Wie Sie mit einem Betriebsabrechnungsbogen die Preisbildung meistern

Lesezeit: 5 min.
Der Betriebsabrechnungsbogen dient der internen Verrechnung von Kosten.

Der Betriebsabrechnungsbogen hat mehrere Funktionen für ein Unternehmen. In ihm ist aufgeschlüsselt, wie sich die Gemeinkosten auf die einzelnen Kostenstellen verteilen. Damit erhält das Unternehmen einen Überblick über seine Gemeinkostenstruktur und kann die Kosten somit besser kontrollieren und steuern. Der Betriebsabrechnungsbogen dient auch zur Ermittlung von Produktlistenpreisen, indem er Auskunft über die Selbstkosten des Unternehmens gibt. Erfahren Sie hier, wie man ihn erstellt.

Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) einfach erklärt

Der Betriebsabrechnungsbogen dient der internen Verrechnung von Kosten. Er kommt dann zum Einsatz, wenn einzelne Kosten nicht direkt den Kostenträgern zugeordnet werden können. Die sogenannten Gemeinkosten werden per Betriebsabrechnungsbogen auf die einzelnen Kostenstellen des Unternehmens verteilt. Die Kostenstellen sind Abteilungen oder Funktionsbereiche innerhalb eines Unternehmens.

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Im Gegensatz zu den Einzelkosten, die direkt auf einen Kostenträger (z.B. Material- und Lohnkosten für die Herstellung eines bestimmten Produkts) gerechnet werden können, ist dies bei Gemeinkosten nicht der Fall. Zu den Gemeinkosten zählen beispielsweise die Gehälter von Verwaltungspersonal. Deshalb gibt es in größeren Unternehmen sogenannte Kostenstellen, um die Kosten, die nicht direkt zum operativen Bereich gehören, transparent darzustellen.

Mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens erkennt ein Unternehmen, welche innerbetrieblichen Kosten wo entstanden sind. Er dient zur Kontrolle und zum Steuern der Gemeinkosten.

Was wird zum Berechnen des Betriebsabrechnungsbogens benötigt?

Damit man die Gemeinkosten auf die Kostenstellen verteilen kann, muss zuerst eine Kostenaufstellung durchgeführt werden. Dies geschieht, wenn die Buchhaltung das Betriebsergebnis am Ende des Geschäftsjahres ermittelt. Dort werden sämtliche Erlöse und Aufwendungen des Geschäftsjahres einander gegenübergestellt.

Die einzelnen Erträge und Aufwendungen fasst man in zwei Gruppen zusammen: betriebliche und neutrale. Posten, die nicht bilanzierungsfähig sind, werden nicht berücksichtigt, damit die tatsächliche Kostenaufstellung nicht verfälscht wird.

Betriebsabrechnungsbogen erstellen

Gemeinkosten auf Kostenstellen umlegen

Per Betriebsabrechnungsbogen sollen die Gemeinkosten eines Unternehmens auf dessen Kostenstellen umgelegt werden. Die Gemeinkosten werden dabei auf sogenannte Kostenstelleneinzelkosten und auf Kostenstellenallgemeinkosten heruntergebrochen, damit sie einer Kostenstelle zurechenbar werden.

Ein Beispiel für Kostenstelleneinzelkosten ist das Gehalt des Personalleiters. Dieses ist nicht einem Produkt zurechenbar, aber der Kostenstelle "Personalabteilung".

Für die Kostenstellenallgemeinkosten gibt es einen Verteilungsschlüssel, mit dem die restlichen Kosten auf die Kostenstellen umgelegt werden. Berücksichtigt in diesem Schlüssel ist die Angestelltenzahl innerhalb einer Kostenstelle und die Raumfläche, die für diese vorgesehen ist (z.B. Büros oder Fertigungshallen).

Unterscheiden zwischen verschiedenen Arten von Kostenstellen

Im Betriebsabrechnungsbogen wird zwischen drei verschiedenen Arten von Kostenstellen unterschieden: allgemeine Kostenstellen, Haupt- und Hilfskostenstellen. Zu den allgemeinen Kostenstellen zählt die Kantine, Pförtnerei oder der Fuhrpark; sie geben Leistungen an sämtliche andere Kostenstellen im Unternehmen ab und könnten auch von extern bezogen werden.

Die Hilfskostenstellen geben Leistungen lediglich an die Hauptkostenstellen ab. Zu den Hilfskostenstellen gehören zum Beispiel die Instandhaltung und die Qualitätssicherung. Hauptkostenstellen sind meist größere Abteilungen wie "Produktion", "Vertrieb" oder "Entwicklung". Je nach Größe des Unternehmens sind die Hauptkostenstellen noch in weitere Kostenstellen aufgeteilt.

Bezugsgrößen im Betriebsabrechnungsbogen

Es muss ein Verteilungsschlüssel für Gemeinkosten, allgemeine Kostenstellen und Hilfskostenstellen erstellt werden. Dies kann je nach Unternehmen sehr komplex sein. Als Bezugsgröße für die Heizkosten wird beispielsweise die Quadratmeteranzahl, die eine bestimmte Kostenstelle zur Verfügung hat, herangezogen. Dasselbe kann man für Mietkosten machen.

