In einem Unternehmen wird ermittelt, wie viel Ertrag erwirtschaftet wurde. Der Gesamtertrag setzt sich sowohl aus dem Betriebsergebnis als auch dem neutralen Ergebnis zusammen. Und das neutrale Ergebnis wiederum besteht aus neutralen Erträgen und den neutralen Aufwendungen. Doch was sind neutrale Erträge überhaupt? Und warum macht man diese Unterscheidung? Dieser Beitrag gibt einen kompakten Überblick und zeigt, warum es vor allem für die Kosten- und Leistungsrechnung wichtig ist, zwischen betriebsbedingten und neutralen Erträgen zu differenzieren.
Neutraler Ertrag: Was ist das?
Unternehmen erzielen unterschiedliche Erträge. Die Erträge aus der geschäftlichen Tätigkeit werden zum Betriebsergebnis gezählt. Sie werden auch als betriebsbedingte Erträge oder als Zweckertrag bezeichnet. Die Umsatzerlöse zählen also beispielsweise zum Betriebsergebnis. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Verkauf verschiedener Produkte oder auch dem Angebot verschiedener Dienstleistungen.

Davon abzugrenzen sind so genannte neutrale Erträge. Neutrale Erträge sind keine Erlöse aus der betrieblichen Tätigkeit, wie beispielsweise auch das Gabler Banklexikon definiert. Sie werden unterteilt in
- betriebsfremde Erträge
- außerordentliche Erträge
- periodenfremde Erträge
Sowohl die betriebsbedingten Erträge als auch die neutralen Erträge zählen zum Gesamtertrag eines Unternehmens. In der Buchhaltung werden die neutralen Erträge deshalb sehr wohl erfasst. Die Abgrenzung zu den betriebsbedingten Erträgen ist jedoch von großer Relevanz. Denn in der Kosten- und Leistungsrechnung werden die neutralen Erträge und Aufwendungen nicht erfasst. In der gängigen Literatur wird häufig darauf verwiesen, dass der neutrale Ertrag keinen Leistungscharakter hat. Er steht nicht im Zusammenhang mit dem betrieblichen Leistungsprozess. Doch dazu später mehr.
Neutraler Ertrag: Beispiele
Die neutralen Erträge stehen nicht im direkten Zusammenhang mit den Erträgen aus dem normalen Geschäftsalltag des Unternehmens, wie dem Warenverkauf. Doch was kann man sich unter neutralen Erträgen vorstellen? Hier einige Beispiele:
- Betriebsfremde Erträge: Als betriebsfremde Erträge werden solche bezeichnet, die nicht bei der Erfüllung des Betriebszwecks erzielt wurden. Das können beispielsweise Kursgewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren, Zinserträge und Dividendenerträge sein, oder auch erhaltene Spenden, Schenkungen, u.v.m.
- Außerordentliche Erträge: Als außerordentliche Erträge werden Erträge bezeichnet, die – anders als ordentliche Erträge – vergleichsweise selten anfallen. Das können beispielsweise sein: Erträge aus der Veräußerung von Anlagevermögen, Erträge aus Beteiligungsverkäufen, Erträge aus bereits abgeschriebenen Forderungen u.v.m.
- Periodenfremde Erträge: Als periodenfremde Erträge werden solche bezeichnet, die nicht zur aktuellen Abrechnungsperiode gezählt werden. Das kann beispielsweise sein: Eine Steuererstattung, die das Unternehmen für das vergangene Jahr erhält.
Beispiel: Das Unternehmen A will seine Liquidität stärken und veräußert deshalb einige Wertpapiere. Die Wertpapiere haben in der Bilanz einen Buchwert von 30.000 Euro. Sie werden jedoch für 33.000 Euro veräußert. Das Unternehmen erzielt also aus dem Verkauf einen neutralen Ertrag (bzw. einen betriebsfremden Ertrag) in Höhe von 3.000 Euro.
Beispiel 2: Das Unternehmen A erhält im Dezember 2021 seinen Steuerbescheid für das Veranlagungsjahr 2019. Die Festsetzung ergibt eine Steuererstattung in Höhe von 8.000 Euro und wird durch das Finanzamt an das Unternehmen überwiesen. Bei diesem Ertrag handelt es sich um einen neutralen Ertrag (periodenfremden Ertrag).
Neutraler Ertrag und neutraler Aufwand
Zum neutralen Ergebnis zählen neutrale Erträge und neutrale Aufwendungen. Auch der neutrale Aufwand wird unterschieden nach:
- betriebsfremder Aufwand
- außerordentlicher Aufwand
- periodenfremder Aufwand
Für Unternehmen ist es wichtig zu wissen, welche neutralen Erträge oder Aufwendungen es erzielt. Denn diese Erträge/Aufwendungen haben eine Auswirkung auf den Gewinn des Unternehmens. Wenn beispielsweise die neutralen Aufwendungen sehr hoch sind, kann das den Jahresgewinn eines Unternehmens erheblich schmälern. Daher werden diese Werte auch von möglichen Investoren und Kreditinstituten unter die Lupe genommen.
Neutraler Aufwand: Beispiele
Der neutrale Aufwand ähnelt dem Prinzip der neutralen Erträge. Auch hier handelt es sich um Aufwand, der nicht in einem unmittelbar direkten Zusammenhang mit der Erfüllung des Betriebszwecks steht. Hier einige Beispiele:
- Betriebsfremde Aufwendungen: Als betriebsfremde Aufwendungen werden solche bezeichnet, die nicht entstanden sind bei der Erfüllung des Betriebszwecks. Das können beispielsweise Verluste aus dem Verkauf von Wertpapieren, Zinsaufwendungen, geleistete Spenden oder auch Mietzahlungen sein.
