Warum ist die Cashflow-Leistungsrate eine der wichtigsten Kennzahlen?

Im Liquiditätsmanagement wird mit zahlreichen Kennzahlen jongliert. Vor allem im Zusammenhang mit dem Cashflow sind verschiedene Zahlen im Einsatz. Die Cashflow-Leistungsrate ist beispielsweise eine Kennzahl, die sich in der Praxis sehr bewährt hat. Mit ihr kann ein Eindruck gewonnen werden, ob ein Unternehmen eine gewisse Stabilität vorweisen kann oder möglicherweise krisengefährdet ist. Was hat es mit dieser Kennzahl auf sich? Und warum können gerade hier Unternehmen bei Investoren und Kreditgebern punkten? Hier ein kleiner Überblick:
Cashflow: Zahlreiche Formeln im Einsatz
Ein Unternehmen kann seine Existenz dauerhaft nur sichern, wenn die Liquidität gewährleistet ist. Ein zahlungsunfähiges Unternehmen ist nicht mehr handlungsfähig. Ein Blick auf das Bankkonto allein reicht nicht aus – bei der Ermittlung der liquiden Mittel müssen verschiedene Positionen betrachtet werden. Der Cashflow -also der Geldfluss im Unternehmen - ist eine wichtige Berechnungsgröße.

Rund um das Thema Cashflow werden in einem modernen Liquiditätsmanagement zahlreiche Daten und Informationen gesammelt. So können verschiedene Auswertungen und Berichte erstellt und an das Management weitergeleitet werden. Doch die schönsten Aufbereitungen helfen herzlich wenig, wenn der Leser nicht weiß, was sich hinter den einzelnen Zahlen verbirgt. Wie sollen dann Entscheidungen getroffen werden?
Deshalb zunächst einmal ein kleiner Blick auf die Begrifflichkeiten: Gerade im Zusammenhang mit dem Cashflow werden häufig verschiedene Berechnungen angestellt. So beispielsweise
- Operativer Cashflow (OCF): Liquide Mittel aus der normalen Geschäftstätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeitspanne
- Cashflow aus Investitionstätigkeiten (CFI): Ein- und Auszahlungen des Unternehmens, die durch Investitionen verursacht wurden.
- Cashflow aus Finanzierungstätigkeit (CFF): Ein- und Auszahlungen im Zusammenhang mit der Unternehmensfinanzierung
- Free Cashflow:: Freie liquide Mittel, beispielsweise zur Dividendenausschüttung.

