Dazu dient die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze

Lesezeit: 8 min
Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze ist neben der kurzfristigen und langfristigen Preisuntergrenze eine wichtige Kennzahl.

Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze dient der Abschätzung des minimalen Verkaufspreises. Damit soll jederzeit sichergestellt sein, dass das Unternehmen über genügend hohe Einnahmen verfügt, um seine laufenden Kosten decken zu können. Wir zeigen Ihnen hier, wie man diese Preisuntergrenze berechnet und wie sie sich von anderen Untergrenzen unterscheidet.

Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze: Definition

Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze ist neben der kurzfristigen und langfristigen Preisuntergrenze eine wichtige Kennzahl. Anhand dieser Untergrenzen lässt sich ermitteln, wie hoch der Produktpreis mindestens sein muss, dass durch den Verkauf keine Verluste erzielt werden.

Nouveau call-to-action

Bei der liquiditätsorientierten Preisuntergrenze steht der Erhalt der Unternehmensliquidität im Vordergrund. Das ist deshalb wichtig, weil hergestellte Produkte in der Regel nicht sofort verkauft werden, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. Das Unternehmen geht also in Vorfinanzierung, wodurch liquide Mittel an anderer Stelle fehlen.

Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze dient deshalb dazu, diesen Effekt abzufangen, sodass dennoch genügend liquide Mittel zur Verfügung stehen, um die laufenden Kosten zu decken.

New call-to-action

Abgrenzung zur kurzfristigen und langfristigen Preisuntergrenze

Die kurzfristige und langfristige Preisuntergrenze lassen die Liquidität außer Acht. Bei der kurzfristigen Preisuntergrenze setzt man zudem nur die variablen Kosten an, welche gedeckt werden müssen. Bei der langfristigen Preisuntergrenze bezieht man noch die Fixkosten mit ein und ermittelt die Untergrenze, bei welcher die Gesamtkosten gedeckt sind.

Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze berechnen

Da bei der liquiditätsorientierten Preisuntergrenze die Liquidität im Vordergrund steht, bezieht man neben den variablen Kosten, welche bei der Produktion anfallen, auch sämtliche ausgabenwirksamen Fixkosten mit in die Berechnung ein. Diese stellt man dann der Absatzmenge gegenüber. Ausgedrückt in einer Formel sieht das so aus:

Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze = (Variable Kosten + Ausgabenwirksame Fixkosten) / Absatzmenge

Zur Verdeutlichung, wie sich diese Preisuntergrenze von der kurzfristigen und der langfristigen Untergrenze unterscheidet, hier noch die Darstellung dieser beiden:

Kurzfristige Preisuntergrenze = Variable Kosten / Stückzahl

Langfristige Preisuntergrenze = (Variable Kosten + Fixkosten) / Stückzahl = Gesamtkosten / Stückzahl

Anhand dieser Formeln werden nun die Unterschiede zwischen liquiditätsorientierter sowie kurz- und langfristiger Preisuntergrenze deutlich:

Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze bezieht lediglich die ausgabenwirksamen Fixkosten mit ein, d.h. jene Ausgaben, welche auch tatsächlich die Liquidität belasten, z.B. Gehalts- und Administrationskosten

Die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze bezieht sich auf die Absatzmenge innerhalb eines bestimmten Zeitraums und nicht auf die hergestellte Stückzahl; es wird also betrachtet, wie viele der hergestellten Produkte auch tatsächlich verkauft wurden

Beispiel zur Berechnung der Preisuntergrenzen

Ein Unternehmen stellt pro Monat 10.000 Buntstifte her. Die Zusammensetzung der monatlichen Kosten sieht so aus:

Materialkosten: 1.000€ Gehaltskosten: 10.000€ Vertriebskosten: 2.000€ Administrationskosten: 4.000€

Die Materialkosten und die Vertriebskosten sind variabel, da diese abhängig sind von der Anzahl der hergestellten Buntstifte. Dagegen sind die Gehalts- und Administrationskosten fix. Die Kosten teilen sich also wie folgt auf:

Variable Kosten = Materialkosten + Vertriebskosten = 1.000€ + 2.000€ = 3.000€

Fixkosten = Gehaltskosten + Administrationskosten = 10.000€ + 4.000€ = 14.000€

Wir berechnen nun die kurzfristige und die langfristige Preisuntergrenze:

Kurzfristige Preisuntergrenze = Variable Kosten / Stückzahl = 3.000€ / 10.000 = 0,3€

Langfristige Preisuntergrenze = Gesamtkosten / Stückzahl = (3.000€ + 14.000€) / 10.000 = 1,70€

Damit die variablen Kosten stets gedeckt sind, muss das Unternehmen einen Buntstift zu mindestens 30 Cent verkaufen. Damit die Gesamtkosten gedeckt sind, muss der Mindestpreis jedoch 1,70€ betragen.

Beachten Sie: Die kurz- und langfristige Preisuntergrenze bezieht sich auf die hergestellte Anzahl der Buntstifte, nicht auf die tatsächlich verkaufte Anzahl.

Hier kommt nun die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze ins Spiel: Gehen wir davon aus, dass in einem Monat nicht alle 10.000 Buntstifte verkauft werden, sondern lediglich 8.000 Stück. Damit die laufenden Kosten dennoch gedeckt sind, müssen wir uns nun die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze anschauen:

Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze = (Variable Kosten + Ausgabenwirksame Fixkosten) / Absatzmenge = (3.000€ + 14.000€) / 8.000 = 2,13€

Wir erkennen nun, dass ein Buntstift für mindestens 2,13€ verkauft werden muss, damit die laufenden Kosten gedeckt werden und das Unternehmen mangels Einnahmen nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät.

Liquiditätsorientierte Preisuntergrenze: Ziel & Anwendung

Wie wir am Beispiel gesehen haben, dient die Berechnung von Preisuntergrenzen der Abschätzung eines minimalen Preises, zu welchem ein Produkt verkauft werden muss, damit dem Unternehmen keine Verluste entstehen. Um die kurzfristigen Kosten decken zu können, d.h. die variablen Kosten, berechnet man die kurzfristige Preisuntergrenze. Diese stellt das absolute Minimum dar, zu welchem ein Produkt verkauft werden muss.

Die langfristige Preisuntergrenze hat die langfristigen Kosten im Blick. Dabei wird davon ausgegangenen, dass die hergestellten Produkte zeitnah auch verkauft werden und Einnahmen in das Unternehmen zurückfließen. Damit die Liquidität jederzeit sichergestellt ist, berechnet man die liquiditätsorientierte Preisuntergrenze. Bei dieser berücksichtigt man den Umstand, dass die hergestellten Produkte während eines Zeitraums nicht auch in diesem verkauft werden, sondern mit zeitlicher Verzögerung. Dadurch soll vermieden werden, dass dem Unternehmen aufgrund von verzögerten Einnahmen ein Liquiditätsengpass entsteht.


Melden Sie sich für unseren Newsletter an.

Das wird Ihnen auch gefallen