Welche Vorteile bietet die Wandelanleihe einem Unternehmen?

Eine Wandelanleihe kann von einer Aktiengesellschaft herausgegeben werden. Sie wird über einen bestimmten Zeitraum fest verzinst und bietet die Möglichkeit innerhalb einer bestimmten Laufzeit, zu vorher vereinbarten Konditionen Aktien des Unternehmens zu erwerben. Lesen Sie hier, was die Eigenschaften einer Wandelanleihe sind, wie sie sich von einer Optionsanleihe unterscheidet und welche Chancen und Risiken sie bietet.
Wandelanleihe: Definition
Eine Wandelanleihe wird von einer Aktiengesellschaft herausgegeben und genau wie eine Aktie an der Börse gehandelt. Es handelt sich bei ihr also um ein Derivat. Die Wandelanleihe ist mit einem festen Zinssatz ausgestattet, wodurch der Käufer regelmäßige Zahlungen während der Laufzeit erhält.

Zusätzlich beinhaltet die Wandelanleihe auch noch die Option, während eines bestimmten Zeitraums (der sog. Wandlungsfrist) die Anleihe in Aktien des Unternehmens umzutauschen, sprich: umzuwandeln.
Die Anzahl der Aktien, die für den Eintausch der Wandelanleihe herausgegeben werden, oder der Kurs, zu dem die Aktien erworben werden können, werden vorher festgelegt. Sobald die Wandelanleihe eingetauscht ist, erlischt die Verzinsung. Stattdessen erhält der Käufer dann eine Dividendenzahlung, weil er nun im Besitz von Aktien des Unternehmens ist.
Optionsanleihe vs. Wandelanleihe
Die Optionsanleihe ist der Wandelanleihe sehr ähnlich. Es handelt sich dabei jedoch nicht um das gleiche Produkt. Die Optionsanleihe gewährt dem Käufer die Option, innerhalb der Laufzeit Aktien des zugrundeliegenden Unternehmens zu einem vorher festgelegten Kurs erwerben zu können. Optionsanleihen sind ebenfalls mit einem festen Zinssatz verzinst.
Während die Wandelanleihe aufgelöst wird, sobald sie gegen Aktien eingetauscht wird, ist dies bei der Optionsanleihe jedoch nicht der Fall. Sie läuft weiter bis zum Ende der Laufzeit, ganz gleich, ob vom Optionsrecht Gebrauch gemacht wurde oder nicht.
Wird von diesem Recht während des Optionszeitraums kein Gebrauch gemacht, kann das Optionsrecht separat von der Anleihe veräußert werden, da Optionen separat an der Börse notiert sind.
Beispiel für eine Wandelanleihe mit Berechnung
Ein Käufer erwirbt von einer Aktiengesellschaft 6 Wandelanleihen im Gesamtwert von 600€. Die Laufzeit der Anleihen beträgt 4 Jahre und der jährliche Zinssatz beträgt 5%. Der Käufer hat das Recht innerhalb der Laufzeit seine Anleihen gegen Unternehmensaktien einzutauschen im Verhältnis 2:1 und unter Zuzahlung von 50€ pro Aktie. Das heißt, beim Eintausch seiner 6 Anleihen würde er 3 Aktien erhalten.
Der Zinsertrag pro Jahr beträgt:
Zinsertrag = 0,05 x 600€ = 30€
Entschließt sich der Käufer, seine Anleihen gegen Aktien einzutauschen, wird wie folgt gerechnet:
zu zahlender Betrag für Aktien = 50€ x 3 = 150€
Entschließt sich der Käufer am Ende der Laufzeit zum Eintausch seiner Wandelanleihen, hat er 120€ Zinserträge und muss dann 150€ für die drei Aktien bezahlen.
Vorteile & Risiken von Wandelanleihen
Vorteile
Käufer von Wandelanleihen
Wer Wandelanleihen eines Unternehmens kauft, geht ein geringeres Risiko ein als wenn er Aktien desselben Unternehmens erwerben würde, da die Anleihen fest verzinst sind, ganz unabhängig vom Börsenkurs. Durch die Zinszahlungen wird ein fester Ertrag generiert.
Steigt der Wert der Unternehmensaktie, kann man vergleichsweise günstig an die Aktien des Unternehmens kommen, da in der Wandelanleihe die Höhe der Zuzahlung bzw. der Kurswert zum Erwerb genau festgelegt wurden.
Emittenten von Wandelanleihen
Unternehmen, die Wandelanleihen herausgeben, animieren auch eher konservative Investoren zur Kapitalbereitstellung, da diese einen festen Zinssatz erhalten und nicht zum Eintausch gegen Aktien verpflichtet werden.
So kann ein Unternehmen zu sehr günstigen Bedingungen an Fremdkapital gelangen. Zudem mindern die Zinszahlungen den Gewinn des Unternehmens, was steuerliche Vorteile mit sich bringt.
Nachteile
Käufer von Wandelanleihen
Wandelanleihen sind niedriger verzinst als herkömmliche Unternehmensanleihen, bei denen keine Optionen auf den Tausch gegen Aktien bestehen. Wandelanleihen, die statt eines Wandlungsrechts eine Wandlungspflicht beinhalten, sind risikobehafteter, da zum Zeitpunkt des Umtauschs ein Kurseinbruch der Aktie stattfinden könnte und man mit dem Tausch dann Verluste machen würde.
Steigen die Kurse der Aktien über die Laufzeit der Anleihe stark an, können Anlegern Renditechancen entgehen, da sie beim Erwerb von Aktien höhere Dividenden ausgezahlt bekämen als sie Zinserträge durch die Anleihe erhalten.

Emittenten von Wandelanleihen
Größtes Risiko für Unternehmen, die Wandelanleihen herausgeben, ist, dass sie unter Umständen ihre Aktien stark unter Wert herausgeben müssen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sich ein unvorhergesehen starker Kursanstieg einstellt und die Anleiheinhaber von ihrem Wandlungsrecht Gebrauch machen.
Steuerliche Behandlung der Wandelanleihe für die Emittenten
Je nachdem, wie das herausgebende Unternehmen seine Wandelanleihen ausgestaltet, werden diese entweder als Verbindlichkeit oder als Mezzanine-Kapital bilanziert. Wenn ein Anleiheinhaber von seinem Wandlungsrecht Gebrauch macht, entfällt die Verbindlichkeit.
Das Unternehmen muss fortan keine Zinsen mehr bezahlen, sondern Dividenden. Diese werden in der Bilanz gesondert aufgeführt. Durch den Umtausch in Aktien erhält das Unternehmen Eigenkapital, was dann ebenfalls in der Bilanz entsprechend berücksichtigt werden muss.
Da Wandelanleihen aus steuerlicher Sicht sehr komplexe Konstrukte sind, die je nach Anleihebedingungen unterschiedlich in der Bilanz und in der Steuererklärung berücksichtigt werden müssen, ist es ratsam, sich mit einer Steuerberatung in Verbindung zu setzen.
