Wie geht die Normalkostenrechnung?

Die Normalkostenrechnung ist ein Kostenrechnungssystem und kommt in der Praxis sehr häufig zum Einsatz, wenn man sich die durchschnittlichen Kosten anschauen möchte. Wie das genau funktioniert und wie sich die Normalkostenrechnung von anderen Kostenrechnungsvarianten unterscheidet, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
Normalkostenrechnung & Ist-Kostenrechnung: Unterschied
Die Normalkostenrechnung ist eine Variante in der Kostenrechnung, die stark angelehnt ist an die Ist-Kostenrechnung. Anstatt der tatsächlichen Ist-Kosten rechnet man bei der Normalkostenrechnung jedoch mit den durchschnittlichen Ist-Kosten. Das hat den Vorteil, starke Kostenschwankungen zu glätten, die nur temporärer Natur sind.

Man rechnet mit den normalisierten Verrechnungspreisen und Kalkulationssätzen, die sich aus den Mittelwerten der Ist-Kosten ergeben. Für eine langfristige Preiskalkulation ist diese Methode deshalb besser geeignet.
Normalkostenrechnung vs. Standardkostenrechnung
Die Standardkostenrechnung baut auf der Normalkostenrechnung auf. Bei ihr werden genau geplante Kosten zugrunde gelegt, die man auch als Standardkosten bezeichnet. Dieses Verfahren ist somit auch ein Teil der Plankostenrechnung.

