Unternehmen selbst als Lieferant oder Dienstleister auf. Es handelt sich dann um den umgekehrten Fall: Offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bedeuten hier also, dass bereits Leistungen erbracht wurden, jedoch die Zahlung noch aussteht. Das Unternehmen wartet noch auf entsprechende Zahlungseingänge. Auch Forderungen aus Lieferungen und Leistungen müssen bilanziell erfasst werden und vom Forderungsmanagement überwacht werden.

Wichtig: Keine Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten

Verbindlichkeiten dürfen grundsätzlich nicht mit Forderungen verrechnet werden. Unternehmen dürfen also nicht einfach Aktivkonten und Passivkonten miteinander vermischen. Hier gilt im Handelsgesetzbuch ein strenges Verrechnungsverbot (§ 246 HGB), dass unbedingt einzuhalten ist. Bei schweren Verstößen gegen Bilanzierungsgrundsätze droht die Nichtigkeit des Jahresabschlusses.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Definition

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bilden eine wichtige Position in der Bilanz. Ein Unternehmen, dass gegenüber Lieferanten oder Dienstleistern Verbindlichkeiten hat, erfasst diese an dieser Stelle.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Beispiele

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen können beispielsweise sein:

· Wareneinkäufe

· Lieferung von Rohstoffen

· Dienstleistungen (zum Beispiel Beratungsleistung, IT-Support u.v.m.)

Es muss sich um Lieferungen oder Leistungen handeln, die auf Ziel gekauft werden. Das heißt, für die Leistung/Lieferung wird eine Zahlungsfrist gewährt.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Buchungssatz, Konto und Kreditoren

Wie sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu buchen? Die Eingangsrechnung des Geschäftspartners ist hier in der Regel die Grundlage für den Buchungsvorgang. Darin wird der geschuldete Betrag (und ggf. Umsatzsteuer) ausgewiesen.

Werden beispielsweise Waren auf Ziel für 1.190 Euro brutto eingekauft, dann lautet der vereinfachte Buchungssatz:

Wareneingang 1.000 Euro

Vorsteuer 19 % 190 Euro

an Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 1.190 Euro

Damit hat das Unternehmen dann buchhalterisch erfasst, dass es noch 1.190 Euro an den Lieferanten bezahlen muss. In der Praxis werden jedoch regelmäßig Kreditorenkonten gegengebucht, also beispielsweise:

Wareneingang

Vorsteuer 19 %

an Kreditor Mustermann

Als Kreditor wird der Gläubiger, also hier der Lieferant bzw. Dienstleister, bezeichnet. Mit einer Kreditorenbuchhaltung können Unternehmen schnell einen Überblick erhalten, welche Verbindlichkeiten bei welchem Kreditor noch offen sind.

Für das Liquiditätsmanagement ist das von großem Vorteil. Zahlungen müssen rechtzeitig veranlasst werden. Die Fälligkeitstermine lassen sich besser überwachen, wenn die entsprechenden Daten schnell abrufbar sind. Außerdem können die anstehenden Transaktionen auch in der Liquiditätsplanung bereits berücksichtigt werden.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Langfristige oder kurzfristige Verbindlichkeit?

Es handelt sich in der Regel hier um kurzfristige Verbindlichkeiten. Der Grund ist simpel: Nur wenige Lieferanten oder Dienstleister werden damit einverstanden sein, dass sie eine Leistung erbringen und eine lange Zeitdauer auf eine Bezahlung warten müssen.

Langfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Wenn Unternehmen mit dem Lieferanten einen Kredit vereinbaren, der eine längere Laufzeit hat als ein Jahr, dann ist die Verbindlichkeit als langfristig einzustufen. Lieferantenkredite können für Unternehmen eine erhebliche Entlastung mit sich bringen und die Liquidität schonen. Allerdings müssen die bilanziellen Folgen beachtet werden (ggf. Abzinsungsgebot) bzw. mögliche Kosten kalkuliert werden.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Was sind Verbindlichkeiten? Beispiele?

Bei einer Verbindlichkeit hat ein Unternehmen bereits eine Leistung eines anderen Unternehmens bezogen, die vereinbarte Gegenleistung jedoch noch nicht erbracht. Typische Fälle in der Praxis sein beispielsweise Wareneinkäufe, der Kauf von Büroeinrichtung oder auch IT-Leistungen.

Sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen kurzfristig?

Verbindlichkeiten gelten dann als kurzfristig, wenn die Restlaufzeit bei weniger als einem Jahr liegt. Das ist bei Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sehr häufig der Fall.

Wann entsteht eine Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen?

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen müssen ausgewiesen werden, wenn der Lieferant/Dienstleister seine Leistung erbracht hat und das Unternehmen jedoch seine Zahlungsverpflichtung noch nicht erfüllt hat.

Welches Konto ist bei Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu buchen?

Die Position „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen" ist auf der Passivseite der Bilanz auszuweisen. Die Verbindlichkeit wird beim jeweiligen Kreditorenkonto erfasst. Bei der Jahresabschlusserstellung sind die Kreditorenkonten dann entsprechend abzuschließen.

Sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen aktiv oder passiv?

Verbindlichkeiten sind auf der Passivseite der Bilanz auszuweisen.

Was bedeuten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen für das Liquiditätsmanagement?

Das Liquiditätsmanagement muss sicherstellen, dass die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen überwacht und fristgerecht bezahlt werden. Ansonsten drohen Konflikte mit Lieferanten und ggf. Mahngebühren. Außerdem handelt es sich um eine Bilanzposition, die als wichtige Berechnungsgrundlage für verschiedene Kennzahlen herangezogen wird.

Was bedeutet „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ohne Kontokorrent"?

Bei kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen -- also mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr -- wird das Konto „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ohne Kontokorrent gebucht.

New call-to-action

Melden Sie sich für unseren Newsletter an.

Das wird Ihnen auch gefallen