Welche Arten der Unternehmensfinanzierung gibt es und wann helfen sie?

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Laut PWC haben Unternehmen in Europa 2023 über 1,2 Billionen Euro an Fremdkapital zur Finanzierung ihrer Geschäftstätigkeit aufbringen müssen. Eine solche Unternehmensfinanzierung dient der Versorgung eines Unternehmens mit finanziellen Mitteln - um Investitionen zu tätigen oder auch Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung gibt es viele. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Definition: Was ist Unternehmensfinanzierung?

Unternehmensfinanzierung in der Betriebswirtschaftslehre umfasst alle Maßnahmen zur Beschaffung und Verwaltung finanzieller Mittel innerhalb eines Unternehmens. Im Finanzsektor beschreibt der Begriff die Kreditvergabe von Banken an Unternehmen zur Sicherstellung ihrer Liquidität und Wachstumsfinanzierung.

Zu den Methoden der Unternehmensfinanzierung gehören Eigenkapitalfinanzierung, Fremdkapitalfinanzierung und Mischformen wie Mezzanine-Kapital. Wichtige Instrumente sind unter anderem Aktienemissionen, Bankkredite, Anleihen und Leasing. Eine solide Unternehmensfinanzierung ist fundamental für die finanzielle Stabilität, Innovationskraft und langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation.

Gründe: Warum finanzieren sich Unternehmen im Mittelstand?

Dass vor allem junge Unternehmen wie Start-ups einen Finanzierungsbedarf haben, ist bekannt. Aber auch der deutsche Mittelstand hat regelmäßig einen Bedarf an finanziellen Mitteln - zu 49 Prozent wurde dieser etwa 2022 aus externen Quellen, zu 51 Prozent aus Eigenkapital gedeckt. Die Gründe dafür sind zahlreich.

Speziell zur Wachstumsfinanzierung wird oft Fremdkapital aus externen Quellen aufgenommen, da das Wachstum häufig mit hohen Summen einhergeht. So werden beispielsweise Expansionen oder das Vorantreiben von Entwicklungen finanziert. Befindet sich ein Unternehmen schon in finanzieller Schieflage, kann eine Finanzierung auch bei der Sanierung helfen und so dieInsolvenz noch abwenden.

Auch für spezifische Vorhaben, etwa für die Finanzierung eines bestimmten Projekts, werden oft Unternehmensfinanzierungen genutzt, wenn der Kapitalbedarf zu Anfang die eigenen Mittel des Unternehmens übersteigt. Möchte eine Organisation eine andere kaufen, wird das oft auch per Finanzierung bewerkstelligt.

Arten der Unternehmensfinanzierung

Grundsätzlich wird zwischen Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung unterschieden. Für beide gibt es verschiedene Möglichkeiten. In der Praxis wird zur Unternehmensfinanzierung meistens ein Mix (Mezzanine-Kapital) aus Eigen- und Fremdkapital genutzt.

Der deutsche Mittelstand greift zur Finanzierung per Fremdkapital auf verschiedene Varianten zurück, die sich je nach Rechtsform des Unternehmens voneinander unterscheiden. Neben den Nachteilen gibt es auch eine hohe Spannweite an Vorteilen von Finanzierungen, die wir Ihnen in der folgenden Tabelle aufgeschlüsselt haben.

Tabelle: Die Finanzierungsarten im Überblick

FinanzierungsartBeschreibung BeispieleVorteile Nachteile
EigenkapitalfinanzierungFinanzierung durch eigene Mittel der Eigentümer:innen oder durch Verkauf von Anteilen Aktienemission, BeteiligungKeine Rückzahlungspflicht, verbessert Bonität Verwässerung der Eigentumsanteile, hohe Kapitalkosten
FremdkapitalfinanzierungFinanzierung durch Aufnahme von Fremdkapital, das zurückgezahlt werden muss Bankkredit, AnleihenZinsen sind steuerlich absetzbar, keine Mitspracherechte der Gläubiger:innen Rückzahlungsverpflichtung, Zinsbelastung
Mezzanine-KapitalMischform zwischen Eigen- und Fremdkapital WandelschuldverschreibungenFlexibilität, oft keine Sicherheiten erforderlich Höhere Kosten als reines Fremdkapital, komplexe Strukturen
InnenfinanzierungFinanzierung aus dem eigenen Unternehmen heraus Gewinnthesaurierung, AbschreibungenKeine Abhängigkeit von externen Kapitalgebern:innen Begrenzte Mittel, mögliche Liquiditätsengpässe
AußenfinanzierungFinanzierung durch externe Kapitalgeber:innen Fremdkapital, BeteiligungenZugang zu großen Kapitalmengen Abhängigkeit von externen Kapitalgebern, mögliche Einflussnahme

Eigenkapitalfinanzierung

Die Eigenkapitalfinanzierung erfolgt durch die Bereitstellung von Kapital durch die Eigentümer:innen des Unternehmens oder durch den Verkauf von Unternehmensanteilen an Investor:innen. Das kann durch die Ausgabe von Aktien oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter:innen geschehen.

