Operativer Cashflow: So wichtig ist die Kennzahl für den Geschäftsalltag

In vielen Unternehmensdaten wird der operative Cashflow angegeben. Doch was versteht man darunter überhaupt und für wen ist die Information interessant? Für das Liquiditätsmanagement ist diese Kennzahl wichtig – sowohl unternehmensintern als auch -extern. Warum das so ist, erklärt der folgende Beitrag.
Operativer Cashflow: Definition
Was ist der operative Cashflow einfach erklärt?
Mit dem operativen Cashflow, im Englischen auch Operating Cashflow (OCF) genannt, kann ein Unternehmen ermitteln, welche liquiden Mittel es aus seiner normalen Geschäftstätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erwirtschaftet.
Was sagt der operative Cashflow aus?
Vereinfacht gesagt: Wie viel Cash verdient das Unternehmen im normalen Geschäftsalltag? Hierzu werden die Einzahlungen und Auszahlungen des Unternehmens gegenübergestellt. Vereinfacht wird also betrachtet:
Für potenzielle Geldgeber (zum Beispiel Banken) ist die Kennzahl von großer Relevanz. Sie liefert bereits erste Erkenntnisse, wie erfolgreich das Unternehmen mit den laufenden Geschäften ist. Ist das Unternehmen also in der Lage, mit seinen operativen Tätigkeiten Überschüsse zu erzielen?
Der operative Cashflow als Garant für Wettbewerbsfähigkeit
Der operative Cashflow ist eine spezifische Unterart des Cashflows. Regelmäßig berechnet werden außerdem der Cashflow aus Investitionstätigkeit und der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss über liquide Mittel verfügen, um auch regelmäßig zu investieren. Neue Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle und die Modernisierung von Prozessen kann die Effizienz eines Unternehmens nachhaltig steigern. Doch wer investieren will, benötigt auch das entsprechende Kapital.
Das Liquiditätsmanagement kann mithilfe verschiedener Kennzahlen feststellen, welche Mittel dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Verfügt das Unternehmen über ausreichend Kapital, um beispielsweise Investitionen zu tätigen? Kann es sich das Unternehmen leisten, neue Leasingverträge (mit der Folge weiterer laufenden Kosten) abzuschließen? Könnten neue monatliche Aufwendungen auch durch das erwirtschaftete Kapital bedient werden?
Der Cashflow ist für die Liquiditätsplanung zur Beantwortung dieser Fragen von zentraler Bedeutung: Hier erfolgen Berechnungen zu den Geldströmen des Unternehmens, die Aussagen zur Innenfinanzierungskraft ermöglichen.

Cashflow in Echtzeit: Noch reines Wunschdenken?
Obwohl es für Unternehmen so wichtig ist, den eigenen Cashflow zu analysieren, fehlt es häufig an Transparenz. In der Studie "Jenseits des Unerwarteten" des Softwareunternehmens Blackline, für die rund 1.300 Führungskräfte aus dem Finanz- und Rechnungswesen in sieben Märkten befragt wurden, gaben lediglich 2 Prozent der Befragten an, volles Vertrauen in die Fähigkeit des eigenen Unternehmens zu haben, Echtzeit-Transparenz des Cashflows zu gewährleisten. Dies lässt die Vermutung zu, dass der Cashflow in vielen Firmen noch nicht in Echtzeit analysiert wird.
Doch mit modernen Tools, wie Agicap, kann der Cashflow automatisch und fehlerfrei verwaltet werden. Auf der Grundlage von Echtzeitdaten können fundierte Entscheidungen getroffen werden.
