Welche Aufgaben umfasst das Beteiligungscontrolling?

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Was versteht man unter Beteiligungscontrolling? Eine eindeutige Antwort hierauf gibt es nicht.

In einem Unternehmen werden viele strategische Entscheidungen getroffen. So kann es beispielsweise reizvoll sein, Beteiligungen oder sogar ganze Firmen zu erwerben. Längst ist das nicht nur bei großen Unternehmen eine attraktive Variante zur Expansion oder auch strategischen Wettbewerbsverbesserung. Auch mittelständische Unternehmen erweitern ihr eigenes Unternehmensnetzwerk und setzen dafür teilweise viel Kapital ein. Doch bei solchen Vorgängen entstehen zahlreiche Controllingfragen, die komplexer Natur sind. Das Beteiligungscontrolling unterstützt das Management bei der Steuerung von Beteiligungen und Tochtergesellschaften. Dieser Beitrag gibt einen Überblick.

Beteiligungscontrolling: Definition

Was versteht man unter Beteiligungscontrolling? Eine eindeutige Antwort hierauf gibt es nicht. In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen. Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber gibt im Gabler Wirtschaftslexikon beispielsweise folgende Definition: „Controlling von Tochtergesellschaften in einem Konzern als Unterstützungsfunktion einer Konzernobergesellschaft hinsichtlich Planung, Steuerung und Kontrolle der dezentralen Führungen der Töchter.“

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In der Literatur wird das Beteiligungscontrolling manchmal als gleichbedeutend mit dem Konzerncontrolling behandelt. Und andere Stimmen grenzen wiederum das Beteiligungscontrolling explizit vom Konzerncontrolling ab: Das Konzerncontrolling widmet sich verschiedenen strategischen Fragen aus Sicht des Konzerns; das Beteiligungscontrolling widmet sich sowohl der Steuerung der Tochtergesellschaften als auch der Steuerung von weiteren Beteiligungen. Ist also das Konzerncontrolling ein Teilgebiet des Beteiligungscontrollings? Oder fokussiert sich das Beteiligungscontrolling ausschließlich auf die einzelnen Beteiligungen? Die Literatur gibt hier kein einheitliches Bild.

Auch wenn die Begriffsdefinition nicht eindeutig geklärt ist – Ziele und Aufgaben des Beteiligungscontrollings machen klar, warum diese Spezialisierung so bedeutsam ist (vgl. nachfolgende Ausführungen). Beteiligungen sind mit hohen Investitionen verbunden. Der Erfolg oder Misserfolg einer Beteiligung hat erhebliche Auswirkungen auf die Liquidität eines Unternehmens. Es liegt deshalb auf der Hand, dass es hier besondere Ansätze im Controlling braucht, um entscheidungsrelevante Daten zu liefern und Beteiligungen zu steuern. Im Unternehmen muss deshalb ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Controlling vorhanden sein. Mögliche Fallstricke einer Beteiligung können sich so bereits im Vorfeld identifizieren lassen.

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Beteiligungsmanagement und Beteiligungscontrolling

Mit dem Beteiligungsmanagement werden Beteiligungen verwaltet. Kennzahlen und Berichte werden analysiert und die Beteiligungen kontrolliert und gesteuert. Das Beteiligungscontrolling ist ein Teilgebiet des Beteiligungsmanagements.

Wie das Beteiligungscontrolling organisatorisch verortet wird, wird unterschiedlich gelöst. So kann es beispielsweise als eigenständige Abteilung zentral für das Gesamtunternehmen oder im Rahmen des Controllings der einzelnen Beteiligungen organisiert werden.

Beteiligungscontrolling: Ziele

Mit dem Wachstum eines Unternehmens nimmt auch die Komplexität zu. Dies gilt umso mehr, wenn ein Unternehmen ausländische Tochtergesellschaften erwirbt. Auslandssachverhalte können neue Risiken mit sich bringen. Je mehr Beteiligungen und Tochtergesellschaften vorhanden sind, desto schwieriger können sich Prozesse und die Bewertung von Investitionen gestalten. Das Beteiligungscontrolling verfolgt u.a. das Ziel, die Entscheidungsträger zu unterstützen, Informationen zu liefern und zu koordinieren.

