Kapitalflussrechnung: Indirekte Methode einfach erklärt

Lesezeit: 5 min.
So klappt die Kapitalflussrechnung mit der direkten Methode.

Die Kapitalflussrechnung per indirekter Methode ist ein Hilfsmittel, um den Cashflow eines Unternehmens aus seinen Bilanzkennzahlen zu berechnen. Wir zeigen Ihnen hier anschaulich an einem Beispiel, wie man diese Methode nutzt und welche anderen Möglichkeiten es außerdem noch gibt.

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Kapitalflussrechnung & indirekte Methode: Ein Überblick

Die Kapitalflussrechnung mit der indirekten Methode ist eine Art der Cashflow-Berechnung. Sie teilt sich in die Ermittlung der folgenden drei Kapitalflüsse auf:

Mit Hilfe der Kapitalflussrechnung erstellt man eine Übersicht, wo die liquiden Mittel herkommen und wie diese verwendet werden. Sie ist verpflichtend für alle Unternehmen, die einen Jahresabschluss erstellen müssen.

Die einzelnen Kapitalflüsse berechnet man mit den Kennzahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung sowie aus der Bilanz. Nutzt man die indirekte Methode zur Berechnung rechnet man vom Jahresüberschuss zurück auf die Cashflows, indem man aus dem Betriebsergebnis sämtliche zahlungsunwirksamen Aufwendungen und Erträge herausrechnet.

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Kapitalflussrechnung: Direkte vs. Indirekte Methode

Neben der indirekten Methode für die Kapitalflussrechnung gibt es auch die direkte Methode. Bei ihr wird nicht vom Jahresüberschuss auf den Cashflow zurückgerechnet, sondern der Cashflow direkt berechnet, indem man die zahlungswirksamen Erträge und Aufwendungen miteinander verrechnet.

Diese Methode ist genauer – sofern man sämtliche Erträge und Aufwendungen berücksichtigt – und lässt sich für beliebige Zeiträume erstellen, z.B. für einen Monat oder für ein Quartal. Bei der indirekten Methode rechnet man die Kapitalflüsse dagegen bezogen auf ein Jahr aus.

Erstellung der Kapitalflussrechnung mit der indirekten Methode

Wie oben bereits erwähnt, rechnet man bei der indirekten Methode die zahlungsunwirksamen Erträge und Aufwendungen aus dem Jahresüberschuss heraus. Zu den zahlungsunwirksamen Aufwendungen gehören zum Beispiel:

• Abschreibungen • Erhöhungen von Rückstellen • Einstellungen von Rücklagen • Bestandsminderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen • Periodenfremde und außerordentlichen Aufwendungen

Zu den zahlungsunwirksamen Erträgen gehören:

• Zuschreibungen • Auflösung von Rückstellungen • Entnahmen von Rücklagen • Periodenfremde und außerordentliche Erträge

Die Formel für die Kapitalflussrechnung nach der indirekten Methode sieht so aus:

Kapitalfluss (indirekt) = Jahresüberschuss – zahlungsunwirksame Erträge + zahlungsunwirksame Aufwendungen

Beispiel für die Kapitalflussrechnung mit der indirekten Methode

Ein Unternehmen weist am Ende des Geschäftsjahres folgende Positionen in seiner Bilanz aus:

• Anlagevermögen: 500.000€ • Umlaufvermögen: 200.000€ • Eigenkapital o Gezeichnetes Kapital: 10.000€ o Kapitalrücklegen: 20.000€ o Gewinnrücklagen: 15.000€ o Jahresüberschuss: 30.000€ • Rückstellungen: 25.000€ • Verbindlichkeiten: 40.000€

Aus der Gewinn- und Verlustrechnung entnimmt man folgende Informationen:

• Umsatzerlöse: 100.000€ • Abschreibungen auf das Anlagevermögen: 60.000€ • Abschreibungen auf das Umlaufvermögen: 5.000€ • Sonstige Aufwendungen: 8.000€ • Steuern: 35.000€

Zu den Verbindlichkeiten des Unternehmens gehört ein Investitionskredit, den es am Jahresanfang aufgenommen hat, und sich gesamt auf 20.000€ beläuft. Während des vergangenen Geschäftsjahres betrugen die gesamten Kreditraten dafür 7.000€.

