FIFO Verfahren - Definition, Arten und Berechnung einfach erklärt

In welcher Reihenfolge verlassen Ihre Waren das Lager? In der Reihenfolge, in der sie gekommen sind oder andersherum? Wenn Sie das wissen, wissen Sie auch, mit welcher Methode Sie Ihre Lagerbestände und Ihren Verbrauch berechnen können: FIFO, LIFO, HIFO oder doch LOFO? Periodisches FIFO Verfahren oder permanentes FIFO Verfahren? Bevor alles noch verwirrender wird, lassen Sie uns Licht ins Dunkel bringen. Finden Sie heraus, wie Sie mit einer einfachen Formel wichtige Werte errechnen können.
Inhalt:
FIFO Verfahren - Definition
Die englische Abkürzung FIFO lautet ausgeschrieben: First In - First Out. Alternativ wird dieses Verfahren auch FIFO Prinzip genannt. Es dient einem Unternehmen zur Bewertung von Vorräten und Lagerbeständen. Grundlage des FIFO Verfahrens ist die Annahme, dass Waren in einer bestimmten Reihenfolge verbraucht werden: Lieferungen, die zuerst im Lager ankommen, gehen auch zuerst wieder raus. Somit handelt es sich um ein Verbrauchsfolgeverfahren. Weil in der Lebensmittelbranche das Mindesthaltbarkeitsdatum beachtet werden muss, ist das FIFO Verfahren hier besonders relevant.
Vorsicht! Das FIFO Verfahren darf nur bei sinkenden Preisen angewendet werden. Andernfalls wird gegen das Niederstwertprinzip verstoßen. Dieses gehört zu den Grundsätzen des ordnungsgemäßen Buchführens und besagt, dass Unternehmen beim Aufstellen einer Bilanz den niedrigsten Wert einsetzen müssen. Das gilt besonders bei Folgebewertungen, wie es häufig bei Anschaffungs- und Herstellungskosten der Fall ist. |
Zwei Arten des FIFO Verfahrens
Um den Warensatz eines Unternehmens zu berechnen, gibt es zwei Methoden. Der Warensatz stellt hierbei die Summe der verkauften Waren während eines gesamten Geschäftsjahres dar.
- Periodisches FIFO Prinzip: Die Bewertung der Waren erfolgt erst am Ende der Periode.
- Permanentes FIFO Prinzip: Bei diesem Verfahren wird die Wertermittlung noch während der Periode vorgenommen, nämlich unmittelbar nach Verbrauch der Güter.
Beispiel: Beide Verfahren werden anhand eines Beispiels genauer beleuchtet. Besuchen wir dafür die Mustermann GmbH. Für die Herstellung von Apfelmus müssen stets ausreichend Äpfel vorhanden sein. Ein Blick ins Lager des Unternehmens verrät uns, dass rund 300 kg Äpfel zur Verfügung stehen. Gehen wir von einem Kilopreis von 1,50 € aus. Es handelt sich also um frische, verderbliche Ware. Daher muss diese Ware, die zuerst im Lager eingetroffen ist, auch zuerst verbraucht werden. Dies bildet die Grundlage des FIFO Verfahrens. Die Tabelle ohne den Gesamtwert wird verwendet, um die periodische Methode zu verwenden. Bei der permanenten Methode finden die Gesamtwerte Beachtung.
In der folgenden Tabelle können Sie sehen, dass es im März (250 kg) und Juli (100kg) Einkäufe mit schwankenden Kilopreisen gegeben hat. Im Mai und September wurden Verkäufe von 200 kg und 150 kg verzeichnet.
