Sekundärkosten: Was gehört dazu?

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Die Sekundärkosten sind eine Kostenkategorie in der innerbetrieblichen Kostenrechnung.

Die Sekundärkosten sind eine Kostenkategorie in der innerbetrieblichen Kostenrechnung. Sie werden benötigt, wenn innerbetriebliche Leistungen von einer Kostenstelle an eine andere erbracht werden, damit die anfallenden Kosten gerecht auf die Kostenstellen umgelegt werden können. Wir zeigen Ihnen hier, was alles zu den Sekundärkosten gehört und welche Verfahren es zur Berechnung gibt.

Sekundärkosten & Primärkosten

Die Sekundärkosten und die Primärkosten sind ein Bestandteil der Kostenstellenrechnung und werden im internen Rechnungswesen verwendet, wenn Kosten umgelegt werden müssen.

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Primärkosten

Primärkosten sind sämtliche Kosten für Güter und Dienstleistungen, die ein Unternehmen von extern bezieht. Die Primärkosten werden der verursachenden Kostenstelle zugeordnet.

Beispiele für Primärkosten

  • Personalkosten
  • Materialkosten
  • Betriebsmittelkosten
  • Dienstleistungskosten

Werden für die Entwicklungsabteilung beispielsweise neue Rechner angeschafft, handelt es sich dabei um Primärkosten. Ebenso zählt die Wartung oder Reparatur der PCs durch einen externen Dienstleister zu den primären Kosten. Diese Kosten werden dann auf die Kostenstelle der Entwicklungsabteilung gerechnet.

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Sekundärkosten

Unter Sekundärkosten fallen alle Kosten, die während des innerbetrieblichen Geschäftsprozesses entstehen. Sie fallen z.B. für selbstproduzierte Güter an oder für Dienstleistungen, die von Mitarbeiter:innen des Unternehmens im Unternehmen selbst erbracht werden. Sie können in der Regel nicht direkt auf ein Produkt umgelegt werden.

Sekundärkosten: Beispiel

Das Gehalt von Führungskräften, die ihre Mitarbeiter:innen managen, zählt zu den Sekundärkosten. Diese Kosten können nicht unmittelbar der Herstellung eines Produkts oder dem Erbringen einer Dienstleistung zugerechnet werden. Deswegen werden sie als Sekundärkosten verrechnet. Diese Verrechnung findet per Betriebsabrechnungsbogen statt.

Sekundärkostenrechnung

Für die Sekundärkostenverrechnung gibt es verschiedene Verfahren. In diesem Abschnitt wollen wir Ihnen zwei davon vorstellen und herausarbeiten, wo die Unterschiede liegen.

Stufenleiterverfahren

Beim Stufenleiterverfahren werden die Gemeinkosten (Primär- und Sekundärkosten) aus den Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen verteilt. Leistungen können dabei zwischen Vorkostenstellen verrechnet werden, jedoch nur von untergeordneten hin zu übergeordneten Kostenstellen, nicht in die andere Richtung. Aus diesem Grund handelt es sich beim Stufenleiterverfahren um eine sogenannte nicht-exakte Methode zur Kostenverrechnung.

Beispiel

Es sollen die Sekundärkosten von 3 Kostenstellen verrechnet werden. Wir gehen davon aus, dass die Primärkosten bereits verrechnet wurden und sich wie folgt zusammensetzen:

  • Kostenstelle 1: 30.000€
  • Kostenstelle 2: 50.000€
  • Kostenstelle 3: 100.000€

Die Leistungserbringung der Kostenstellen sieht so aus:

  • Kostellenstelle 1 liefert Leistungen an Kostenstellen 2 und 3 zu jeweils 30% und 70%
  • Kostenstelle 2 liefert Leistungen an Kostenstelle 3 und den Absatzmarkt zu jeweils 40% und 60%
  • Kostenstelle 3 liefert sämtliche Leistungen (100%) an den Absatzmarkt

Da sowohl Kostenstelle 2 und 3 an den Absatzmarkt liefern, handelt es sich bei diesen um Endkostenstellen.

Zur Sekundärkostenverrechnung nutzen wir nun den Betriebsabrechnungsbogen, um sämtliche Kosten der Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen umzulegen.

