Was sagt die Liquiditätsbelastung über Ihr Finanzmanagement aus?

Lesezeit: 5 Min
Welche Rolle spielt die Liquiditätsbelastung beim Cashflow Management?

Die Liquiditätsbelastung zeigt an, wie hoch die monatlichen Ausgaben für ein Unternehmen sind. Sie muss im Auge behalten werden, damit das Unternehmen nicht in die Zahlungsunfähigkeit gerät. Bevor ein Kredit aufgenommen wird oder ein Leasingvertrag abgeschlossen wird, muss die Liquiditätsbelastung berechnet werden. Wir zeigen Ihnen hier, wie das geht.

Liquiditätsbelastung: Definition

Unter Liquiditätsbelastung versteht man sämtliche Mittelabflüsse innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Dazu gehören zum Beispiel Ausgaben in Form von Gehaltszahlungen an Angestellte, Bezahlen von Rechnungen und die Tilgung von Krediten.

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Bei einer Liquiditätsbelastung sinkt die gesamte Liquidität ab. Kompensiert wird sie durch Mittelzuflüsse wie Einnahmen aus Verkäufen, die Auszahlung von Krediten, Steuerrückzahlungen oder Renditen.

Unterschied zwischen Liquiditätsbelastung und Aufwand

Ein Aufwand stellt eine Ausgabe dar, die notwendig ist, um das operative Geschäft am Laufen zu halten. Dazu gehören z.B. Gehaltszahlungen und der Einkauf von Materialien zur Produktion.

Ein Aufwand stellt somit einen Mittelabfluss dar und diese belasten grundsätzlich die Liquidität. Ein Aufwand führt demnach immer zur Liquiditätsbelastung.

Liquiditätsbelastung berechnen mit Formel

Je nachdem, welche Art von Mittelabflüssen vorliegen, nutzt man dazu verschiedene Berechnungsmethoden. Grundsätzlich zieht man von den gesamten monatlichen Einnahmen die gesamten monatlichen Ausgaben ab. Diese Ausgaben entsprechen der monatlichen Liquiditätsbelastung.

Gesamte Liquidität im Monat = Gesamte Einnahmen im Monat – gesamte Ausgaben im Monat

Je nachdem, wie hoch die Ausgaben sind, wird die Liquidität unterschiedlich stark belastet. Ist die gesamte Liquidität in einem Monat negativ, liegt ein Defizit vor. Hält dieses länger an, ist ein Unternehmen nicht mehr in der Lage, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

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Beispiel 1: Liquiditätsbelastung für einen Kredit berechnen

Ein Unternehmen möchte eine neue Produktionsmaschine kaufen. Die Kosten dafür betragen 100.000€. Um das Eigenkapital zu schonen, soll die Maschine fremdfinanziert werden. Dazu nimmt das Unternehmen einen Bankkredit in Höhe von 100.000€ auf bei einem jährlichen Zinssatz von 3,0%. Der Tilgungssatz beträgt über den gesamten Tilgungszeitraum hinweg 2,0%.

Zuerst berechnen wir, wie viel im 1.Jahr getilgt werden muss: Tilgung 1. Jahr = 100.000€ / 100% x 2% = 2.000€

Hinzu kommt nun der Zinsanteil: Zinsen 1. Jahr = 100.000€ / 100% x 3% = 3.000€

Das Unternehmen muss im ersten Jahr also 5.000€ an die Bank zurückbezahlen. Das entspricht einer Monatsrate von 416,67€. Für das zweite Jahr bleibt eine Kreditschuld in Höhe von 98.000€ übrig.

Wir berechnen die Tilgung und Zinsen für das 2. Jahr: Zinsen 2. Jahr = 98.000€ / 100% x 3% = 2.940€ Tilgung 2. Jahr = 5.000€ - 2.940€ = 2.060€

Somit entsteht im zweiten Jahr eine Liquiditätsbelastung von ebenfalls 5.000€, da sowohl Tilgungsrate als auch Zinssatz über den kompletten Tilgungszeitraum gleichbleiben.

Das Unternehmen muss also für die nächsten 20 Jahre jeden Monat mit einer zusätzlichen Liquiditätsbelastung von 416,67€ rechnen und dies entsprechend bei seiner Liquiditätsplanung berücksichtigen.

Beispiel 2: Liquiditätsbelastung bei Leasing berechnen

Das Unternehmen überlegt vor der Aufnahme des Bankkredits, ob Leasing nicht die bessere Alternative wäre. Auch hier fallen monatliche Raten an und es muss die Liquiditätsbelastung berechnet werden. Es gibt zwei Anbieter für die Maschine, die unterschiedliche Leasingangebote haben:

Lieferant 1 macht folgendes Angebot: Kaufpreis der Maschine: 100.000€ Vertragslaufzeit: 10 Jahre Anzahlung: 5.000€ Monatliche Leasingrate: 400€

Lieferant 2 macht dieses Angebot: Kaufpreis der Maschine: 100.000€ Vertragslaufzeit: 5 Jahre Anzahlung: 2.000€ Monatliche Leasingrate: 500€

Beim Vergleich von Leasingangeboten berechnet man den Leasingfaktor. Je niedriger dieser ist, desto besser ist das Angebot und desto geringer ist die gesamte Liquiditätsbelastung über den Leasingzeitraum hinweg.

Leasingfaktor = (Monatliche Leasingrate + Anzahlung / Laufzeit) / Kaufpreis x 100

Für Anbieter 1 ergibt sich: Leasingfaktor 1 = (400€ + 5.000€ / 10) / 100.000€ x 100 = 0,9

Für Anbieter 2 ergibt sich: Leasingfaktor 2 = (500€ + 2.000€ / 5) / 100.000€ x 100 = 0,9

Die beiden Angebote sind zunächst einmal identisch, wenn man die Liquiditätsbelastung über den kompletten Zeitraum hinweg betrachtet.

Schauen wir uns nun im Detail die durchschnittlichen Leasingraten an:

Durchschnittliche Leasingrate 1 = 400€ + 5.000€ / 10 / 12 = 441,67€ Durchschnittliche Leasingrate 2 = 500€ + 2.000€ / 10 / 12 = 516,67€

Bei Angebot 2 muss das Unternehmen im Durchschnitt mehr bezahlen als für Angebot 1. Es muss nun folgende Dinge gegeneinander abwägen:

Der Bankkredit hat die günstigsten monatlichen Raten, jedoch über einen Zeitraum von 20 Jahren

  • Leasingangebot 1 ist günstiger als Angebot 2, hat jedoch eine längere Laufzeit
  • Leasingangebot 2 hat die kürzeste Laufzeit

Um die richtige Entscheidung zu treffen, muss das Unternehmen nun prüfen, ob die Maschine langfristig im Unternehmen zum Einsatz kommen soll. Wird mit einer steigenden Kundennachfrage nur für wenige Jahre gerechnet, ist Leasingangebot 2 die bessere Alternative, da danach keine finanziellen Verpflichtungen mehr bestehen.

Soll die Maschine langfristig genutzt werden, kommen Leasingangebot 1 oder der Bankkredit in Frage, da die monatliche Liquiditätsbelastung dort geringer ist. Ob die Maschine als Eigentum erworben werden soll, hängt zudem auch noch davon ab, wie sich Abschreibungen steuerlich auf das Unternehmen auswirken, und mit welchem Restwert die Maschine eventuell schon nach 10 oder 15 Jahren verkauft werden könnte.


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