Wie können Unternehmen ihre Eigenkapitalquote erhöhen?

Viele Unternehmen versuchen derzeit verstärkt, ihre finanzielle Performance zu verbessern. Die komplette deutsche Wirtschaft muss nach wie vor mit einer angespannten Kostensituation umgehen. Zudem befinden sich Unternehmen in einem stetigen Wandel: Die digitale Transformation erfordert hohe Investitionen in neue Technologien. Prozesse werden komplett neu aufgesetzt und Geschäftsmodelle neu gedacht. Zugleich sind auch die Finanzierungskosten deutlich gestiegen. Es verwundert daher nicht, dass immer mehr Finanzchefs das Ziel verfolgen, das Eigenkapital zu erhöhen.
Eigenkapital erhöhen: Folgen für Unternehmen
Fremdkapital wurde in den vergangenen Monaten für Unternehmen immer teurer. Im Herbst 2023 stiegen aufgrund hoher Zinsen die Kreditkosten für Unternehmen deutlich an. Dies führte dazu, dass immer mehr Unternehmen ihre Kapitalstruktur grundlegend unter die Lupe nehmen und versuchen, die Eigenkapitalquote zu erhöhen.
Achtung: Das KfW Mittelstandspanel 2023 kam zu dem Ergebnis, dass 70 % der befragten Unternehmen den angebotenen Zinssatz in Kreditverhandlungen als zu hoch empfanden.
Mehr Eigenkapital hat zur Folge, dass Unternehmen weniger von Fremdkapital abhängig sind. Eine gute Eigenkapitalquote kann zudem das Insolvenzrisiko senken.
Vorteile durch die Erhöhung von Eigenkapital
Durch die Erhöhung von Eigenkapital ergeben sich verschiedene Folgen, zum Beispiel:
- Unternehmen benötigen weniger teures Fremdkapital.
- Eine höhere Eigenkapitalquote spricht für mehr finanzielle Stabilität.
- Investitionen und Wachstum können aus eigener Kraft finanziert werden.
- Eine solide Eigenkapitalquote punktet bei (möglichen) Investoren und Kreditgebern.
- Wer mehr Eigenkapital zur Verfügung hat, kann mehr Spielraum zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens nutzen.
- Die Kreditwürdigkeit verbessert sich – und damit auch die Konditionen bei etwaigen Kreditvergaben.
Je höher, desto besser? Mitnichten! Eine sehr hohe Eigenkapitalquote kann auch negative Konsequenzen mit sich bringen. So kann es beispielsweise dazu führen, dass die Erwartungen möglicher Investoren steigen und sie höhere Rendite verlangen.
Unternehmen sollten das Kapital effizient einsetzen. Eine zu hohe Eigenkapitalquote sollte deshalb vermieden werden. Es gilt, die richtige Balance zu finden.
Eigenkapital erhöhen: Maßnahmen und Wege
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein Unternehmen das Eigenkapital erhöhen kann. Welche Maßnahmen für ein Unternehmen hier die richtigen sind, muss individuell entschieden werden. Dabei sollte auch beachtet werden, dass jeder Weg auch mögliche Stolpersteine mitbringen kann.
Wie bekommt man mehr Eigenkapital?
Hier einige Beispiele, wie die Eigenkapitalquote erhöht werden kann:
Eigenkapital durch Aktien erhöhen
Aktiengesellschaften können erwägen, mehr Aktien auszugeben. Allerdings ist dies mit Vorsicht zu genießen, denn es bedeutet auch, dass mit dieser Kapitalerhöhung die bisherigen Aktionäre prozentual weniger beteiligt werden am Unternehmen als zuvor. Dies kann durchaus auch negative Reaktionen nach sich ziehen.
Eigenkapital in der Bilanz erhöhen: Bilanzsumme verringern
Eine Verringerung der Bilanzsumme, beispielsweise durch das Begleichen von Verbindlichkeiten, führt ebenfalls zu einer Erhöhung des Eigenkapitals. Voraussetzung hierfür ist, dass das Unternehmen über ausreichend Liquidität verfügt.
Verringerte Bilanzsumme oder Liquidität? Bilanzpolitische Maßnahmen sollten immer gut abgewogen werden. Durch eine Verringerung der Bilanzsumme kann sich zwar die Kreditwürdigkeit erhöhen. Doch wenn, wie hier beispielhaft aufgeführt, Verbindlichkeiten beglichen werden müssen, dann geht dies auch zulasten der Liquidität.

Eigenkapital mithilfe von Beteiligungen erhöhen
Unternehmen können erwägen, mehr externe Investoren bzw. Gesellschafter für das Unternehmen zu gewinnen. Doch die Suche nach passenden Investoren ist alles andere als einfach. Unternehmensanteile werden übertragen und damit auch ggf. einem externen Investor Mitspracherechte eingeräumt. Zudem stellt sich die Frage, welche Rendite der Investor erwartet.
Interessant können hierbei gerade auch öffentliche Beteiligungsgesellschaften bzw. mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG) sein. In der Regel handelt es sich bei öffentlichen Beteiligungsgesellschaften um stille Beteiligungen. Unternehmen erhöhen also nicht nur ihr Eigenkapital, sondern auch ihre Kreditwürdigkeit. Zudem spielt Planungssicherheit eine große Rolle bei öffentlichen Beteiligungsgesellschaften. Die Investitionen sind regelmäßig langfristig ausgelegt.
👉 Tipp: Unternehmen sollten sich über diese Form der Finanzierung durch MBG informieren. Jedes Bundesland bietet hier unterschiedliche Programme an. Die Förderdatenbank von Bund, Länder und EU liefert ebenfalls zahlreiche Informationen.