Beteiligungscontrolling: Aufgaben

Das Beteiligungscontrolling übernimmt vielfältige Aufgaben. Der Beteiligungslebenszyklus unterteilt sich in folgende Phasen:

  • Akquisitionsphase
  • Beteiligungsphase
  • Desinvestitionsphase

Bereits in dem Moment, wenn über eine Beteiligung nachgedacht wird, kann das Controlling miteinbezogen werden. Gerade beim Erwerb einer Beteiligung stellen sich viele Fragen:

  • Ist ausreichend Liquidität vorhanden, um eine Investition zu tätigen?
  • Welchen Wert hat die Beteiligung?
  • Nach welchen Methoden kann die Unternehmensbewertung erfolgen?
  • Wie viel kann/soll investiert werden?
  • Welche Kapitalkosten entstehen?
  • Und welche Ziele soll die Beteiligung dann überhaupt verfolgen?

Das Beteiligungscontrolling kann sich mit umfangreichen komplexen Fragen auseinandersetzen. Gerade hier ist ein gutes Zahlenverständnis unersetzlich. Ein Verkäufer wird sein Zahlenwerk so aufbereiten, dass das Unternehmen besonders attraktiv wirkt und ein hoher Kaufpreis gerechtfertigt scheint. Doch der Käufer muss die Zahlen genau unter die Lupe nehmen: Ist der Unternehmenswert tatsächlich realistisch? Oder gibt es Schwachstellen, die zu berücksichtigen sind?

Das Beteiligungscontrolling liefert wertvolle Informationen zur Entscheidungsfindung. Sowohl das Reporting als auch die Analyse von Daten spielen also eine große Rolle. Und selbstverständlich muss auch eine Planung erfolgen, die sich am Gesamtunternehmensziel orientiert. Es müssen also Ziele gesetzt und im Rahmen der Unternehmensplanung berücksichtigt werden.

Das Controlling übernimmt zudem eine Kontrollfunktion. Wurden die gesetzten Ziele erreicht? Wie entwickelt sich die Beteiligung? Das Controlling kann beispielsweise durch Soll/Ist-Analysen entsprechende Daten liefern. Im schlimmsten Fall kann ein Unternehmen sich entscheiden, eine Beteiligung wieder abzustoßen, weil die erhoffte Entwicklung nicht eingetreten ist.

Und nicht zuletzt: Auch gesetzliche oder unternehmensinterne Regularien müssen umgesetzt werden.

Wenn eine Beteiligung akquiriert wurde, stellt sich außerdem die Frage: Wie kann sie erfolgreich in das Unternehmensnetzwerk integriert werden? Unterschiedliche Unternehmenskulturen können große Herausforderungen mit sich bringen. Auch hier kann das Controlling wertvolle Unterstützung liefern und koordinieren.

Die fünf wichtigsten Aufgaben des Beteiligungscontrollings
Informationsbeschaffung
Reporting & Analyse
Planung
Kontrolle
Integration & Koordination

Beteiligungscontrolling: Einsatz von Instrumenten

Das Beteiligungscontrolling nutzt zur Erfüllung seiner Aufgaben zahlreiche Instrumente. Besonders bewährt sind beispielsweise:

  • Kennzahlen
  • Balanced Scorecard
  • Discounted Cash‐Flow (DCF)‐Verfahren
  • Benchmarking
  • Marktanteil-Marktwachstums-Portfolio
  • Szenario-Analysen

Beteiligungscontrolling: Kennzahlen

Der Einsatz von Kennzahlen ist im Beteiligungscontrolling sehr beliebt. So können typisch gängige Kennzahlen betrachtet werden, wie zum Beispiel

  • Betriebsergebnis
  • Liquiditätskennzahlen
  • EBIT
  • Umsatzrentabilität
  • Eigenkapitalrentabilität

Doch auch folgende Kennzahlen werden häufig genutzt:

  • Economic Value Added (EVA): Mit dieser Kennzahl wird das Residualeinkommen berechnet. Es kann also ermittelt werden: Ist die Investition wertschaffend?
  • Cash Value Added (CVA): Mit dieser Kennzahl wird die absolute Rendite ermittelt.

