Wozu dient eigentlich die Handelswarenkalkulation?

Lesezeit: 4 min.
Die Handelswarenkalkulation wird auch Handelskalkulation genannt.

Mit der Handelswarenkalkulation berechnen Unternehmen den Verkaufspreis für ihre Produkte, bei dem sämtliche Kosten eingepreist sind und durch den Verkauf ein Gewinn erzielt werden kann. Umgekehrt kann das Kalkulationsschema auch genutzt werden, wenn man wissen möchte, zu welchem Preis man eine Ware maximal einkaufen kann, damit die Kosten alle gedeckt sind und man mit dem Verkauf einen Gewinn macht. Wir zeigen Ihnen hier beide Varianten.

Handelswarenkalkulation: Definition

Die Handelswarenkalkulation wird auch Handelskalkulation genannt. Sie ist eine Kalkulationsmethode zum Festlegen von Verkaufspreisen. Das ist wichtig, damit ein Unternehmen seine Produkte nicht zu Dumping-Preisen verkauft, bei denen kein Gewinn erzielt wird.

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Die Handelswarenkalkulation folgt einem Schema, bei dem sämtliche Kosten, die mit dem Einkauf und dem Verkauf eines Produkts einhergehen, heruntergebrochen werden, um einen realistischen Verkaufspreis zu ermitteln. Je nachdem, an welchen Größen man interessiert ist, nutzt man zur Berechnung die Vorwärts- oder die Rückwärtskalkulation.

Handelswarenkalkulation berechnen nach Schema

Handelskalkulation vorwärts

Das Schema für die Vorwärtskalkulation sieht so aus:

  • Zieleinkaufspreis = Listeneinkaufspreis – Lieferrabatt
  • Bareinkaufspreis = Zieleinkaufspreis – Lieferskonto
  • Bezugspreis = Bareinkaufspreis + Bezugskosten
  • Selbstkostenpreis = Bezugspreis + Handlungskostenzuschlag
  • Barverkaufspreis = Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag
  • Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto
  • Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt
  • Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer
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Man geht also vom Listeneinkaufspreis aus und rechnet auf diesen dann schrittweise sämtliche Kosten- oder Vergünstigungspunkte hinzu, bis man beim Bruttoverkaufspreis ankommt, zu dem man die Ware seinen Kund:innen anbieten muss.

Dabei muss nicht jeder Punkt im obigen Schema relevant sein. Bekommt ein Unternehmen zum Beispiel kein Lieferskonto bei seinem Lieferanten, wird dieser Punkt einfach weggelassen und zum nächsten Schritt übergegangen.

Wichtig dabei ist nur, dass man sämtliche Kostenzuschläge realistisch abschätzt, sodass nicht nur die Kosten vollständig gedeckt werden können, sondern auch ein Gewinn mit dem Verkauf der Produkte erzielt wird.

Im Handlungskostenzuschlag sollten deshalb sämtliche Selbstkosten so gut wie möglich abgebildet sein. Mit dem Gewinnzuschlag legt man dann fest, wie hoch der Gewinn in Prozent ausfallen soll, nachdem sämtliche Kosten gedeckt sind. Gewährt man seinen Kund:innen Skonto oder Rabatte kann man dies ebenfalls schon im Verkaufspreis mit einpreisen, damit diese Vergünstigungen nicht den Gewinn schmälern.

Beispiel für Handelskalkulation vorwärts

Ein Einzelhandelsunternehmen verkauft T-Shirts. Es bezieht die Shirts zum Listeneinkaufspreis von 10€ pro Stück von seinem Lieferanten. Das Unternehmen kalkuliert mit folgenden Zuschlägen und Vergünstigungen:

  • Lieferrabatt: 10%
  • Lieferskonto: 2%
  • Bezugskosten: 3€
  • Handlungskostenzuschlag: 50%
  • Gewinnzuschlag: 20%
  • Kundenskonto: 2%
  • Kundenrabatt: 10%
  • Umsatzsteuer: 19%

Die Handelswarenkalkulation berechnen wir nach dem Schema dann so:

  • Zieleinkaufspreis = 10€ - 10€/100 x 10% = 9€
  • Bareinkaufspreis = 9€ - 9€/100 x 2% = 8,82€
  • Bezugspreis = 8,82€ + 3€ = 11,82€
  • Selbstkostenpreis = 11,82€ + 11,82/100 x 50% = 17,73€
  • Barverkaufspreis = 17,73€ + 17,73€/100 x 20% = 21,28€

Zur Ermittlung des Zielverkaufspreises müssen wir uns nun einer Dreisatzrechnung bedienen, da der Barverkaufspreis bei 2% Skonto eine Bezugsbasis von 98% hat und nicht 100%:

Kundenskonto = 21,28€ / 98% x 2% = 0,43€

  • Zielverkaufspreis = 21,28€ + 0,43€ = 21,71€

Dasselbe gilt für den Kundenrabatt: Kundenrabatt = 21,71€ / 90% x 10% = 2,41€

  • Nettoverkaufspreis = 21,71€ + 2,41€ = 24,12€
  • Bruttoverkaufspreis = 24,12€ + 21,42€/100 x 19% = 28,71€

Das T-Shirt wird im Laden also zu mindestens einem Preis von 28,71€ verkauft, damit sämtliche Kosten gedeckt sind und der gewünschte Gewinn erreicht wird.

Schema für Rückwärtskalkulation

Analog zur Vorwärtskalkulation können wir auch per Rückwärtskalkulation vom Verkaufspreis auf den Listenpreis zurückrechnen. Das Schema wird dabei einfach umgedreht:

  • Nettoverkaufspreis = Bruttoverkaufspreis – Umsatzsteuer
  • Zielverkaufspreis = Nettoverkaufspreis – Kundenrabatt
  • Barverkaufspreis = Zielverkaufspreis – Kundenskonto
  • Selbstkostenpreis = Barverkaufspreis – Gewinnzuschlag
  • Bezugspreis = Selbstkostenpreis – Handlungszuschlag
  • Bareinkaufspreis = Bezugspreis – Bezugskosten
  • Zieleinkaufspreis = Bareinkaufspreis + Lieferskonto
  • Listeneinkaufspreis = Zieleinkaufspreis + Lieferrabatt

Beispiel für Handelswarenkalkulation: Schema rückwärts

Rechnen wir nun das obige Beispiel zurück auf den Listenpreis nach dem Schema der Rückwärtskalkulation. Wir gehen vom Bruttoverkaufspreis von 28,71€ für ein T-Shirt aus und legen dieselben Zuschläge und Vergünstigungen zugrunde wie bei der Vorwärtskalkulation:

  • Lieferrabatt: 10%
  • Lieferskonto: 2%
  • Bezugskosten: 3€
  • Handlungskostenzuschlag: 50%
  • Gewinnzuschlag: 20%
  • Kundenskonto: 2%
  • Kundenrabatt: 10%
  • Umsatzsteuer: 19%

Die Rückwärtskalkulation sieht dann so aus:

  • Nettoverkaufspreis = 28,71€ / (1+19/100) = 24,12€
  • Zielverkaufspreis = 24,12€ / (1+10/90) = 21,71€
  • Barverkaufspreis = 21,71€ / (1+2/98) = 21,28€
  • Selbstkostenpreis = 21,28€ / (1+20/100) = 17,73€
  • Bezugspreis = 17,73€ / (1+50/100) = 11,82€
  • Bareinkaufspreis = 11,82€ - 3€ = 8,82€
  • Zieleinkaufspreis = 8,82€ / (1-2/100) = 9€
  • Listeneinkaufspreis = 9€ / (1-10/100) = 10€

Die Handelswarenkalkulation nach dem Rückwärtsschema ist deshalb interessant, weil sich Händler:innen damit anschauen können, zu welchem Listeneinkaufspreis sie maximal einkaufen können, wenn aufgrund von Konkurrenzdruck oder der Marktlage ein maximaler Verkaufspreis gegeben ist und die Kund:innen nicht bereit sind, mehr zu bezahlen.


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