Woraus bestehen proportionale Kosten und wie nutzt man sie intelligent?

Die proportionalen Kosten sind variable Kosten, die sich linear mit der Produktionsmenge nach oben oder unten entwickeln. Wir zeigen Ihnen im Folgenden, wie man die proportionalen Kosten berechnet und demonstrieren ihren Effekt und ihre Grenzen an einem Beispiel.
Proportionale Kosten: Definition
Proportionale Kosten werden auch als lineare Kosten bezeichnet, da sie einen linearen Kostenverlauf aufweisen. Das heißt, sie steigen oder fallen im selben Verhältnis, in welchem auch die Produktionsmenge steigt oder sinkt.

Wird beispielsweise die produzierte Menge einer Ware um 10% erhöht und die variablen Kosten steigen dabei ebenfalls um 10%, spricht man von proportionalen Kosten. Für die Stückkosten bedeutet das, dass diese im Durchschnitt konstant bleiben.
Proportionale, überproportionale und unterproportionale Kosten
Wie oben bereits erwähnt, spricht man von proportionalen Kosten, wenn die variablen Kosten im selben Verhältnis wie die Produktionsmenge ansteigen oder sinken. Daneben lassen sich auch noch zwei andere Fälle unterscheiden: unter- und überproportionale Kosten.
Wenn die variablen Kosten in einem geringeren Maß wachsen als die Produktionsmenge, wenn diese erhöht wird, spricht man von unterproportionalen oder degressiven Kosten. Steigen die variablen Kosten stärker als die Produktionsmenge, wenn diese erhöht wird, spricht man von progressiven oder von überproportionalen Kosten.

Proportionale Kosten berechnen
Proportionale Kosten werden nicht direkt berechnet. Sie sind ein Effekt, der sich unter bestimmten Bedingungen ergibt, nämlich dann, wenn die variablen Kosten im gleichen Maß wachsen oder sinken wie die Produktionsmenge. Man berechnet deshalb die variablen Kosten und bewertet dann, ob proportionale, unter- oder überproportionale Kosten vorliegen:
Variable Kosten = Gesamtkosten – Fixkosten
Beispiel für proportionale Kosten
Ein Imbissbesitzer verkauft Pommes. Für seinen Kiosk bezahlt er 300€ Miete im Monat und hat allgemeine Betriebskosten von 50€. Pro Monat verkauft er im Schnitt 500 Portionen Pommes. Die Pommes bezieht er von einem Lieferanten zu 5€ pro Packung, das Frittieröl in 5l-Flaschen zu 4€. Mit einer Packung Pommes und 5l Frittierfett kann er 10 Portionen herstellen. Das heißt, er benötigt 50 Packungen Pommes pro Monat und 50 Flaschen Frittieröl.
Wir schlüsseln nun nach Fixkosten und variablen Kosten auf:
- Fixkosten: Miete und Betriebskosten
- Variable Kosten: Pommes und Frittieröl
Die Gesamtkosten betragen:
Gesamtkosten = 300€ + 50€ + 50 x 5€ + 50 x 4€ = 800€
Gehen wir davon aus, dass es in einem Monat besonders gut läuft und er anstatt 500 Portionen 600 Portionen verkauft. Die Gesamtkosten sehen dann so aus:
Gesamtkosten = 300€ + 50€ + 60 x 5€ + 60 x 4€ = 890€
Die Steigerung der Herstellungsmenge entspricht 20%. Schauen wir uns nun den variablen Kostenteil an: Bei einer Produktionsmenge von 500 Portionen pro Monat betragen sie 450€; bei einer Produktionsmenge von 600 Portionen sind es 540€.
Wir berechnen die Kostensteigerung der variablen Kosten:
Kostensteigerung = 100 / 450€ x 540€ = 120%
Die Steigerung der variablen Kosten ist also genau gleich hoch wie die Steigerung der Produktionsmenge. Es liegen proportionale Kosten vor.
Proportionale Kosten in der Praxis
Proportionale Kosten stellen in der Praxis den Normalfall dar. Dies ist einleuchtend, denn variable Kosten hängen immer mit der Produktionsmenge zusammen. Wenn mehr produziert wird, muss mehr Material beschafft werden, wodurch die variablen Kosten steigen. Diese Steigerung verläuft in einem bestimmten Bereich linear, was einem proportionalen Anstieg entspricht.
Wird die Produktionsmenge weiter erhöht und muss sehr viel mehr Material eingekauft werden, kann der Kostenverlauf den linearen Bereich aber auch verlassen und sich unterproportional weiterentwickeln. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Mengenrabatte bei Lieferanten genutzt werden können, wenn sehr große Mengen an Material eingekauft werden. Trotz steigender Produktionsmenge, sinken dann die variablen Kosten und entwickeln sich nicht mehr proportional, sondern unterproportional.
Dieser Fall wird von Unternehmen favorisiert, da sich damit höhere Gewinne erzielen lassen – sofern die Fixkosten bei steigender Produktionsmenge nicht mit ansteigen. Eine unterproportionale Kostenentwicklung kann aus physischen Gründen nicht beliebig weit skaliert werden.
Am Beispiel des Imbissbesitzers setzt die Fritteuse der Produktionsmenge eine Obergrenze. Es kann mit ihr pro Monat nur eine bestimmte Höchstanzahl an Pommesportionen hergestellt werden. Möchte der Imbissbesitzer noch mehr herstellen, muss er eine zweite Fritteuse anschaffen, wodurch sich die Betriebskosten erhöhen und somit die Fixkosten.
Auch wenn dann weiterhin unterproportionale oder proportionale Kosten vorliegen, ist aufgrund von höheren Fixkosten nicht gewährleistet, dass auch ein höherer Gewinn erzielt wird. Ob Produktionskapazitäten erhöht werden sollen, muss deswegen im Vorfeld immer genau geprüft und durchgerechnet werden.