Berechnung des operativen Kapitalflusses

Den operativen Kapitalfluss bzw. Cashflow berechnen wir, indem wir den Jahresüberschuss von den zahlungsunwirksamen Erträgen und Aufwendungen, die im operativen Bereich angefallen sind, herausrechnen:

Operativer Kapitalfluss = Jahresüberschuss + Abschreibungen auf Anlagevermögen + Abschreibungen auf Umlaufvermögen + Rückstellungsaufwendungen – zahlungsunwirksame Erträge = 30.000€ + 60.000€ + 5.000€ + 25.000€ - 0€ = 120.000€

Berechnung des Kapitalflusses aus Investitionstätigkeit

Zur Berechnung des Kapitalflusses aus Investitionstätigkeit verrechnet man die zahlungsunwirksamen Aufwendungen und Erträge miteinander, die im Zusammenhang mit den Investitionstätigkeiten stehen. In unserem Beispiel ist das die Zurückzahlung des Investitionskredits:

Kapitalfluss aus Investitionstätigkeit = - 7.000€

Berechnung des Kapitalflusses aus Finanzierungstätigkeit

Der Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit steht in unserem Beispiel im Zusammenhang mit dem Investitionskredit, denn es handelt sich dabei um die aufgenommene Kreditsumme:

Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit = 20.000€

Wozu dient die Kapitalflussrechnung mit der indirekten Methode?

Die Kapitalflussrechnung dient der übersichtlichen Aufschlüsselung der einzelnen Cashflows in einem Unternehmen. So lässt sich erkennen, wie die liquiden Mittel im operativen Bereich eingesetzt werden und woher diese stammen.

Operativer Kapitalfluss

Ein hoher operativer Cashflow deutet darauf hin, dass das Unternehmen dank hoher Umsatzerlöse ein gut laufendes Kerngeschäft hat. Ist er negativ, kann dies ein Hinweis auf finanzielle Schwierigkeiten sein, denn es bedeutet, dass das Unternehmen mehr Ausgaben als Einnahmen im vergangenen Geschäftsjahr zu verzeichnen hatte.

Kapitalfluss aus Investitionstätigkeit

Der Kapitalfluss aus Investitionstätigkeit zeigt an, ob und in welcher Höhe Investitionen getätigt wurden. Ist er negativ bedeutet das, dass Geld für eine Investitionstätigkeit aus dem Unternehmen abgeflossen ist, z.B. weil es einen Kredit zurückbezahlt.

Ist er positiv, ist dem Unternehmen aus einer Investitionstätigkeit Geld zugeflossen, z.B. wenn es an der Börse Teile von Aktien oder Fonds verkauft hat.

Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit

Der Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit stellt dar, ob und in welcher Höhe das Unternehmen Finanzierungen aus Fremdkapital genutzt hat. Ist er positiv, heißt das, dass dem Unternehmen Mittel zugeflossen sind, z.B. durch die Aufnahme eines Kredits.

Ein negativer Kapitalfluss aus Finanzierungstätigkeit bedeutet dagegen, dass das Unternehmen mehr Geld für Auszahlungen verwendet hat, z.B. zur Ausschüttung von Dividenden.

Fazit: Kapitalflussrechnung per indirekter Methode gibt einen Cashflow-Überblick

Wie wir nun gesehen haben, dient die Kapitalflussrechnung per indirekter Methode dazu, die einzelnen Cashflows eines Unternehmens zu kategorisieren und übersichtlich darzustellen.

Investor:innen und andere Geldgeber:innen können sich mit ihr ein Bild über die Cash-Situation des Unternehmens machen und seine liquide Lage beurteilen. Da man mit Hilfe der indirekten Methode die Kapitalflüsse aus den Daten in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung berechnen kann, wird sie von Investor:innen zur Unternehmensbewertung genutzt.

Doch auch für Unternehmensverantwortliche ist die Kapitalflussrechnung per indirekter Methode ein gutes Mittel, um die Cash-Situation innerhalb eines Geschäftsjahres zu beurteilen. So lassen sich Vergleiche zu den vergangenen Geschäftsjahren ziehen und bewerten, ob die Mittel sinnvoll eingesetzt wurden und wo eventuell noch Optimierungspotenzial besteht.

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