Vom Betriebsergebnis zu den Kostenstellen

Im Betriebsabrechnungsbogen listet man die einzelnen Gemeinkostenarten untereinander auf, z.B. "Energie" und "Miete". Die Gesamthöhe dieser einzelnen Kategorien ist aus dem Betriebsergebnis bekannt und wird im BAB dann gemäß dem Verteilungsschlüssel auf die allgemeinen Kostenstellen, Hilfs- und Hauptkostenstellen verteilt.

Für den Punkt "Energie" sieht das zum Beispiel so aus:

  • Gesamtkosten: 100.000 Euro
  • Allgemeine Kostenstelle: 50.000 Euro
  • Hilfskostenstelle: 20.000 Euro
  • Hauptkostenstelle Vertrieb: 10.000 Euro
  • Hauptkostenstelle Entwicklung: 10.000 Euro
  • Hauptkostenstelle Produktion: 10.000 Euro

In der Summe müssen die Kostenstellenbeträge der Höhe der Gesamtkosten entsprechen.

Alle Kostenstellen auf Hauptkostenstellen umlegen

Nachdem man die Gemeinkosten auf die drei verschiedenen Kostenstellenarten umgelegt hat, müssen die allgemeinen und Hilfskostenstellen noch auf die Hauptkostenstellen umgelegt werden. Hierzu kommt wieder ein Verteilungsschlüssel zur Anwendung, der je nach Unternehmen unterschiedlich sein kann.

Selbstkostenkalkulation mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens

Mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens ermitteln Unternehmen ihre Selbstkosten und leiten daraus Zuschlagssätze für ihre Produkte ab, um einen Listenpreis zu kalkulieren.

Zur Ermittlung der Selbstkosten werden sowohl die Einzelkosten als auch die Gemeinkosten herangezogen. Die Einzelkosten werden pro Produkt berechnet. Hier ist die Kostenaufstellung einfach, da es sich um direkte Kosten handelt, z.B. Material- und Fertigungskosten.

Risiken & Herausforderungen für KMU

Formeln für Zuschlagssätze im Betriebsabrechnungsbogen

Aus dem Betriebsabrechnungsbogen werden für die Gemeinkosten Zuschlagssätze abgeleitet und einem Produkt zugerechnet. Die Zuschlagssätze variieren dabei (ähnlich wie die Verteilungsschlüssel) von Unternehmen zu Unternehmen.

Aus dem Betriebsabrechnungsbogen lassen sich zum Beispiel die Materialgemeinkosten ablesen. Den Materialgemeinkostenzuschlag berechnet man dann mit folgender Formel:

Materialgemeinkostenzuschlag in % = Materialgemeinkosten / Fertigungsmaterial x 100

Ebenso kann man für den Produktionsbereich vorgehen:

Produktionsgemeinkostenzuschlag in % = Produktionsgemeinkosten / Produktionslöhne x 100

Für die Ermittlung der indirekten Zuschlagssätze, die in Verbindung mit z.B. der Personalabteilung oder dem Vertrieb stehen, und nicht direkt einen Bezug zum Produkt haben, werden hier häufig die Herstellungskosten für den Umsatz oder eine bestimmte Absatzmenge als Zuschlagsgrundlage gewählt:

Verwaltungsgemeinkostenzuschlag in % = Verwaltungsgemeinkosten / Herstellkosten für Umsatz

Die Summe der Einzelkosten und Gemeinkosten, die für ein Produkt anfallen, sind die Selbstkosten. Diese werden mit einem Gewinn beaufschlagt. Das Ergebnis entspricht dann dem Listenpreis des Produkts.

Deckungsbeitragsrechnung als Alternative zum Betriebsabrechnungsbogen

Während der Betriebsabrechnungsbogen tiefe Einblicke in die Gemeinkostenstruktur des Unternehmens gibt, birgt er häufig auch das Risiko für Streit. Grund dafür sind die Verteilungsschlüssel, mit denen die Gemeinkosten auf die Hauptkostenstellen umgelegt werden. So muss die Produktion (ob sie will oder nicht) die Verwaltung mitfinanzieren, was je nach Umlageschlüssel mehr oder weniger fair aus Produktionssicht sein kann.

Um unfaire Verteilungsschlüssel zu vermeiden, kann man zum Finanzieren der Gemeinkosten auch die Deckungsbeitragsrechnung verwenden. Dabei zieht man von den Erlösen die zuordenbaren variablen Produktkosten ab. Was übrigbleibt ist der Deckungsbeitrag, der zum Finanzieren der Fixkosten vorhanden ist.

Mit dieser Methode werden sämtliche indirekte Kosten auf den Produktpreis aufgeschlagen und nicht wie im Betriebsabrechnungsbogen zuerst auf Kostenstellen und dann per Zuschlagssätzen ein Produktpreis ermittelt.

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