Was wird mit der Gewinnvergleichsrechnung kalkuliert?

Lesezeit: 6 min.
Die Gewinnvergleichsrechnung ist ein Verfahren der statischen Investitionsrechnung.

Investitionen sind für Unternehmen von großer Bedeutung. Sie sind für die Entwicklung des Geschäfts entscheidend und häufig unvermeidbar. Wenn jedoch liquide Mittel knapp sind, ist es umso wichtiger, nur dann zu investieren, wenn das Vorhaben auch langfristig erfolgreich ist. Deshalb müssen vor einer Investition verschiedene Überlegungen angestellt werden. Wie hoch wären die Anschaffungskosten? Welche Erlöse könnten aufgrund der Investition erzielt werden? Gibt es Alternativen? In vielen Unternehmen kommt die Gewinnvergleichsrechnung zur Anwendung. Was wird mit der Gewinnvergleichsrechnung kalkuliert? Und welche Vorteile oder Nachteile bringt das Verfahren mit sich? Hier ein kleiner Überblick:

Gewinnvergleichsrechnung: Definition

Die Gewinnvergleichsrechnung ist ein Verfahren der statischen Investitionsrechnung. Mit ihr wird der durchschnittliche Periodengewinn eines Investitionsprojekts berechnet. Das Ergebnis kann dann mit dem Ergebnis von Investitionsalternativen verglichen werden. Die Gewinnvergleichsrechnung kann also für Investitionsentscheidungen wichtige Informationen liefern.

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Was sind statische Verfahren der Investitionsrechnung?

Von statischen Verfahren bei einer Investitionsentscheidung spricht man, wenn für eine bestimmte Periode Durchschnittswerte betrachtet werden. In der Investitionsrechnung gibt es verschiedene statische Verfahren:

  • Kostenvergleichsrechnung
  • Gewinnvergleichsrechnung
  • Amortisationsrechnung
  • Rentabilitätsrechnung

Davon abzugrenzen sind sog. dynamische Verfahren, wie beispielsweise die Annuitätenmethode. Im Gegensatz zu statischen Verfahren, berücksichtigen dynamische Verfahren auch Schwankungen von Ein- und Auszahlungen. Dynamische Verfahren gelten als genauer, jedoch auch aufwendiger.

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Gewinnvergleichsrechnung: Erklärung

Warum sollte eine Gewinnvergleichsrechnung erfolgen? Wenn ein Unternehmen eine Investition plant, müssen in der Regel verschiedene Optionen abgewogen werden. Welches Investitionsobjekt ist die ideale Lösung?

Bei der Entscheidung spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle. Finanziell betrachtet ist eine Investition natürlich erst einmal ein großer Kostenfaktor. Doch der Kostenvergleich allein reicht häufig als Entscheidungskriterium nicht aus. Wenn beispielsweise eine Produktionsanlage gekauft werden soll, dann ist nicht nur relevant, welches Modell die geringsten Anschaffungskosten hat. Wenn eine Anlage teurer ist, jedoch in kurzer Zeit wesentlich mehr produziert, kann dieses Modell die bessere Investition sein.

Die Gewinnvergleichsrechnung liefert also für Unternehmen eine weitere Information beim Vergleich verschiedener Investitionsmöglichkeiten. Hinweis: Dieser Beitrag befasst sich mit der Gewinnvergleichsrechnung aus Sicht von Unternehmen. Doch die Methode kann durchaus auch für Privatpersonen geeignet sein, wenn es um Investitionsentscheidungen geht.

Schema einer Gewinnvergleichsrechnung

Eine Gewinnvergleichsrechnung erfolgt in wenigen Schritten. Damit der durchschnittliche Periodengewinn ermittelt werden kann, müssen die Erlöse kalkuliert werden. Im Falle einer Produktionsanlage hieße dies also für die betrachtete Periode: Wie viele Produkte (Stückzahl) könnten produziert werden? Zu welchen Preis könnten die Produkte verkauft werden? Die Erlöse ermitteln sich also wie folgt:

Produktmenge x Preis pro Stück = Erlöse

In einem zweiten Schritt müssen die Kosten betrachtet werden. Dabei werden sowohl variable als auch fixe Kosten berücksichtigt. Zudem werden kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorische Zinsen berechnet. Für die Abschreibungen werden dabei die Anschaffungskosten auf die Nutzungsdauer verteilt. Mit den kalkulatorischen Zinsen wird eine fiktive Verzinsung des eingesetzten Kapitals für die Investition ermittelt.

