Kennzahlenanalyse: Über Vorteile und Nachteile im Controlling

Unternehmen sind voll von Daten, Zahlen und Statistiken. Sie erzählen viel über die Situation des Unternehmens und haben viele nützliche Eigenschaften. Trotzdem gehören Kennzahlen zu unzähligen Dingen, die nicht unkritisch als “gut” bewertet werden können. Neben vielen nennenswerten Vorteilen sind auch die Nachteile von großer Bedeutung, wenn es um die Kennzahlenanalyse geht.
Inhalt:
Kennzahlenanalyse und Kennzahlen - Definition
Unter dem Begriff Kennzahlen sind sämtliche in Zahlen ausdrückbaren (quantitativen) Informationen enthalten. Im Controlling dienen sie Vergleichen innerhalb eines Unternehmens, aber auch Vergleichen von verschiedenen Unternehmen innerhalb einer Branche. Die Kennzahlenanalyse beschäftigt sich mit der Analyse dieser Leistungsfaktoren.
Unterschiede - Kennzahlen und KPIs
Oft wird der Begriff KPI (Key-Performance-Indicators) in der Annahme verwendet, dass es sich um einen anderen Begriff für Kennzahl handeln würde. Dennoch gibt es Unterschiede.
Kennzahlen: Sie haben eine allgemeine Aussagekraft. Aus diesem Grund erlauben sie dem Controller Vergleiche von Größen und finden auch in der Wissenschaft und im IT-Bereich Anwendung.
KPIs: Ganz streng genommen gehören die KPIs einer bestimmten Kategorie an, den Unternehmenskennzahlen. Diese werden von dem jeweiligen Unternehmen individuell definiert. Jedes Unternehmen wählt also Größen, die besonders ausdrucksstark sind und Veränderungen möglichst zuverlässig messen können.
Warum sind Kennzahlen wichtig?
In einem Unternehmen ist die Nutzung von verschiedenen Kennzahlen von großem Nutzen. Sie können dabei helfen, die wirtschaftliche Situation einzuschätzen und dienen in vielen Fällen als Entscheidungsgrundlage. Aber nicht nur das. In folgenden Fällen erfüllen viele unterschiedliche Kennzahlen eine wichtige Funktion:
- Im Controlling kann mithilfe von Kennzahlen zum Beispiel überprüft werden, ob die Ist-Werte mit den prognostizierten Werten übereinstimmen.
- Bezüglich der Unternehmenssteuerung liefern Kennzahlen eine Grundlage für wichtige Investitionsentscheidungen, aber auch für Zielsetzungen.
- Kennzahlen treffen Aussagen über unternehmerischen Erfolg. Sie können Umsätze festhalten, vergleichen und prognostizieren und geben somit Anhaltspunkte für die Entwicklung einer Firma.
- Bei der Jahresabschlussanalyse sind Kennzahlen essenziell. Ohne sie sind weder eine Interpretation der Unternehmensentwicklung noch Vergleiche innerhalb des Unternehmens oder Vergleiche mit anderen Firmen in derselben Branche möglich.
Gruppierungen von Kennzahlen
Die Vielzahl von Kennzahlen, die heutzutage existiert, macht es notwendig, diese zu gruppieren. Die Gruppen sind so eingeteilt, dass erkennbar ist, welchem Zweck in einem Unternehmen die entsprechenden Kennzahlen zugeordnet sind. Das vereinfacht die Wahl derjenigen Größen, die in Ihrem Unternehmen verwendet werden sollen.
