Wann kommt das LIFO-Verfahren bei der Lagerbestandsverwaltung zum Einsatz?

Lesezeit: 4 min.
Das LIFO-Verfahren ist ein Bewertungsprinzip für Lagergegenstände.

LIFO ist eines von mehreren Bewertungsverfahren für den Lagerbestand. Es ist zudem das einzige Verfahren, das für sämtliche Branchen aus steuerrechtlicher Sicht zur Bestandsbewertung erlaubt ist. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wie das LIFO-Prinzip funktioniert, wie man den Restbestand damit bewertet und was man bei der Nutzung dieses Verfahrens alles beachten muss.

Das LIFO-Prinzip

Das LIFO-Verfahren ist ein Bewertungsprinzip für Lagergegenstände. Die Abkürzung steht dabei für „Last In First Out“. Man geht dabei also davon aus, dass die Güter, die als letztes ins Lager gekommen sind, wieder als erstes entnommen werden. Güter, die lange Zeit im Lager sind, sind damit die ältesten Güter.

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LIFO & FIFO im Wechsel

Das LIFO-Prinzip kommt in der Realität bei einseitig zu bedienenden Lagern zum Einsatz, weil es zeitsparender ist, die Regale mit den neuesten Gütern ganz vorne aufzufüllen und auch dort wieder zu entnehmen.

In Lagern, wo das LIFO-Prinzip vorherrscht, wird jedoch manchmal auch das FIFO-Prinzip (First In First Out) angewendet. Damit wird dann vermieden, dass alte Güter lange Zeit im Lager liegen. Das LIFO-Prinzip eignet sich nur bei Gütern und Waren, die kein Verfallsdatum haben; ist also für Lebensmittel, Medikamente etc. ungeeignet.

LIFO & Bilanz

LIFO dient zur Bildung von stillen Reserven, wenn die Preise steigen. Die ältesten Güter im Lager wurden zu vergleichsweise niedrigeren Preisen erworben, während die neueren Güter zu höheren Preisen eingekauft werden. Steigt also der Preis, kann man durch das Halten der älteren Güter einen niedrigeren Wert für das Vorratsvermögen in der Bilanz ansetzen, wodurch die Steuerlast sinkt.

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LIFO-Methode im Steuerrecht

Laut Handelsgesetzbuch (HGB) sind Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Vermögensgegenstände zu bewerten und in der Bilanz auszuweisen. Das LIFO-Verfahren ist steuerrechtlich als einziges Bewertungsverfahren für sämtliche Güter erlaubt. Das FIFO-Verfahren ist erlaubt, wenn es sich um Güter handelt, die ein Haltbarkeitsdatum haben.

LIFO berechnen

Beim LIFO-Verfahren unterscheidet man zwischen der periodischen und der permanenten Methode. Bei der periodischen Methode werden die Vorräte am Ende einer Periode bewertet, wobei man entweder von den durchschnittlichen Kosten aller Zugänge ausgeht, oder von den Anschaffungskosten der ersten Lagerzugänge in dieser Periode.

Bei der permanenten Methode werden die Zu- und Abgänge kontinuierlich erfasst. Das ist ein erheblicher Zeitaufwand, weshalb diese Methode in der Praxis kaum zum Einsatz kommt.

LIFO: Beispiel

Schauen wir uns das LIFO-Verfahren an einem Beispiel an: Ein Unternehmen baut Aufziehautos zusammen. Die dafür benötigten Federn kauft es in Packungen zu jeweils 100 Stück ein und hält diese im Lager vor. Bei der Bewertung der Federn soll das LIFO-Prinzip nach der periodischen Methode zum Einsatz kommen.

Während des Jahres erfolgen diese Zu- und Abgänge:

Datum Zu-/Abgänge Anzahl Federpackungen Preis/Federpackung
01.01.2021 Anfangsbestand 5 2€
07.02.2021 Abgang 2
05.03.2021 Zugang 6 1€
06.07.2021 Abgang 5
05.10.2021 Zugang 3 3€
31.12.2021 Endbestand 7

Das LIFO-Prinzip besagt, dass die Waren, die als letztes im Lager eingetroffen sind, als erstes wieder entnommen wurden. Das bedeutet, dass ein Teil des Endbestands aus dem Anfangsbestand stammt.

5 Packungen aus dem Endbestand sind also mit 2€ zu bewerten. Die restlichen 2 Packungen sind mit 1€ aus dem ältesten Zugang zu bewerten. Wir erhalten für den Endbestand also folgenden Wert:

Endbestand = 5 x 2€ + 2 x 1€ = 12€

Der Preis pro Federpackung im Endbestand ergibt sich damit zu:

Endbestand (Packungspreis) = 12€ / 7 = 1,71€

Der Anfangsbestand der nächsten Periode wird dann mit 1,71€ pro Packung aufgelistet, und das Bewertungsprinzip erfolgt am Jahresende nach genau demselben Schema wieder.

LIFO: Vorteile & Nachteile

Vorteile von LIFO

Die LIFO-Methode ist eine einfache Methode zur Bestandsbewertung. Werden Güter aus dem Lager gemäß diesem Prinzip entnommen, lässt sich viel Zeit sparen, weil Güter nicht von vorne nach hinten umgewälzt werden müssen. Das Lagerpersonal hat dadurch weniger Arbeit und die Lagerumschlagshäufigkeit lässt sich damit erhöhen.

Das Prinzip trägt dazu bei, dass Lagerplatz möglichst platzsparend genutzt werden kann, wodurch Kosten eingespart werden können. Zudem hat das LIFO-Prinzip in Zeiten von hoher Inflation Steuervorteile: Man kann die teuren Vorräte, die zuletzt zu höheren Preisen angeschafft wurden, mit dem aktuellen Umsatz verrechnen, was die Steuerschuld mindert.

Nachteile von LIFO

Die LIFO-Methode ist nur zur Bestandsbewertung geeignet bei Gütern, die kein Haltbarkeits- oder Verfallsdatum haben. Für Güter, die zuerst im Lager abgelegt werden, besteht das Risiko, dass diese niemals das Lager wieder verlassen werden, da vorne immer wieder mit neuen Gütern nachgefüllt wird. In der Lebensmittel-, Pharma- oder Chemieindustrie ist das Verfahren deswegen ungeeignet.

Um zu vermeiden, dass Güter im Warenlager „verstauben“, ist es sinnvoll, in regelmäßigen Abständen nach dem FIFO-Prinzip das Lager umzuwälzen, und diejenigen Güter zuerst zu entnehmen, die zuallererst das Lager erreicht haben. Danach kann dann wieder für einen bestimmten Zeitraum das LIFO-Verfahren angewendet werden.


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