Barliquidität: Was sagt sie über ein Unternehmen aus?

Die Barliquidität trifft Aussagen über die liquide Situation eines Unternehmens. Sie kann aus den Kennzahlen in der Bilanz berechnet werden. Wir zeigen Ihnen hier, wie das geht, was die Kennzahl konkret aussagt und was Unternehmen tun können, um ihre Barliquidität zu optimieren.
Barliquidität: Definition
Die Barliquidität wird auch als „Liquidität 1. Grades“ bezeichnet. Im Englischen ist sie unter dem Begriff „cash ratio“ bekannt. Sie trifft Aussagen über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, das heißt, wie gut es seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinen flüssigen Mitteln (Liquidität) nachkommen kann.

Kurzfristige Verbindlichkeiten sind dabei sämtliche Verbindlichkeiten, die eine Restlaufzeit von weniger als einem Jahr haben, z.B. unbezahlte Rechnungen oder Kreditschulden.
Zu den flüssigen Mitteln zählt das Umlaufvermögen, das heißt Kontostände, Barguthaben, Schecks, sowie sämtliches andere Vermögen, das schnell in liquide Mittel umgewandelt und so zur Deckung der Verbindlichkeiten genutzt werden kann.
Barliquidität berechnen
Formel für Barliquidität
Um die Barliquidität zu berechnen, setzt man die liquiden Mittel ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Durch die Multiplikation mit 100 erhält man dann die Barliquidität bzw. die Liquidität 1. Grades in Prozent:
Barliquidität = liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100

Beispiel
Ein Unternehmen weist folgende Zahlen auf seiner Bilanz aus:
Aktiva • Anlagevermögen: 1.000.000€ • Umlaufvermögen o Barbestände: 10.000€ o Kontoguthaben: 100.000€ o Vorräte: 20.000€ o Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: 15.000€ Passiva • Eigenkapital: 200.000€ • Rückstellungen: 30.000€ • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: 40.000€ • Kredite (weniger als 1 Jahr Laufzeit): 15.000€ • Kredite (mehr als 1 Jahr Laufzeit): 35.000€
Zunächst muss nun bewertet werden, welche von diesen Kennzahlen relevant sind für die Barliquidität. Bei den Aktiva ist hierzu nur das Umlaufvermögen relevant, da Anlagevermögen nicht zu den flüssigen Mitteln gezählt wird.
Da bei der Berechnung der Barliquidität jedoch nur die sofort verfügbaren liquiden Mittel berücksichtigt werden, gehen nur Barbestände und Kontoguthaben in die Rechnung ein. Vorräte sowie Forderungen aus Lieferungen und Leistungen berücksichtigt man hier nicht, weil diese nicht innerhalb von kurzer Zeit in Liquidität umgewandelt werden können.
Bei den Passiva zählen außer den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen lediglich die Kredite mit weniger als einem Jahr Laufzeit zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten.
Wir rechnen nun also:
Barliquidität = (Barbestände + Kontoguthaben) / (Verbindlichkeiten aus L&L + Kredite mit Laufzeit < 1Jahr) x 100 = (10.000€ + 100.000€) / (40.000€ + 15.000€) x 100 = 200%
Das Unternehmen könnte mit seinen kurzfristigen Mitteln demnach das Doppelte seiner Verbindlichkeiten decken, wodurch seine liquide Lage mehr als solide ist.
Was sagt die Barliquidität aus?
Wie wir am Beispiel gesehen haben, bewertet die Barliquidität wie gut ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit den sofort verfügbaren Mitteln decken kann.
Eine Barliquidität von 100% bedeutet demnach, dass die sofort verfügbaren Mittel zum Decken aller kurzfristigen Verbindlichkeiten ausreichen. Ein Wert kleiner als 100% bedeutet, dass weniger liquide Mittel zur Verfügung stehen als kurzfristige Verbindlichkeiten vorhanden sind; und ein Wert größer als 100%, dass mehr liquide Mittel vorhanden sind als kurzfristige Verbindlichkeiten.
Zu hohe Barliquidität ist ein Nachteil
Man könnte nun meinen, dass ein Unternehmen eine möglichst hohe Barliquidität anstreben sollte, um sich eine solide Liquiditätsbasis zu schaffen. Das ist jedoch ein Trugschluss.
Eine hohe Barliquidität hat nämlich einen großen Nachteil: Geld, das nur auf der hohen Kante liegt, arbeitet nicht im Unternehmen. Sprich: Es kann nicht für Investitionen und für das Unternehmenswachstum genutzt werden. Dadurch sinkt die Rentabilität. Unternehmen müssen deshalb einen Mittelweg finden zwischen einer soliden Liquidität und einer guten Rentabilität.
Was ist ein guter Richtwert für Barliquidität?
In der Praxis streben sie deshalb eine Barliquidität zwischen 45% und 80% an. Das bedeutet zwar, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht alle mit den sofort verfügbaren Mitteln gedeckt werden könnten, was bei laufendem Geschäft jedoch weniger relevant ist.
Vielmehr können sie die Liquiditätsüberschüsse in Ihr Wachstum stecken und somit das Unternehmen rentabler machen, was im Idealfall zu noch mehr Überschüssen führt.
Eine Barliquidität unter 30% wird als kritisch angesehen, denn dadurch besteht ein höheres Risiko, dass ein Unternehmen in Zahlungsnot geraten könnte, wenn beispielsweise eine unerwartet hohe Rechnung bezahlt werden muss.
Barliquidität erhöhen & verbessern: So geht’s
Eine zu hohe Barliquidität lässt sich sehr einfach regulieren: Anstelle des Anhäufens von Rücklagen steckt man die Überschüsse ins Unternehmenswachstum, zum Beispiel durch sinnvolle Investitionen, die die Effizienz steigern.
Das Verbessern einer zu niedrigen Barliquidität ist dagegen etwas schwieriger – vor allem dann, wenn das Geschäft im Moment nicht besonders gut läuft. Um die Barliquidität zu erhöhen, müssen Rücklagen gebildet werden. Das heißt, es müssen Liquiditätsüberschüsse vorhanden sein, mit denen man sich ein Liquiditätspolster aufbauen kann.
Durch verschiedene Maßnahmen können Unternehmen ihre Barliquidität steigern:
• Zahlungsziele verkürzen: Wenn Kund:innen früher ihre Rechnungen bezahlen, muss das Unternehmen weniger lange auf sein Geld warten • Factoring nutzen: Verkauft das Unternehmen seine offenen Forderungen an einen Factoring-Dienstleister, erhält es sofort einen Teil des Rechnungsbetrags – unabhängig von der Zahlungsfrist • Kosten senken: Werden die Ausgaben reduziert, erhöht sich die Liquidität (sofern die Einnahmen gleich hoch bleiben) • Lagerhaltung optimieren: Wer viele Waren im Lager vorrätig hält, geht in Vorfinanzierung, was die Barliquidität schmälert. Prüfen Sie deshalb, ob eine Reduzierung des Lagerbestands praktikabel ist, oder ob Sie Ihren Einkauf optimieren können.