Die variablen Stückkosten berechnet man, wenn man wissen möchte, wie sich die variablen Gesamtkosten bei einer bestimmten Produktionsmenge verhalten. Das ist wichtig, um zu beurteilen, wann die Produktion am effizientesten, d.h. kostengünstigsten arbeitet und optimal ausgelastet ist. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel anhand von Beispielen, wie man die variablen Stückkosten berechnet und was sie mit dem Beschäftigungsgrad zu tun haben.
Variable Stückkosten berechnen mit Formel
Die variablen Stückkosten gehören zu den variablen Kosten im Unternehmen und sind deshalb abhängig von der Produktionsmenge und dem Beschäftigungsgrad. Sie werden direkt auf eine produzierte Einheit oder eine bestimmte Produktionsmenge heruntergerecht. Zu den variablen Kosten zählen vor allem folgende Kostenpunkte:
- Löhne der Angestellten in der Fertigung, auch Akkordlöhne
- Kosten für Material
- Energiekosten für Maschinen und Fahrzeuge
- Fracht- und Transportkosten

Formel zur Berechnung
Die variablen Stückkosten berechnet man, indem man die variablen Gesamtkosten durch die produzierte Stückmenge dividiert. In einer Formel ausgedrückt sieht das so aus:
Variable Stückkosten = variable Gesamtkosten / Anzahl der produzierten Einheiten
Beispiel zur Berechnung der variablen Stückkosten mit Gesamtkosten
Ein Unternehmen stellt Radiergummis her. Dazu benötigt es Kautschuk. Je nachdem, wie viele Radiergummis im Monat hergestellt werden, muss entsprechend mehr oder weniger Kautschuk eingekauft werden.
Das Unternehmen bestellt 20kg Kautschuk, welcher ausreicht, um 1.000 Radiergummis herzustellen. Die Rohstoffkosten, die dem Unternehmen entstehen, betragen dabei insgesamt 100€. Bei Rohstoffkosten handelt es sich um variable Kosten. Die variablen Gesamtkosten entsprechen in diesem Beispiel also den Rohstoffkosten.
Wir berechnen die variablen Stückkosten also wie folgt:
Variable Stückkosten = 100€ / 1.000 = 0,10€
Die variablen Stückkosten zur Herstellung eines Radiergummis betragen demnach 10 Cent.
Erweitern wir das Beispiel: Das Unternehmen erhält ab einer Bestellmenge von 21kg einen Rabatt von 1€ pro Kilogramm. Bis zu einer Bestellmenge von 20kg kostet ein Kilogramm Kautschuk 5€, danach 4€. Das wirkt sich auch auf die variablen Stückkosten aus. Wir gehen davon aus, dass das Unternehmen 30kg Kautschuk bestellt. Die variablen Gesamtkosten sehen dann so aus:
Variable Gesamtkosten = 5€ x 20 + 4€ * 10 = 100€ + 40€ = 140€
Damit kann das Unternehmen 1.500 Radiergummis herstellen. Die variablen Stückkosten betragen dann:
Variable Stückkosten = 140€ / 1500 = 0,093€
Die variablen Stückkosten reduzieren sich damit auf 9,3 Cent pro Radiergummi.
Variable Stückkosten berechnen & Beschäftigungsgrad
Das Unternehmen, das Radiergummis herstellt, hat eine Maschine, die pro Monat 2.000 Radiergummis herstellen kann. Wird diese Kapazität ausgeschöpft, beträgt der Beschäftigungsgrad der Maschine 100%. Ansonsten reduziert er sich. Werden zum Beispiel nur 1.000 Radiergummis pro Monat hergestellt, ergibt sich:
Beschäftigungsgrad = 1.000 / 2.000 x 100% = 50%
Die variablen Stückkosten sind damit abhängig vom Beschäftigungsgrad. Generell lassen sich vier Fälle unterscheiden, wie sich die variablen Kosten (und somit die variablen Stückkosten) entwickeln können:
- proportional: Die variablen Kosten steigen im selben Verhältnis zum Beschäftigungsgrad
- degressiv: Die variablen Kosten steigen in geringerem Maß als der Beschäftigungsgrad
- progressiv: Die variablen Kosten steigen in höherem Maß als der Beschäftigungsgrad
- regressiv: Die variablen Kosten steigen bei sinkendem Beschäftigungsgrad
Wir können uns diese Szenarien anhand von Beispielen verdeutlichen.
- proportional: Das Unternehmen, das Radiergummis herstellt, hat bis zu einer Produktionsmenge von 1.000 Radiergummis proportionale variable Kosten, da die Rohstoffkosten für die Abnahmemenge von bis zu 20kg immer gleich hoch sind. Die variablen Stückkosten wachsen also bis zu einer Herstellungsmenge von 1.000 proportional.
- degressiv: Ab einer Menge von 1.001 Radiergummis sinken die variablen Stückkosten, da das Unternehmen dann eine höhere Abnahmemenge an Kautschuk hat und den Mengenrabatt seines Lieferanten in Anspruch nehmen kann. Die variablen Stückkosten entwickeln sich bei einem höheren Beschäftigungsgrad der Maschine also nach unten (nur noch 9,3 Cent pro Radiergummi).
- progressiv: Ab einer Produktionsmenge von 1.501 Radiergummis wird die Produktionsmaschine sehr stark belastet. Der Verschleiß steigt an. Es entstehen höhere Betriebs- und höhere Wartungskosten. Die variablen Kosten steigen also wieder an.
- regressiv: Für diese Art der Kostenentwicklung ist unser Radiergummi-Beispiel ungeeignet. Die regressive Entwicklung tritt bei produzierenden Betrieben in der Regel nicht auf. Ein Beispiel könnte hier sein, dass bei einer Software-Schulung weniger Heizkosten entstehen, je mehr Personen an der Schulung teilnehmen und der Raum dann entsprechend weniger geheizt werden muss.

Variable Stückkosten berechnen mit Maximalkapazität
Gehen wir nun davon aus, dass die Produktionsmaschine für Radiergummis am Anschlag läuft, also einen Beschäftigungsgrad von 100% hat und somit die Maximalkapazität von 2.000 Radiergummis pro Monat herstellt.
Unsere variablen Kosten für dieses Szenario setzen sich so zusammen:
- Herstellungskosten für die ersten 1.000 Radiergummis: 100€
- Herstellungskosten für Radiergummis zwischen 1.001 und 1.500 Stück: 40€
- Herstellungskosten für Radiergummis zwischen 1.501 und 2.000: 40€ Materialkosten, 30€ für höhere Wartungskosten
Wir berechnen die variablen Stückkosten dann so:
Variable Stückkosten = (100€ + 40€ + 40€ + 30€) / 2.000 = 0,105€
Die variablen Stückkosten für die Produktion von 2.000 Radiergummis beträgt 10,5 Cent pro Stück und liegt damit höher als für die Produktion von bis zu 1.500 Radiergummis. Das Unternehmen muss sich überlegen, wie es in diesem Fall vorgeht. Es hat mehrere Möglichkeiten:
- Preisanpassungen für die Radiergummis durchführen, um die höheren Kosten decken zu können
- Eine weitere Produktionsmaschine anschaffen, damit die bisherige nicht ständig am Anschlag läuft. Eine Investition bedeutet jedoch zunächst höhere Fixkosten.
- Weniger Radiergummis herstellen, damit die Maschine nicht am Anschlag läuft und keine Preisanpassungen vorgenommen werden müssen. Das Unternehmen kommt zu Spitzenzeiten dann jedoch nicht mit der Produktion hinterher.