Unternehmenskennzahlen: In dieser Gruppe sind alle Kennzahlen zusammengefasst, die der Beschreibung der wirtschaftlichen Situation einer Firma dienen. Beispiel: Umsatzrentabilität
Bilanzkennzahlen: Diese Kennzahlen können der Bilanzanalyse eines Unternehmens entnommen werden. Beispiel: Anlagenintensität
Liquiditätskennzahlen: Diese Gruppe enthält eine spezielle Form der Bilanzkennzahlen. Sie beschreiben, ob ein Unternehmen dazu fähig ist, kurzfristig die bestehenden Verbindlichkeiten zu bezahlen. Beispiel: Liquidität ersten Grades

Kennzahlensysteme
Neben Kennzahlengruppen gibt es auch Kennzahlensysteme. Sie stellen eine in sich geschlossene Gruppierung von Unternehmenskennzeichen dar. Ihre Aufgabe ist es, das Unternehmen möglichst aussagekräftig mit den verfügbaren Zahlen und Daten darzustellen. Es werden zwei Kennzahlensysteme unterschieden:
Ordnungssysteme: Sie verbinden Kennzahlen auf der Grundlage logischer Annahmen. Kennzahlen werden hier für verschiedene Bereiche des Unternehmens genutzt und erlauben eine detaillierte und differenzierte Betrachtung des Unternehmens. Beispiel: Rentabilitäts - Liquiditätssystem
Rechensysteme: Diese Systeme schaffen einen rein mathematischen Zusammenhang zwischen verschiedenen Größen und Daten. Beispiel: Du - Pont - Schema
Absolute vs. relative Kennzahlen
Neben den Gruppen von Kennzahlen und den Kennzahlensystemen gibt es noch eine weitere Einteilung von Daten: die absoluten und relativen Kennzahlen.
Absolute Kennzahlen: Die Form der Kennzahl wird direkt aus Datenbanken entnommen oder als Summe, bzw. Differenz berechnet.
- Relative Kennzahlen: Diese werden auch Verhältniskennzahlen genannt. Sie müssen zuerst ermittelt werden, indem mindestens zwei (meistens absolute) Kennzahlen in Relation zueinander gesetzt werden. Zu den relativen Kennzahlen gehören unter anderen:
- Beziehungskennzahlen: Werden zwei verschiedene Größen ins Verhältnis gesetzt, ist das Ergebnis eine Beziehungskennzahl.
- Indexkennzahlen: In diesem Fall ist die Zahl Ausdruck zweier gleichartiger Größen. Allerdings werden diese meistens in einem zeitlichen Verhältnis betrachtet.
- Gliederungskennzahlen: Mithilfe dieser Kennzahl kann ein Bezug zwischen Gesamtmengen und Teilmengen hergestellt werden.
Die bekanntesten und wichtigsten Kennzahlen In einem Wust der verschiedensten Kennzahlen ist es oft gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Obwohl jedes Unternehmen individuell entscheiden muss, welche Kennzahlen aussagekräftig und hilfreich sind, gibt es einige Kennzahlen, die in nahezu jedem Unternehmen zur Anwendung kommen. Dazu gehören:
- Eigenkapital- und Fremdkapitalquoten
- Eigenkapitalrentabilität
- Liquidität
- Return on Investment (ROI)
- Verschuldungsgrad
- Umsatzrentabilität
- Cashflow
- Anlagenintensität
- Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT)
Vor- und Nachteile von Kennzahlen in Ihrem Unternehmen
Kennzahlen sind häufig in einem komplexen System vieler verschiedener Daten und Größen enthalten, um dem Unternehmen gewisse Einblicke zu ermöglichen. So dienen sie dem Unternehmen in vielerlei Hinsicht. Aber wo Licht ist, ist bekanntermaßen auch Schatten. Was sind also die Licht- und die Schattenseiten bei der Nutzung von Kennzahlen?
Vorteile:
- Entscheidungsgrundlage etwa für zukünftige Investitionen
- Verknüpfungen von Kennzahlen ermöglicht eine quantitative Größe
- Aufbereitung von Daten kann übersichtlich gestaltet werden → Reduktion der Komplexität und leichtere Interpretation von Daten
- Entscheidungen und Planungen können beschleunigt werden
- verbesserte Entscheidungsqualität und einfachere Durchsetzung einer Entscheidung
Nachteile:
- freie Wählbarkeit der verwendeten Kennzahlen → dadurch verringert sich die Objektivität
- wenn alleinige Basis für Entscheidungen, sind kurzfristige Erfolge möglich, aber langfristiger Erfolg nicht garantiert
- einzelne Kennzahlen nicht sehr aussagekräftig → Informationsverluste möglich
- Kennzahlen in großen Systemen bedeuten auch weniger Einfachheit in der Betrachtung und Bewertung
Fazit: Eine Kennzahlenalayse lohnt sich
Kennzahlen sind wichtig und hilfreich und können Ihrem Unternehmen nützen, wenn sie mit Bedacht verwendet werden. Doch natürlich ist es essenziell, dass auch die Nachteile im Hinterkopf einen Platz haben, damit Sie nicht in die Fallen tappen, die die Welt der Zahlen und Statistiken für jede:n Unternehmer:in bereithält.
