Gesamtkapitalrentabilität einfach erklärt: Alles zu Definition, Formel und Bedeutung

Lesezeit: 4 min.
Mit der Gesamtkapitalrentabilität wird die Verzinsung des im Unternehmen eingesetzten Kapitals ermittelt.

Die Gesamtkapitalrentabilität ist eine beliebte Kennzahl in der Bilanzanalyse. Sie drückt aus, wie ein Unternehmen mit seinem eingesetzten Kapital gewirtschaftet hat. Gerade bei Investoren ist die Kennzahl beliebt, denn sie gibt einen Einblick zur Effizienz des Unternehmens. Ist der Wert außergewöhnlich niedrig, kann das bereits ein Warnsignal sein.

Gesamtkapitalrentabilität: Definition

Mit der Gesamtkapitalrentabilität wird die Verzinsung des im Unternehmen eingesetzten Kapitals ermittelt. Dabei wird sowohl das Eigen- als auch Fremdkapital berücksichtigt. Die Gesamtkapitalrentabilität wird auch häufig als Gesamtkapitalrendite oder Gesamtkapitalverzinsung bezeichnet.

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Formel zur Berechnung der Gesamtkapitalrentabilität

Mit folgender Formel kann die Gesamtkapitalrentabilität berechnet werden:

Gesamtkapitalrentabilität (in Prozent) = (Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / Gesamtkapital * 100

Als Resultat ergibt sich ein Prozentsatz.

Gesamtkapitalrentabilität Bedeutung

Die Gesamtkapitalrentabilität gehört zu den beliebten Kennzahlen in einer Bilanzanalyse bzw. Unternehmensbewertung. Sie gilt als aussagekräftig – da nicht nur das eingesetzte Eigen- sondern auch das Fremdkapital berücksichtigt wird. Es handelt sich also um eine Betrachtungsweise, die unabhängig vom gewählten Finanzierungsmodell ist.

Mit der Gesamtkapitalrentabilität kann ein Unternehmen ermitteln, wie attraktiv es für mögliche Investoren ist. Vereinfacht gesagt ermittelt die Gesamtkapitalrendite, wie viel Rendite ein Unternehmen erzielt mit seinem eingesetzten Kapital. Die Gesamtkapitalrendite ist also sowohl für das Unternehmen selbst als auch Kreditgeber oder Investoren eine wichtige Informationsquelle für weitere Entscheidungen.

Gesamtkapitalrentabilität: Zielwert

Welcher Zielwert bei der Gesamtkapitalrentabilität soll erzielt werden? Mit dieser Frage sollte sich ein Unternehmen im Rahmen der Unternehmensstrategie auseinandersetzen.

Sehr häufig gilt ein Wert von 10 bis 15 % als üblich. Allerdings müssen hier auch branchenspezifische Entwicklungen berücksichtigt werden. In einigen Branchen ist es durchaus normal, dass der Wert unter 10 % liegt. Deshalb lohnt sich gerade bei dieser Kennzahl ein Vergleich mit anderen Wettbewerbern.

Generell sollte der Wert so hoch wie möglich ausfallen, denn dies ist ein Indiz für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Kurz gesagt: Liegt der Wert unter dem durchschnittlichen Zinssatz für Fremdkapital, dann wäre es für Investoren attraktiver, ihr Geld anderweitig zu investieren.

Ist der Wert sehr niedrig, kann sogar das Risiko bestehen, dass die Liquidität nicht vorhanden ist, zum Beispiel Zinsen und Tilgung für einen Kredit zu begleichen. Im Rahmen einer Kreditverhandlung kann dies also zu schlechteren Konditionen führen.

Und für Eigenkapitalgeber heißt es ebenfalls, dass es rentabler sein könnte, das Geld abzuziehen und in ein anderes Unternehmen zu investieren. Es versteht sich daher von selbst, dass Unternehmen hier ein großes Interesse daran haben sollten, einen möglichst hohen Zielwert zu erreichen. Das Liquiditätsmanagement kann darauf hinwirken, die Gesamtkapitalrentabilität zu erhöhen, beispielsweise durch Maßnahmen zur Steigerung des Gewinns.