Normalkostenrechnung & Plankostenrechnung
Während die Normalkostenrechnung auf Vergangenheitswerten beruht (den durchschnittlichen tatsächlichen Ist-Kosten), wird bei der Plankostenrechnung mit den geplanten Kosten gearbeitet. Man unterscheidet dabei zwischen der Vollkosten- und der Teilkostenrechnung.
Bei der Vollkostenrechnung werden sämtliche Kosten einbezogen, also auch die Fixkosten. Bei der Teilkostenrechnung werden dagegen nur die variablen Kosten berücksichtigt und auf die einzelnen Kostenträger verteilt. Somit ist eine bessere Kostenkontrolle möglich, weshalb in der Praxis üblicherweise nur die Teilkostenrechnung zum Einsatz kommt.
Normalkostenrechnung: Formel
Da die Normalkostenrechnung auf der Ist-Kostenrechnung basiert, benötigt man zur Berechnung der Normalkosten zunächst einmal die Ist-Kosten, also die tatsächlich angefallenen Kosten. Diese berechnet man so:
Ist-Kosten = Ist-Menge x Ist-Preis
Kennt man die Anzahl der verkauften Produkte und deren Preis, kann man anhand obiger Formel die Ist-Kosten berechnen.
In der Regel kennt man jedoch die Ist-Kosten schon und muss diese nicht rückwärts über den Preis berechnen. Personalkosten, Materialkosten und sämtliche anderen Kosten, die in einem Unternehmen anfallen, sind nämlich bekannt, sodass man einfach alle Kostenpunkte addieren kann und dann die Ist-Kosten erhält.
Für die Normalkosten gilt dasselbe:
Normalkosten = durchschn. Ist-Menge x durchschn. Ist-Preis
Anstatt über den durchschnittlichen Preis rechnet man üblicherweise jedoch den Durchschnitt sämtlicher Ist-Kosten aus und erhält damit direkt die Normalkosten:
Normalkosten = (Ist-Kosten 1 + Ist-Kosten 2 + … + Ist-Kosten n) / n
Das n steht für die Anzahl der einzelnen Kostenpunkte.
Normalkostenrechnung: Beispiel
Ein Unternehmen hat bei der Herstellung eines Produkts in drei Monaten folgende Kosten:
Januar | Februar | März | |
---|---|---|---|
Produzierte Menge | 1.000 Stück | 2.000 Stück | 3.000 Stück |
Personalkosten | 5.000€ | 5.000€ | 5.000€ |
Materialkosten | 2.000€ | 4.000€ | 5.000€ |
Weitere Kosten | 1.000€ | 1.500€ | 1.000€ |
Die Ist-Kosten für jeden Monat separat betragen:
• Januar: 5.000€ + 2.000€ + 1.000€ = 8.000€, Kosten pro Stück = 8.000€ / 1.000 = 8€ • Februar: 5.000€ + 4.000€ + 1.500€ = 10.500€, Kosten pro Stück = 10.500€ / 2.000 = 5,25€ • März: 5.000€ + 5.000€ + 1.000€ = 11.000€, Kosten pro Stück = 11.000€ / 3.000 = 3,67€
Man sieht, dass die Kosten jeden Monat unterschiedlich hoch sind, da eine unterschiedliche Menge an Produkten hergestellt wird und die Kosten schwanken.
Möchte man diese Schwankungen nun bereinigen, um sich die Kosten im Durchschnitt anzuschauen, berechnet man die Normalkosten, indem man den Mittelwert aus den Ist-Kosten bildet:
Normalkosten = (8.000€ + 10.500€ + 11.000€) / 3 = 9833,33€ Durchschnittliche Kosten pro Stück = (8€ + 5,25€ + 3,67€) / 3 = 5,64€
Im Durchschnitt betragen in diesem Quartal die Kosten also 9833,33€ und die Kosten pro Stück 5,64€.
Varianten der Normalkostenrechnung
Starre Normalkostenrechnung
Bei der starren Normalkostenrechnung werden die Fixkosten nicht von den variablen Kosten getrennt. Man geht dabei von einem festen (starren) Beschäftigungsniveau aus. Die Normalkosten beziehen sich also auf die Ist-Beschäftigung und werden den Kostenträgergemeinkosten einer Kostenstelle gegenübergestellt.
Dieses Verfahren erleichtert die Kostenrechnung erheblich, da mit den mittleren Verrechnungssätzen und Kosten gerechnet werden kann.
Flexible Normalkostenrechnung
Bei der flexiblen Normalkostenrechnung trennt man die variablen Kosten von den Fixkosten. Das heißt, dass bei dieser Variante das Beschäftigungsniveau schwanken kann. Diese Methode liefert deshalb genauere Ergebnisse als die starre Variante.
Normalkostenrechnung: Vor- und Nachteile
Vorteile der Normalkostenrechnung
Größter Vorteil ist, dass bei der Normalkostenrechnung Schwankungen „ausgebügelt“ werden können. So kann man sich die durchschnittlichen Kosten über einen längeren Zeitraum ansehen, ohne, dass temporäre Kostenschwankungen oder Produktionsmengen das Bild verzerren.
Im Gegensatz zur Plankostenrechnung, die nur auf Schätzwerten beruht, wird bei der Normalkostenrechnung mit den tatsächlichen Kosten gearbeitet, wodurch man sich langfristige Kostentrends anschauen kann, die dann als Basis für die Plankostenrechnung dienen können. Außerdem erhält man so im Laufe der Zeit genaue Zuschlagssätze für die Gemeinkosten, was die Abrechnung im Betriebsabrechnungsbogen erleichtert.
Nachteile der Normalkostenrechnung
Die Normalkostenrechnung ist ungeeignet als Entscheidungsgrundlage, da sich hierbei der Vorteil der Glättung als Nachteil erweisen kann. Es kann nämlich vorkommen, dass gerade starke Kostenschwankungen eine unternehmerische Entscheidung erforderlich machen. Hier ist es dann nötig, sich die Ist-Kosten genauer anzuschauen.
Weiters ist mit der Normalkostenrechnung auch keine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit möglich, da Produktionsschwankungen weniger ins Gewicht fallen. Auch hier muss bei der Kostenkontrolle mit den Ist-Kosten gearbeitet werden, die man mit den Plankosten vergleichen kann, um herauszufinden, wie der Status Quo von der geplanten Situation abweicht.