Was ist ein Finanzplan und wie wird er im Unternehmen erstellt?

Lesezeit: 8 min.
Eine essenzielle Rolle in der Finanzplanung spielt die Liquiditätsplanung. Sie hat kurz- bis mittelfristigen Charakter und dient dazu, die Liquidität des Unternehmens optimal zu kontrollieren und zu steuern.

Eine Studie einer Versicherungsgesellschaft zeigt: 81 Prozent der Deutschen machen keine Finanzplanung. Wie diese Zahl bei Unternehmen ausfällt, ist nicht bekannt – sie dürfte aber deutlich darunter liegen. Schließlich ist der Finanzplan ein wichtiges Hilfsmittel für alle Finanzverantwortlichen in einem Betrieb. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wie der Finanzplan im Unternehmen genau funktioniert und wie er auch Ihnen zu noch mehr Erfolg verhelfen kann.

Definition: Was ist ein Finanzplan?

Ein Finanzplan ist ein Dokument, in dem detailliert aufgeschlüsselt wird, wie die finanziellen Ziele eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums erreicht werden sollen. Die Planung lässt sich dabei in kurz-, mittel- und langfristige Zeithorizonte einteilen.

In einem Finanzplan halten Sie fest, welcher Kapitalbedarf nötig ist, um bestimmte Vorhaben umzusetzen – das kann eine Gründung, die Planung des Geschäftsjahres oder auch eine Maßnahme zur Deckung des Kapitalbedarfs sein. Er soll außerdem sicherstellen, dass immer genügend Liquidität vorhanden ist, sodass die Organisation jederzeit ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann.

Der Finanzplan dient dem Unternehmen so als Orientierungshilfe und gibt einen Überblick über dessen finanziellen Spielraum. Auf der anderen Seite ist er ein wichtiger Bestandteil der Dokumentation, wenn es beispielsweise darum geht, einen Kredit bei der Bank zu beantragen. Berater:innen können sich darüber ein konkretes Bild von der finanziellen Lage des Unternehmens und dessen Vorhaben machen.

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Sind Finanzplan und Businessplan das Gleiche?

Diese Bankberater:innen möchten oft auch einen Businessplan sehen – der nicht dasselbe wie ein Finanzplan ist.

Während der Businessplan eine umfangreiche und übersichtliche Darstellung einer Geschäftsidee inklusive Marktanalyse, Strategie und Organisationsstruktur ist, fokussiert sich der Finanzplan wie beschrieben speziell auf die finanziellen Aspekte eines Betriebs – detaillierte Prognosen über Einnahmen, Ausgaben, Cashflow und Finanzierungsbedarf stehen hier im Zentrum des Dokuments oder der Planung in einer Software. Meist ist der Finanzplan Teil des Businessplans.

Warum ist ein Finanzplan in der Finanzplanung wichtig?

Einen solchen Plan zu erstellen, ist für jede Organisation quasi Pflicht. Ohne die Finanzplanung fehlt es an einer klaren Übersicht über die finanzielle Zukunft eines Unternehmens. Der Finanzplan hilft dabei, die für den laufenden Betrieb so wichtige Liquidität zu sichern, indem er zukünftige Einnahmen und Ausgaben prognostiziert.

So können Finanzverantwortliche auf dieser Basis bessere Investitionsentscheidungen treffen oder auch frühzeitig Liquiditätsengpässe erkennen, die eine Kreditaufnahme erfordern.

Aufbau: Welche Informationen muss ein Finanzplan enthalten?

Für den Aufbau eines Finanzplans gibt es keine rechtlich bindende Grundlage oder Ähnliches. Allerdings sind sich hier alle Expert:innen und Anwender:innen einig, welche Bestandteile, Informationen und wichtigste Zahlen darin enthalten sein müssen:

  • Einnahmenplanung: Prognose der erwarteten Einnahmen aus Verkäufen (Umsatzerlöse) und anderen Quellen (sonstige betriebliche Erträge).
  • Kostenplan: Detaillierte Auflistung aller betrieblichen Ausgaben, hierzu zählen neben variablen auch die Fixkosten.
  • Investitionsplan: Übersicht über geplante Investitionen in Anlagevermögen oder andere langfristige Ausgaben.
  • Finanzierungsplan: Darstellung der Kapitalstruktur, einschließlich Eigen- und Fremdkapital.
  • Liquiditätsplan: Prognose des Cashflows und der Liquidität, um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.
  • Rentabilitätsplan: Analyse der erwarteten Rentabilität des Unternehmens.