Wie Sie die Gesamtkapitalrentabilität berechnen

Wie die Gesamtkapitalrentabilität berechnet wird, zeigt dieses Beispiel:

Investor X interessiert sich für das Unternehmen Y und betrachtet die letzten veröffentlichten Jahresabschlüsse. Der Investor will daher die Gesamtkapitalrentabilität für das Jahr 2019 ermitteln. Aus der Bilanz ergeben sich folgende Daten:

  • Gewinn: 120.000 Euro
  • Fremdkapitalzinsen: 8.000 Euro
  • Eigenkapital: 600.000 Euro
  • Fremdkapital: 150.000 Euro

Die Formel lautet: *(Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / (Eigenkapital + Fremdkapital) 100 = Gesamtkapitalrentabilität in Prozent

Es ergibt sich also: *(120.000 Euro + 8.000 Euro) / (600.000 Euro + 150.000 Euro) * 100 = 17 % *

Mit 17 % konnte das Unternehmen einen Wert erzielen, der höher sein dürfte als der Zins für das Fremdkapital. Gerade bei Investoren oder Finanzierungsgesprächen dürfte diese Kennzahl daher eher positiv wahrgenommen werden.

Abwandlung: Für das Unternehmen Y soll auch die Gesamtkapitalrentabilität für das Jahr 2020 ermittelt werden. Leider wurde das Unternehmen von dem Ausbruch der Corona-Pandemie wirtschaftlich getroffen. Trotz zahlreicher Maßnahmen, die das Management ergriffen hat, gab es 2020 einen deutlichen Gewinneinbruch im Vergleich zu 2019.

Aus der Bilanz ergeben sich folgende Daten:

  • Gewinn: 40.000 Euro
  • Fremdkapitalzinsen: 9.000 Euro
  • Eigenkapital: 600.000 Euro
  • Fremdkapital: 160.000 Euro

Die Formel lautet erneut: *(Gewinn + Fremdkapitalzinsen) / (Eigenkapital + Fremdkapital) 100 = Gesamtkapitalrentabilität in Prozent

Es ergibt sich also: (40.000 Euro + 9.000 Euro) / (600.000 Euro + 160.000 Euro) * 100 = rund 6 %

Der Wert liegt nun unter dem Vorjahreswert. Es zeigt sich, dass das Unternehmen deutlich mehr Schwierigkeiten hatte, in 2020 mit dem Kapital effizient zu wirtschaften. Handelt es sich also nun um einen Wert, der potenzielle Geldgeber abschreckt?

Interessant für mögliche Investoren wäre hier ggf. ein Branchenvergleich: Wie hat sich die Kennzahl bei Wettbewerbern entwickelt? Gerade durch den Ausbruch der Corona-Pandemie und der Finanzkrise 2020 sind teilweise ganze Branchen gestrauchelt. Verluste oder niedrigere Gewinne waren daher in vielen Branchen unvermeidlich.

Deshalb sollte hier nicht voreilig geschlussfolgert werden: Wenn beispielsweise Mitbewerber tendenziell eher Verluste erzielt haben, kann mit dem oben ermittelten Wert vielleicht sogar gepunktet werden. Denn in diesem Fall wäre es dem Unternehmen – trotz einer schwierigen Situation – gelungen, noch einen Gewinn zu erzielen. Das ist dann ein Zeichen dafür, dass auch in Krisenzeiten effizient mit den eingesetzten Mitteln umgegangen wird.

Fazit: Die Gesamtkapitalrentabilität ist nur eine von vielen Kennzahlen

Ein niedriger Wert kann auch auf hohe Investitionen zurückzuführen sein: Wenn ein Unternehmen beispielsweise in moderne Technologien investiert hat, kann sich dies zunächst negativ auf die Kennzahl auswirken. Doch in den Folgejahren können sich durch die Investitionen Produktivitäts- und Gewinnsteigerungen ergeben. Deshalb gilt hier, wie auch bei anderen Kennzahlen, nicht nur aus der Bilanzanalyse: Eine Kennzahl wie die Gesamtkapitalrentabilität allein gibt noch kein umfassendes Bild.

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