Welche Vorteile bietet Private Equity als Finanzierungsalternative?

Lesezeit: 6 min.
Private Equity wird auf Deutsch auch als Beteiligungskapital bezeichnet.

Bei der Frage, wie der Finanzierungsbedarf gedeckt werden kann, müssen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten abwägen. Der klassische Bankkredit ist eine sehr gängige Form, den Kapitalbedarf zu decken. Doch gerade für mittelständische oder junge Unternehmen ist es nicht immer einfach, einen Bankkredit zu attraktiven Konditionen zu erhalten. Häufig gelingt hier eine Finanzierung durch Private Equity. Was ist das? Und warum ist das für viele Unternehmen interessant?

Private Equity: Definition

Private Equity wird auf Deutsch auch als Beteiligungskapital bezeichnet. Es handelt sich bei Private Equity also um eine Finanzierungsform mittels Beteiligung. Der englische Begriff „Equity“ lässt sich mit „Eigenkapital“ übersetzen. Privates Eigenkapital soll die Finanzierungssituation eines Unternehmens stärken. Wie kann man sich das vorstellen?

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Private Equity einfach erklärt

Die Finanzierungssituation ist in vielen Unternehmen angespannt. Vor allem mittelständische Unternehmen und aber auch Unternehmen aus der Start-up-Szene kämpfen häufig darum, den Kapitalbedarf decken zu können.

Fremdkapital, wie der traditionelle Bankkredit, ist meist (wenn überhaupt) nur limitiert verfügbar. Kreditinstitute reagieren häufig insbesondere deshalb zurückhaltend, weil nicht ausreichend Sicherheiten vorhanden sind oder die Eigenkapitalquote zeigt, dass vergleichbar wenig eigene Mittel vorhanden sind. Das wirkt sich bei Kreditverhandlungen negativ aus. Fremdkapital belastet außerdem die Liquidität des Unternehmens. So müssen die Finanzierungskosten gedeckt werden. Bei Eigenkapitalbeteiligungen erfolgen Ausschüttungen nur, wenn auch ein entsprechender Gewinn erwirtschaftet wurde.

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Bei Fremdkapital ist es zudem schwierig, weiteres Kapital zu generieren. Sollte der Kredit nicht ausreichen, ist es nicht einfach, schnell und flexibel mehr Mittel zu erhalten.

Für viele Unternehmen ist es deshalb die bessere Lösung, den Kapitalbedarf mit (möglichst viel) Eigenkapital zu decken. Doch wer sich einen klassischen Unternehmensgründer vor Augen führt, weiß auch: Hier fließt bereits viel angespartes Privatvermögen in das junge Unternehmen. Ähnliches gilt für mittelständische Unternehmen. Weitere Kapitalerhöhungen sind also nicht ohne weiteres möglich.

Wenn ein Unternehmen eine Private Equity-Finanzierung anstrebt, dann bedeutet dies schlichtweg, dass ein Eigenkapitalgeber sich an dem Unternehmen beteiligt. Das Gegenstück hierzu wäre „Public Equity“. Hier erhält ein kapitalmarktorientiertes Unternehmen Eigenkapital durch die Ausgabe von Aktien.

Wenn beispielsweise ein bisheriger Teilhaber aus dem Unternehmen aussteigt, kann ein Private Equity-Investor diesen ersetzen (sog. Buy-Out). Doch die Motivation von Private Equity-Finanzierungen ist oft auch die Kapitalerhöhung. Unternehmen können also die eigene Liquiditätssituation verbessern.

Im Zusammenhang mit Private Equity-Transaktionen fällt häufig der Begriff Leveraged Buy Out. Dabei handelt es sich um eine Transaktion, bei der insbesondere Fremdkapital zum Einsatz kommt. Der Investor setzt also vergleichbar wenig Eigenkapital ein, um die Investition zu tätigen. Allerdings muss die Investition insgesamt auch so viel abwerfen, dass nach Abzug der Fremdkapitalkosten noch etwas übrig bleibt.