Kapitalflussrechnung (Cashflowrechnung) und operativer Cashflow
Sowohl für das Unternehmen selbst, als auch Anleger, potenzielle Investoren oder auch Kreditgeber ist es interessant zu wissen, wie es um den Cashflow steht. Die Kapitalflussrechnung wird deshalb als Analyseinstrument gerne genutzt. Für viele Unternehmen ist die Kapitalflussrechnung übrigens auch gesetzlich verpflichtend im Rahmen der Abschlusserstellung und wird regelmäßig wie folgt unterteilt:
- Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (operativer Cashflow)
- Cashflow aus Investitionstätigkeit
- Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
Die Kapitalflussrechnung wird jedoch häufig auch bereits freiwillig erstellt und genutzt. Der operative Cashflow ist Bestandteil der Kapitalflussrechnung und gibt einen Einblick, wie erfolgreich ein Unternehmen im Alltag arbeitet. Im Fokus stehen die Erträge und Ausgaben der „normalen“ Geschäftstätigkeit.
Wie berechnet man den operating Cashflow (OCF)?
Operativer Cashflow: Die Suche nach der passenden Formel
Es gibt nicht nur „DIE“ eine Formel, wie der Cashflow zu berechnen ist. In der Literatur werden verschiedene Formeln angeführt. Zu unterscheiden ist auch, welche Methode angewandt wird: die direkte oder indirekte Methode.
Als einfache Formel für die indirekte Berechnung findet man beispielsweise:
Jahresüberschuss nach Steuern |
---|
- zahlungsunwirksame Erträge |
+ zahlungsunwirksame Aufwendungen |
= Cashflow |
Eine wichtige Berechnungsgröße für die Ermittlung des operativen Cashflows ist also der Jahresüberschuss.
Operativer Cashflow: Direkte oder indirekte Methode?
Der operative Cashflow wird in der Regel nach der sogenannten** indirekten Methode berechnet**. Sucht man nach detaillierten Formeln für den operativen Cashflow, findet man verschiedene Varianten. Sehr häufig empfohlen wird jedoch folgende Herangehensweise (vgl. beispielsweise Controllingwiki des ICV):
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag |
---|
(+/-) Abschreibungen/Zuschreibungen |
(+/-) Zunahme/Abnahme Rückstellungen |
(+/-) zahlungsunwirksame Aufwendungen/Erträge |
(-/+) Gewinn/Verlust aus Anlagenabgängen |
(-/+) Zunahme/Abnahme der Vorräte, Forderungen und sonstige Aktiva |
(+/-) Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten und sonstigen Passiva |
= Operativer Cashflow |
Bei der Berechnung nach der direkten Methode werden vereinfacht gesagt alle Auszahlungen von den Einzahlungen abgezogen. Für diese Methode werden daher sehr viel mehr unternehmensinterne Daten benötigt. In der Praxis wird aufgrund der einfachen Handhabung oft die indirekte Methode gewählt, vor allem von externen Analysten.
Hinweis: Ausführliche Informationen zur Kapitalflussrechnung und der Berechnungsmethoden des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit gibt beispielsweise der Rechnungslegungsstandard DRS 21.
Free Cashflow
Die Berechnungsgröße operativer Cashflow ist ein wichtiger Bestandteil in der Kapitalflussrechnung und eine Ausgangsgröße für weitere Berechnungen. Der Free Cashflow oder auch freie Cashflow basiert beispielsweise auf dem operativen Cashflow und dem Cashflow aus Investitionstätigkeit. Mit dem Free Cashflow wird ermittelt, welche liquiden Mittel für Ausschüttungen und die Rückführung von Fremdkapital zur Verfügung stehen.
Operativer Cashflow: Warum die Berechnung Sinn macht
Der Grundgedanke für die Berechnung des operativen Cashflows ist recht einfach: Fließen dem Unternehmen in der laufenden Tätigkeit genug Erträge zu, um die Ausgaben zu bedienen? Das Ergebnis dieser Berechnung ist auch bei einer Kreditwürdigkeitsprüfung relevant. Der operative Cashflow ist also ein Indikator für die Innenfinanzierungskraft.
Interpretation des operativen Cashflows: Was sagt der operative Cashflow aus?
