Eine Liquiditätskrise ist für ein Unternehmen ein Horrorszenario. Wenn die liquiden Mittel knapp werden, nicht mehr alle Rechnungen beglichen werden können oder sogar keine Mitarbeiterlöhne mehr überwiesen werden, dann ist das Unternehmen akut gefährdet. Doch wann spricht man von einer Liquiditätskrise? Welche Folgen kann diese haben? Und welche Maßnahmen können ergriffen werden?
Liquiditätskrise: Definition
Von einer Liquiditätskrise wird gesprochen, wenn die liquiden Mittel knapp werden oder sogar bereits ausgegangen sind. Eine Liquiditätskrise kann zur Zahlungsunfähigkeit führen.

Finanzkrise und Liquiditätskrise
Das Wort Liquiditätskrise fiel global insbesondere in Verbindung mit der Finanzkrise 2007-2008. Zahlreiche Unternehmen gerieten infolgedessen in Zahlungsschwierigkeiten. Die Finanzkrise entwickelte sich zur globalen Wirtschaftskrise. Das Thema Risiko- und Liquiditätsmanagement gewann enorm an Bedeutung.
Warum eine Liquiditätskrise Unternehmen hart trifft
Unternehmen müssen mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen umgehen. Und natürlich kann ein Geschäft auch einmal in eine Krise geraten. Doch Liquiditätskrisen sind besonders schwerwiegend, da ihr Höhepunkt – wenn keine erfolgreichen Gegenmaßnahmen ergriffen werden – in der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gipfelt. Im schlimmsten Fall führt der Mangel an liquiden Mitteln zum Aus.
Die Liquiditätskrise ist insbesondere davon gekennzeichnet, dass die liquiden Mittel knapp oder sogar nicht mehr vorhanden sind. Daraus folgt, dass Rechnungen nicht mehr bezahlt, Löhne und Gehälter nicht mehr überwiesen werden können. Auch weitere Verbindlichkeiten, wie Steuerzahlungen, können nicht mehr erfüllt werden. Der Zugang zu Fremdkapital ist erschwert oder sogar verwehrt.
Ist das Unternehmen zahlungsunfähig, handelt es sich um einen Insolvenzgrund. Das Unternehmen ist also nur zu retten, wenn liquide Mittel verfügbar gemacht werden oder das Unternehmen saniert wird.

Gründe für eine Krise
Es kann zahlreiche Gründe geben, warum ein Unternehmen in eine Krise gerät. Nicht selten sind gerade junge Unternehmen insolvenzgefährdet. Statista zeigt beispielsweise für 2021, dass knapp die Hälfte der Unternehmensinsolvenzen auf Firmen zurückzuführen ist, die nicht älter als zehn Jahre sind.
Eine Geschäftsidee kann zwar vielversprechend sein, doch nicht immer führt sie leider auch zum Erfolg. Wenn der Gründer zwar Fachexpertise in dem Geschäftsfeld, jedoch wenig kaufmännisches Wissen mitbringt, kann dies problematisch sein. Schnell kann eine Preiskalkulation falsch sein oder zu hohe Investitionen getätigt werden.
Ein Unternehmen muss sich außerdem am Markt behaupten können. Zu viele Wettbewerber können dies zum Scheitern bringen.
Ein weiterer Grund kann in der Unternehmensführung selbst liegen. Wenn sich die Geschäftsführung nicht einig ist oder falsche strategische Entscheidungen trifft, kann dies der Grundstein für eine Unternehmenskrise legen.
Auch externe Gründe, wie beispielsweise die steigenden Energiepreise, wirtschaftliche Entwicklungen oder Veränderungen am Markt können den Ausschlag für eine Krise geben.
Ein Hauptgrund für eine Unternehmenskrise liegt jedoch sehr häufig im Bereich der Finanzen.
Mangelnde Transparenz in den Finanzen
Mangelndes Controlling gehört zu den häufigsten Insolvenzursachen. Sehr häufig wird das eigene Zahlenwerk zu unregelmäßig geprüft. Steigende Kosten oder Umsatzrückgang wird dann zu spät erkannt. Sehr häufig besteht kein expliziter Liquiditätsplan. Fehlt der Überblick zu den Einnahmen und Ausgaben, kann auch schlecht geprüft werden, ob das vorhandene Kapital ausreicht.
Zudem kommt es immer noch vor, dass kein gutes Forderungsmanagement vorhanden ist. Rechnungen werden spät gestellt und verspätete Zahlungen nicht regelmäßig geprüft.
Nicht jedes Unternehmen kann sich eine eigene Controllingabteilung leisten. Doch moderne Softwarelösungen können mit wenig Aufwand und überschaubaren Kosten Liquiditätsanalysen in Echtzeit gewährleisten.
Beispiel: Von der Ertragskrise zur Liquiditätskrise
Wie schnell eine Krisensituation entstehen kann, haben viele Unternehmen mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie erlebt. Lockdownmaßnahmen führten dazu, dass viele Firmen erhebliche Umsatzeinbrüche hatten. Sogar bisher gesunde Unternehmen gerieten auf einmal ins Straucheln. Das Problem: Die Umsätze verringerten sich massiv, doch die laufenden Kosten mussten dennoch gedeckt werden. Das vorhandene Eigenkapital verringerte sich hierdurch. Viele Unternehmen erzielten Verluste. Aus der sog. Ertragskrise entwickelt sich eine Liquiditätskrise.