Ein wesentlicher Vorteil der Eigenkapitalfinanzierung ist, dass keine Rückzahlungsverpflichtung besteht und die finanzielle Belastung durch Zinszahlungen entfällt. Allerdings kann die Ausgabe neuer Anteile zur Verwässerung der bestehenden Eigentumsanteile führen und somit die Kontrolle der ursprünglichen Eigentümer:innen über das Unternehmen verringern.

Fremdkapitalfinanzierungen durch Unternehmenskredit

Die Fremdkapitalfinanzierung erfolgt durch die Aufnahme von Krediten oder Darlehen, die zu einem späteren Zeitpunkt zurückgezahlt werden müssen. Häufige Formen sind Bankkredite, Anleihen oder Lieferantenkredite.

Ein Vorteil dieser Art der Unternehmensfinanzierung ist, dass die Zinszahlungen steuerlich absetzbar sind und keine Mitspracherechte der Gläubiger:innen entstehen. Allerdings besteht in den Forderungen eine Rückzahlungsverpflichtung, und die Zinsbelastung kann die finanzielle Flexibilität des Unternehmens einschränken.

Mezzanine-Kapital aus verschiedenen Finanzierungsquellen

Mezzanine-Kapital ist eine hybride Finanzierungsform, die Elemente von Eigen- und Fremdkapital kombiniert. Typische Instrumente sind Wandelanleihen oder nachrangige Darlehen, die oft ohne zusätzliche Sicherheiten gewährt werden.

Ein Vorteil von Mezzanine-Kapital ist die hohe Flexibilität und die Möglichkeit, Finanzierungslücken zu schließen, ohne direkte Stimmrechte abzugeben. Allerdings sind die Kosten meist höher als bei reiner Fremdkapitalfinanzierung, und die Strukturen der Forderungen können komplex sein.

Innenfinanzierung

Innenfinanzierung bezieht sich auf die Bereitstellung von Kapital aus dem eigenen Unternehmen heraus - also gänzlich ohne externe Quellen. Das kann durch einbehaltene Gewinne, Abschreibungen oder den Verkauf von Vermögenswerten erfolgen.

Ein großer Vorteil der Innenfinanzierung ist, dass keine Abhängigkeit von externen Kapitalgeber:innen besteht und somit keine Zinsen oder Rückzahlungsverpflichtungen entstehen. Allerdings sind die verfügbaren Mittel oft begrenzt, was zu möglichen Liquiditätsengpässen führen kann.

Eine weitere Form der Innenfinanzierung ist die Finanzierung durch Rückstellungen. Hier werden im Unternehmen Mittel zurückgehalten, um zukünftige Verpflichtungen zu decken. Diese Rückstellungen erhöhen das verfügbare Kapital und verbessern die Liquidität, indem sie eine finanzielle Reserve für erwartete Ausgaben schaffen, wie zum Beispiel Pensionen, Garantien oder Rechtsstreitigkeiten.

Außenfinanzierung durch Kreditmarkt

Außenfinanzierung bezieht sich auf die Kapitalbeschaffung durch externe Quellen, wie Banken, Investor:innen oder durch den Kapitalmarkt. Dazu zählen sowohl die Aufnahme von Fremdkapital als auch die Ausgabe neuer Eigenkapitalanteile.

Ein Vorteil der Außenfinanzierung ist der Zugang zu großen Kapitalmengen, die das Wachstum und die Expansion des Unternehmens ermöglichen. Allerdings entsteht dadurch eine Abhängigkeit von externen Kapitalgeber:innen, die Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen können.

Unternehmensfinanzierung ohne Eigenkapital: Geht das?

Banken und andere Kreditinstitute geben Unternehmen, die über kein Eigenkapital verfügen, in der Regel kein Darlehen. Der Grund dafür ist, dass das Risiko für die Bank zu hoch ist. Meistens wird ein Kredit nur vergeben, wenn mindestens ein Eigenkapitalanteil von 20 Prozent der Kreditsumme vorhanden ist.

Kein oder wenig Eigenkapital ist für Banken oft ein Zeichen, dass die Verantwortlichen kein eigenes Risiko eingehen und dieses vollständig auf die Bank abwälzen wollen. Das muss nicht immer der Fall sein, aber Geschäftsführer:innen, die ohne Eigenkapital dastehen und ein Kreditgesuch bei der Bank einreichen, haben es oft schwer.

Eine Alternative zum Bankkredit ist das Nutzen von öffentlichen Fördermitteln. In Deutschland und in der EU gibt es zahlreiche Förderprogramme, die Unternehmen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Die Krux dabei: Die Programme richten sich vor allem an Unternehmen in der Gründungsphase.