Datum | Art | Menge | Kilopreis in Euro | Gesamtwert in Euro |
---|---|---|---|---|
01.01.2021 | Anfangsbestand | 300kg | 1,50 | 450 |
01.03.2021 | Einkauf | 250kg | 1 | 250 |
01.05.2021 | Abgang | 200kg | ||
01.07.2021 | Einkauf | 100kg | 3 | 300 |
01.09.2021 | Abgang | 150kg | ||
31.12.2021 | Endbestand | 300kg | 3 | 900 |

Berechnung mithilfe des periodischen Verfahrens
Auf dieser Grundlage sollen Endbestand und Materialverbrauch bewertet werden. Sie wissen, dass bei dem FIFO Verfahren die zuerst gelieferten Waren zuerst verbraucht werden. Dementsprechend stammt der Endbestand aus der letzten Lieferung. Daraus ergibt sich, dass der Warenwert von 3 Euro pro Kilo zur Berechnung herangezogen wird und wir erhalten somit einen Wert von 900 Euro (300 x 3 = 900). So lässt sich der Endbestand rein logisch ermitteln. Um nun den Materialverbrauch zu errechnen, wird folgende Formel benötigt:
Materialverbrauch = Wert des Anfangsstands + Wert der Zugänge - Wert des Endbestandes
Wenn nun die Mustermann GmbH ihren Materialverbrauch berechnet, setzt sie die Werte aus der Aufstellung ihrer Daten ein:
Materialverbrauch = 300 x 1,50 + 250 x 1 + 100 x 3 - 900 = 100
Berechnung mithilfe des permanenten Verfahrens
Bei dem permanenten Verfahren wird nicht erst die Zeitperiode abgewartet. Die Bewertung erfolgt direkt nach dem Verbrauch der Güter. Die rechte Spalte der Tabelle dient dem fortlaufenden Festhalten der Werte.
Zu guter Letzt müssen diese nur addiert werden. Bei diesen Methoden werden also Rechenschritte entweder am Ende der Periode durchgeführt oder, wie bei der permanenten Methode, regelmäßig während der Periode vorgenommen. Beide Methoden führen zum selben Ergebnis: Die Mustermann GmbH hat einen Endbestand von 300 kg Äpfeln bzw. 900 Euro und einen Materialverbrauch von 100 kg Äpfeln.
Vorteile des FIFO Verfahrens
Was genau haben Sie aber nun vom FIFO Verfahren? Hier sind die unbestreitbaren Vorteile:
- Gleichbleibende Lagerdauer: Da immer zuerst das Lager verlässt, was zuerst dort eingelagert wurde, lässt sich ein regelmäßiger Austausch der Waren gewährleisten. Sind Sie in der Lebensmittelbranche tätig, können Sie somit eine hohe Qualität aufrechterhalten.
- Verschwendung wird vermieden: Besonders, wenn es um Lebensmittel geht, werden Sie mit der FIFO Methode weniger Verlust durch verdorbene Waren erleiden.
- Umschlagshäufigkeit immer im Blick: durch die Gleichmäßigkeit der Abläufe werden Sie Ihre Umschlagshäufigkeit im Lager immer kennen und zuverlässig prognostizieren können..
FIFO, LIFO, LOFO, HIFO
Abgesehen vom FIFO Verfahren gibt es noch drei andere, die Sie kennen sollten: LIFO, LOFO und HIFO.
LIFO (Last In - First Out): Vorräte, die als letztes ins Lager gekommen sind, werden zuerst verbraucht.
LOFO (Lowest In - First Out): Die günstigsten Waren müssen zuerst verbraucht werden.
HIFO (Highest In - First Out): Die Waren, die am teuersten sind, müssen das Lager zuerst verlassen.
Was sagt das Handelsrecht?
Laut Handelsrecht müssen alle Vermögensgegenstände einzeln bewertet werden (§ 252 I Nr. 3 HGB). Es gibt aber Ausnahmen für Fälle, in denen diese Vorgehensweise viel zu aufwendig wäre. An dieser Stelle kann eine Sammelbewertung vorgenommen werden (§ 256 S.1 HGB).
Im Rahmen dieser werden Güter zusammengefasst, die als gleichartig bewertet werden können. Hierbei wird laut Gesetzestext unterstellt, dass die zusammengefassten Vermögensgegenstände in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge oder auch in einer anders gearteten bestimmten Reihenfolge verbraucht werden.
Fazit: Das FIFO-Verfahren und seine Methoden
Das FIFO Verfahren bringt Ihnen einen guten Überblick über den Verbrauch Ihrer Waren. Sie können zwei Methoden zur Berechnung nutzen: die periodische und die permanente Methode. Beide beherrschen Sie nun sicherlich mit Bravour. Auch andere Methoden wie LIFO, LOFO und HIFO sind Ihnen nun ein Begriff. Also in medias res: Wie sieht es in Ihrem Lager aus?