Wichtig: Durch Private Equity können Unternehmen ihre Kapitalstruktur maßgeblich beeinflussen. Ob es jedoch die richtige Finanzierungsform ist, muss genau abgewogen werden. Die Folgen sind für das Unternehmen erheblich. Deshalb sollten Vor- und Nachteile genau analysiert werden.

Vorteile und Nachteile durch Private Equity

Private Equity-Finanzierungen können viele Vorteile mitbringen. Abgesehen davon, dass das Unternehmen die eigene Liquiditätssituation verbessert und somit auch beispielsweise die Mittel für Investitionen hat, wirkt sich mehr Eigenkapital auch positiv auf den Jahresabschluss aus. Die Eigenkapitalquote erhöht sich. Das wiederum kann auch das Image bei Geschäftspartnern verbessern und neue Türen öffnen.

Nicht zu unterschätzen ist das Know-how, dass beispielsweise gerade Private Equity-Gesellschaften mitbringen. Sie können hilfreiche Tipps und Erfahrungen in das Unternehmen einbringen und so das ganze Unternehmen in seiner Ausrichtung unterstützen. Das liegt auch in ihrem Interesse, schließlich wollen die Investoren Wertsteigerungen generieren. Krisengebeutelte Unternehmen können wieder auf Kurs gebracht werden.

Zudem können durch Private Equity-Finanzierungen neue Netzwerke genutzt und wertvolle Kontakte geknüpft werden. Vor allem junge Unternehmen profitieren häufig von der beratenden Seite einer Private Equity-Finanzierung.

Allerdings will nicht jedes Unternehmen, dass ein Investor sich bei der Unternehmensstrategie einmischt. Wenn jedoch eine Beteiligung erfolgt, dann hat das unweigerlich zur Folge, dass der Eigenkapitalgeber auch ein gewisses Mitspracherecht geltend machen will.

Natürlich ist es Verhandlungssache, wie hoch die Beteiligung am Ende ausfällt. Doch wer eine Private Equity-Finanzierung anstrebt, muss in der Regel auch ein entsprechendes Maß an Kontrolle abgeben. Gerade etablierte Unternehmen reagieren hier häufig eher skeptisch und zurückhaltend.

Schließlich ist der Investor vor allem an Rendite interessiert. Das kann zu Konflikten bei der Festlegung der Unternehmensstrategie führen. Zudem legen Private Equity-Investoren einen großen Wert auf das Reporting des Unternehmens. Das erhöht auch den Druck, vielversprechende Kennzahlen zu liefern. Das betroffene Unternehmen muss daher meist das eigene Controlling noch professioneller aufstellen. Eine Private Equity-Gesellschaft plant in der Regel einen (rentablen) Exit. Anteile werden gewinnbringend veräußert.

Für welche Unternehmen Private Equity interessant ist

Eine Private Equity-Finanzierung ist insbesondere für Unternehmen interessant, die ihren Kapitalbedarf durch mehr Eigenkapital decken wollen und häufig erschwerten Zugang zu Fremdkapital haben.

Mittelständische Unternehmen versuchen so beispielsweise, das Unternehmenswachstum zu finanzieren. Kleinere Unternehmen haben wiederum nur selten die Chance, die Aufmerksamkeit eines Investors zu gewinnen.

Doch auch in der Start-up-Szene ist eine besondere Form von Private Equity sehr beliebt. In diesem Zusammenhang wird von Venture Capital gesprochen. Venture Capital wird auch als Risikokapital oder Wagniskapital bezeichnet. Der Begriff leuchtet ein: Wer in ein sehr junges Unternehmen – ohne Sicherheiten - investiert, geht automatisch ein Risiko ein. Das Unternehmen ist noch nicht gefestigt und kann noch nicht viele Geschäftszahlen vorweisen. Renditeprognosen sind daher auch schwer zu treffen. Und zudem ist die Gefahr groß, dass die Geschäftsidee als Ganzes scheitert. Allerdings führen Wertsteigerungen bei Start-up-Unternehmen häufig auch zu einer großen Rendite – wenn der Plan aufgeht.

