Chancen-Risiken-Analyse: So funktioniert die SWOT-Analyse

Die Chancen-Risiken-Analyse dient zur Bewertung von äußeren Einflüssen auf ein Unternehmen, einen Unternehmensbereich oder auch nur auf ein Projekt. Verantwortlichen zeigt sie anschaulich auf, wo Chancen und Gefahren zu erwarten sind, und hilft beim Treffen von strategischen Entscheidungen. Wie sie genau funktioniert und wie man sie anwenden kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Chancen-Risiken-Analyse: Teil der SWOT-Analyse
Bevor wir uns der Chancen-Risiken-Analyse widmen, klären wir den Begriff "SWOT-Analyse", da sie ein Teil von dieser ist.

SWOT-Analyse
SWOT steht für Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats, zu Deutsch: Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken. Die SWOT-Analyse ist ein wichtiges Hilfsmittel zur strategischen Planung in einem Unternehmen.
Mit den Stärken und Schwächen sind die internen Faktoren eines Unternehmens gemeint, die Einfluss auf dessen Erfolg und Entwicklung haben. Für diese beiden Komponenten werden eine interne Analyse oder eine Unternehmensanalyse durchgeführt. Die internen Faktoren können durch Maßnahmen des Unternehmens verändert werden, d.h. Stärken werden ausgebaut und Schwächen beseitigt.
Den internen Faktoren stehen die externen Faktoren gegenüber, die sich ebenfalls auf den Erfolg und die Entwicklung des Unternehmens auswirken, jedoch nicht vom Unternehmen selbst beeinflusst werden können. Diese werden in der SWOT-Analyse als Chancen und Risiken bezeichnet. Mit ihnen bewertet ein Unternehmen die Umwelteinflüsse, welche Gefahren und Chancen es für seinen zukünftigen Erfolg sieht.
Chancen-Risiken-Analyse: Definition
Die Chancen-Risiken-Analyse widmet sich der Bewertung von äußeren Faktoren, die Auswirkungen auf die Erfolgsentwicklung eines Unternehmens haben. Diese Faktoren können konjunktureller, politischer, gesellschaftlicher, kultureller, technologischer und gesetzlicher Natur sein.
Ein Unternehmen hat deshalb keinen Einfluss darauf und muss seine Strategien entsprechend anpassen, um Chancen bestmöglich zu nutzen und Risiken gering zu halten.
Beispiel für eine Chancen-Risiken-Analyse
Eine Chancen-Risiken-Analyse kann sehr umfangreich sein, da sehr viele Informationen zusammengetragen werden müssen, um ein möglichst detailliertes Bild über die Chancen und Gefahren für das Unternehmen zu erhalten.
Durch eine Marktanalyse erhält man zum Beispiel eine Aussage darüber, wie ein Unternehmen mit seinen Produkten oder Dienstleistungen gegenüber der Konkurrenz positioniert ist, wie hoch der Absatz ist und welche Trends sich gerade entwickeln.
Aus der Marktanalyse werden dann konkret die Chancen und Risiken für das Unternehmen abgeleitet, zum Beispiel:
Chancen
- Durch kleine Verbesserungen/Erweiterungen am Produkt kann man an einem Trend teilhaben und den Absatz steigern.
- Es liegt noch keine Marktsättigung vor und die Produkte oder Dienstleistungen verkaufen sich hervorragend.
- Die Konkurrenzprodukte verkaufen sich schlechter und hinken den eigenen Produkten hinterher.
Risiken
- Der Markt ist gesättigt und die Produkte oder Dienstleistungen verkaufen sich nur schleppend.
- Die Konkurrenz hat technologisch ausgereiftere Produkte, denen die eigenen hinterherhinken.
- Es lassen sich keine Trends in dem Markt erkennen, an denen man durch Innovation der eigenen Produkte teilhaben könnte.
Solche Betrachtungen lassen sich auch für viele andere Aspekte anstellen, zum Beispiel:
- Welche Auswirkungen haben neue gesetzliche Umweltvorschriften auf die Produktion in einem Unternehmen? Müssen Prozesse umgestellt werden? Dürfen bestimmte Materialien nicht mehr verwendet werden? Welche Mehrkosten entstehen dabei? Sind die Produkte dann überhaupt noch ökonomisch herstellbar?
- Nachhaltigkeit ist ein Trend-Thema, auf das viele Verbraucher:innen Wert legen: Sind die Produkte eines Unternehmens nachhaltig? Wird nachhaltig produziert? Engagiert sich das Unternehmen für Umweltschutz?
Beispiel für eine SWOT-Analyse
Der OT-Teil der SWOT-Analyse – die Chancen und Risiken – wurden im Beispiel oben schon angeführt. Nun schauen wir uns noch an, wie die internen Faktoren (SW) – die Stärken und Schwächen – identifiziert werden können. Dabei richtet man den Blick nach innen in das Unternehmen, schaut sich dort möglichst viele Aspekte an und ordnet sie dann in die Kategorien "Stärken" oder "Schwächen" ein, zum Beispiel:
Stärken
- Das Unternehmen hat innovative Produkte und treibt die Entwicklung stets voran.
- Die Mitarbeiter:innen sind loyal und arbeiten gern im Unternehmen.
- Schlüsselmitarbeiter:innen haben großes Knowhow, von dem der jeweilige Unternehmensbereich massiv profitiert.
Schwächen
- Die Digitalisierung geht im Unternehmen nur schleppend voran.
- Das Unternehmen hat eine hohe Fluktuation bei den Angestellten; Fachkräfte wandern oft nach kurzer Zeit schon wieder ab.
- Interne Kämpfe um Ressourcen zwischen einzelnen Projektverantwortlichen wirken sich negativ auf alle Projekte aus.
Chancen-Risiken-Analyse im Projektmanagement
Bisher ging es um die Chancen-Risiken-Analyse im gesamtunternehmerischen Kontext. Eine solche Analyse lässt sich jedoch auch nur für einzelne Unternehmensbereiche oder sogar lediglich auf Projektebene durchführen. Im Projektmanagement ist vor allem die Risikoanalyse ein wichtiges Hilfsmittel.
Mit ihr beurteilen Projektverantwortliche vor allem, wo die riskanten Punkte innerhalb eines Projekts liegen. Das können Fragestellungen sein wie:
- Was passiert, wenn Schlüsselmitarbeiter:innen oder Mitarbeiter:innen mit Monopolwissen für längere Zeit ausfallen? Gefährdet das den Zeitplan?
- Wie wirkt sich ein Lieferengpass beim Rohstofflieferanten aus? Welche Verzögerungen im Projekt entstehen dabei?
- Wenn man ein halbes Jahr länger als geplant zur Fertigstellung des Projekts braucht, wie wirkt sich das auf die Kosten aus? Ist das Projekt dann überhaupt noch rentabel?
Wurden die Risiken für das Projekt identifiziert, werden sie gemäß der Schwere ihrer Auswirkungen kategorisiert und ermittelt, wie wahrscheinlich es ist, dass dieses Risiko eintritt.
Teil des Projektmanagements ist auch das Risikomanagement. Das heißt, dass die identifizierten und klassifizierten Risiken regelmäßig überprüft werden und ihr Status gegebenenfalls angepasst wird. Im Verlauf des Projekts können auch neue Risiken hinzukommen, weswegen die Risikoanalyse niemals vollständig abgeschlossen ist, sondern regelmäßig durchgeführt wird.

