Welche Kriterien muss ein mittelständisches Unternehmen erfüllen?

Mittelständische Unternehmen sind ein wichtiges Standbein für die deutsche Wirtschaft. Wer als Mittelständler gilt und wer nicht, ist dabei nicht immer klar definiert, da es unterschiedliche Kriterien gibt. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, welche Charakteristika ein mittelständisches Unternehmen aufweist und wie es sich von Großunternehmen unterscheidet.
Mittelständisches Unternehmen: Definition
Für den Begriff "Mittelständisches Unternehmen" gibt es keine rechtsverbindliche Definition. Bei mittelständischen Unternehmen handelt es sich um kleine und mittlere Unternehmen, die zum gewerblichen Mittelstand zählen. Sie werden durch die Anzahl ihrer Mitarbeiter:innen, ihres Jahresumsatzes und teilweise auch durch ihre Bilanzsumme von großen Unternehmen abgegrenzt.

Häufig werden auch unternehmerische Aspekte zur Einordnung herangezogen, beispielsweise wer die unternehmerische Verantwortung trägt und wem das Unternehmen gehört, z.B. inhaber- und/oder familiengeführte Unternehmen.
Die Sonderform "Familienunternehmen" ist dabei nicht immer ein mittelständisches Unternehmen. Klassische Beispiele sind BMW und Aldi. Während diese beiden zwar Familienunternehmen sind, werden sie jedoch aufgrund ihrer Größe als Großunternehmen eingeordnet.
Mittelständische Unternehmen: Größe
Kennzahlen für mittelständische Unternehmen nach EU-Empfehlung
Die Europäische Kommission hat eine Empfehlung abgegeben, wie Unternehmen ihrer Größe nach klassifiziert werden. Seit dem 01.01.2005 gilt folgende Empfehlung:
- Kleinstunternehmen: weniger als 10 Angestellte und Jahresumsatz höchstens 2 Mio. Euro
- Kleine Unternehmen: weniger als 50 Angestellte und Jahresumsatz höchstens 10 Mio. Euro
- Mittlere Unternehmen: weniger als 250 Angestellte und Jahresumsatz höchstens 50 Mio. Euro, oder eine Jahresbilanzsumme mit höchstens 43 Mio. Euro
- Großunternehmen: 250 oder mehr Angestellte, Jahresumsatz größer als 50 Millionen Euro
Bei der Empfehlung von der EU-Kommission werden mittlere Unternehmen mit mittelständischen gleichgesetzt. In Deutschland werden jedoch häufig auch schon kleine und kleinste Unternehmen als mittelständisch bezeichnet.
Hierzulande wird manchmal auch folgende Einordnung vorgenommen: zwischen 1 Mio. und 50 Mio. Euro Jahresumsatz, oder 10 bis 499 Beschäftigte. Diese Definition fasst mittelständische Unternehmen also deutlich weiter als die EU-Empfehlung. Behörden, wie das Statistische Bundesamt, legen jedoch die EU-Empfehlung zugrunde, damit Vergleiche einheitlich sind.
Mittelständische Unternehmen: Mitarbeiterzahl & Umsatz in Deutschland
Im deutschen Sprachraum wird oft auch der Begriff KMU (Kleinere und Mittlere Unternehmen) verwendet, der von Kleinstunternehmen bis zu mittleren Unternehmen alle aus der EU-Empfehlung zusammenfasst. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es 2019 in Deutschland rund 2,58 Millionen KMU, die meisten davon Kleinstunternehmen.
KMU machten bis dahin 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus, jedoch waren nur 57 Prozent aller Beschäftigten in KMU angestellt; die restlichen in Großunternehmen. Letztere trugen auch in höherem Maß zum Gesamtumsatz bei: mit 70 Prozent.
Abteilungen im mittelständischen Unternehmen
Da es keine Vorgaben gibt, wie die Struktur innerhalb eines Unternehmens auszusehen hat, richten auch mittelständische Unternehmen ihre Organisation so aus, dass der tägliche Betrieb möglichst effizient abläuft. Je nach Anzahl der Angestellten, Aufgabenfeldern und Unternehmensbereichen werden Abteilungen geformt.
Eine bestimmte Anzahl an Abteilungen ist nicht erforderlich, um als mittelständisches Unternehmen zu gelten. Die Hierarchie soll so organisiert sein, dass Befehls- und Informationsketten ein reibungsloses Arbeiten ermöglichen.
Mittelständisches Unternehmen: Beispiel
Ein bekanntes Beispiel für ein mittelständisches Unternehmen war bis ins Jahr 2013 die Birkenstock Orthopädie GmbH & Co. KG, das im Rahmen einer Restrukturierung mit zahlreichen anderen Einzelunternehmen zusammengelegt wurde und nun zur Birkenstock Group (5.500 Mitarbeiter:innen weltweit) gehört.