Finanzplan erstellen: So geht’s

Obwohl die Grundstruktur immer ähnlich ist und aus den genannten Komponenten besteht, gilt: Viele Wege führen nach Rom, oder in diesem Fall zum Finanzplan. Die eine Finanzplan-Vorlage gibt es nicht. Wir zeigen Ihnen anhand der aufgeführten Bestandteile, die in einem vollständigen und detaillierten Finanzplan nicht fehlen dürfen, wie Sie die Planung erstellen.

Umsatz planen

Die Umsatzplanung hat kurz- bis langfristigen Charakter. Es wird festgelegt, welche Umsatzziele sowohl über eine kurze als auch über eine lange Zeitspanne erreicht werden sollen, und was für das Erreichen dieser Ziele nötig ist.

Im Umsatzplan wird genau heruntergebrochen, wie viele Produkte oder Dienstleistungen innerhalb eines Monats und respektive oder Jahres verkauft werden sollen, um die Umsatzziele zu erreichen. Unter Berücksichtigung sämtlicher Kosten (die sich aus dem Kostenplan ergeben) und dem Festlegen eines Preises ermitteln Sie den Umsatz.

Der Umsatzplan dient dazu, zu überprüfen, ob die gesteckten Unternehmensziele realistisch sind, oder ob Sie nicht lieber etwas konservativer planen sollten.

Kosten planen

Wichtiger Bestandteil im Finanzplan ist auch der Kostenplan. In diesem halten Sie sowohl die Fixkosten, als auch die variablen Kosten fest. Je besser Sie hier abschätzen, desto besser lassen sich später die finanziellen Mittel planen, die zum Decken der Kosten aufgebracht werden müssen.

Rentabilität planen

Die Rentabilität lässt sich auf mehreren Ebenen betrachten und planen: von der Rentabilität kleiner Investitionsmaßnahmen bis hin zur Gesamtrentabilität des Unternehmens. Im Rentabilitätsplan sollten Sie daher sämtliche Investitionen, Projekte und auch das Tagesgeschäft auf ihre Rentabilität hin untersuchen.

Jedes Unternehmen entscheidet für sich selbst, ab wann es eine Investition oder einen Geschäftsprozess als rentabel bewertet. Wichtig bei der Rentabilitätsplanung ist, dass überprüft wird, ob ein bestimmter Prozess oder eine Investition die Kosten rechtfertigt und über einen bestimmten Zeitraum einen ausreichend hohen Mehrwert ins Unternehmen bringt, sodass sich dadurch eine Umsatzsteigerung ergibt.

Investitionen planen

Für das Umsetzen von Unternehmenszielen sind häufig im Lauf des Jahres Investitionen nötig, etwa für:

  • das Aufstocken von Personal
  • die Modernisierung oder Erweiterung von Produktionsanlagen
  • die Anschaffung neuer Fahrzeuge

Diese Investitionen halten Sie im Investitionsplan fest, gemeinsam mit dem voraussichtlichen Datum, zu welchem diese getätigt werden sollen.

Eine Analyse, wie viel Kapital hierzu bereitgestellt werden muss, wird ebenfalls durchgeführt. Dabei halten Sie zusätzlich fest, wie viel aus Eigen- und aus Fremdkapital finanziert werden soll.

Finanzierungen planen

Muss Fremdkapital aufgenommen werden, wird dies im Finanzierungsplan genauer dargestellt. Hier rechnen Sie durch, wie sich Tilgungsraten und Kreditlaufzeiten auf die Liquidität des Unternehmens auswirken. Daraus ergibt sich der finanzielle Spielraum, den Unternehmen bei der Aufnahme eines Kredits haben, was unbedingt bei den Kreditverhandlungen mitberücksichtigt werden muss.

Liquidität planen

Eine essenzielle Rolle in der Finanzplanung spielt die Liquiditätsplanung. Sie hat kurz- bis mittelfristigen Charakter und dient dazu, die Liquidität des Unternehmens optimal zu kontrollieren und zu steuern.

Häufig erstellen Sie einen Liquiditätsplan von Monat zu Monat. Je engmaschiger, desto besser. Daher ist auch eine wöchentliche Planung vor allem für Unternehmen, die starken Umsatzschwankungen unterliegen, ratsam.

Bei der Liquiditätsplanung stellen Sie sämtliche Einnahmen den Ausgaben gegenüber. Auf diese Weise gelingt es, Liquiditätsengpässe besser vorauszusehen und sich darauf vorzubereiten. Werden Überschüsse generiert, lassen sich diese mit einer effektiven Liquiditätsplanung optimal lenken und im Unternehmen einsetzen.