Vor- und Nachteile der Chancen-Risiken-Analyse
Vorteile
Ein Vorteil der Chancen-Risiken-Analyse ist, dass sie einen guten Überblick über sehr viele externe Aspekte bietet, die Auswirkungen auf das Unternehmen haben. Fasst man die Chancen und Risiken stichpunktartig in einer Tabelle zusammen, entsteht ein klares Bild, das von Verantwortlichen leicht verstanden wird.
Durch das Herunterbrechen der Zusammenhänge auf konkrete Punkte werden zudem Missverständnisse vermieden und alle wissen, worum es geht. Das ist wichtig für eine unternehmensübergreifende Planung, an der viele Akteure aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen beteiligt sind.
Nachteile
Eine tiefgehende Chancen-Risiken-Analyse ist sehr zeitaufwändig. Deshalb beschränkt man sich häufig nur auf einige Teilaspekte, die relevant erscheinen. Das kann dazu führen, dass anderen externen Einflüssen überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und sich im Nachhinein herausstellt, dass diese doch große Auswirkungen haben.
Da es außerdem sehr schwierig ist, in manchen Bereichen detaillierte Informationen zu bekommen (z.B. über die Konkurrenz), können Chancen und Risiken nicht immer klar bewertet werden oder man ordnet einen Zusammenhang falsch ein. Das kann im Anschluss zu strategischen Fehlentscheidungen führen. Die Chancen-Risiken-Analyse sollte deswegen niemals als einzige Entscheidungsgrundlage dienen.
