Alstoms Aktien-Crash: Cash-Probleme überschatten Wachstumsaussichten

Am Donnerstag, dem 5. Oktober, erlebte die Aktie des Alstom-Konzerns aufgrund von Liquiditätsproblemen einen drastischen Einbruch von beinahe 40 %. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursachen.
Ein Blick auf Alstom
Mit einer beinahe hundertjährigen Geschichte hat der Alstom-Konzern viele Wandlungen durchgemacht. Nach der Übernahme von Bombardier im Jahr 2021 etablierte sich Alstom als der zweitgrößte globale Anbieter von Zugtechnik.
Mit 80.000 Mitarbeiter:innen in über 60 Ländern erwirtschaftet der Konzern einen Jahresumsatz von 16,5 Milliarden Euro.
Alstom und die Herausforderungen mit der Liquidität
Am besagten 5. Oktober warnte der Finanzvorstand von Alstom die Märkte vor einer erwarteten Verschlechterung des freien Cashflows für das kommende Geschäftsjahr um 1 Milliarde Euro. Statt freier Barmittel in Höhe von 300 Millionen Euro wurde nun für das Gesamtjahr ein negativer freier Cashflow zwischen 500 und 750 Millionen Euro erwartet. Die Märkte reagierten umgehend auf diese Ankündigung. Der Aktienkurs brach um fast 40 % ein und die Marktkapitalisierung sank von 8 auf 5 Milliarden Euro.
Doch was war geschehen?
Drei Faktoren hinter dem Rückgang
Der erste Faktor betrifft das Lagermanagement. Aktuell verfügt Alstom über einen Auftragsbestand von nahezu 90 Milliarden Euro, der mehr als fünf Jahresumsätzen entspricht. Angesichts steigender Energie- und Rohstoffpreise hat das Unternehmen umfangreiche Materialbestellungen getätigt, um den Auftragsbestand abzuarbeiten und sich gegen übermäßige Preisanstiege abzusichern. Doch die Produktionskapazitäten konnten nicht im gleichen Maße wie Auftragsbestand und Materialkäufe gesteigert werden. In der Folge wächst der Lagerbestand und bindet erhebliche finanzielle Mittel.
Als zweiter Punkt traten Auftragsverschiebungen in der zweiten Jahreshälfte auf, welche die erwarteten Vorauszahlungen des Zugherstellers für das kommende Geschäftsjahr minderten.
Schließlich ergaben sich bei einem bedeutenden Projekt in Großbritannien Schwierigkeiten, die in verzögerten Zahlungen resultieren. Laut der Finanzabteilung von Alstom erklärt dieser letzte Punkt ein Drittel des Rückgangs des zukünftigen freien Cashflows.
Es muss betont werden, dass nicht nur Alstom mit diesen Herausforderungen konfrontiert ist. Alle Finanzabteilungen (Debitorenmanagement), insbesondere in der Industrie und im Handel (Lagerverwaltung), stehen vor ähnlichen Problemen. Die Größenordnung, in der Alstom operiert, und die Börsennotierung des Unternehmens führen allerdings dazu, dass die Berichte hierzu so große Wellen schlagen.
Die Relevanz des Cashflows für börsennotierte Unternehmen
Die Reaktion an der Börse ließ nicht lange auf sich warten und war am gleichen Tag spürbar. Mehrere Faktoren spielten hier eine Rolle. Zunächst wirkt sich der Cashflow maßgeblich auf die Unternehmensbewertung aus.
Diese Bewertung ist das Resultat verschiedener Faktoren wie der aktuellen und zukünftigen Rentabilität sowie des Potenzials für Umsatzwachstum. Im Kern jedoch steht die Fähigkeit des Unternehmens, Cashflows zu generieren.
Diese Cashflows erhöhen den Unternehmenswert, indem sie reinvestiert werden oder in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Ein Unternehmen, das in einem bestimmten Zeitraum weniger Cashflows erzielt als erwartet, kann folglich eine Abwertung erleben.
Die Befürchtung einiger Analysten, dass der Konzern aufgrund des Rückgangs des Cashflows Schulden/Kredite aufnehmen muss, bildet den zweiten Faktor. Dies wird durch den aktuellen Zinsanstieg und die Herabstufung des Finanzratings des Konzerns noch verschärft.
Zudem hat die Übernahme von Bombardier im Jahr 2021 bereits Unruhe auf den Finanzmärkten gestiftet. Die jüngste Entwicklung ist daher eine weitere Negativmeldung, die das Vertrauen der Investoren und Analysten in die Führung des Konzerns untergraben könnte.
Fazit
Ein effektives Liquiditätsmanagement ist demnach von zentraler Bedeutung, insbesondere für börsennotierte Unternehmen. Der Fall Alstom unterstreicht, wie sehr Anleger den Cashflow im Auge behalten. Ein Unternehmen wie Alstom mag gute Wachstumsaussichten mit vollen Auftragsbüchern und soliden operativen Margen haben, doch die Unternehmensbewertung kann allein durch die Cash-Performance massiv beeinflusst werden. Agicap unterstützt mehr als 20 börsennotierte Unternehmen (Small Caps) bei der Verwaltung ihrer Liquidität, ihrer Debitoren- und Kreditorenposten. Nehmen Sie gerne Kontakt mit unserem Team auf, um mehr über unsere Software zu erfahren.
Die Informationen in diesem Artikel dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Es wird empfohlen, einen Finanzberater zu konsultieren, bevor eine Anlageentscheidung getroffen wird. Bedenken Sie stets, dass jede Investition mit Risiken verbunden ist.
