Operativer Cashflow: So wichtig ist die Kennzahl für den Geschäftsalltag

Lesezeit: 5 min.
Die Kennzahl operativer Cashflow liefert eine interessante Information über die laufende Geschäftstätigkeit eines Unternehmens.

In vielen Unternehmensdaten wird der operative Cashflow angegeben. Doch was versteht man darunter überhaupt und für wen ist die Information interessant? Für das Liquiditätsmanagement ist diese Kennzahl wichtig – sowohl unternehmensintern als auch -extern. Warum das so ist, erklärt der folgende Beitrag.

Der operative Cashflow als Garant für Wettbewerbsfähigkeit

Der operative Cashflow ist eine spezifische Unterart des Cashflows. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss über liquide Mittel verfügen, um auch regelmäßig zu investieren. Neue Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle und die Modernisierung von Prozessen kann die Effizienz eines Unternehmens nachhaltig steigern. Doch wer investieren will, benötigt auch das entsprechende Kapital, den Cash in der Hand.

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Das Liquiditätsmanagement kann mithilfe verschiedener Kennzahlen feststellen, welche Mittel dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Verfügt das Unternehmen über ausreichend Kapital, um beispielsweise Investitionen zu tätigen? Kann es sich das Unternehmen leisten, neue Leasingverträge (mit der Folge weiterer laufenden Kosten) abzuschließen? Könnten neue monatliche Aufwendungen auch durch das erwirtschaftete Kapital bedient werden?

Der Cashflow ist für die Liquiditätsplanung zur Beantwortung dieser Fragen von zentraler Bedeutung: Hier erfolgen Berechnungen zu den Geldströmen des Unternehmens, die Aussagen zur Innenfinanzierungskraft ermöglichen.

Operativer Cashflow: Definition

Mit dem operativen Cashflow, im Englischen auch Operating Cashflow (OCF) genannt, kann ein Unternehmen ermitteln, welche liquiden Mittel es aus seiner normalen Geschäftstätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erwirtschaftet. Vereinfacht gesagt: Wie viel Cash verdient das Unternehmen im normalen Geschäftsalltag?

Kapitalflussrechnung und operativer Cashflow

Sowohl für das Unternehmen selbst, als auch Anleger, potenzielle Investoren oder auch Kreditgeber ist es interessant zu wissen, wie es um den Cashflow steht. Die Kapitalflussrechnung wird deshalb als Analyseinstrument gerne genutzt. Für viele Unternehmen ist die Kapitalflussrechnung übrigens auch gesetzlich verpflichtend im Rahmen der Abschlusserstellung und wird regelmäßig unterteilt in:

  • Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (operativer Cashflow)
  • Cashflow aus Investitionstätigkeit
  • Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Die Kapitalflussrechnung wird jedoch häufig auch bereits freiwillig erstellt und genutzt. Der operative Cashflow ist Bestandteil der Kapitalflussrechnung und gibt einen Einblick, wie erfolgreich ein Unternehmen im Alltag arbeitet. Im Fokus stehen die Erträge und Ausgaben der „normalen“ Geschäftstätigkeit.

Operativer Cashflow: Formel

Der operative Cashflow wird in der Regel nach der sogenannten indirekten Methode berechnet. Der Internationale Controller Verein (ICV) gab im Controllingwiki für folgende Berechnungsmethode sein Prüfsiegel (hier verkürzt dargestellt):

EBIT

  • abzgl. Steuern
  • zzgl. Abschreibungen
  • zzgl. Erhöhung langfristiger Rückstellungen
  • abzgl. Zahlungswirksame Verringerung langfristiger Rückstellungen
  • abzgl. Gewinn aus Abgang des Sachanlagevermögens
  • zzgl. Verlust aus Abgang des Sachanlagevermögens
  • abzgl. Erhöhung Working Capital
  • zzgl. Verringerung Working Capital

=Cash Flow aus operativer Geschäftsfähigkeit

Bei der Berechnung nach der direkten Methode werden vereinfacht gesagt alle Auszahlungen von den Einzahlungen abgezogen. Für diese Methode werden daher sehr viel mehr unternehmensinterne Daten benötigt. In der Praxis wird aufgrund der einfachen Handhabung oft die indirekte Methode gewählt, vor allem von externen Analysten.

Hinweis: Ausführliche Informationen zur Kapitalflussrechnung und der Berechnungsmethoden des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit gibt beispielsweise der Rechnungslegungsstandard DRS 21.