  • Von Kostenstelle 1 werden die 30.000€ zu 30% auf Kostenstelle 2 und zu 70% auf Kostenstelle 2 umgelegt. Das heißt 9.000€ erhält Kostenstelle 2 und 21.000€ erhält Kostenstelle 3. Kostenstelle 1 hat nach der Umlegung Endkosten in Höhe von 0€
  • Kostenstelle 2 hat nun Sekundärkosten in Höhe von 59.000€ (50.000€ + 9.000€) und Kostenstelle 3 121.000€ (100.000€ + 21.000€)
  • Von Kostenstelle 2 werden 40% auf Kostenstelle 3 umgelegt (23.600€) und 60% gehen an den Absatzmarkt (35.400€).
  • Die Kostenstelle 3 hat Endkosten in Höhe von 144.600€ (100.000€ + 21.000€ + 23.600€)

Iteratives Verfahren für Sekundärkosten

Das iterative Verfahren ist eine Weiterentwicklung des Stufenleiterverfahrens. Während bei Letzterem nur die Verrechnung von unten nach oben möglich ist, kann beim iterativen Verfahren auch von oben nach unten verrechnet werden. Es können also wechselseitige Leistungserbringungen zwischen einzelnen Kostenstellen miteinander verrechnet werden. Deshalb handelt es sich bei diesem Verfahren um eine exakte Methode.

Beispiel

Wir nehmen wieder unser Beispiel von oben. Die Primärkosten der einzelnen Kostenstellen setzen sich so zusammen:

  • Kostenstelle 1: 30.000€
  • Kostenstelle 2: 50.000€
  • Kostenstelle 3: 100.000€

Für die Leistungserbringung fügen wir eine wechselseitige Beziehung ein:

• Kostellenstelle 1 liefert Leistungen an Kostenstellen 2 und 3 zu jeweils 30% und 70% • Kostenstelle 2 liefert Leistungen an Kostenstelle 1 und 3 sowie an den Absatzmarkt zu jeweils 20%, 20% und 60% • Kostenstelle 3 liefert sämtliche Leistungen (100%) an den Absatzmarkt Die Berechnung erfolgt nun ebenfalls stufenweise:

  • Für die Umlegung von Kostenstelle 1 auf 2 und 3 ändert sich nichts: Kostenstelle 2 erhält 9.000€ und Kostenstelle 3 erhält 21.000€
  • Die Kosten bei Kostenstelle 2 (59.000€) werden so umgelegt: 11.800€ für Kostenstelle 1 und 3 und 35.400€ an den Absatzmarkt
  • Da Kostenstelle 1 11.800€ zurückerhält, müssen diese nun noch einmal auf Kostenstelle 2 und 3 verteilt werden: Kostenstelle 2 erhält 3.540€ und Kostenstelle 3 erhält 8.260€
  • Da nun auch wieder Kostenstelle 2 einen Betrag erhalten hat, müssen diese Kosten ein weiteres Mal verteilt werden

Man sieht, dass man dieses Spiel sehr lange weitertreiben kann. Damit das iterative Verfahren nicht zu aufwändig wird, sollte ein Betrag festgelegt werden, bis zu dem das Verfahren angewendet wird. Der übrige Restbetrag wird dann nicht mehr weiterverteilt und man fährt bei seiner Kalkulation gemäß dem Stufenleiterverfahren fort.

Sekundärkosten im Controlling: Was ist zu beachten?

In den Beispielen im vorherigen Abschnitt haben wir gesehen, dass das Berechnungsverfahren für die Sekundärkosten das Ergebnis der Kostenverteilung sehr stark beeinflussen kann. Welche Methode besser geeignet ist, lässt sich pauschal nicht sagen, denn es kommt immer auf die Verflechtung der einzelnen Kostenstellen im Unternehmen an.

Bestehen viele wechselseitige Abhängigkeiten der einzelnen Kostenstellen untereinander, liefert die aufwändigere, iterative Methode ein genaueres Ergebnis. Findet die Kostenverteilung hauptsächlich nur in eine Richtung statt, ist das Stufenleiterverfahren ausreichend, um für eine gerechte Aufteilung der Sekundärkosten zu sorgen.


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