Was sind Selbstkosten und wie unterscheiden sie sich von Herstellkosten?

Lesezeit: 5 min.
Die Selbstkosten sind eine wichtige Ausgangsbasis für die Preiskalkulation eines Unternehmens.

Unternehmen müssen ihre Preise so festlegen, dass sie am Ende auch einen Gewinn erzielen. Die Kalkulation bringt jedoch einige Tücken mit sich, besonders vor dem Hintergrund steigender Kosten (u.a. durch Lieferengpässe und bei der Energie). Die Selbstkosten sind eine wichtige Ausgangsbasis für die Preiskalkulation eines Unternehmens. Sie entstehen im Rahmen der Produktion oder im Rahmen der Erbringung von Dienstleistungen. Doch was sind Selbstkosten überhaupt? Wie werden sie berechnet? Und wie unterscheiden sie sich von den Herstellkosten? Hier ein kompakter Überblick:

Was sind Selbstkosten?

In der Literatur (z.B. Gabler Wirtschaftslexikon) wird die Summe aller durch den betrieblichen Leistungsprozess entstandenen Kosten als Selbstkosten bezeichnet. Dazu gehören beispielsweise die direkt zuordnungsbaren Einzelkosten. Doch auch Gemeinkosten sind anteilig zu berücksichtigen.

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Die Berechnung der Selbstkosten ist für Unternehmen wichtig. Wenn Waren verkauft oder Dienstleistungen erbracht werden, müssen mindestens die Selbstkosten gedeckt sein. Ein Gewinn kann nur erwirtschaftet werden, wenn es Unternehmen gelingt, mehr Umsätze zu generieren, als Selbstkosten entstanden sind. Daher werden die Selbstkosten herangezogen, wenn es um die Preiskalkulation geht.

Selbstkosten des Umsatzes

Die Selbstkosten des Umsatzes werden berechnet, damit ein Unternehmen feststellen kann, welche Selbstkosten für eine bestimmten betrieblichen Leistungsprozess innerhalb einer bestimmten Abrechnungsperiode entstanden sind.

Selbstkosten und Herstellkosten

Schnell könnte vermutet werden, dass die Kosten für die Herstellung eines Produkts als Selbstkosten bezeichnet und deshalb die Herstellkosten sind. Doch Achtung: Selbstkosten sind nicht gleich Herstellkosten. Hier muss bei den Begrifflichkeiten unterschieden werden. Die Herstellkosten sind eine Berechnungsbasis für die Selbstkosten. Doch die Selbstkosten umfassen noch weitere Berechnungsgrößen.

Die Herstellkosten werden wie folgt ermittelt: Materialkosten + Fertigungskosten = Herstellkosten

Die Materialkosten werden dabei folgendermaßen berechnet: Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten = Materialkosten

Und die Fertigungskosten: Fertigungslöhne + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung = Fertigungskosten

Tipp: Die Selbstkosten sollten auch nicht mit dem Begriff der Herstellungskosten verwechselt werden. Die Herstellungskosten werden ermittelt, wenn beispielsweise Vermögensgegenstände bilanziert werden sollen.

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Selbstkosten berücksichtigen auch Gemeinkosten

Bei der Ermittlung der Selbstkosten werden neben den Materialkosten und Fertigungskosten auch anteilig Gemeinkosten und Sondereinzelkosten des Vertriebs berücksichtigt. Der Endbetrag umfasst also dann wesentlich mehr als lediglich die Herstellkosten.

Die Selbstkosten basieren sowohl auf direkt zuordbaren Kosten (Einzelkosten) als auch Gemeinkosten. Die Gemeinkosten werden über einen Verteilungsschlüssel anteilig berücksichtigt.

Selbstkosten berechnen

Die exakte Berechnung der Selbstkosten richtet sich danach, um welche Art von Betrieb es sich handelt. So unterscheiden sich die Berechnungsformeln bei Fertigungsbetrieben, Handelsbetrieben und Dienstleistern.

Bei Fertigungsbetrieben werden die Selbstkosten im Wege der Zuschlagskalkulation ermittelt. Die Berechnungsformel lautet dann: (Materialeinzelkosten) (+ Materialgemeinkosten) (= Materialkosten) (+ Fertigungslöhne) (+ Fertigungsgemeinkosten) (+ Sondereinzelkosten der Fertigung) (= Herstellkosten) (+ Vertriebsgemeinkosten) (+ Sondereinzelkosten des Vertriebs) (+ Verwaltungsgemeinkosten) (= Selbstkosten)

Beispiel: Das produzierende Unternehmen X ermittelt für seine Produktion die Selbstkosten für das vergangene Quartal und stellt folgende Beträge fest:

Kosten Beträge
Materialeinzelkosten 100.000 Euro
Materialgemeinkosten +20.000 Euro
= Materialkosten = 120.000 Euro
Fertigungslöhne + 30.000 Euro
Fertigungsgemeinkosten + 15.000 Euro
Sondereinzelkosten der Fertigung + 6.000 Euro
= Herstellkosten = 171.000 Euro
Vertriebsgemeinkosten + 5.000 Euro
Sondereinzelkosten des Vertriebs + 3.000 Euro
Verwaltungsgemeinkosten + 4.000 Euro
= Selbstkosten = 183.000 Euro

Diese Selbstkosten müssen bei der Festlegung des Preises gedeckt sein. Man spricht dann auch von Selbstkostenpreis.