Der Gewinn ergibt sich dann in einem dritten Schritt aus der Differenz von Erlösen und Kosten:

Gewinn = Erlöse – Kosten

Im letzten Schritt werden die durchschnittlichen Periodengewinne der verschiedenen Investitionsobjekte miteinander verglichen. Aus Sicht der Gewinnvergleichsrechnung ist das Objekt mit dem höchsten Gewinn die beste Option. Möglich ist die Anwendung der Gewinnvergleichsrechnung übrigens auch dann, wenn lediglich ein Objekt betrachtet wird. Dann ist entscheidend, ob überhaupt ein Gewinn erzielt werden kann mit der Investition.

Aber Achtung: Auch wenn es aufgrund der einfachen Anwendung attraktiv erscheint, die Gewinnvergleichsrechnung als Entscheidungsregel anzuwenden: Die Gewinnvergleichsrechnung liefert nur ein Indiz für die Investitionsentscheidung. Zudem weist sie in der Anwendung auch Schwächen auf, wie später bei den Vor- und Nachteilen noch näher erläutert wird. Zusammengefasst ergibt sich für die Gewinnvergleichsrechnung folgendes Schema:

  • Erlöse ermitteln
  • Kosten ermitteln
  • Gewinn ermitteln
  • Gewinnvergleich

Die Gewinnvergleichsrechnung kann einfach in einer Tabelle festgehalten werden. So werden beispielsweise die Berechnungen oft in einer Tabelle (zum Beispiel Excel) erstellt.

Gewinnvergleichsrechnung: Formel

Die Gewinnvergleichsrechnung ist in der Anwendung recht simpel. Hilfreiche Formeln ergeben sich je nach Fallkonstellation:

*Formel bei der Betrachtung einer Einzelinvestition: Gewinn > 0 oder Gewinn = 0 *

Formel beim Vergleich verschiedener Investitionsalternativen: Gewinn Option A größer/kleiner/gleich im Vergleich zu Gewinn Option B

Hinweis: Mit der Gewinnvergleichsrechnung kann auch betrachtet werden, ob es Sinn machen würde, ein Investitionsobjekt durch ein neueres Modell zu ersetzen.

Kritische Menge in der Gewinnvergleichsrechnung

Im Zusammenhang mit der Gewinnvergleichsrechnung fällt immer wieder der Begriff "kritische Menge". Was ist das? Mithilfe der kritischen Menge kann anhand verschiedener Szenarien eine Entscheidung getroffen werden. Ermittelt wird hier, ab welcher Menge welche der betrachteten Investitionsoptionen der anderen überlegen ist. Es handelt sich also um die Menge, bei der verschiedene Investitionsalternativen den gleichen Gewinn erzielen. Im Falle der Produktionsanlage rechnet man also mit der zu erwartenden Produktionsmenge.

Ist das Investitionsobjekt A ab einer gewissen Produktionsmenge günstiger ist als das Objekt B und diese sog. kritische Menge überschritten, dann kann dies ein Entscheidungsindikator sein.

Beispiel: Die Gewinnvergleichsrechnung ergibt, dass das Modell A ab einer Produktionsmenge von 8.000 Stück wesentlich mehr Gewinn erzielt als das Modell B. Das Unternehmen muss also die zu erwartende Produktionsmenge schätzen.

Problematisch bei dieser Betrachtung ist allerdings, dass die Schätzung der Produktionsmenge in der Praxis nicht besonders verlässlich ist.

Gewinnvergleichsrechnung bei unterschiedlicher Nutzungsdauer

Auch die Nutzungsdauer ist bei der Gewinnvergleichsrechnung ein wichtiges Kriterium. Wenn beispielsweise Modell A eine Nutzungsdauer von 15 Jahren hat, Modell B jedoch eine Nutzungsdauer von 20 Jahren, dann muss das auch rechnerisch berücksichtigt werden. Das kann den Vergleich erschweren.