Hinweis: Die Bundesregierung versuchte, die Wirtschaft zu stärken und die wirtschaftlichen Schäden abzumildern. Unternehmen konnten auf unterstützende Maßnahmen, wie die Überbrückungshilfe, zugreifen, damit eine Insolvenzwelle verhindert wird.
Vorübergehender Liquiditätsengpass
Auch bei einem nur vorübergehenden Liquiditätsengpass kann das Unternehmen in existenzielle Nöte geraten. Und dies ist nicht nur der Fall, wenn Umsätze rückläufig sind. In Wachstumsphasen benötigen Unternehmen viele liquide Mittel.
Wenn mehr verkauft wird, entstehen auch automatisch mehr Ausgaben. So muss ggf. mehr Material eingesetzt werden, höhere Lager- und Verpackungskosten entstehen. Doch nur weil ein Umsatz erzielt wurde, ist noch nicht zwingend gleich mehr Geld in der Kasse. Häufig erfolgen die Verkäufe auf Rechnung – und das Unternehmen wartet zunächst einmal auf den Zahlungseingang. Diese Zeit zwischen Leistungserbringung und Geldeingang muss vorfinanziert werden.
Ein vorübergehender Liquiditätsengpass muss nicht sofort existenzbedrohend sein. Doch Unternehmen müssen auch hier schnell handeln, damit keine Schieflage entsteht.
Bei ersten Anzeichen muss schnell gehandelt werden
Der Ausbruch der Corona-Pandemie war eine besondere Situation für Unternehmen. Innerhalb kürzester Zeit musste das Management sich auf die Gegebenheiten einstellen.
Doch auch im normalen Alltag kann es vorkommen, dass bereits erste Anzeichen für eine mögliche Krise vorliegen- diese jedoch leider nicht rechtzeitig erkannt werden. Der Faktor Zeit spielt hier eine wesentliche Rolle. Je früher eine mögliche Fehlentwicklung erkannt wird, desto mehr Spielraum hat ein Unternehmen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Anzeichen einer Liquiditätskrise
Doch woran können Unternehmen erkennen, dass erste Anzeichen einer Krise gegeben sein könnten? Das Rechnungswesen kann hier wichtige Informationen liefern. Mögliche Anzeichen können sein:
- Das Unternehmen erzielt weniger Erträge.
- Die Bankkonten sind überzogen.
- Rechnungen müssen verspätet bezahlt werden, weil das Geld nicht ausreicht.
- Die Kosten steigen, die Umsätze jedoch nicht.
- Das Rating bei Kreditgebern hat sich verschlechtert.
- Der Zugang zu Fremdkapital wird erschwert.
- Es kommt zu Forderungsausfällen, da Geschäftspartner in Insolvenz geraten sind.
Achtung: Wer nicht handelt, wenn es zu Anzeichen einer Krise kommt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit in eine Insolvenz rutschen.
Liquiditätskrise: Maßnahmen ergreifen
Wenn ein Unternehmen in eine Liquiditätskrise gerät, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Dies können beispielsweise sein:
- Erhöhung des Eigenkapitals durch eine Bareinlage
- Optimierung des Working Capitals
- Schnellere Rechnungsstellung
- Verkürzung von Zahlungsfristen bei der Rechnungsstellung
- Optimiertes Forderungsmanagement
- Vertriebsaktionen zur Ankurbelung von Verkäufen
- Anpassung des Produkt- und Leistungsportfolios
- Verkauf von Anlagevermögen
- Gespräche mit Lieferanten/Kreditgebern mit Bitte um mehr Zeit
- Krisenberatung
Wichtig ist, dass die Liquidität gestärkt und langfristig gesichert wird.
Wie sich Unternehmen vor einer Liquiditätskrise schützen können
Unternehmen müssen ständig den Überblick zu den eigenen Finanzen bewahren. Die Basis legt hierzu das Rechnungswesen und Controlling.
- Eine Liquiditätsplanung gibt Aufschluss darüber, wie viele liquiden Mittel benötigt werden. So kann ermittelt werden, wie viel Fremdkapital neben dem Eigenkapital benötigt wird.
- Die Liquidität muss ständig (im Idealfall in Echtzeit) kontrolliert werden.
- Es sollte selbstverständlich sein, dass Kasse und Bankkonto (bzw. die Bankkonten) regelmäßig geprüft werden. Welche Zahlungstransaktionen wurden veranlasst? Die Zahlungseingänge und -ausgänge müssen geprüft und erfasst werden.
- Rechnungen sollten zeitnah gestellt werden. Wenn der Zahlungseingang ausbleibt, sollten Maßnahmen ergriffen werden (z. B. Zahlungserinnerung).
- Ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie ist auch die Überlegung, wie mehr Wachstum generiert werden kann. Wie können Umsätze gesteigert werden (z. B. durch neue Produkte, Services oder auch Vertriebsaktionen)?
- Die Kosten sollten regelmäßig kritisch geprüft werden. Sind die Kosten gestiegen? Gibt es Sparpotenzial?
- Analysen müssen auf der Basis aktueller Daten erfolgen. Gerade im Liquiditätsmanagement reicht es nicht aus, die letzte Gewinnermittlung heranzuziehen. Diese ist meist vergangenheitsorientiert und von den aktuellen Entwicklungen längst überholt.
Hinweis: Wenn sich eine Liquiditätskrise abzeichnet, ist schnelles Handeln gefragt! Nur so können noch wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen und eine Zahlungsunfähigkeit verhindert werden!