Etwas anders sieht die Berechnung bei Handelsbetrieben aus. Hier müssen vor allem die Beschaffungskosten berücksichtigt werden. Ein Handelsunternehmen kann nur Gewinn machen, wenn es die Waren zu einem höheren Preis verkauft, als es selbst beim Einkauf bezahlen musste. Es ergibt sich daher bei der Ermittlung der Selbstkosten folgende Berechnungsformel:

(Listeneinkaufspreis (- Lieferskonto/-rabatt) (+ Bezugskosten (netto)) (+ Zölle/Abgaben) (+ Sonstige direkte Beschaffungskosten) (= Selbstkosten)

Die Berechnung der Selbstkosten bei Dienstleistern hat einige Besonderheiten. Hier muss die Arbeitszeit des Dienstleisters als Berechnungsfaktor berücksichtigt werden. Wenn der Dienstleister auch noch Materialien verwendet hat, müssen auch diese (mit Aufschlag) in die Berechnung einfließen. Zunächst müssen also die Lohnkosten des Dienstleisters berechnet werden.

Arbeitsstunden x Stundensatz = Lohnkosten des Dienstleisters

Hinweis: Dienstleister müssen bei der Ermittlung des Stundensatzes sehr kritisch vorgehen. Der Stundensatz muss berücksichtigen, dass Dienstleister bei ihrer Tätigkeit auch Zeit für Auftragsbesprechungen, Akquise und Verwaltungstätigkeiten benötigen. Lesen Sie hierzu auch: Wie erstellt man eine Preiskalkulation und welche Methoden gibt es?

Wurden die Lohnkosten ermittelt, müssen diese noch um Materialkosten und Sondereinzelkosten ergänzt werden. Also:

(Lohnkosten) (+ Materialeinkaufspreis) (+ Materialaufschlag) (+ Sondereinzelkosten der Fertigung/des Vertriebs) (= Selbstkosten)

Selbstkosten: Fixkosten und Variable Kosten

Die Selbstkosten umfassen sowohl variable Kosten als auch Fixkosten. Es werden also nicht nur Kosten berücksichtigt, die beispielsweise direkt der Produktion eines bestimmen Warenartikels zugeordnet werden können. Auch Kosten, die vollkommen unabhängig von der Menge der produzierten Gegenstände entstanden sind, müssen bei den Selbstkosten berücksichtigt werden.

Fixkosten sind beispielsweise Mietaufwendungen, Versicherungsbeiträge, Zinsen. Variable Kosten sind hingegen beispielsweise Materialkosten, Kosten für Hilfsmittel.

Was heißt das nun? Selbst, wenn ein Unternehmen gerade vergleichsweise wenig produziert, ist der Fixkostenanteil bei den Selbstkosten ein entscheidender Faktor. Unternehmen, die gerade aufgrund von Lieferkettenproblemen weniger produzieren können, müssen also dennoch die Fixkosten finanzieren können. Doch dazu müssen sie wissen, wie viele Fixkosten überhaupt gedeckt werden müssen.

Selbstkosten und Deckungsbeitrag

Unternehmen können nur dann einen Gewinn erzielen, wenn der Preis für ihre Waren/Dienstleistungen über den Selbstkosten liegt.

Die Fixkosten eines Unternehmens müssen gedeckt sein. Wenn für die Fixkosten keine liquiden Mittel mehr zur Verfügung stehen, ist das Unternehmen bereits in einer existenzbedrohenden Krise. Mit der Deckungsbeitragsrechnung kann ermittelt werden, welcher Betrag für die Deckung der Fixkosten zur Verfügung steht. Der Deckungsbeitrag selbst ist die Differenz aus den erzielten Erlösen und den variablen Kosten.

Fazit: Selbstkosten als Ausgangsbasis für Preiskalkulation

Unternehmen können nur dann Gewinne erzielen, wenn sie die eigenen Preise entsprechend ermittelt haben. Bei der Preiskalkulation reicht es dann nicht aus, dass die Selbstkosten gedeckt sind. Es muss noch ein Gewinnaufschlag erfolgen.

Die Selbstkosten von Unternehmen müssen regelmäßig geprüft werden. Aktuell machen die (teilweise erheblichen) Preissteigerungen vielen Unternehmen zu schaffen. Auch sie sind daher gezwungen, ihre Preise neu zu kalkulieren, damit sie überhaupt noch gewinnbringend tätig sein können. Unternehmen müssen also die eigenen Preise überprüfen und ggf. entscheiden, wann und zu welchem Betrag diese geändert werden sollen.

Hier ist durchaus auch Sensibilität gefragt, gerade auch, wenn es um die Kommunikation der Preissteigerungen gegenüber den Kunden geht.

Die Preissteigerungen können häufig nur bedingt verhindert werden. Produzierende Unternehmen sind beispielsweise davon abhängig, ausreichend Materialien zur Verfügung zu haben, denn sonst steht die Produktion still. Doch damit die Selbstkosten nicht durch die Decke gehen, sollte das Liquiditätsmanagement mögliche Maßnahmen prüfen, beispielsweise:

  1. Können die Fixkosten gesenkt werden?
  2. Kann der Lieferant Preisnachlässe gewähren, beispielsweise bei der Abnahme größerer Mengen?
  3. Gibt es günstigere Lieferanten?
  4. Können die Fertigungsprozesse optimiert und Kosten gesenkt werden?

Das Liquiditätsmanagement sollte regelmäßig die Selbstkosten kontrollieren und frühzeitig bei der Planung berücksichtigen. Moderne Technologien können hier eine Planung in Echtzeit gewährleisten. Verschiedene Tools bieten die Möglichkeit, die Selbstkosten automatisch zu ermitteln.

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