Für Unternehmen, die bereits aus der Gründungsphase heraus sind, bleibt also nur die Erhöhung des Eigenkapitals, damit externe Kreditgeber:innen gewillt sind, ein Darlehen zur Finanzierung bereitzustellen.

Wie hoch ist der Zinssatz bei der Unternehmensfinanzierung?

Der Zinssatz für eine Finanzierung mit Fremdkapital ist von vielen Faktoren abhängig. Am wichtigsten für Banken sind die Bonität des Unternehmens und das Vorhandensein von Sicherheiten. Kann ein Unternehmen Sicherheiten hinterlegen, welche die Kreditsumme vollständig oder zum Großteil abdecken, wirkt sich das positiv auf die Kreditkonditionen aus.

Kredite mit längerer Laufzeit haben niedrigere Zinssätze als Kredite mit kurzer Laufzeit. In einem Finanzierungsplan sollten Unternehmen deshalb verschiedene Varianten durchrechnen, um zu bewerten, welche die günstigsten Konditionen bietet. Die Liquidität darf dabei jedoch nicht gefährdet werden.

Um diese stets im Blick zu behalten und für etwaige Kreditaufnahmen gewappnet zu sein, ist eine Treasury-Management-Lösung wie Agicap sinnvoll. Damit behalten Sie Ihre liquiden Mittel im Blick und können kurz- wie langfristig einschätzen, wann eine Finanzierung notwendig wird.

Crowdlending als Alternative

Soll Fremdkapital aufgenommen werden, ist es sinnvoll, sich nicht nur bei Banken umzuschauen, denn es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Eine davon, die auch bei mittelständischen Unternehmen in Deutschland immer beliebter wird, ist das Crowdlending.

Ein Überblick, wie diese Form funktioniert:

  • Wird von Crowdlending-Plattformen online angeboten und läuft oftmals unkomplizierter ab als das Beantragen eines Bankkredits
  • Unternehmen müssen die Bilanzen der letzten zwei bis drei vergangenen Jahre einreichen und darlegen, wofür sie einen Kredit benötigen
  • Antrag und das Unternehmen werden geprüft und ein Finanzierungsangebot erstellt
  • Akzeptiert der oder die Kreditnehmer:in dieses, schreibt der Crowdlending-Anbieter das Projekt auf seiner Plattform zur Finanzierung aus
  • Interessierte Anleger:innen können dann Geld investieren und erhalten dieses plus Zinsen während der Tilgungsphase zurück

Da sich das Risiko auf mehrere Geldgeber:innen verteilt, die sich den Risiken auch bewusst sind, kann eine Crowdlending-Plattform oft noch einen Kredit anbieten, auch wenn ein Unternehmen zuvor von einer Bank kein Darlehen bekommen hat. Die Art der Unternehmensfinanzierung und Finanzierungsquellen entscheidet also darüber, wie hoch ein Zinssatz der Forderungen ausfällt.

Fazit: Viele Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung

Zur Finanzierung eines Unternehmens gibt es viele Möglichkeiten. Muss Fremdkapital aufgenommen werden, ist es für bereits bestehende Unternehmen wichtig, dass sie über Eigenkapital verfügen, da 100%-Finanzierungen von Kreditgeber:innen nicht akzeptiert werden. Dagegen können junge Unternehmen Förderprogramme nutzen, wenn sie sich noch in der Gründungsphase befinden und nicht genügend Eigenkapital vorhanden ist.

Ein guter Weg, eine Art der Unternehmensfinanzierung zu erhalten, ist das Aufstocken des Eigenkapitals. Das signalisiert Banken oder anderen Kreditgeber:innen, dass auch die Verantwortlichen bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen.

FAQ: Meistgestellte Fragen zur Unternehmensfinanzierung

Wer finanziert ein Unternehmen?

Ein Unternehmen kann durch Eigenkapital von den Eigentümer:innen oder durch Fremdkapital von Banken, Investor:innen und anderen externen Kapitalgeber:innen finanziert werden.

Wie kann ein Unternehmen finanziert werden?

Ein Unternehmen kann durch Eigenkapitalfinanzierung, Fremdkapitalfinanzierung, Mezzanine-Kapital, Innenfinanzierung und Außenfinanzierung finanziert werden.

Wie viel Eigenkapital braucht es für einen Unternehmenskredit?

Die benötigte Eigenkapitalquote für einen Unternehmenskredit variiert je nach Bank und Kreditart, liegt aber oft zwischen 20 % und 30 % des gesamten Finanzierungsbedarfs.

Ist Crowdfunding eine Unternehmensfinanzierung?

Ja, Crowdfunding ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der viele Einzelpersonen kleine Beträge investieren, um das Kapital für ein Projekt oder Unternehmen bereitzustellen.

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