Mittelständisches Unternehmen: Bedeutung für die deutsche Wirtschaft
Auch wenn mittelständische Unternehmen im Vergleich zu Großunternehmen nur zu einem geringeren Teil zum deutschen Gesamtumsatz beitragen, sind sie ein wichtiges Standbein für die deutsche Wirtschaft. Viele Automobilzulieferer sind beispielsweise KMU, ohne die die Großunternehmen ihre benötigten Teile aus dem Ausland beziehen oder selbst fertigen müssten.
Da KMU sich meist nur auf ein abgestecktes Tätigkeitsfeld konzentrieren, ist die Innovation dort besonders hoch, da sämtliche Mittel auf diesen einen Bereich konzentriert werden können. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen tragen deshalb in hohem Maß zum Technologiefortschritt in Deutschland bei.
Der deutsche Mittelstand ist besonders stark im Export, da aufgrund von kurzen Entscheidungswegen schnell auf Marktveränderungen und Kundenwünsche reagiert werden kann. Dadurch haben deutsche KMU im Ausland ein hohes Ansehen.
KMU zeichnen sich im Gegensatz zu Großunternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote aus, wodurch sie finanziell sehr robust dastehen. Dieser Trend hin zu mehr Eigenkapitalfinanzierung hat sich besonders in den letzten Jahren im Rahmen der Digitalisierung etabliert. Für Investitionen in IT-Infrastruktur vergeben Banken nämlich nur ungern Geschäftskredite, da sich IT-Hardware durch ihre schnelle Alterung nicht zum Hinterlegen als Sicherheit eignet.
Mittelständisches Unternehmen: Vorteile für Angestellte und Inhaber
Vorteile für Angestellte
Viele Angestellte schätzen ihre Arbeit bei einem mittelständischen Unternehmen und ziehen diese der Tätigkeit in einem Großunternehmen vor. Das hat vielerlei Gründe. Im Gegensatz zum Großunternehmen kann man bei einem KMU tendenziell schneller aufsteigen. Das macht vor allem für Berufseinsteiger:innen, die schnell Verantwortung übernehmen wollen, die Tätigkeit bei einem KMU so attraktiv.
Weil in einem KMU weniger Beschäftigte arbeiten, sind die Strukturen innerhalb des Betriebs überschaubar, und Probleme können oft schneller und effizienter "über den kleinen Dienstweg" gelöst werden.
Vorteile für Inhaber:innen
Inhabergeführte KMU haben den Vorteil, dass sie unabhängig von externen Investoren oder Konzernvorgesetzten sind. Das heißt, dass sie selbst entscheiden können, wie sie ihr Unternehmen in Zukunft ausrichten wollen. Sie stehen nicht unter Druck, bestimmte Renditeziele oder sonstige Vorgaben erfüllen zu müssen.
Durch die überschaubare Unternehmensgröße haben Inhaber:innen zu ihren Angestellten meist ein vertrauteres Verhältnis, was zu einer familiären Arbeitsatmosphäre beiträgt und Beschäftigte deshalb länger an das Unternehmen binden kann.
Fazit: Mittelständische Unternehmen sorgen für Deutschlands Wohlstand
Unter dem Sammelbegriff "Mittelständische Unternehmen" werden je nach Definition klein(st)e und mittlere Unternehmen (KMU), oder nur mittelgroße Unternehmen zusammengefasst. Spricht man in Deutschland vom gewerblichen Mittelstand sind damit jedoch meistens KMU gemeint in Abgrenzung zu Großunternehmen.
KMU tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg in Deutschland bei, da ein Großteil von ihnen als Zulieferer für Großunternehmen dient. Traditionell zeichnen sich KMU als Technologie- und Innovationstreiber aus, da sie ihr operatives Geschäft meist auf nur einen kleinen Bereich begrenzen.
Ein mittelständisches Unternehmen, das inhabergeführt ist, ist in seinen Entscheidungen häufig freier als ein Großunternehmen, bei dem Umsatzziele und Investoren die langfristige Unternehmensentwicklung diktieren.