Free Cashflow

Die Berechnungsgröße operativer Cashflow ist ein wichtiger Bestandteil in der Kapitalflussrechnung und eine Ausgangsgröße für weitere Berechnungen. Der Free Cashflow oder auch freie Cashflow basiert beispielsweise auf dem operativen Cashflow und dem Cashflow aus Investitionstätigkeit. Mit dem Free Cashflow wird ermittelt, welche liquiden Mittel für Ausschüttungen und die Rückführung von Fremdkapital zur Verfügung stehen.

Operativer Cashflow: Berechnung

Der Grundgedanke für die Berechnung des operativen Cashflows ist recht einfach: Fließen dem Unternehmen in der laufenden Tätigkeit genug Erträge zu, um die Ausgaben zu bedienen? Das Ergebnis dieser Berechnung ist auch bei einer Kreditwürdigkeitsprüfung relevant.

Interpretation des operativen Cashflows

Ein positiver operativer Cashflow weist darauf hin, dass das Unternehmen potenziell zahlungsfähig ist. Werden also nachhaltig Überschüsse erzielt, dann verfügt das Unternehmen über die Mittel, Investitionen aus eigener Finanzierung heraus zu tätigen. Das kann dann auch ein entscheidender Vorteil gegenüber Mitbewerbern sein.

Ein negativer Cashflow ist bereits ein Warnsignal: Wenn das Ergebnis nicht nur kurzfristig negativ ist, so werden nicht ausreichend liquide Mittel aus der operativen Tätigkeit erzielt: Das Unternehmen kann zahlungsunfähig werden.

Regelmäßige Berechnung

In vielen Unternehmen werden Cashflowberechnungen regelmäßig erstellt, beispielsweise monatlich oder auch quartalsweise. Und natürlich kann auch analysiert werden: Wie hat sich der operative Cashflow im Vergleich zu den vorherigen Zeiträumen entwickelt?

Wie häufig Berechnungen erstellt werden, hängt häufig von der Unternehmensgröße und den genutzten Tools ab. Moderne Technologien können bereits mit wenigen Eingaben Ergebnisse liefern. Klar ist: Nur wer seine Liquiditätssituation kennt, kann auch auf unerwünschte Entwicklungen zeitnah reagieren und so auch dauerhaft seine Existenz sichern.

Nachteile bei der Berechnung und Analyse

Vorweg ist zu beachten: Eine Kennzahl allein liefert nicht die ganze Wahrheit. Um ein konkretes Bild über die Liquiditätssituation eines Unternehmens zu erlangen, müssen verschiedene Daten betrachtet werden.

Die Kennzahl operativer Cashflow liefert eine interessante Information über die laufende Geschäftstätigkeit eines Unternehmens – allerdings oft mit Blick in die Vergangenheit. Wird der operative Cashflow für das erste Quartal 2021 berechnet und im Mai bei Kreditverhandlungen geprüft – so kann sich die Situation des Unternehmens bereits zwischenzeitlich verändert haben.

Viele Unternehmen denken jedoch bereits um und nutzen moderne Tools, um den Cashflow nicht nur in Echtzeit analysieren zu können, sondern auch zuverlässige Prognosen erstellen zu können. Wer hier verlässliche Daten generieren und vorlegen kann, kann auch bei Investoren und Kreditgebern punkten.

Optimierungsmaßnahmen ergreifen

Das Liquiditätsmanagement sollte regelmäßig prüfen, wie es um die erwirtschafteten liquiden Mittel steht. Das oberste Gebot sollte sein, immer genügend Zahlungseingänge aus der normalen Geschäftstätigkeit zu erzielen, um auch die laufenden Kosten bedienen zu können. Wenn festgestellt wird, dass der operative Cashflow sukzessive immer weiter abnimmt, sollten Optimierungsmaßnahmen geprüft und ergriffen werden. Das kann beispielsweise sein:

  • Mögliche Abweichungen zur Planung analysieren: Gibt es unvorhergesehene Entwicklungen, auf die reagiert werden muss? Sind beispielsweise laufende Kosten aufgrund von Preiserhöhungen gestiegen?
  • Optimierung des Working Capital Management: Wie steht es um die Vorratshaltung? Können Lagerkosten reduziert werden? Sollte das Forderungsmanagement aktiver werden?
  • Analyse der Erträge: Gibt es noch ungenutzte Potenziale? Hier ist auch das Produktmanagement gefragt: Rechtfertigen beispielsweise laufende Kosten Preiserhöhungen? Doch Vorsicht: Kund:innen sollten durch Preissteigerungen nicht abgeschreckt werden und Wettbewerbsanalysen sind hier unerlässlich.
  • Zeitpunkt von Investitionen planen: Wann werden weitere laufende Kosten generiert? Unternehmen können auch hier einen Stellhebel ergreifen, um das Cashflow-Management zu optimieren.
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