Was sagt die Forderungsquote über die Zahlungsmoral Ihrer Kunden aus?

Die Forderungsquote gibt an, wie hoch der Anteil an Forderungen am Gesamtvermögen eines Unternehmens ist. Sie lässt Schlüsse zu, wie effizient das Forderungsmanagement eines Unternehmens ist und ist deshalb eine wichtige Kennzahl. Wir zeigen Ihnen hier, wie man sie berechnet und interpretiert.
Forderungsquote: Definition
Die Forderungsquote ist eine wichtige Kennzahl für Unternehmen. Aus ihr lässt sich das Risiko ablesen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Forderungsverluste ist. Je höher die Forderungsquote, desto schlechter ist die Zahlungsmoral der Kund:innen, und desto schwieriger ist es für ein Unternehmen, seine Liquidität aufrechtzuerhalten.

Ist die Forderungsquote besonders hoch, oder führt sie immer wieder zu Liquiditätsengpässen, sollte den Gründen dafür nachgegangen werden und die Ursachen dafür eliminiert werden. Das Etablieren eines effektiven Forderungsmanagements ist dann notwendig.
Welche Arten von Forderungen gehen in die Forderungsquote mit ein?
Im HGB (Handelsgesetzbuch) wird zwischen drei Arten von Forderungen unterschieden:
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- Forderungen gegen verbundene Unternehmen
- Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
Möchte man die Forderungsquote ermitteln, beschränkt man sich auf die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, da es sich dabei um Forderungen handelt, die das Unternehmen an unverbundene Dritte hat.
Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen lassen sich in noch drei weitere Kategorien einteilen:
- Einwandfreie Forderungen
- Zweifelhafte Forderungen
- Uneinbringliche Forderungen

Einwandfreie Forderungen sind solche, bei denen sicher ist, dass sie vollständig und pünktlich beglichen werden. Zweifelhafte Forderungen sind solche, bei denen nicht sicher ist, dass der Zahlungseingang vollständig oder überhaupt erfolgt (z.B. wenn die Kund:innen eine schlechte Zahlungsmoral haben oder bereits Insolvenz angemeldet haben). Bei diesen wird das Ausfallrisiko abgeschätzt und die Forderung dann mit einem geschätzten Wert abgeschrieben.
Uneinbringliche Forderungen sind solche, bei denen sicher ist, dass kein Zahlungseingang mehr erfolgen wird (z.B. wenn die Schuldner:innen insolvent sind und keine Insolvenzmasse mehr vorhanden ist). Sie werden auf den Wert 0€ abgeschrieben.
Formel für die Forderungsquote
Um die Forderungsquote zu berechnen, benutzt man folgende Formel:
Forderungsquote = Gesamtbetrag aus Forderungen / Gesamtvermögen x 100
Die Angabe der Forderungsquote erfolgt in Prozent. Je nachdem, um welche Art Forderung es sich handelt, wird der Rechnungsbetrag angesetzt:
- Einwandfreie Forderung: Vollständiger Rechnungsbetrag
- Zweifelhafte Forderung: Abgeschriebener Forderungsbetrag
- Uneinbringliche Forderung: Da sie den Wert 0€ haben, werden sie für die Berechnung der Forderungsquote nicht berücksichtigt
Man zählt also sämtliche Rechnungsbeträge aus den einwandfreien Forderungen und die abgeschriebenen Beträge aus den zweifelhaften Forderungen zu einem Gesamtbetrag zusammen. Diesen teilt man dann durch das Gesamtvermögen des Unternehmens.
Beispiel
Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bei einem Unternehmen betragen 100.000€. Es bestehen Forderungen gegen verbundene Unternehmen in Höhe von 10.000€ und die Bilanzsumme beträgt 500.000€.
Wir berechnen die Forderungsquote dann so:
Forderungsquote = 100.000€ / 500.000€ x 100 = 20%
Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen spielen keine Rolle.
Bewertung der Forderungsquote: Was ist ein guter Wert?
Pauschal lässt sich nicht sagen, was ein guter oder schlechter Wert für die Forderungsquote ist, da je nach Unternehmen und Branche hier sehr unterschiedliche Faktoren zum Zuge kommen. Im Einzelhandel, wo bar bezahlt wird oder nach dem Prinzip "Ware gegen Geld" ist die Forderungsquote sehr gering. Dagegen kann es im industriellen Bereich, wo Unternehmen ihren Kund:innen sehr lange Zahlungsfristen einräumen, die Forderungsquote sehr hoch sein.
Eine hohe Forderungsquote ist deshalb nicht immer ein Grund zur Beunruhigung. Die Quote sollte stets im Branchenvergleich betrachtet werden und mit den Vorjahreswerten des Unternehmens verglichen werden.
Besonders im Vergleich zu den vergangenen Werten kann die Forderungsquote auf Probleme hindeuten. Steigt sie zum Beispiel über mehrere Jahre hinweg konstant an, könnte das bedeuten, dass das Forderungsmanagement des Unternehmens nicht mehr effizient genug ist. Hier ist es ratsam, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen.
Insbesondere, wenn sich aufgrund von hohen Forderungsquoten immer wieder Liquiditätsengpässe ergeben, ist Handeln angesagt. Das Verkürzen von Zahlungsfristen oder der Verkauf der Forderungen an Dritte (Factoring), um schneller an sein Geld zu kommen, kann dann ein gangbarer Weg sein, um Engpässe zu vermeiden.