Welche Kennzahlen letztendlich zum Einsatz kommen, muss jedes Unternehmen individuell entscheiden. Nicht die Menge der Kennzahlen ist entscheidend, sondern die Aussagekraft. Wichtig ist, dass das Management die Informationen und Daten vom Controlling erhält, die es für weitere strategische Entscheidungen benötigt.

Hinweis: Kennzahlen sind nur dann aussagekräftig, wenn sie eindeutig definiert und analysiert werden. Gerade, wenn es um ausländische Beteiligungen geht, können unterschiedliche Definitionen und Wertansätze in der Kostenrechnung und im externen Berichtswesen die Ermittlung der Kennzahlen erschweren. Umso wichtiger ist die Expertise des Beteiligungscontrollings, damit hier korrekte und vergleichbare Informationen geliefert werden.

Beruf als Beteiligungscontroller

Auch mittelständische Unternehmen forcieren das Unternehmenswachstum durch Firmenzukäufe. Beteiligungscontroller sind deshalb am Arbeitsmarkt begehrt. In der Regel werden kaufmännische Kenntnisse gefordert (meist durch ein Wirtschaftsstudium) sowie IT-Kenntnisse. Business Intelligence wird auch im Controlling immer wichtiger – denn nur mit dem Einsatz moderner Tools gelingt auch ein sog. „Controlling in Echtzeit“. Analysefähigkeiten werden ebenfalls vorausgesetzt. Diese Anforderungen gelten aber mittlerweile für alle Controller.

Insbesondere Beteiligungscontroller sollten über gute Fremdsprachenkenntnisse, vor allem Englisch, verfügen. Gerade dadurch, dass immer mehr Unternehmen international tätig sind und Tochtergesellschaften im Ausland haben, müssen vermehrt Besprechungen in Englisch abgehalten oder auch fremdsprachige Daten ausgewertet werden.

Die verantwortungsvolle und komplexe Tätigkeit von Beteiligungscontrollern spiegelt sich auch im Gehalt wider. So liegen laut Studien (zum Beispiel Robert Half) bereits Einstiegsgehälter im Schnitt bei mindestens 60.000 Euro brutto im Jahr. Der Beruf des Beteiligungscontrollers ist also vielversprechend und hat Zukunft.

Fazit: Beteiligungscontrolling schafft Transparenz

Unternehmenswachstum kann nur gelingen, wenn das Management noch den Überblick bewahrt und mögliche Fehlentwicklungen erfassen kann. Wenn eine Tochtergesellschaft rote Zahlen schreibt, sich schlecht in das restliche Unternehmen integrieren lässt und auch der Blick in die Zukunft nichts Gutes verheißt, dann stellt sich die Frage: Welche Maßnahmen können ergriffen werden? Muss die Beteiligung vielleicht sogar wieder (verlustreich) verkauft werden, um dem Management fundierte Daten zur Kaufpreisverhandlung zu liefern.

Doch auch im weiteren Verlauf einer Beteiligung übernimmt das Beteiligungscontrolling wichtige Steuerungs- und Kontrollfunktionen. Eine Beteiligung kann die Unternehmensliquidität erheblich stärken. Doch ohne Controlling ist damit zu rechnen, dass ein Unternehmen einen zu hohen Kaufpreis bezahlt, mögliche Risiken im Zusammenhang mit der Investition nicht erkennt und am Ende die Kaufentscheidung vielleicht sogar bereut.


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