Möglichkeiten Eigenkapital zu erhöhen mit Gewinnthesaurierungen
Eine weitere Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen, ist die Thesaurierung von Gewinnen. Gewinne, die erwirtschaftet wurden, werden nicht ausgeschüttet, sondern im Unternehmen behalten. In der Bilanz findet man Informationen hierzu unter dem Posten „Gewinnrücklagen“
Tipp: Auch steuerlich kann eine Gewinnthesaurierung zu interessanten Fragen führen. So kann eine Steuerbegünstigung nach § 34a EStG in Betracht kommen. Die Gewinnthesaurierung wird dann pauschal mit einem (vergleichbar günstigen) Steuersatz von 28,25 % versteuert. Mit dem Wachstumschancengesetz wurden an der Regelung noch zahlreiche Verbesserungen vorgenommen. Eine Option, die nun also noch attraktiver sein kann zur Erhöhung des Eigenkapitals: Unternehmen sollten sich hierzu steuerlichen Rat einholen. Eine Gewinnthesaurierung, die mit einer steueroptimierten Maßnahme verbunden werden kann, wirkt sich positiv auf die gesamte Finanzlage des Unternehmens aus.
Eigenkapital erhöhen: Stille Reserven nutzen
Eine weitere Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen, ist die Auflösung stiller Reserven. Wenn beispielsweise ein Wirtschaftsgut in der Bilanz mit 50.000 Euro aktiviert ist, jedoch bei der Veräußerung 80.000 Euro erzielt werden, dann kommt es zu einer Aufdeckung stiller Reserven.
Eigenkapital mithilfe von privaten Einlagen erhöhen
Das Eigenkapital kann auch mithilfe einer Einlage aus dem Privatvermögen erhöht werden. Dies kann beispielsweise als Bar- oder Sacheinlage erfolgen. In Gesellschaften, wie beispielsweise einer GmbH, müssen jedoch sowohl rechtliche als auch steuerrechtliche Folgen bedacht werden. Deshalb sollten Unternehmen hier Beratung in Anspruch nehmen.
Eigenkapital erhöhen durch optimiertes Forderungsmanagement
Werden Forderungen schneller beglichen, wirkt sich das positiv auf die Liquidität aus. Das Unternehmen ist dann nicht auf kurzfristige Kredite angewiesen, um lange Laufzeiten zu finanzieren. Liquiditätsreserven können gebildet und das Eigenkapital gestärkt werden.
Wann sollte man das Eigenkapital erhöhen?
Es kann zahlreiche Auslöser geben, warum die Eigenkapitalquote erhöht werden sollte, wie beispielsweise:
- Das Unternehmen verfügt bereits über eine tendenziell zu niedrige Eigenkapitalquote.
- Für die Zukunft stehen hohe Investitionen an.
- Die Bilanz soll gestärkt und damit auch die Außenwirkung verbessert werden.
Veränderungen an der Kapitalstruktur sollten jedoch sorgfältig abgewogen werden. Hier sollten CFOs ein gut durchdachtes Konzept verfolgen. Hilfreiche Informationen liefert hier auch die langfristige Liquiditätsplanung.
Was sagt die Eigenkapitalquote aus?
Mit der Eigenkapitalquote wird das Verhältnis zwischen Gesamt- und Eigenkapital eines Unternehmens ermittelt. Auf diese Weise können Rückschlüsse gezogen werden, inwiefern das Unternehmen beispielsweise von Fremdkapital abhängig ist. Banken prüfen diese Kennzahl regelmäßig, bevor sie Geld in Form eines Kredits bewilligen.
Wie kann man die Eigenkapitalquote erhöhen?
Die Eigenkapitalquote kann durch verschiedene Maßnahmen erhöht werden. Vereinfacht gesagt: Wenn in einem Unternehmen der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital zunimmt, dann erhöht sich die Eigenkapitalquote.
Was ist eine gute Eigenkapitalquote?
Generell gilt eine Eigenkapitalquote von 30 % als gut. Allerdings gibt es branchenspezifische Unterschiede. Auch die Unternehmensgröße ist mit entscheidend, welche Eigenkapitalquote „üblich“ ist. Hier sollten sich Unternehmen informieren, welche Werte branchenüblich sind.
Klar ist: Kennzahlen, wie die Eigenkapitalquote, werden gerade auch bei Kreditverhandlungen genau unter die Lupe genommen. Das KfW-Mittelstandspanel 2023 ergab, dass 32 % der befragten Unternehmen in Kreditverhandlungen Schwierigkeiten hatten, weil Bonität oder Eigenkapital nicht ausreichend waren. Das heißt also, in nahezu jedem dritten Unternehmen gibt es Handlungsbedarf, um die Beschaffung von Fremdkapital zu erleichtern.
Mit digitalen Tools Eigenkapital erhöhen
Für eine optimale finanzielle Performance benötigt ein Unternehmen Transparenz über das eigene Zahlenwerk. Während in der Vergangenheit in vielen Finanzabteilungen Excel das Werkzeug Nummer 1 war, greifen heute immer mehr Firmen auf digitale Tools zurück.
Lösungen, wie Agicap, bieten Unternehmen die Möglichkeit für ein verbessertes Liquiditätsmanagement. Dabei spielen eine aktuelle Liquiditätsübersicht und effizientes, automatisiertes Cash-Pooling eine wesentliche Rolle, damit die vorhandenen Mittel besser verwaltet werden können. So können Liquiditätsreserven geschaffen und das Eigenkapital gestärkt werden. Das Unternehmen kann dann ggf. darauf verzichten, Verbindlichkeiten in Form von Krediten einzugehen. Gerade in Zeiten steigender Finanzierungskosten ist dies ein wirksamer Hebel und aktives Finanzierungsmanagement unabdingbar.