- Außerordentliche Aufwendungen: Als außerordentliche Aufwendungen werden solche bezeichnet, die – anders als ordentliche Aufwendungen – selten anfallen. Das können beispielsweise sein: Aufwendungen durch einen Brandschaden, Katastrophenschäden, Verluste aus der Veräußerung von Anlagevermögen u.v.m.
- Periodenfremde Aufwendungen: Als periodenfremde Aufwendungen werden solche bezeichnet, die nicht zur aktuellen Abrechnungsperiode gezählt werden. Das können beispielsweise Steuernachzahlungen aufgrund einer Außenprüfung sein.
Neutraler Ertrag und neutraler Aufwand im Rechnungswesen
Neutrale Erträge und Aufwendungen werden in der Buchhaltung erfasst. Sie beeinflussen den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens. Wenn also beispielsweise sehe hohe neutrale Erträge vorhanden sind, kann das den Gewinn erheblich steigern und damit auch eine höhere Steuerbelastung entstehen. In der Buchhaltung spielt also das neutrale Ergebnis eine große Rolle und wirkt sich auch auf die Festsetzung der Steuer aus.
Neutraler Ertrag: SKR03 und SKR04
In der Buchhaltung werden die neutralen Erträge auf entsprechende separate Konten gebucht. Unternehmen können so recht einfach abgrenzen, ob es sich um neutrale oder betriebsbedingte Erträge handelt. Es gibt dabei nicht "ein neutrales" Konto, sondern verschiedene Abgrenzungskonten.
Da es zahlreiche verschiedene Erträge gibt, existieren auch viele verschiedene Konten, die bebucht werden können. Das entsprechende Konto kann den gängigen Kontenrahmen entnommen werden. Besonders häufig nutzen Unternehmen den SKR03 bzw. SKR04.
- In SKR03 sind die jeweiligen Konten für die neutralen Erträge in der Kontenklasse 2 zu finden.
- In SKR04 sind die jeweiligen Konten für die neutralen Erträge in der Kontenklasse 7 zu finden.
Hinweis: Moderne Softwarelösungen sind in der Lage, die Buchhaltungsdaten auszuwerten und die neutralen Aufwendungen und Erträge abzurufen.

Neutraler Ertrag: Kosten- und Leistungsrechnung
Warum werden die neutralen Erträge überhaupt von betriebsbedingten Erträgen abgegrenzt? Eine Differenzierung muss vorgenommen werden, da die Kostenrechnung neutrale Erträge und Aufwendungen nicht berücksichtigt. Durch die Verbuchung auf gesonderten Konten können Unternehmen sehr einfach die entsprechenden Daten auswerten und nur die Erträge in die Kostenrechnung übernehmen, die hier auch tatsächlich zu betrachten sind. Voraussetzung dafür ist, dass die Buchhaltung die jeweiligen Erträge auch dem richtigen Konto zuordnen.
Achtung: Nicht alle Daten können für die Kosten- und Leistungsrechnung mit den Werten der Finanzbuchhaltung übernommen werden. Kostenrechnerische Korrekturen stellen sicher, dass Unternehmen einen realistischen Überblick behalten, welche Kosten je Periode anfallen. Mehr Informationen finden Sie hier: Wo kommen die kostenrechnerischen Korrekturen zum Einsatz?
Würde die Kosten- und Leistungsrechnung beispielsweise auch neutrale Erträge erfassen, so würde das bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit bestimmter Prozesse zu verfälschten Ergebnissen führen. Möglicherweise würde an der Produktion und dem Verkauf eines bestimmten Artikels festgehalten werden, der eigentlich Verluste erzielt. Und das könnte wiederum zu falschen strategischen Entscheidungen führen. Für die Kosten- und Leistungsrechnung wird deshalb das Gesamtergebnis aufgespalten.
Fazit: Neutrale Erträge müssen abgegrenzt werden
Nicht nur betriebsbedingte Erträge und Aufwendungen gehören in den Fokus des Liquiditätsmanagements. Auch das neutrale Ergebnis hat erhebliche Auswirkungen auf die Finanzsituation eines Unternehmens. Neutrale Aufwendungen können zu einem Verlust führen, neutrale Erträge zu einem höheren Gewinn – und somit einer höheren Belastung durch das Finanzamt. Doch was heißt das für die Frage, ob ein Unternehmen in der jeweiligen Periode erfolgreich war? Unternehmen müssen beurteilen können, wie ein Gewinn bzw. ein Verlust entstanden ist. Nur so können sie ihr eigenes Zahlenwerk verstehen.
Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des operativen Geschäfts muss eine klare Abgrenzung stattfinden. Insbesondere bei der Kosten- und Leistungsrechnung wird deshalb differenziert: Neutrale Erträge und Aufwendungen werden hier nicht berücksichtigt. Hier ist eine Sensibilisierung in der Buchhaltung unbedingt erforderlich, denn eine falsche Zuordnung könnte zu erheblichen Fehleinschätzungen führen – und das kann den kompletten Erfolg einer Unternehmung bedrohen.
Auch Investoren sollten sich darüber bewusst sein, wie eine Gewinn- und Verlustrechnung zu lesen ist. Natürlich sind neutrale Erträge und Aufwendungen Teil der Gewinn- und Verlustrechnung. Doch ist ein Gewinn tatsächlich deshalb entstanden, weil das Unternehmen so erfolgreich am Markt war? In dem Beispiel oben wurden Wertpapiere verkauft, um die Liquidität zu sichern. Solche Maßnahmen können den Gewinn steigern – aber auch darüber hinwegtäuschen, dass es möglicherweise beim eigentlichen operativen Geschäft einen Einbruch gab. Deshalb sollte ein Jahresabschluss nicht nur überflogen werden. Eine Bilanzanalyse kann spannende Erkenntnisse liefern.
