Wie können Unternehmen eine Investitionsrichtlinie erstellen und überwachen?

Lesezeit: 8 min.
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In den letzten Jahren sah sich die Weltwirtschaft einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Das wirtschaftliche Umfeld ist zunehmend volatil geworden, begleitet von einem Anstieg der Inflation und einer Verschiebung des Zinsniveaus.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Mittel äußerst effizient einsetzen müssen, insbesondere durch die gewinnbringende Anlage von Überschüssen — auch kurzfristiger Art. Hier kommen Investitionsrichtlinien ins Spiel. Sie fungieren als essenzielles Gerüst, um Investitionen strategisch zu planen, zu bewerten und zu überwachen. In diesem Artikel werden wir detailliert erläutern, was Investitionsrichtlinien sind, warum sie in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung sind und welche Kernpunkte sie beinhalten sollten.

Was sind Investitionsrichtlinien?

Investitionsrichtlinien sind dokumentierte Vorgaben und Prinzipien, die Unternehmen bei der Auswahl und Verwaltung ihrer Investitionen leiten. Diese Richtlinien decken verschiedene Aspekte ab, darunter:

  • Anlageziele
  • Risikotoleranz
  • Diversifikation
  • Liquidität
  • Compliance und Ethik
  • Performance-Messung und Berichterstattung
  • Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance)

Wir gehen etwas weiter unten noch detaillierter auf die einzelnen Punkte ein.

Investitionsrichtlinien bieten einen klaren Rahmen für die Entscheidungsfindung und stellen sicher, dass Investitionen im Einklang mit den strategischen Zielen des Unternehmens stehen. Sie helfen, Risiken zu identifizieren und zu managen, Kapital effizient zu allokieren und die Einhaltung gesetzlicher und ethischer Standards zu gewährleisten. Ohne klare Richtlinien besteht die Gefahr von Fehlentscheidungen, ineffizientem Kapitaleinsatz und erhöhtem Risiko von Verlusten.

Die Verantwortung für die Erstellung und Einhaltung von Investitionsrichtlinien liegt in der Regel bei der Unternehmensführung, insbesondere bei der Finanzabteilung. Hauptverantwortlich sind oft der CFO und das Treasury-Team. Für die Entwicklung von Investitionsrichtlinien werden oftmals spezielle Arbeitsgruppen gebildet, zu denen neben Führungskräften und Finanzexperten auch Jurist:innen und Mitarbeiter:innen aus der Compliance und dem Risikomanagement gehören.

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Überwachung der Investitionsrichtlinien

Die Überwachung der Einhaltung der Investitionsrichtlinien obliegt dem CFO und dem Risikomanagement-Team. Diese Gruppen sind verantwortlich für die kontinuierliche Überprüfung der Investitionen, um sicherzustellen, dass sie den festgelegten Richtlinien entsprechen. Regelmäßige Reportings und Audits helfen dabei, die Einhaltung zu überwachen und Abweichungen frühzeitig zu erkennen. Verantwortliche müssen verschiedene Mechanismen zur Durchsetzung der Richtlinien etablieren. Bei Missachtung müssen entsprechende Konsequenzen gezogen werden, die von internen Disziplinarmaßnahmen bis hin zu rechtlichen Schritten reichen können.

Bewertung der Wirksamkeit und Überarbeitung der Investitionsrichtlinien

Die Effektivität der Investitionsrichtlinien wird durch regelmäßige Performance-Analysen und Berichterstattungen bewertet. Dabei werden die Ergebnisse der Investitionen mit den vordefinierten Zielen verglichen. Abweichungen werden sorgfältig analysiert, und entsprechende Anpassungen werden vorgenommen, um die Leistung zu optimieren.

Investitionsrichtlinien müssen in regelmäßigen Abständen überprüft und aktualisiert werden, um den sich verändernden Marktbedingungen, neuen gesetzlichen Anforderungen und den strategischen Entwicklungen im Unternehmen gerecht zu werden. Eine Überarbeitung sollte mindestens einmal jährlich erfolgen oder bei bedeutenden Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld.

Was gehört in eine Investitionsrichtlinie?

Anlageziele

Präzise festgelegte Anlageziele spielen eine entscheidende Rolle bei der Lenkung der Entscheidungsfindung und gewährleisten, dass Investitionen den finanziellen Bedürfnissen und strategischen Zielen des Unternehmens entsprechen. Ein Unternehmen könnte beispielsweise das Ziel haben, durch die Anlage kurzfristiger hoher Überschüsse eine neue eigene Einnahmequelle zu erschließen. Dies könnte durch Investitionen in kurzfristige Marktanlagen oder Tagesgelder erreicht werden.