Gewinnvergleichsrechnung ist nicht gleich Rentabilitätsvergleichsrechnung

Die Gewinnvergleichsrechnung sollte nicht mit der Rentabilitätsvergleichsrechnung verwechselt werden. Wie die Namen vermuten lassen, wird bei der Gewinnvergleichsrechnung der durchschnittliche Gewinn betrachtet. Bei der Rentabilitätsvergleichsrechnung wird hingegen die durchschnittliche Rentabilität verschiedener Alternativen verglichen.

Hinweis: Für eine Investitionsentscheidung können sowohl die Ergebnisse der Gewinnvergleichsrechnung als auch Rentabilitätsrechnung Informationen liefern. Die beiden Verfahren können sich also gut ergänzen.

Vor- und Nachteile der Gewinnvergleichsrechnung

Die Gewinnvergleichsrechnung bringt einige Vorteile mit sich, beispielsweise:

  • Die Anwendung ist sehr einfach und kann auf der Basis nur weniger Daten erstellt werden.
  • Im Gegensatz zur Kostenvergleichsrechnung werden nicht nur die Kosten im Rahmen einer Investitionsentscheidung betrachtet, sondern auch die Erlöse werden dem gegenübergestellt. Die Gewinnvergleichsrechnung gilt deshalb als aussagekräftiger als die Kostenvergleichsrechnung.
  • Mit der Gewinnvergleichsrechnung können verschiedene Szenarien betrachtet werden.
  • Die Umsetzung ist nicht besonders aufwendig: Die Berechnung kann simpel innerhalb einer Tabelle erfolgen.

Allerdings stößt die Methode auch auf erhebliche Kritik. Als Nachteile werden zum Beispiel angeführt:

  • Es ist fraglich, wie aussagekräftig die ermittelten Gewinne sind. Die Zuordnung von Kosten und Erlösen zu einem bestimmten Objekt sind nicht immer einfach. Die Frage ist deshalb: Ist der Gewinn tatsächlich realitätsnah ermittelt worden?
  • Zudem basieren einige Rechengrößen auf Schätzungen. So ist es beispielsweise nicht einfach, die Produktionsmenge zu schätzen. Auch der Preis, der erzielt werden kann für die Produkte, kann lediglich geschätzt werden. Doch im Laufe der Zeit können sich viele Gegebenheiten verändern, sodass der berechnete Gewinn überhaupt nicht mehr der Realität entspricht. Dies gilt insbesondere in Zeiten einer Inflation.
  • Das Verfahren berücksichtigt nicht, wenn sich Einzahlungen oder Auszahlungen ändern.
  • Nicht immer sind die Investitionsobjekte einfach vergleichbar. Unterschiedliche Nutzungsdauer, unterschiedliche Erlöse oder Kosten im Laufe der Zeit können die Vergleichbarkeit erschweren.
  • Bei der Gewinnvergleichsrechnung wird nur der durchschnittliche Periodengewinn verglichen. Die Rentabilität wird hier nicht betrachtet.

Fazit: Für eine Investitionsentscheidung müssen weitere Faktoren betrachtet werden

Einfache Methoden und Verfahren sind aus sehr verständlichen Gründen beliebt bei Unternehmen. Doch wenn eine Investitionsentscheidung getroffen werden muss, dann bringt das zahlreiche Folgen für das Unternehmen mit sich. Deshalb sollten hier auch aussagekräftige Daten analysiert werden. Die Gewinnvergleichsrechnung kann hilfreiche Informationen liefern. Doch sie sollte nicht als alleinige Informationsquelle für eine Entscheidung herangezogen werden. Zudem sollte man sich bei der Anwendung die Schwachpunkte des Verfahrens bewusst machen.

Nicht nur der durchschnittliche Periodengewinn kann für oder gegen eine Investition sprechen. Auch die zu erwartende Rendite kann ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung darstellen.


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