Bei einer Private Equity-Investition in ein bereits etabliertes, mittelständisches Unternehmen gehen Anleger ein viel geringeres Risiko ein. Das Unternehmen ist bereits gefestigt und es liegen Geschäftszahlen vor, die eine umfassende Analyse des Unternehmens ermöglichen. So können auch mögliche Renditeprognosen getroffen werden.

Nicht selten finden Private Equity-Finanzierungen auch bei Unternehmen statt, die bereits in eine Krise geraten sind. Durch die Investition soll ein Turnaround erwirkt und das Unternehmen wieder auf Kurs gebracht werden. Wenn das Unternehmen wieder auf festen Füßen steht, wird der Anteil häufig verkauft.

Private Equity vs. Investment Banking

Private Equity sollte nicht mit Investment Banking verwechselt werden. So handelt es sich zwar auf den ersten Blick in beiden Fällen um Kapitalanlagen. Doch die Zielausrichtung ist unterschiedlich.

Bei Private Equity werden Anteile an einem Unternehmen erworben. Häufig handelt es sich um Mehrheitsbeteiligungen, sodass auch Einfluss auf die Unternehmensstrategie genommen wird. Im Fokus stehen nicht-börslich gehandelte Unternehmen.

Doch das Investment Banking befasst sich mit börslich gehandelten Unternehmen. Im Fokus steht hier der Handel von Wertpapieren oder auch die Begleitung eines Börsengangs. Die Blickwinkel sind also unterschiedlich.

Private Equity-Investoren

Als Investoren kommen bei Private Equity grundsätzlich sowohl private Anleger als auch institutionelle Anleger in Betracht. Tatsächlich haben sich einige institutionelle Anleger auf Private Equity bzw. Venture Capital spezialisiert.

Nimmt man beispielsweise Venture Capital, so ist bei der Investition charakteristisch, dass der Anleger ein hohes Risiko eingeht. Allerdings wird in der Regel in ein junges Unternehmen investiert, bei dem die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass langfristig eine hohe Rendite generiert werden kann. Zudem können Investoren bei jungen Unternehmen auch ihre eigenen Kompetenzen einbringen und so zur Wertsteigerung beitragen.

Private Equity-Fonds

Institutionelle Anleger investieren über Beteiligungsgesellschaften in nicht-börslich gehandelte Unternehmen. Die Beteiligungsgesellschaft verwaltet entsprechende Fonds. Sie erwerben Unternehmensanteile, die aus ihrer Sicht vielversprechend sind. Das Risiko wird dadurch gestreut. Insbesondere Banken, Versicherungen, Pensionskassen, aber auch Privatleute investieren in diese Fonds. Die Fonds sind insbesondere in Großbritannien, den USA und Kanada verbreitet, da viele Pensionsfonds entsprechende Anlagestrategien verfolgen.

Private Equity: Beispiel

Gerade im technischen und digitalen Bereich werden immer wieder Deals mit hohem Transaktionsvolumen abgeschlossen. Ein Beispiel aus 2021 ist die CeramTec Gruppe.

Die CeramTec Gruppe gilt als Weltmarkführer der technischen Hochleistungskeramik. Sie entwickelt Komponenten aus technischer Keramik und stellt diese her. 2021 konnte das Unternehmen einen großen Investor überzeugen: Der kanadische Pensionsfonds CPP Investments kaufte 50 % an dem Unternehmen. Außerdem verkaufte der Finanzinvestor BC Partners seinen Anteil von seinem Beteiligungsfonds X an den Beteiligungsfonds XI. Insgesamt lag der Transaktionswert bei 3,8 Milliarden Euro.

Der Private Equity-Markt in Deutschland

Private Equity (PE) ist auch in Deutschland mittlerweile eine Finanzierungsform, die immer häufiger gewählt wird. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC gab es in Europa allein 2021 insgesamt 3146 Transaktionen mit PE-Beteiligung und einem Dealgesamtwert von 217,4 Millarden Euro. Davon fanden 21,6 Prozent der Deals in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt.


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