Durchschnittliche Lagerdauer: Beispiel und Formel

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Die durchschnittliche Lagerdauer ist eine Kennzahl aus der Logistik und Lagerhaltung.

Die durchschnittliche Lagerdauer ist eine Kennzahl aus der Logistik und Lagerhaltung. Sie gibt Auskunft darüber, wie lange Waren im Lager verbleiben, bevor sie verkauft oder zur Produktion entnommen werden. Da damit Kapital gebunden ist, müssen Unternehmen darauf achten, dass diese Dauer nicht zu lang ist, da ansonsten Liquiditätsengpässe drohen können. Lesen Sie hier nach, wie man die durchschnittliche Lagerdauer berechnet und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu reduzieren.

Durchschnittliche Lagerdauer: Definition

Die durchschnittliche Lagerdauer ist in der Logistik eine wichtige Kennzahl. Sie wird auch als Umschlagsdauer bezeichnet und gibt an, wie lange Waren im Durchschnitt im Lager bleiben bis sie verkauft oder zur Weiterverarbeitung entnommen werden. Die durchschnittliche Lagerdauer hat Einfluss auf die Liquidität eines Unternehmens.

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Je länger Waren oder Vorräte im Lager liegen, desto länger ist das Kapital gebunden, da es nicht an anderer Stelle im Unternehmen gewinnbringend arbeiten kann. Da das Unternehmen durch die Anschaffung von Waren in Vorfinanzierung gehen musste, fehlt das Geld solange an anderer Stelle, bis die Waren das Lager wieder verlassen und durch deren Verkauf Einnahmen generiert werden. Eine möglichst kurze durchschnittliche Lagerdauer ist deshalb anzustreben.

Durchschnittliche Lagerdauer berechnen mit Formel

Für die Berechnung der durchschnittlichen Lagerdauer gibt es eine Formel:

Durchschnittliche Lagerdauer = 360 Tage / Lagerumschlagshäufigkeit

Die Lagerumschlagshäufigkeit gibt an, wie oft sämtlicher Bestand einer Ware innerhalb eines bestimmten Zeitraums vollständig durch neue Ware ersetzt wurde. Man berechnet sie so:

Lagerumschlagshäufigkeit = Jahresverbrauch / durchschnittlicher Lagerbestand

Somit kann man die durchschnittliche Lagerdauer auch wie folgt berechnen:

Durchschnittliche Lagerdauer = 360 Tage x durchschnittlicher Lagerbestand / Jahresverbrauch

Lagerzinssatz

In Verbindung mit der durchschnittlichen Lagerdauer lässt sich noch eine andere interessante Größe berechnen: der Lagerzinssatz. Dieser gibt an, was das in Waren gebundene Kapital kostet, da es während der Lagerdauer nicht für das Unternehmen arbeitet.

Die Idee dahinter ist, dass das Kapital anstatt in Waren gebunden zu werden, auch zu einem festen Zinssatz angelegt werden könnte und dann für das Unternehmen arbeiten würde. Den Lagerzinssatz berechnet man mit folgender Formel:

Lagerzinssatz = Zinssatz p.a. x durchschnittliche Lagerdauer / 360

Damit kann man die Lagerzinsen berechnen:

Lagerzinsen = durchschnittlicher Lagerbestand x Lagerzinssatz / 100%

Beispiel für die durchschnittliche Lagerdauer in Tagen

Von einer Ware waren im Jahresdurchschnitt 5.000 Stück im Lager vorhanden. Der Verbrauch lag bei 20.000 Stück im Jahr. Wir berechnen zuerst die Lagerumschlagshäufigkeit:

Lagerumschlagshäufigkeit = 20.000 / 5.000 = 4

Mit der Umschlagshäufigkeit berechnen wir nun die durchschnittliche Lagerdauer:

Durchschnittliche Lagerdauer = 360 / 4 = 90 Tage

Die Ware liegt also ab Anlieferung im Schnitt 90 Tage im Lager bis sie zur Produktion verwendet oder verkauft wird.

Anhand des Beispiels können wir auch den Lagerzinssatz berechnen. Stellen wir uns vor, das Unternehmen hätte die Möglichkeit, das Kapital anstatt in Waren zu investieren am Kapitalmarkt anzulegen. Gehen wir von einem Marktzins von 5% aus, mit dem das Kapital verzinst werden würde, lautet der Lagerzinssatz:

Lagerzinssatz = 5% x 90 Tage / 360 Tage = 1,25%

Die Lagerzinsen sind dann:

Lagerzinsen = 5.000 x 1,25% / 100% = 62,5

Die Lagerzinsen multipliziert man mit dem Stückpreis der Ware. Gehen wir von einem Stückpreis von 10€ aus, erhält man also einen Wert für die Lagerzinsen in Höhe von 625€. Es kostet das Unternehmen also 625€ pro Jahr, die Ware im Lager vorzuhalten.

Lagerbestandsliste

Bedeutung der durchschnittlichen Lagerdauer

Ob die durchschnittliche Lagerdauer zu hoch ist, lässt sich nicht pauschal bewerten, da sie von Branche zu Branche stark schwankt. Während E-Commerce- und Einzelhandelsunternehmen verhältnismäßig sehr kurze Lagerzeiten haben, haben produzierende Industrieunternehmen oft höhere Lagerzeiten.

Unternehmen sind bestrebt, die Umschlagshäufigkeit so gering wie möglich zu halten. Dazu ist ein gutes Lager- und Einkaufsmanagement erforderlich. Ein Wert von unter 1 wird oft empfohlen, ist jedoch nicht in jedem Unternehmen oder jeder Branche praktikabel.

Wie kann man die durchschnittliche Lagerdauer senken?

Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, die Lagerdauer zu senken. Nicht immer sind alle gleich sinnvoll, deswegen muss im Vorfeld abgewogen werden, welchen Nutzen eine Maßnahme bringen würde.

  • Die Einführung eines Warenwirtschaftssystems trägt dazu bei, die Lagerhaltung zu optimieren, denn man weiß immer, wie viele Waren im Lager sind und wie oft sie entnommen werden. Dadurch lässt sich der Einkauf optimieren.
  • Eine detaillierte Planung in der Produktion hilft dabei, die vorhandenen Kapazitäten optimal auszulasten. So kann gemäß Produktionskapazitäten eingekauft werden, wodurch sich eine Überfüllung des Lagers vermeiden lässt.
  • Durch die Reduzierung der Anzahl an Vorprodukten vermeidet man, dass man viele unterschiedliche Waren einkaufen und im Lager vorhalten muss. Diese Möglichkeit macht in der Regel eine Überarbeitung des Herstellungsprozesses notwendig und ist damit sehr aufwändig. Auf lange Sicht kann sie sich aber stark lohnen.
  • Mit manchen Lieferanten lassen sich Just-In-Time-Lieferungen vereinbaren. Das bedeutet, dass man die Ware sozusagen auf Abruf zu dem Zeitpunkt bestellt, zu welchem man sie auch tatsächlich benötigt. Damit lässt sich die Lagerhaltung in der Theorie sogar ganz eliminieren und die durchschnittliche Lagerdauer auf 0 reduzieren. In der Praxis wird jedoch oft ein Mittelweg gewählt, da die Just-In-Time-Lieferung den Nachteil hat, dass man bei Lieferengpässen überhaupt nicht produzieren kann.
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