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👉 Tipp: Beachten Sie, dass Sie bei sämtlichen Bestandteilen des Finanzplans eine realistische Planung ansetzen.

Finanzplan: Excel vs. Software

Um den Finanzplan wie beschrieben zu erstellen, können Sie entweder eine Excel-Vorlage oder eine spezielle Software verwenden. Die zwei Möglichkeiten in einer kurzen Gegenüberstellung:

Finanzplan mit Excel Finanzplan mit Software
➕ Vorlagen als Finanzplan-Muster nutzbar sehr umfangreiche Analysen möglich
➖ kostenlos Integration von Daten aus ERP-Systemen und von Banken
einfacher und schneller als mit der Software automatische Aktualisierungen und Echtzeit-Einblicke
bietet schnellen und für jeden verständlichen Überblick variable Funktionen, oft über die reine Finanzplan-Erstellung hinaus
Oft fehlen wichtige Informationen teurer als Excel
wird nicht in Echtzeit aktualisiert womöglich längere Einarbeitungszeit
wird (meist) nicht automatisch mit Konten verknüpft oder Daten gefüttert

Excel bietet also zwar Flexibilität und ist weit verbreitet, kann jedoch zeitaufwendig in der Pflege und fehleranfällig sein, besonders bei komplexen Berechnungen. Softwarelösungen mit Finanzplan-Tools wie Agicap bieten dagegen Automatisierungsfunktionen, Echtzeit-Datenintegration und verbesserte Analysemöglichkeiten, die das Finanzmanagement deutlich effizienter machen. Kleinere Unternehmen können mit einem Excel-Finanzplan in ansprechendem Layout für einen ersten, guten Überblick starten, größeren empfehlen wir eine Softwarelösung.

Finanzplan-Vorlage: Muster zum Downloaden

Da ein professioneller Finanzplan eine Schlüsselrolle im Finanzmanagement einnimmt, haben wir eine Finanzplan-Excel-Vorlage für Sie vorbereitet, die Sie sich kostenlos herunterladen können.

👉 kommt bald!

Falls Ihnen das manuelle Eintragen der Daten zu mühselig ist, können Sie sich gern die Treasury-Management-Software von Agicap herunterladen und kostenlos und unverbindlich testen. Da sich die Software automatisch mit all Ihren Geschäftskonten synchronisiert, erhalten Sie jeden Tag einen aktuellen Überblick über Ihre Liquidität und eine akkurate Prognose.

Einer der wichtigsten Punkte in Ihrem Finanzplan ist damit automatisch abgedeckt und Sie haben mehr Zeit, sich um die anderen Aspekte zu kümmern.

Fazit: Finanzplan ist ein unverzichtbarer Bestandteil für jedes Unternehmen

Ein gut strukturierter Finanzplan ist unverzichtbar für die strategische und operative Steuerung jedes Unternehmens. Er ermöglicht eine detaillierte Übersicht und Planung sämtlicher finanzieller Risiken und Aktivitäten und ist so sowohl bei der Gründung eines Unternehmens als auch im laufenden Betrieb, etwa zur Ermittlung des Kapitalbedarfs, ein wichtiges Planungsinstrument.

FAQ: Meistgestellte Fragen zum Finanzplan

Wie sieht ein Finanzplan aus?

Ein Finanzplan enthält detaillierte Prognosen und Daten zu Einnahmen, Ausgaben, Investitionen, Cashflows und Rentabilität eines Unternehmens. Er beinhaltet im Normalfall umfangreiche Tabellen und Diagramme, die die finanziellen Aktivitäten über einen bestimmten Zeitraum darstellen. Das ermöglicht eine umfassende Übersicht über die finanzielle Gesundheit und Planung.

Wann wird ein Finanzplan erstellt?

Ein Finanzplan wird im Normalfall jährlich erstellt und regelmäßig aktualisiert, um Veränderungen zu berücksichtigen – diese können im Betrieb selbst oder im Markt auftreten. Er kann aber auch bei der Gründung eines Unternehmens, vor der Aufnahme neuer Investitionen oder in Vorbereitung auf Finanzierungsrunden entwickelt werden.

Wann Ergebnisplan und wann vollständiger Finanzplan?

Ein Ergebnisplan – darin werden erwartete Erträge und Aufwendungen zusammengefasst – wird in der Regel für kurzfristige Budgetierungen oder einzelne Projekte verwendet. Ein vollständiger und bankfähiger Finanzplan kommt immer strategisch zum Einsatz und beinhaltet neben Ergebnisplänen auch etwa Liquiditäts- und Investitionspläne, um eine vollständige finanzielle Roadmap zu bieten.

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