Cashflow ist also nicht gleich Cashflow. Die feinen Unterschiede müssen beachtet werden, damit die Zahlen auch richtig interpretiert werden können. Der operative Cashflow ist häufig eine wichtige Berechnungsgröße für weitere Auswertungen.
Der Cashflow allein gibt noch wenig Auskunft darüber, wie stabil ein Unternehmen tatsächlich ist. Interessant sind Analysen, die verschiedene Unternehmenszahlen miteinander ins Verhältnis setzen. So beispielsweise
- Cashflow-Leistungsrate
- Verschuldungsfaktor
- Cash-Burn-Rate
Cashflow-Rate: Definition
Die Cashflow-Leistungsrate wird allgemein als Kennzahl definiert, die den Umsatzanteil ermittelt, der im Unternehmen für Investitionen, Finanzierungen und Gewinnausschüttungen verbleibt. Manchmal wird die Kennzahl auch als Cashflow-Marge, Cashflow-Umsatzverdienstrate oder Cashflow-Rate bezeichnet.
Vereinfacht gesagt: Wenn 100 Euro Umsatz erzielt werden – wie viel Prozent davon verbleiben dem Unternehmen für als effektiver Geldzufluss? Je mehr – desto besser!
Warum die Cashflow-Rate ermittelt wird
Warum braucht man überhaupt eine Cashflow-Rate, wenn doch die Umsatzzahlen so vielversprechend aussehen? Der Umsatz allein sagt noch recht wenig über die Unternehmensliquidtät aus.
So kann es durchaus vorkommen, dass ein Unternehmen zwar mehr Umsätze generiert hat. Doch wenn die Rechnungen noch nicht bezahlt wurden, hohe Lager- und Logistikkosten bewältigt werden müssen und das Geld auf dem Bankkonto immer weniger wird, dann kann ein Unternehmen – trotz gestiegener Umsätze – insolvenzgefährdet sein. Mit anderen Worten: Für Umsatzwachstum muss ausreichend Liquidität vorhanden sein. Der Umsatz zeigt daher nicht, ob ein Unternehmen ausreichend liquide Mittel generiert.
Doch wenn man verschiedene Zahlen mit dem Umsatz ins Verhältnis setzt, dann kann bereits schnell erkannt werden, ob zu wenig vom Umsatz in der Innenfinanzierung verbleibt.
Cashflow-Rate: Interpretation
Eine hohe Cashflow-Rate weist auf eine stabile Liquiditätssituation hin. Oder anders gesagt: Wenn die Cashflow-Rate hoch ist, können etwaige wirtschaftliche Schwankungen, wie viele Unternehmen es aktuell aufgrund der Energiepreissteigerungen erleben, besser verkraftet werden.
Ein Unternehmen, dass eine gute Innenfinanzierung vorweisen kann, benötigt weniger Fremdkapital. Die liquiden Mittel können dann beispielsweise verwendet werden, um einen Kredit zu tilgen oder in neue Technologien zu investieren. Und natürlich können die Mittel auch verwendet werden, um Dividenden auszuschütten – was für potenzielle Investoren attraktiv ist. Schließlich hoffen Investoren auf eine möglichst hohe Rendite. Es verwundert daher nicht, dass Kreditinstitute oder Anleger sich für diese Kennzahl interessieren.
Mit der Cashflow-Rate lassen sich auch Szenarien modellieren:
- Wie viel Umsatz muss ein Unternehmen erzielen, damit die Liquidität nicht reduziert wird?
- Wie viel Cash wird durch den Umsatz generiert, sodass etwaige Kostensteigerungen in der Zukunft besser verkraftet werden können?
Cashflow-Leistungsrate: Formel
Doch wie erfolgt die Berechnung? Die Cashflow-Rate wird nach folgender Formel berechnet:
Cashflow-Rate = Operativer Cashflow / Gesamtleistung(Umsatz) x 100
Hinweis: Auch mit dem freien Cashflow ist die Formel anwendbar. Doch der operative Cashflow gilt als aussagekräftigere Bezugsgröße.
Bei der Gesamtleistung wird der betriebliche Umsatz herangezogen. Ermittelt wird also zunächst, wie hoch der Cashflow und der erzielte Umsatz in der zu betrachtenden Periode ausgefallen sind. Diese Zahlen werden miteinander ins Verhältnis gesetzt und in Prozent berechnet. Beispiel: Für das erste Quartal des Jahres 01 wurden folgende Werte erzielt:
Operativer Cashflow: 80.000 Euro Umsatz: 980.000 Euro Berechnung: 80.000 Euro/980.000 Euro x 100 = 8,1 %
Cashflow-Rate: Zielwert
Es liegt auf der Hand: Je höher die Cashflow-Rate, desto mehr Innenfinanzierungskraft kann ein Unternehmen durch seine betriebliche Geschäftstätigkeit vorweisen. Das hinterlässt natürlich auch einen positiven Eindruck bei Investoren oder Kreditgebern. Doch welche Zielwerte sollten beachtet werden? Und wann sollten die Alarmglocken schrillen? Hier ergeben sich branchenspezifische Unterschiede.
Allgemein stufen manche Experten 8% als guten Wert ein. Andere warnen, dass weniger als 3 % sehr kritisch sind. In der Literatur wird hier manchmal auf den sog. Quicktest nach Prof. Peter Kralicek verwiesen. Er betrachtet für die finanzielle Stabilität und die Ertragskraft eines Unternehmens im Rahmen des Quicktests lediglich vier Kennzahlen:
- Eigenkapitalquote
- Schuldentilgungsdauer
- Gesamtkapitalrentabilität
- Cashflow-Leistungsrate
Anhand einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) werden die Kennzahlen beurteilt. Für die Cashflow-Leistungsrate wird dabei folgende Beurteilung gegeben:
- Mehr als 10 % = sehr gut (1)
- Mehr als 8 % = gut (2)
- Mehr als 5 % = mittel (3)
- Weniger als 5 % = schlecht (4)
- Negativ = insolvenzgefährdet (5)
Tipp: Wenn die Cashflow-Rate unter 5 % liegt, dann muss schnell gehandelt werden. Das Liquiditätsmanagement muss Maßnahmen ergreifen, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. So wird beispielsweise versucht, mehr Cash zu erzielen bei den gleichbleibenden Umsatzzahlen. Der Cashflow kann beispielsweise durch ein optimiertes Forderungsmanagement verbessert werden. Wenn Rechnungen pünktlich von den Kunden bezahlt werden, stärkt das auch die Unternehmensliquidität – und sorgt für einen besseren Wert bei der Cashflow-Leistungsrate.
Cashflow-Rate: Kritische Betrachtung
Die Cashflow-Leistungsrate betrachtet den Umsatz nicht im Verhältnis zum Gewinn, sondern zum Cashflow. Das hat den Vorteil, dass Erkenntnisse zur Rentabilität des Unternehmens gewonnen werden können.
Allerdings muss dabei beachtet werden: Der Cashflow eines Unternehmens schwankt regelmäßig. Eine langfristige Betrachtung der Kennzahl ist daher empfehlenswert. Zudem kann es sein, dass auch unregelmäßige Zahlungen im Cashflow enthalten sein können, die mit dem Umsatz nicht direkt in Verbindung stehen. Das kann also in bestimmten Fällen das Ergebnis ungenau machen.
Im Liquiditätsmanagement kann vor allem durch technologische Unterstützung mehr Verlässlichkeit bei den Daten hergestellt werden: Eine manuelle Berechnung der Cashflow-Rate wird wohl kaum noch regelmäßig erfolgen. Gerade beim Monitoring von Kennzahlen im Liquiditätsmanagement sind moderne Tools von großem Vorteil. So können Schwankungen betrachtet und die Ursachen dafür schnell gefunden werden, ohne dass zu viel Aufwand in der Datenerstellung entsteht. Außerdem können Kennzahlen regelmäßig und in Echtzeit ermittelt und untersucht werden.
Fazit: Cashflow-Marge gemeinsam mit weiteren Kennzahlen analysieren
Eine Kennzahl allein liefert noch kein schlüssiges Bild über ein Unternehmen. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, wie es um ein Unternehmen steht, sollte verschiedene Kennzahlen betrachten und analysieren. Welche Kennzahlen im Liquiditätsmanagement tatsächlich zum Einsatz kommen, muss unternehmensindividuell entschieden werden.
Die Cashflow-Leistungsrate bzw. Cashflow-Marge ist jedoch eine wichtige Kennzahl, die für das regelmäßige Monitoring eines Unternehmens wertvolle Impulse geben kann. Erfolgsentscheidend ist eine gute und schnell abrufbare Datenbasis. Fällt die Cashflow-Rate unter 5%, muss das Liquiditätsmanagement tätig werden.