Wie funktioniert die Refinanzierung von Unternehmen?

Lesezeit: 4 min.
Die Refinanzierung meint nicht nur die Geldbeschaffung von Banken zur Finanzierung ihrer Kundenkredite.

Die Refinanzierung ist ein Finanzierungsinstrument, mit dem Banken ihr Kreditgeschäft finanzieren, und Unternehmen Kredite umschulden oder ihre Kapitalstruktur verändern können. Lesen Sie in diesem Artikel, wie die Refinanzierung bei Banken und Unternehmen genau funktioniert und wann sie sinnvoll ist.

Definition der Refinanzierung bei Banken

Von Refinanzierung bei Banken spricht man, wenn es um die Finanzierung des Kreditgeschäfts einer Bank geht. Um Darlehen vergeben zu können, muss die Bank anderweitig Geld beschaffen, denn die zu vergebenden Kredite muss sie finanzieren können.

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Die Refinanzierung meint in diesem Fall also die Geldbeschaffung von Banken zur Finanzierung ihrer Kundenkredite. Die Kredite werden sozusagen nicht direkt von der Bank finanziert, sondern aus den liquiden Mitteln, die sie beschafft. Je günstiger sie an diese Mittel herankommt, desto günstigere Kredite kann sie ihren Kunden anbieten.

Die Refinanzierung einer Bank deckt also deren Liquiditätsbedarf und beeinflusst somit direkt die wirtschaftliche Lage der Bank. Es gibt mehrere Quellen, an denen sich eine Bank zur Refinanzierung ihres Kreditgeschäfts bedienen kann: Die beiden üblichsten Arten sind über Spareinlagen ihrer Kunden und über die Kapitalbeschaffung bei den nationalen Zentralbanken und bei der Europäischen Zentralbank (EZB).

Mit dem Geld aus Kundenspareinlagen, die beispielsweise auf Tagesgeldkonten liegen, arbeitet eine Bank: Sie investiert es und versucht daraus, eine Rendite zu erzielen, die dann wiederum dazu genutzt wird, das Kreditgeschäft zu refinanzieren.

Bei der Kapitalbeschaffung über eine Zentralbank leiht sich eine Bank günstig Geld und nutzt dieses zur Vergabe von Krediten. Zurzeit liegt der Leitzins der EZB bei 0%. Das bedeutet, dass eine Bank für das geliehene Geld keine Zinsen zurückbezahlen muss, was einen positiven Effekt auf die Wirtschaft hat.

Definition der Refinanzierung bei Unternehmen

Wenn man von Refinanzierung bei Unternehmen spricht, meint man damit in der Regel die Umschuldung eines bestehenden Kredits oder eine Umstrukturierung der Kapitalstruktur.

Beispiel für Refinanzierung bei Unternehmen

Ein Unternehmen tätigt eine Investition von 10 Millionen Euro und nimmt dazu einen Bankkredit auf. Der Kredit hat eine Laufzeit von 10 Jahren und in den ersten fünf Jahren besteht eine Zinsbindung. Nach fünf Jahren ist das Darlehen zu 50% zurückbezahlt.

Das Unternehmen kann dann nach fünf Jahren wählen, ob es den Kredit weiter bedienen möchte, muss dabei jedoch eine Zinsanpassung der Bank in Kauf nehmen, oder es löst den Kredit durch eine Refinanzierung ab. Es kann sich also nach anderen günstigeren Krediten umschauen und die Restsumme von 5 Millionen Euro dann ablösen und in den kommenden Jahren zu besseren Konditionen tilgen. Es handelt sich dabei um eine Umschuldung.

Beispiel für Veränderung der Kapitalstruktur

Die Kapitalstruktur wird verändert, wenn die finanzielle Lage des Unternehmens auf der Bilanz besser dargestellt werden soll. Wird beispielsweise eine Investition zu 100% aus Fremdkapital (z.B. einem Bankdarlehen) getätigt, erhöht sich auf der Bilanz der Fremdkapitalanteil. Ist dieser in der Summe sehr hoch, hat es ein Unternehmen schwerer, an einen neuen Kredit zu kommen, wenn weiterer Investitionsbedarf besteht.

Dann nutzt man die Refinanzierung über ein Nachrangdarlehen. Im Unterschied zum klassischen Darlehen wird beim Nachrangdarlehen der Geldgeber im Insolvenzfall nachranging behandelt. Das heißt, das Nachrangdarlehen wird erst dann zurückbezahlt, wenn sämtliche anderen Gläubiger aus der Insolvenzmasse bezahlt wurden. Für den Geldgeber besteht damit ein erhöhtes Ausfallrisiko.

Das Nachrangdarlehen ist deswegen mit höheren Zinsen verbunden, wird jedoch nicht als Fremdkapital auf der Bilanz ausgewiesen, sondern als Eigenkapital, wodurch es dem Unternehmen leichter fällt, an weitere Kredite zu kommen.

Refinanzierung bei Immobilienkrediten

Sehr häufig kommt die Refinanzierung bei Immobilienkrediten vor. Wenn private oder institutionelle Kreditnehmer sich dazu entscheiden, eine per Darlehen erworbene Immobilie nicht zu verkaufen, sondern als Renditeobjekt zu nutzen, kann es günstiger sein, eine Refinanzierung vorzunehmen.

Die Refinanzierung ist dann sinnvoll, wenn über einen längeren Zeitraum mit steigenden Immobilienpreisen gerechnet wird, die Zinsen gesunken sind, oder sich durch Vermietung eine höhere Rendite erzielen lässt als beim Verkauf. Wird der bestehende Kredit dann umgeschuldet, also refinanziert, kann man sich einen günstigeren Anschlusskredit sichern, um die Restschuld für die Immobilie abzubezahlen.

Private Kreditnehmer stehen häufig ebenfalls vor der Entscheidung einer Refinanzierung, nämlich dann, wenn die Zinsbindung ihres bisherigen Kredits ausläuft und die Bank die Zinsen für die weitere Laufzeit erhöht. Lässt sich dann ein günstigerer Refinanzierungskredit finden, mit dem man die Restsumme ablösen kann, lassen sich höhere Zinsen vermeiden.

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Wann ist die Refinanzierung am Ende der Laufzeit für Unternehmen sinnvoll?

Die Zinsbindung bei einem langfristigen Kredit sollte immer im Auge behalten werden. Läuft diese nämlich aus, haben Unternehmen die Möglichkeit, den Kredit umzuschulden und können so unter Umständen von niedrigeren Zinsen, oder zumindest von gleichbleibenden Zinsen profitieren. Banken nutzen den Ablauf der Zinsbindung häufig zum Anpassen der Zinsen nach oben.

Bei der Tilgung von Krediten müssen Unternehmen grundsätzlich darauf achten, dass sie ihre Liquidität nicht gefährden. Bevor eine Zinsbindung ausläuft, ist es ratsam, sich Angebote zur Refinanzierung einzuholen, damit man sich verschiedene Optionen offenhält und mit dem bisherigen Kreditgeber eventuell sogar neu verhandeln kann.

Wurde für die letzte Kreditrate am Ende der Laufzeit ein höherer Betrag vereinbart, der als Schlussrate zu leisten ist, kann diese ebenfalls per Refinanzierung getätigt werden. Dies ist dann ratsam, wenn die Schlussrate die Liquidität des Unternehmens sehr stark belasten würde, sodass an anderer Stelle ein Liquiditätsengpass entsteht.

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