Was ist zu tun bei einem negativen Deckungsbeitrag?

In der Kostenrechnung findet man immer wieder den Begriff Deckungsbeitrag. Der Deckungsbeitrag ist eine zentrale Berechnungsgröße in der Deckungsbeitragsrechnung. Doch was heißt es überhaupt, wenn ein positiver oder negativer Deckungsbeitrag vorliegt? Welche Folgen hat das für ein Geschäftsmodell? Hier ein kleiner Überblick:
Was ist der Deckungsbeitrag?
Mit dem sog. Deckungsbeitrag wird die Differenz zwischen den variablen Kosten und den Erlösen berechnet.

Beispiel: Produkt A erzielt 10.000 Euro Umsatzerlöse. Die variablen Kosten liegen bei 4.500 Euro. Der Deckungsbeitrag beträgt hier also 5.500 Euro.
Mit dem Deckungsbeitrag wird ermittelt, wie viel das Produkt A zur Fixkostendeckung beitragen kann. In diesem Fall können also 5.500 Euro dazu verwendet werden, Fixkosten zu begleichen.
Das Unternehmen kann auch die sog. Deckungsbeitragsquote berechnen. In diesem Fall wird der Deckungsbeitrag ins Verhältnis mit den Erlösen gesetzt. Das Ergebnis gibt an, wie viel Prozent der Erlöse zur Verfügung stehen, um Fixkosten zu decken:
Deckungsbeitrag / Erlöse = Deckungsbeitragsquote in Prozent
In diesem Beispielsfall beträgt diese: 5.500 Euro / 10.000 Euro = 55 %
Mit dem Deckungsbeitrag erhalten Unternehmen also eine wichtige Berechnungsgröße in der Kostenrechnung.
Wichtig: Deckungsbeitrag, Gewinn, Verlust: Begrifflichkeiten müssen genau unterschieden werden, damit keine Missverständnisse entstehen. Hier wird nicht der Gewinn eines Produktes ermittelt. Der Deckungsbeitrag kann zwar zu einem verbesserten Betriebsergebnis beitragen. Es handelt sich aber um eine Berechnungsgröße, die insbesondere auch (zumindest zum Teil) genutzt werden soll, um die Fixkosten eines Unternehmens zu decken.

