Wann spielt der Liquidationserlös eine große Rolle für Unternehmen?

Der Liquidationserlös spielt in der Investitionsrechnung und bei Abschreibungen eine große Rolle. Er zeigt an, wie viel man ungefähr für eine Investition zurückerhält, nachdem man diese nach einem bestimmten Zeitpunkt verkauft. Wir zeigen Ihnen, wie man den Liquidationserlös ermittelt und wie er im Zusammenhang mit Abschreibungen steht.
Liquidationserlös: Definition
Der Liquidationserlös ist der Erlös, mit dem man rechnet, wenn die Nutzungsdauer eines Investitionsguts abgelaufen ist und es aus dem Betriebsvermögen entfernt wird, indem man es verkauft.
Der Liquidationserlös kann auch gleich Null sein, wenn das Investitionsgut nicht mehr verkaufbar ist und entsorgt werden muss. Negativ kann er ebenfalls sein, nämlich dann, wenn das Investitionsgut verschrottet werden muss und dabei Kosten entstehen.

Liquidationserlös berechnen
Den Liquidationserlös kann man nicht per se berechnen, da er davon abhängig ist, ob ein Investitionsgut noch verkauft werden kann, entsorgt oder verschrottet werden muss. Es kommt also auf verschiedene Faktoren an, woraus sich folgende drei Szenarien ergeben:
- Investitionsgut kann verkauft werden: Liquidationserlös richtet sich nach Zustand des Investitionsguts und der Nachfrage am Markt
- Investitionsgut wird vom Unternehmen entsorgt: Liquidationserlös ist gleich Null, sofern bei der Entsorgung keine Kosten entstehen
- Investitionsgut wird verschrottet: Liquidationserlös entspricht den Kosten für die Verschrottung, ist also negativ

Beispiel für Liquidationserlös
Ein Unternehmen hat eine CNC-Fräsmaschine, die laut AfA-Tabelle nach 7 Jahren abgeschrieben ist. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Maschine wird verkauft
Nach Ablauf der 7 Jahre ist die Maschine abgeschrieben und das Unternehmen entscheidet sich, sie zu verkaufen, um ein neueres Modell anzuschaffen. Es wird dann geprüft, wie hoch der Restwert der Maschine ist. Dieser hängt vom allg. Betriebszustand ab und wie hoch die Gebrauchs- und Verschleißspuren sind.
Welchen Liquidationserlös das Unternehmen erhält, wird zudem vom Markt bestimmt. Handelt es sich bei der Maschine um ein zuverlässiges Modell, kann mit einem höheren Erlös gerechnet werden. Durch Marktanalyse oder durch ein Gutachten bringt das Unternehmen einen ungefähren Verkaufspreis in Erfahrung und kann seine Maschine dann auf dem Gebrauchtmarkt anbieten. Es erhält noch 2.000€ für die Maschine, die es zum Kauf der neuen Maschine beisteuern kann.
2. Maschine wird entsorgt bzw. verschrottet
Die Maschine kann nicht mehr weiterverkauft werden, da die Abnutzungsspuren zu hoch sind und sie nicht mehr zuverlässig arbeitet. Das Unternehmen entscheidet sich für die Entsorgung. Da die Maschine nicht einfach im Sperrmüll entsorgt werden kann, muss sie verschrottet werden. Dadurch fallen Kosten in Höhe von 1.000€ an für den Abtransport und die anschließende Verschrottung. Der Liquidationserlös beträgt dann -1.000€, ist also negativ.
Liquidationserlös & Kapitalwertmethode
Eine wichtige Rolle spielt der Liquidationserlös bei der Kapitalwertmethode, bei der es um die Berechnung des Kapitalwerts einer Investition geht. Es wird dabei für einen bestimmten Zeitpunkt (meist für den aktuellen) berechnet, wie viel das zukünftige Kapital zum aktuellen Zeitpunkt wert ist. Dazu macht man sich die Abzinsung zunutze.
Die Formel für die Kapitalwertmethode sieht so aus:
Kapitalwert = -IA + Cf1/(1+r) + Cf2/(1+r)^2 + Cf3/(1+r)^3 + … + Cfn/(1+r)^n + L1/(1+r) + L2/(1+r)^2 + L3/(1+r)^3 + … + Ln/(1+r)^n
IA sind die Kosten für die Anfangsinvestition und deshalb negativ. Cf steht für die Einnahmen oder Ausgaben, die mit der Investition im jeweiligen Jahr n generiert werden. L steht für den Liquidationserlös, den man für den Verkauf der Investition im Jahr n noch erhalten würde. Mit r ist der Diskontierungszinssatz angegeben, mit dem die Investition auf den aktuellen Zeitpunkt abgezinst wird.
Wird nicht damit gerechnet, dass man aus der Investition zu einem späteren Zeitpunkt einen Liquidationserlös erzielt, können die Terme L1…Ln weggelassen werden, da L dann immer 0 ist. Wird mit einem negativen Liquidationserlös gerechnet (z.B. wenn man für die Verschrottung einer Maschine zahlen muss), ist L negativ.
Zusammenhang von Liquidationserlös & Abschreibung
Wenn es um die Abschreibung von Investitionsgütern geht, geht der voraussichtliche Liquidationserlös in die Berechnung ein. Für die lineare Abschreibung rechnet man z.B. so:
Lineare Abschreibung pro Jahr = (Investitionskosten – Liquidationserlös) / Nutzungsdauer
Der Liquidationserlös ist hierbei der Wert für die Investition nach Ablauf der Nutzungsdauer.
Liquidationserlös & Restwert: Beispiel
Der Liquidationserlös hängt eng mit dem Restwert einer Investition zusammen. Bevor man mit der Abschreibung beginnt, muss man sich Gedanken machen, ob man die Investition nach der Abschreibungsdauer noch weiter nutzen oder verkaufen möchte. Ist Letzteres der Fall, entspricht der Liquidationserlös dem Restwert der Investition.
Ein Beispiel: Die CNC-Fräsmaschine aus dem Beispiel weiter oben kostet 70.000€. Wenn linear über die vorgeschriebenen 7 Jahre abgeschrieben wird, lautet die Rechnung:
Jährliche Abschreibung = 70.000€ / 7 = 10.000€
Das Unternehmen geht jedoch davon aus, dass die Maschine nach 7 Jahren noch einen Restwert von 7.000€ hat. Nun sieht die Rechnung so aus:
Jährliche Abschreibung = (70.000€ - 7.000€) / 7 = 9.000€
Es werden also nur 9.000€ pro Jahr abgeschrieben anstatt 10.000€. Der Restwert von 7.000€ stellt den erwarteten Liquidationserlös dar.