Risikotoleranz

Die Risikotoleranz bestimmt das Maß an Risiko, das das Unternehmen bereit ist, einzugehen. Dabei spielen auch die Risiko-Ratings von Anlageinstrumenten eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel könnte ein konservatives Unternehmen eine niedrige Risikotoleranz haben und daher hauptsächlich in Anlageinstrumente mit einem niedrigen Risiko-Rating investieren, wie beispielsweise hoch bewertete Staatsanleihen.

Anlage-Instrumente und Diversifikation

Dieser Punkt bezieht sich auf die Verteilung der Investitionen auf verschiedene Anlageklassen und -instrumente. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen sein Portfolio diversifizieren, indem es Geldmarktfonds oder kurzfristige Anleihen erwirbt. Geldmarktfonds bieten eine sichere Anlagemöglichkeit mit niedrigem Risiko und hoher Liquidität, während kurzfristige Anleihen eine etwas höhere Rendite bei relativ niedrigem Risiko bieten.

Liquidität

Dieser Aspekt beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Investitionen schnell in Bargeld umzuwandeln, ohne erhebliche Wertverluste zu erleiden. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen einen Teil seinerliquiden Mittel auf Tagesgeldkonten halten, um kurzfristige finanzielle Verpflichtungen decken zu können. Tagesgeldkonten bieten eine hohe Flexibilität und schnellen Zugang zu Bargeld, ohne dass dabei signifikante Wertverluste riskiert werden.

Compliance und Ethik

Investitionsrichtlinien müssen sicherstellen, dass alle Investitionen den gesetzlichen Vorschriften und ethischen Standards des Unternehmens entsprechen. Zum Beispiel durch die Vermeidung von Investitionen in umstrittene Branchen wie Tabak oder Waffen.

Performance-Messung und Berichterstattung

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Investitionsrichtlinien ist die regelmäßige Performance-Messung und Berichterstattung. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen vierteljährliche Berichte über die Performance seines Investmentportfolios erstellen, die eine detaillierte Analyse der Renditen und Risiken enthalten.

Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien

Investitionsrichtlinien sollten auch Kriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG - Environmental, Social, Governance) berücksichtigen. Zum Beispiel könnten ESG-Faktoren bei der Auswahl von Investmentfonds berücksichtigt werden, indem Fonds gewählt werden, die sich auf nachhaltige oder ethische Investitionen konzentrieren.

Implementierung von Investitionsrichtlinien

Die Implementierung von Investitionsrichtlinien ist ein systematischer Prozess, der sicherstellt, dass alle Investitionen im Einklang mit den strategischen Zielen und Risikomanagementprinzipien des Unternehmens stehen. Hier sind die wichtigsten Schritte und Überlegungen:

1. Analyse der Ausgangssituation

Eine gründliche Analyse der aktuellen finanziellen Situation des Unternehmens und seiner langfristigen Ziele ist der erste Schritt. Diese umfasst die Bewertung der bestehenden Investitionen sowie der finanziellen Lage, inklusive der Liquidität.

2. Definition von Anlagezielen

Basierend auf der Analyse werden klare und spezifische Anlageziele festgelegt, die messbar und erreichbar sind.

3. Risikobewertung

Eine detaillierte Bewertung der Risikotoleranz des Unternehmens ist erforderlich, um geeignete Investitionsstrategien zu entwickeln. Diese berücksichtigt die finanzielle Stabilität, Marktposition und langfristigen Ziele.

4. Erstellung der Richtlinien

Die eigentlichen Investitionsrichtlinien werden formuliert, basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen. Diese sollten detailliert und umfassend sein, klare Anweisungen für Auswahl, Bewertung und Verwaltung von Investitionen bieten.

5. Schulung und Kommunikation

Alle relevanten Mitarbeiter werden über die neuen Richtlinien informiert und geschult, um sicherzustellen, dass sie verstanden und praktisch angewendet werden können.

6. Überwachung und Anpassung

Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Richtlinien sind notwendig, um sicherzustellen, dass sie relevant und effektiv bleiben. Dies beinhaltet die kontinuierliche Überwachung der Performance der Investitionen und die Bewertung der Marktentwicklungen.

Fazit

In einer Zeit, in der ein Ende der wirtschaftlichen Unsicherheit nicht in Sicht ist und das Zinsniveau möglicherweise längerfristig hoch bleibt, ist die effiziente Nutzung von Unternehmensmitteln von entscheidender Bedeutung. Cash ist teuer, und Unternehmen müssen daher besonders sorgfältig mit ihren finanziellen Ressourcen umgehen. Investitionsrichtlinien spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur sicherstellen, dass Investitionen den definierten Zielen entsprechen, sondern auch dazu beitragen, Risiken zu minimieren. Sie sind unerlässlich, um Investitionen in geregelte Bahnen zu lenken, damit Verantwortliche Handhabe haben und unnötige Risiken vermieden werden können.

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