Deckungsbeitrag und Kostendruck
Vor allem in Zeiten steigender Kosten sind Deckungsbeitragsrechnungen für Unternehmen von großer Bedeutung. Es muss immer kritischer geprüft werden, ob die Herstellung bestimmter Waren kostendeckend überhaupt noch möglich ist. Die hohen Energiepreise verschärfen die bereits bestehenden Herausforderungen durch Lieferkettenprobleme noch einmal erheblich. Umso wichtiger wird es, insbesondere für das produzierende Gewerbe, die Kosten genau zu prüfen und strategische Entscheidungen zu treffen.
Kurze Einordnung: Variable Kosten und Fixkosten
Um den Deckungsbeitrag berechnen zu können, müssen die variablen Kosten herangezogen werden. Variable Kosten eines Unternehmens verändern sich, beispielsweise je nach Produktionsauslastung. So wird zum Beispiel bei steigender Produktion auch mehr Material verwendet. Wenn die Maschinen länger und auf höchster Leistungsstufe laufen, dann entstehen auch höhere Energiekosten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von leistungsabhängigen Kosten.
Die Fixkosten sind dagegen nicht leistungsabhängig. Sie bleiben konstant. So muss ein Unternehmen für eine gemietete Fabrikhalle beispielsweise im Monat den gleichen Betrag zur Miete bezahlen, unabhängig davon, wie viel produziert wird. Wichtig: Die Aufteilung der Kosten in variable und fixe Kosten ist nicht immer einfach. Dies sollte bei der Deckungsbeitragsrechnung mitbedacht werden.
Was ist ein negativer Deckungsbeitrag?
Bei der Deckungsbeitragsrechnung gibt es unterschiedliche Methoden. So gibt es beispielsweise die einstufige Deckungsbeitragsrechnung. Hier werden die variablen Kosten von den Erlösen subtrahiert. Von dem verbleibenden Ergebnis werden dann sämtliche Fixkosten abgezogen. Der Deckungsbeitrag wird also wie folgt berechnet:
Erlöse – variable Kosten = Deckungsbeitrag
Dabei kann der Deckungsbeitrag pro Stück oder auch der Deckungsbeitrag aller verkauften Produkteinheiten berechnet werden. Wenn die Erlöse geringer ausfallen als die variablen Kosten, ergibt sich ein negativer Deckungsbeitrag. Eine andere Variante stellt die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung dar. Hier werden die Fixkosten des Unternehmens weiter unterteilt und entsprechend zugeordnet.
Für den sog. Deckungsbeitrag 1 wird die Differenz zwischen Erlösen und variablen Kosten ermittelt. Der Deckungsbeitrag 2 subtrahiert dann vom Deckungsbeitrag 1 die direkt zuordenbaren Produktfixkosten. Durch verschiedene Stufen der Deckungsbeitragsrechnung erhalten Unternehmen also einen genaueren Einblick.
Einen Überblick zu den verschiedenen Berechnungen und Formeln finden Sie hier: Was der Deckungsbeitrag über die Wirtschaftlichkeit eines Produkts aussagt
Bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung kann es vorkommen, dass zwar beispielsweise der Deckungsbeitrag 1 noch positiv ist, der Deckungsbeitrag 2 jedoch negativ. Dies legt dann offen, dass die Erlöse nicht ausreichen, um alle Produktfixkosten auszugleichen. Entsprechendes gilt für die weiteren Stufen der Deckungsbeitragsrechnung.
Ursachen für einen negativen Deckungsbeitrag
Woran kann es überhaupt liegen, dass ein negativer Deckungsbeitrag entsteht? Zunächst einmal muss bedacht werden, dass die Produktion eines bestimmten Artikels grundsätzlich darauf ausgelegt ist, positiv zum Betriebsergebnis des Unternehmens beizutragen. Vereinfacht gesagt: Ein Produkt sollte so produziert werden, dass sämtliche entstehenden Kosten gedeckt sind und im Ergebnis noch etwas "übrig" bleibt. Das Unternehmen will schließlich auf Dauer Gewinn erzielen.
Doch im Unternehmensalltag kann es vorkommen, dass der Deckungsbeitrag negativ wird.
Gründe können beispielsweise steigende Materialkosten sein. Lieferkettenprobleme können ein Unternehmen dazu zwingen, auf andere Angebote auszuweichen und zum Beispiel wichtige Bauteile bei einem anderen Lieferanten zu teuren Preisen zu erwerben. Und auch die steigenden Energiekosten können bei der Produktion zu einer erheblichen Belastung ausfallen. Wenn also die Umsatzerlöse plötzlich geringer ausfallen als die variablen Kosten, stellt sich schnell die Frage: Sollte an dem Produkt überhaupt noch festgehalten werden?
Folgen eines negativen Deckungsbeitrags
Ein negativer Deckungsbeitrag zieht meist die Konsequenz nach sich, dass an einer bestimmten Ware nicht mehr festgehalten wird. Das entsprechende Produkt wird aus dem Sortiment gestrichen.
Das muss jedoch nicht die zwingende Folge sein. Ein kurzfristiger Deckungsbeitrag ist häufig kein Grund, eine Produktion einzustellen. Zunächst einmal ist ein negativer Deckungsbeitrag ein Hinweis für das Unternehmen, genauer hinzuschauen und ggf. Maßnahmen zu ergreifen.
Negativer Deckungsbeitrag: Vorteile der Produktion abwägen
Grundsätzlich kann ein Unternehmen nur dann Gewinn machen, wenn der Deckungsbeitrag über den Fixkosten liegt. Wenn jedoch bereits der Deckungsbeitrag negativ ist, stehen die Entscheider vor der Frage: Lohnt sich diese Produktion überhaupt noch? Oder muss man das Produkt vom Markt nehmen und das Geschäftsmodell durch neue Maßnahmen optimieren?
Bevor ein Produkt aus dem Portfolio gestrichen wird, müssen verschiedene Aspekte abgewogen werden. Es kann durchaus Gründe geben, warum an der Produktion festgehalten wird, auch wenn der Deckungsbeitrag negativ ist. Können Maßnahmen ergriffen werden und so ein positiver Deckungsbeitrag erzielt werden? Beispielsweise:
- Ist der negative Deckungsbeitrag auf Rabattaktionen zurückzuführen, um Neukunden zu gewinnen?
- Können die Verkaufserlöse erhöht werden?
- Gibt es Möglichkeiten, Kosten zu reduzieren? Können beispielsweise die Materialien günstiger bei einem anderen Lieferanten erworben werden?
Bleibt der Deckungsbeitrag weiterhin negativ, können strategische Gründe vorliegen, dennoch an dem Produkt festzuhalten.
Negativer Deckungsbeitrag: Warum trotzdem produzieren?
Auch, wenn ein bestimmtes Produkt nicht kostendeckend produziert werden kann, kann es wichtig sein, dieses im Portfolio zu behalten. Es kann sich beispielsweise in manchen Fällen aus Kundenbindungsgründen anbieten, ein Produkt mit negativem Deckungsbeitrag weiterhin zu produzieren. In diesem Fall müssen jedoch andere Produkte durch einen positiven Deckungsbeitrag die Verluste kompensieren können.
Nimmt man beispielsweise ein Smartphone: Der Kauf des Mobiltelefons führt häufig dazu, dass zudem in Zubehör, wie eine Hülle, ein Schutzglas, Ladegeräte, Speicherkarten, Lautsprecher, Headsets, u.v.m. investiert wird. Für ein Unternehmen kann es sich deshalb lohnen, dem Kunden ein entsprechend umfassendes Sortiment anbieten zu können. Selbst, wenn ein einzelnes Produkt einen negativen Deckungsbeitrag erzielt, kann es hier das Geschäftsmodell insgesamt trotzdem wertvoll unterstützen.
Fazit: Ein negativer Deckungsbeitrag führt nicht zwingend zum Produktionsstopp
Der Deckungsbeitrag ist ein wichtiger Anhaltspunkt für Unternehmen. Die Produktion einer bestimmten Einheit ist zumindest als kritisch anzusehen, wenn der Deckungsbeitrag langfristig negativ ist. Für Unternehmen, die ihr Produktportfolio aussortieren wollen, sind Deckungsbeitragsrechnungen ein wichtiges Instrument, um entscheidungsrelevante Informationen zu sammeln.
Doch generell gilt: Auch wenn ein negativer Deckungsbeitrag vorliegt, sollten keine voreiligen Schlüsse daraus gezogen werden. Die Unternehmung im Ganzen muss betrachtet werden. Deshalb reicht es nicht aus, eine Berechnung vorzunehmen. Unternehmen müssen analysieren, warum das Ergebnis negativ ist und welche Maßnahmen sich hieraus ergeben könnten. Der Deckungsbeitrag kann ein wichtiger Anhaltspunkt zur Preisfindung sein. Damit ist er nicht nur für Produktionsfirmen, sondern auch Händler wichtig.