Ein positiver operativer Cashflow weist darauf hin, dass das Unternehmen potenziell zahlungsfähig ist. Werden also nachhaltig Überschüsse erzielt, dann verfügt das Unternehmen über die Mittel, Investitionen aus eigener Finanzierung heraus zu tätigen. Das kann dann auch ein entscheidender Vorteil gegenüber Mitbewerbern sein.
Ein negativer Cashflow ist bereits ein Warnsignal: Wenn das Ergebnis nicht nur kurzfristig negativ ist, so werden nicht ausreichend liquide Mittel aus der operativen Tätigkeit erzielt: Das Unternehmen kann zahlungsunfähig werden.
Regelmäßige Berechnung
In vielen Unternehmen werden Cashflowberechnungen regelmäßig erstellt, beispielsweise monatlich oder auch quartalsweise. Und natürlich kann auch analysiert werden: Wie hat sich der operative Cashflow im Vergleich zu den vorherigen Zeiträumen entwickelt?
Wie häufig Berechnungen erstellt werden, hängt häufig von der Unternehmensgröße und den genutzten Tools ab. Moderne Technologien können bereits mit wenigen Eingaben oder sogar automatisch Ergebnisse liefern. Klar ist: Nur wer seine Liquiditätssituation kennt, kann auch auf unerwünschte Entwicklungen zeitnah reagieren und so auch dauerhaft seine Existenz sichern.
Nachteile bei der Berechnung und Analyse
Vorweg ist zu beachten: Eine Kennzahl allein liefert nicht die ganze Wahrheit. Um ein konkretes Bild über die Liquiditätssituation eines Unternehmens zu erlangen, müssen verschiedene Daten betrachtet werden.
Die Kennzahl operativer Cashflow liefert eine interessante Information über die laufende Geschäftstätigkeit eines Unternehmens – allerdings oft mit Blick in die Vergangenheit. Wird der operative Cashflow für das erste Quartal 2024 berechnet und im Mai bei Kreditverhandlungen geprüft – so kann sich die Situation des Unternehmens bereits zwischenzeitlich verändert haben.
Viele Unternehmen denken jedoch bereits um und nutzen** moderne Tools,** um den** Cashflow** nicht nur in Echtzeit analysieren zu können, sondern auch zuverlässige Prognosen erstellen zu können. Wer hier verlässliche Daten generieren und vorlegen kann, kann auch bei Investoren und Kreditgebern punkten.
Optimierungsmaßnahmen ergreifen
Das Liquiditätsmanagement sollte regelmäßig prüfen, wie es um die erwirtschafteten liquiden Mittel steht. Das oberste Gebot sollte sein, immer genügend Zahlungseingänge aus der normalen Geschäftstätigkeit zu erzielen, um auch die laufenden Kosten bedienen zu können. Wenn festgestellt wird, dass der operative Cashflow sukzessive immer weiter abnimmt, sollten Optimierungsmaßnahmen geprüft und ergriffen werden. Das kann beispielsweise sein:
- Mögliche Abweichungen zur Planung analysieren: Gibt es unvorhergesehene Entwicklungen, auf die reagiert werden muss? Sind beispielsweise laufende Kosten aufgrund von Preiserhöhungen gestiegen?
- Optimierung des Working Capital Management: Wie steht es um die Vorratshaltung? Können Lagerkosten reduziert werden? Sollte das Forderungsmanagement aktiver werden?
- Analyse der Erträge: Gibt es noch ungenutzte Potenziale? Hier ist auch das Produktmanagement gefragt: Rechtfertigen beispielsweise laufende Kosten Preiserhöhungen? Doch Vorsicht: Kund:innen sollten durch Preissteigerungen nicht abgeschreckt werden und Wettbewerbsanalysen sind hier unerlässlich.
- Optimierte Planung: Wann werden weitere laufende Kosten generiert? Unternehmen können auch hier einen Stellhebel ergreifen, um das Cashflow-Management zu optimieren.
